Brauchen wir mehr Umweltsteuern in einer von Wachstumszwängen befreiten Ökonomie? Prof. Dr. Holger Professor für Nachhaltige Ökonomie und Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit I. Hintergrund II. Aufkommen III. Fazit Impulsreferat auf dem FÖS-Fachgespräch am 31.1. in Berlin Quelle: Eigene Zusammenstellung Brauchen wir mehr Umweltsteuern 1/5
I. Notwendigkeit neuer Rahmenbedingungen Das Konsumentenverhalten wird bestimmt durch: 1. ökonomische Faktoren (Einkommen, Preise) 2. sozial-kulturelle Einflüsse (Schicht, Image) 3. psychologische Faktoren (Erwartungen) 4. Idealistische Ziele è Da falsche Preissignale (z.b. Öl-Solarheizung) è Nachhaltiges Verhalten erfolgt unzureichend. Quelle: Eigene Zusammenstellung Brauchen wir mehr Umweltsteuern 2/5
Umweltbewusstsein - Verhalten " Je umweltbewusster sich jemand fühlt, umso (statistisch) schlechter fällt seine persönliche Umweltbilanz aus. " Hintergrund: Die Umweltbewussten verfügen im Durchschnitt über eine höhere Ausbildung als die weniger Umweltbewussten, è höheres Einkommen è größere Wohnungen und Pkws sowie längere Flugreisen. è umweltfreundliches Bemühen wird kompensiert. " Innerhalb der Gruppe der gehobenen Einkommensbezieher weisen die Umweltbewussten allerdings eine bessere Umweltbilanz auf. " Ohne Leitplanken keine Nachhaltige Entwicklung Quelle: Eigene Zusammenstellung Brauchen wir mehr Umweltsteuern 3/5
II. Umwelt bezogene Steuern Sozialbudget (2011) Umweltsteuern, insgesamt 58 Mrd., davon u.a.: - 40 Mrd. Energiest. (Mineralöl) - 8,4 Mrd. Kfz - 7,3 Mrd. Stromsteuer Sozialleistungen, insgesamt 768 Mrd., davon u.a.: - 304 Mrd. Krankheit, Inv. - 297 Mrd. Alter, Hinterbl. - 81 Mrd. Kinder, Mütter FÖS (Neue ökologisch-soziale Finanzreform) fordert: zusätzliche 17 Mrd. umweltbezogenen Subventionsabbau und Abgabenerhöhungen, die bis 2015 auf 53 Mrd. (zum Schuldenabbau) steigen sollten. è Umweltsteuern können Sozialabgaben nicht ersetzen, aber Ergänzen, wichtiger bleibt ihre Lenkungswirkung. Quelle: Eigene Zusammenstellung aus UGR 2012, BMAS 2012/06 Umweltsteuern 4/5
III. Fazit: Wichtiger ist Lenkungswirkung Nutzung der Finanzreform zur Ersetzung des Wachstumsparadigmas durch Wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der natürlichen Tragfähigkeit è Stetige Senkung des Ressourcenverbrauchs durch Formel des nachhaltigen Wirtschaftens: r Ressourcenproduktivität > r BIP Bei nicht Einhaltung automatisch steigende Ressourcenabgaben bis Kompensation. Quelle: 2009, 2012, Kap. 74 Von der Nachhaltige traditionellen Ökonomie zur Nachhaltigen und Menschenbild Oekonomie 5/36 5/5
Quellen BUND u.a. (2008): Zukunftsfähiges Deutschland, Frankfurt a.m., H. (2003): Akteure der nachhaltigen Entwicklung, München., H. (2011): Grundlagen einer nachhaltigen Wirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre für die Studierenden des 21. Jahrhunderts, Marburg., H. (2012): Nachhaltige Ökonomie, 2. erweiterte Auflage, Marburg., H., u.a. (2012): Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie, Marburg. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (06/2012): Sozial Budget 2011, Bonn Held, D., u.a. (2010): Für eine neue Ökologisch-Soziale Finanzreform, FÖS, Berlin Meyer, B., u.a. (2011): Zuordnung der Steuern und Abgaben auf die Faktoren Arbeit, Kapital, Umwelt, FÖS- Diskussionspapier 2011/01, Berlin Quelle: Eigene Zusammenstellung Nachhaltige Ökonomie und Menschenbild 6
Anhang: Umweltbewusstsein in Deutschland 2008/12 Aussage Z* Bemerkung Für wirksamen Umweltschutz sorgen ist wichtig oder sehr wichtig Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltverhältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen Wenn wir so weiter machen wie bisher, steuern wir auf eine Umweltkatastrophe zu. Wir brauchen einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien Die Politik müsste viel stärkeren Druck auf die Wirtschaft ausüben, um eine klimaverträgliche Produktionsweise zu erreichen, auch wenn dadurch die Wirtschaft 93% 77% 76% 8% sind bereit bis zu 20% mehr zu zahlen 86% Öko-Strombezug = 20% 84% Instrumente sollen für die Wirtschaft gelten Quelle: eigne Zusammenstellung aus BMU: Umweltbewusstsein 2008, 2010, 7
Bewertung Die Mehrheit wünscht sich Instrumente, die für alle Wirtschaftsakteure gelten, weil sie bei individuellen Maßnahmen nicht sicher sein können, dass sich die Mehrheit gleichermaßen umweltfreundlich verhält (Problem des Gefangenendilemmas, Empirische Studien). Eine Strategie, die allein auf das Bewusstsein der Menschen setzt, greift zu kurz Diese Aussage gilt auch für die Unternehmen (sie entwickeln selten Nachhaltige Produkte, Automobilkonzerne werben nicht für ein Mobilitätsumdenken) Ohne Änderung der politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen keine Nachhaltige Entwicklung. Quelle: 2012