TWW-Anlagen als Hygiene Risiko? Legionellengefahr in der Haustechnik. Gefährlicher Komfort. Sicherheit gesetzliche Pflicht des Betreibers

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Transkript:

TWW-Anlagen als Hygiene Risiko? Legionellengefahr in der Haustechnik Sicherheit gesetzliche Pflicht des Betreibers Gefährlicher Komfort Durch die temporäre Erwärmung gab es kaum eine Bakterienvermehrung die dem Nutzer gefährlich werden konnten durch wachsende Komfortansprüche und der Wunsch nach Energieeinsparung änderte sich die Situation in den 70er- Jahren des vergangenen Jahrhunderts

Warmes Wasser sollte ständig zur Verfügung stehen Bereitschaftsverlust so gering wie möglich Speicher-Wassererwärmer mit Wassertemperaturen von 60 C oder mehr erschien wirtschaftlich als nicht sinnvoll Betriebtemperaturen zwischen 40 45 C Bakterien bekamen Lebensraum 15 - Loch-Brause wurde durch das Spass Bad ersetzt Duschköpfe laufen nicht mehr vom Wasser leer Wasser wird mit Luft verwirbelt Erkrankungen und Todesfälle

Der Anfang - Bakterien in Philadelphia Im Jahre 1976 wurde in einer Klimaanlage eines Hotels Bakterien entdeckt Lungenentzündung ähnliche Erkrankung folgten Zahlreiche Teilnehmer eines Treffens von amerikanischen Veteranen der Fremdenlegion starben Vertreter der neu entdeckten Bakteriengattung wurden in Warmwassersystemen von Gebäuden gefunden Die ersten Opfer waren Legionäre, deshalb der Name Legionelle Stäbchenförmige Bakterien, die Wasser als Lebensraum nutzen Natürlicher Bestandteil des Wassers Besonders gefährlich: Legionella pneumophilla Serogruppe 1

Optimal bis tödlich Optimale Lebensbedingungen für Legionellen: Wassertemperaturen zwischen mehr als 25 C und 45 C Bereiche mit geringer oder keiner Wasserströmung Um ihre Anzahl zu verdoppeln benötigen Sie unter optimalen Bedingungen etwa 3 Stunden Der Grad des Befalls des Wassers wird in Koloniebildenden Einheiten (KBE) angegeben Wasserprobe 1 ml auf einem Nährboden, 36 Stunden in einen Wärmeschrank bei 42 C 10 Kolonien, Wasser mit 10 KBE Legionellen in einem Milimeter (10/1 ml)

Temperatur als Schlüssel Schlechte Überlebenschancen in Wasser über 50 C 70 C töten sie im Normalfall innerhalb von 3 Minuten Sie verstecken sich vor zu großer Hitze im Biofilm Schutz durch Amöben Grundsätzlich ist Wasser über 70 C nicht frei von (lebenden) Legionellen Siedlungsverhalten Leben bevorzugt in Biofilmen

Wie hoch die Anzahl der KBE sein muss um Erkrankungen auszulösen, kann nicht pauschal gesagt werden Persönliche Verfassung des Nutzers Gesunde Menschen sind weniger gefährdet Ein Befund unter 100 KBE ist kein Anlass für Bedenken

Legionellen gelangen mit dem Wasserdampf der beim Duschen entsteht durch das Einatmen in den Körper Aufnahme von Legionellen durch offene Wunden Erkrankung an Pontiac-Fieber (kein tödlicher Verlauf) Erkrankung an Legionellenpneumonie meldepflichtige Erkrankung, unbehandelt tödlicher Verlauf Bei stationärer Behandlung sterben rund 15% - 30% der Erkrankten Hohes Fieber, Muskelschmerzen, Schmerzen im Brustkorb, Reizhusten im Endstadium: Durchfall, Erbrechen, Atemnot und Verwirrtheit

Gesetzgeber greift ein gesetzliche Regelung seit dem 1. November 2011 Gewerblich genutzte Großanlagen der Wassererwärmung, bei denen bei der Wasserentnahme eine Aerosolbildung nicht ausgeschlossen werden kann Installation in einem Mietshaus gilt als gewerblich genutzt, da mit der Vermietung Geld verdient wird Trinkwassererwärmer < 400 Liter bzw. Leitungsinhalt zwischen Speicher und jeder beliebigen Entnahme stelle < 3 Liter

Speichertemperatur 60 C Zirkulationstemperatur > 55 C Trinkwassererwärmer < 400 Liter bzw. Leitungsinhalt zwischen Speicher und jeder beliebigen Entnahmestelle < 3 Liter Technische Großanlage (DVGW W 551) Aerosolbildende Entnahmestellen (Brause) Pflicht zur regelmäßigen Überprüfung

Sofortige Reaktion (Nutzungseinschränkungen, wie z.b. Duschverbot) Von vier Wochen bis drei Jahre Geringe Kontamination ( < 100 KBE/ 100 ml) Keine Maßnahmen nötig Mittlere Kontamination (> 100 KBE/100 ml und < 1000 KBE/100 ml) Sanierung des Systems innerhalb eines Jahres Hohe Kontamination (> 1000 KBE/100 ml und < 10000 KBE/100 ml) Abhilfe innerhalb 3 Monate notwendig Extrem hohe Kontamination (> 10000 KBE/100 ml)

Probe aufs Exempel Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV:2011) ist eine Gesundheitsvorschrift Ziel: Schutz der menschlichen Gesundheit durch die Gewährleistung von Genusstauglichkeit und Reinheit des Trinkwassers Meldepflicht Über 700 Infektionen durch Legionellen pro Jahr in Deutschland Dunkelziffer 30 000 Legionelleninfektionen (wird oft mit Lungenentzündung verwechselt)

Welche Anlagen müssen beprobt werden? Gebäude mit Trinkwasserinstallation, die vermietet oder verpachtet sind Außer Gewerbebetriebe oder Industrieunternehmen, wie Autowerkstätte Die Abgabe von Trinkwasser an Kunden gehört nicht zu den vertraglichen Leistungen des Mechanikers Ein- und Zweifamilienhäuser müssen nicht beprobt werden unabhängig vom Speichervolumen!

Wer ist für die Beprobung verantwortlich? Generell immer der Inhaber oder Betreiber Beauftragung der Beprobung gehört zu den Betreiberpflichten Beprobungspflicht kann auch delegiert werden Es müssen überall geeignete Probeentahmeventile eingebaut sein

Wer kann Proben entnehmen? Probeentnehmer muss akredditiert sein Probeentnehmer muss immer mit einem Labor zusammen geprüft sein Muss regelmäßig Schulungen besuchen

Wo muss beprobt werden? Auswahl nach DVGW W 551 und des Umweltbundesamtes Zuerst Objektbegehung Besonders Augenmerk muss auf Steigleitungen und ggf. Zirkulation gelegt werden Austritt Trinkwasser Speicher Eintritt der Zirkulation in den Speicher Eine Entnahmestelle pro Steigstrang, jeweils so weit wie möglich vom Speicher entfernt

Wie wird beprobt? Es darf keine Verunreinigung von der Außenseite der Armatur oder der Rohrleitung in die Probe gelangt Probeentnahmeventile haben deshalb ein abflammbares Metallrohr Armaturen aus Chrom oder Messing müssen mit oder Hypochlorid-Lösung desinfiziert werden Es wird empfohlen 1 l Wasser vor der Beprobung ablaufen zu lassen

Das Probeentnahmeventil

Fazit Versierte Fachleute haben hier aber die Möglichkeit, über ihre fachliche Aufklärungs- und Beratungspflicht ihre Kunden vor möglichen Nachteilen zu schützen und sich selbst als Fachmann vor Ort etablieren zu können. So kann sich der Installateur durchaus zum Gesundheits- und Hygienetechniker entwickeln. MHK Wärme- und Kältetechnik GmbH ist zertifizierter Probenehmer und akkreditiert mit dem Labor Dr. Eichinger Hydroisotop

Herzlichen Dank Michael Heiler