Nervengewebe Neuronen & Gliazellen. Pharmakologie des zentralen Nervensystems: Neurodegenerative Erkrankungen

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Transkript:

Pharmakologie des zentralen Nervensystems: Neurodegenerative Erkrankungen Aufgaben des Nervensystems Nervengewebe Neuronen & Gliazellen - Aufnahme von Reizen - Umwandlung in nervöse Erregungen - Weiterleitung und Verarbeitung der Erregungen Dr. Edith Hintermann Pharmazentrum Klinikum der J. W. Goethe Universität Frankfurt / Main Koodination der Körperfunktionen und der psychischen Vorgänge Beeinflussung des menschlichen Bewusstseins und Persönlichkeitsbildung Kommunikation zwischen Neuronen: 1) Entstehung und Fortleitung einer Erregung Kommunikation zwischen Neuronen: 2) Übertragung einer Erregung = Synaptische Transmission Aktionspotential Na + K + Ruhepotential Na + Ion intra (mm) extra (mm) Na + 15 150 K + 150 5 Cl - 9 120 - Entstehung des Nervenimpulses im Bereich des Zellkörpers oder der Dendriten - Fortleitung entlang des Axons in Richtung Nervenendigung = Veränderung der Ionenverteilung - Wieder Herstellen des Ruhepotentials Bereitschaft neuen Impuls weiterzuleiten Präsynaptische Membran Postsynaptische Membran

Synaptische Transmission: 1) Prä-Synaptische Mechanismen 2) Post-Synaptische Mechanismen 3) Prä-Synaptische Mechnismen nach Signalübertragung Transmitter Synthese & Verpackung Aktionspotential öffnet spannungsabhängigen Ca 2+ -Kanal (N-Typ) Ca 2+ Aufnahme Transmitter Bindung & Signalübertragung Termination der Übertragung Transmitter Abbau & Recycling Neurotransmitter Ausschüttung Autorezeptor Aktionspotential Rückaufnahmepumpe Transmitterabbau Freisetzung einer definierten Menge an Neurotransmitter! Inhibition der Transmitterausschüttung durch Autorezeptoren = Negative Rückkopplung Selten: positive Rückkopplung Wirkung auf das nachgeschaltete Neuron Wirkorte von Neuropharmaka am synaptischen Spalt Erregende Synapsen Exzitatorischer Neurotransmitter Depolarisation der Postsynapse Erregendes postsynaptisches Signal z.b. Glutamat Acetylcholin Dopamin (via D 1 /D 5 Rezeptoren) Hemmende Synapsen Inhibitorischer Neurotransmitter Hyperpolarisation der Postsynapse Inhibitorisches postsynaptisches Signal z.b. GABA ( -Aminobuttersäure) Dopamin (via D 2 /D 3 /D 4 Rezeptoren) A) Beeinflussung der prä-synaptischen Erregungsübertragung: 1) Blockade: Neurotransmitter Synthese z.b. Medikament hemmt Dopa-Decarboxylase Dopamin Speicherung z.b. Medikament entleert Speichervesikel für Noradrenalin, Dopamin & Serotonin Ausschüttung z.b. Aktivierung des 5-HT(1A) Autorezeptors blockiert Serotonin Freisetzung 2) Erhöhte Stimulation: Neurotransmitter Synthese z.b. Glutamat-Decarboxylase Gentherapie GABA Ausschüttung z.b. Medikamente stimulieren Freisetzung von Noradrenalin & Dopamin Abbau z.b. Monoaminoxidase Hemmung Dopamin, Serotonin, Noradrenalin Recycling z.b. Hemmung der Rückaufnahmepumpen B) Beeinflussung der post-synaptischen Signaltransduktion: Blockade durch Antagonisten z.b. Stimulation durch Agonisten z.b. Antiepileptika blockieren Glutamatrezeptoren Dopamin-Rezeptor Agonisten bei Morbus Parkinson

Psychotrope Wirkstoffe Neurodegenerative Erkrankungen Zentralnervös dämpfende Wirkstoffe: - Antiepileptika - Sedativa - Anxiolytika/Tranquillantien - Narkotika Zentralnervös stimulierende Wirkstoffe: Andere: - Antidepressiva - Drogen: Kokain, Amphetamine - Genussmittel : Koffein, Nikotin - Neuroleptika - Opioidanalgetika - Parkinson Medikamente - Anti-Dementiva - Langsam fortschreitende Erkrankungen des Nervensystems, welche zum Verlust von Nervenzellen führen - Erblich oder sporadisch auftretend - Neurologische Symtome sind Demenz und Bewegungsstörungen - Beispiele: Morbus Alzheimer (60% aller Demenzerkrankungen) Lewy-Körperchen-Demenz (20% aller Demenzerkrankungen) Morbus Parkinson (2. häufigste neurodegenerative Erkrankung) Chorea Huntigton (Huntingtin Plaques) Creutzfeldt-Jakob Krankheit (Prionen Ablagerungen) Multiple Sklerose (autoimmune Entmarkungserkrankung) - Medikamente können nur Symptome bekämpfen, aber nicht den Zell-Untergang aufhalten Symptome: Parkinson Syndrom / Schüttellähmung - motorische Störungen: Hypokinese = Verlangsamung bis Unbeweglichkeit =Akinese Trippelschritte, Sprachstörungen, Maskengesicht Störungen der Feinmotorik (Schriftbildveränderung) Rigor = Versteifung/Verspannung der Muskulatur Ruhetremor = Muskelzittern im Ruhezustand Postulare Instabilität = Standunsicherheit - sensorische Störungen: Störungen der Hautempfindlichkeit Geschmacks und Geruchsbeeinträchtigungen (Diagnose!) Visuelle Störungen - vegetative Störungen: vermehrter Speichel-/Tränenfluss gestörte Wärme- und Schweiss-Regulation gestörte Darm- und Blasenfunktion Blutdruck-Abfall - psychische Störungen: Depression, verlangsamtes Denken, Demenz Morbus Parkinson entwickelt sich nicht nur im ZNS sondern auch im Peripheren - und im Enterischen Nervensystem Parkinson Syndrom - 1960 Dopaminmangel als biochemischer Defekt erkannt (Hornykiewicz & Ehringer) - Symptome auch durch Medikamente hervorgerufen, welche die Dopamin Konzentration im Gehirn reduzieren z.b. Reserpin (altes Neuroleptikum) oder Dopaminrezeptoren blockieren (klassische Neuroleptika = Antipsychotika z.b. gegen Schizophrenie) - Motorische Störungen deuten auf neuronale Degeneration in Basalganglien = Striatum, Pallidum & Substantia nigra Verminderung der aktivierenden Wirkung der Basalganglien auf Grosshirnrinde - Ursachen: Degeneration dopaminerger Neurone in der Substantia nigra Später Zerstörung dopaminerger Nervenendigungen im Striatum Verminderung dopaminerger = hemmender Neurotransmission Verstärkte Acetylcholin Freisetzung Enthemmung cholinerger = stimulierender Neurone Dominanz der cholinergen Erregung Verstärkte Stimulation durch Glutamat an NMDA-Rezeptoren Normale Steuerung der Motorik durch Basalganglien versagt = Störung des Bewegungsprogramms

Modulation der Motorik durch die Basalganglien Parkinson Medikamente Rückkopplungskreis: Cortex Basalganglion Nucleus Subthalamicus Cortex Nucleus Caudatus Thalamus Pallidum Putamen Angriffspunkt: Dopaminerges System 1) Erhöhen der Dopamin Konzentration: Gabe von Levodopa = L-DOPA (Dopamin-Vorstufe, Blut/Hirnschranke-gängig) 2) Zusätzlich Hemmung des Dopamin Abbaus mit: Monoaminoxidase-B Hemmern Catechol-O-Methyltransferase Hemmern 3) Levodopa kombinieren mit peripheren Decarboxylase-B Hemmern Substantia nigra Funktionsausfall klinisch sichtbar wenn >50% der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra abgestorben sind Umwandlung von L-DOPA zu Dopamin erst im ZNS Effizienz erhöhen Nebenwirkungen reduzieren Kombinationstherapie: L-DOPA + Decarboxylase-Hemmer + (MAO Hemmer oder COMT Hemmer) Böckler F, Pharm. Unserer Zeit, 2006 Parkinson Medikamente Parkinson Medikamente Angriffspunkt: Dopaminerges System Angriffspunkt: Dopaminerges System 4) Stimulation zentraler postsynaptischer Dopamin-Rezeptoren durch dopaminerge Agonisten Nebenwirkungen einer L-DOPA Langzeittherapie: = Therapie für Patienten unter 55 Jahren, um L-DOPA Einsatz hinauszuzögern: - ON/OFF Phänomen (durch veränderte Dopamin-Rezeptorsensibilität und kinetik) - Magen/Darmprobleme Als Tablette oder auch als Pflaster wirkt 24 Stunden gleichmässige Abgabe = weniger on/off - Halluzinationen - Dyskinesien = nicht steuerbare, ruckartige, schmerzhafte Überbewegungen 30 60 Minuten nach Medikamentengabe Wahrscheinlichkeit Dyskinesien zu entwickeln: 40% nach 5 Jahren Therapie 90% nach 10 Jahren Therapie Im Vergleich zu L-DOPA Reduktion der Spätkomplikationen Als Monotherapie im Frühstadium oder bei jungen Patienten Im fortgeschrittenen Stadium zusammen mit L-DOPA Nebenwirkungen: Magen-Darmbeschwerden, Herz-Kreislaufstörungen, Halluzinationen

Parkinson Medikamente Parkinson Medikamente Angriffspunkt: Cholinerges System Hemmung der verstärkt aktiven muskarinischen Rezeptoren mit zentral wirksamen Antagonisten = Anticholinergika Angriffspunkt: Glutamaterges System Blockade aktiver Neurone im Striatum durch nicht-kompetitive NMDA-Rezeptor Antagonisten. Nebenwirkungen: kognitive Störungen, Verwirrtheit, Halluzinationen gehemmte Magen-Darm-Tätigkeit verminderte L-DOPA Aufnahme bei starkem Ruhetremor angewendet, sonst kaum mehr verordnet Meist zusammen mit L-DOPA eingesetzt Molekulare Mechanismen Zwei Phänomene beeinflussen Krankheitsverlauf Ursachen für den Verlust der Dopamin-produzierenden Nervenzellen: Zell-Tod & Ablagerung von Lewy-Körpern Lewy-Körper Mitochondriale Defekte durch oxidativen Stress Energie-Defizit Tod der Neurone Verminderte Fähigkeit des Proteasoms bestimmte Proteine abzubauen Protein-Aggregate = Lewy-Körper Schädigung der Neurone durch erhöhte Produktion reaktiver Sauerstoffradikale Vorkommen im ZNS, aber auch Gastrointestinaltrakt, Niere, Herz etc. Zell-Tod Beginn der klinischen Symptome Amyloid- -Peptid Plaques!! Hemmung der Mitochondrien und Proteasomen durch synthetische Blocker lösen in Tieren ein Krankheitsbild aus, welches der menschlichen Parkinson Krankheit gleicht!! Obeso et al., Nat. Med. 2010

Phasen der Morbus Parkinson Pathologie nach Braak Genetik des Parkinson Syndroms Medulla oblongata Stammhirn Mittelhirn Substantia nigra Zwischenhirn & Grosshirn Verschiedene Formen - Sporadische Form: 1 2 % der über 65-jährigen Bevölkerung betroffen 75% aller Erkrankungsfälle - Familiäre Formen: Mutationen in mindestens 11 Genen verursachen Krankheit bereits im Alter von 20 40 Jahren 6 Proteine: -Synuklein, Parkin, UCH-L1, DJ-1, PINK1, DARDARIN beeinflussen Mitochondrien, Proteasom oder Vesikeltransport -Synuklein ist Hauptbestandteil der Lewy-Körper pathophysiologische Mechanismen sind gleich wie bei sporadischer Form!! Maus-Modelle zeigen, dass Parkinson-Proteine Nervenzellen und darin enthaltene Mitochondrien gegen oxidativen und proteotoxischen Stress schützen und somit den Zelltod verhindern!! Einteilung anhand der Lewy-Körper Verteilung Goedert et al., Nat. Rev. Neurology 2013 Gentherapie bei Morbus Parkinson Tiefe Hirnstimulation bei Morbus Parkinson Problem: Degeneration dopaminerger Neurone in der Substantia nigra Verminderung dopaminerger = hemmender Neurotransmission Problem: Zu starke Aktivität des glutamatergen Systems Erhöhen der GABA Konzentration im Nucleus subthalamicus (Bewegungsimpuls-hemmende Funktion im Zwischenhirn) verbesserte Bewegungskoordination Hemmung der neuronalen Aktivität in Nucleus supthalamicus, Thalamus und Pallidum Methode: Glutamat-Decarboxylase Glutamat GABA Methode: Hochfrequenzstimulation durch implantierte Elektroden Inhibition der Entladungsfrequenz von Neuronen im Zielgebiet Übertragen des Gens für Glutamat-Decarboxylase durch Adeno-assoziierte Viren Phase I Studie mit 12 Patienten (Lancet 2007) Phase II Studie mit 45 Patienten, 6 Mt. (Lancet Neurology 2011) Phase III Studie geplant Durch Anpassung der Stimulationsstärke ein zufriedenstellendes Gleichgewicht zwischen Symptomkontrolle und Vermeidung von Nebenwirkungen

Alzheimer-Krankheit Symptome der Alzheimer-Krankheit 1906 von Alois Alzheimer als eigenartige Erkrankung der Hirnrinde erstmals beschrieben: Hauptsymptom: Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens Gedächtnisverlust = Persönlichkeitsverlust - Fibrillenbildung innerhalb der Nervenzellen - Ablagerungen eigentümlicher Stoffwechselprodukte in Form von Plaques - Demenz ist nicht Schwachsinn in Folge von unzüchtigem Lebenswandel - Etwa 3% der über 65-jährigen und 25% der über 85-jährigen leiden an Morbus Alzheimer Zusätzliche Symptome: - Depressionen - Stimmungsschwankungen, Unruhe, Angst, Feindseligkeit - Halluzinationen, Verfolgungswahn - Orientierungsschwierigkeiten - Verlust der räumlichen und zeitlichen Vorstellungskraft - Sprachstörungen bis Sprachverlust - Störungen des Bewegungsapparates - veränderter Tag-Nacht-Rhythmus Eckert A., Pharm. Unserer Zeit, 2002 Diagnose Alzheimer-Krankheit Makroskopische Veränderungen - Uhrzeichentest Fähigkeit abstrakt zu denken - DemTect Demenz-Detektion-Test Gebrauch von Wort und Zahl - Mini-Mental Status-Test Gedächtnis und Sprachleistung Orientierungsvermögen Handhabung von Gegenständen - Gehirnstruktur Computer -/ Kernspintomographie Verlust der Nervenzellen Schrumpfung des Gehirns um bis zu 20% Vertiefung der Windungsfurchen Erweiterung der Hirnkammern Wucherung von Stützzellen - Untersuchung der Gehirnflüssigkeit 2.5-fach erhöhte Konzentration von Protein Tau und ~50% erniedrigte Konzentration von Amyloid- Peptid Diagnose bereits bei leichten (Stadium 4) kognitiven Störungen

Alzheimer-Krankheit: Ursachen Anti-Dementiva Hauptsymptom: - Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens Gedächtnisverlust = Persönlichkeitsverlust Ursache: - Acetylcholin im ZNS wichtig für kognitive Prozesse, wie Lernen, Erinnerung, Aufmerksamkeit - Zerstörung cholinerger Neurone die vom basalen Vorderhirn zum Cortex/Hippocampus führen Acetylcholin-Mangel im Cortex - Symptome können auch durch cholinerge Rezeptorblocker z.b. Atropin hervorgerufen werden Angriffspunkt: Cholinerges System kognitive Defizite beseitigen Erhöhen der Acetylcholin Konzentration durch Acetylcholinesterase Hemmer Indirekte Verstärkung der muskarinischen und nikotinischen Rezeptor-Übertragung Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schlaflosigkeit, Schwindel - Neurodegeneration durch: - Gestörte Calcium-Homöostase - Vermehrt gebildete freie Sauerstoffradikale - Mangel an Wachstumsfaktoren - Anhäufung von Amyloid- -Peptiden und Tau-Protein - Entzündliche Prozesse Mittel der ersten Wahl Angewendet bei leichter und mittelschwerer Demenz Leistungsfähigkeit in den ersten Monaten leicht gesteigert, sinkt danach ab zu Ausgangsniveau - Störung der cholinergen, dopaminergen, gabaergen und glutamatergen Übertragung - Neurodegeneration startet 20-30 Jahre bevor klinische Symtome auftreten Anti-Dementiva Alzheimer-Krankheit und genetische Faktoren Angriffspunkt: NMDA-Rezeptor (Ca 2+ System) Überstimulierung von NMDA-Rezeptoren und dadurch bedingte Überladung von Nervenzellen mit Ca 2+ als wichtiger pathogenetischer Faktor - Genetische Faktoren sind verantwortlich für gehäuftes Auftreten von Morbus Alzheimer in Familien: Verwandte 1. Grades 4-fach höheres Risiko Verwandte 2. Grades 2-fach höheres Risiko Hemmung des Ca 2+ Eintritts durch nicht-kompetitiven NMDA-Antagonisten Memantin Beeinflusst Ca 2+ System selektiver als Ca 2+ -Kanal-Hemmer und ist somit besser verträglich Nebenwirkungen: Schwindel, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Verstopfung, Müdigkeit!! Momentan einziges Medikament für mittelschwere und schwere Demenz!! Langsameres Fortschreiten der Symptome, jedoch keine Zustandsverbesserung - Erbliche Formen: 1-5 % aller Fälle werden dominant vererbt Mutierte Gene: Präsenilin-1 ( -Sekretase Komplex) Präsenilin-2 ( -Sekretase Komplex) Amyloid-Vorläufer (precursor) Protein = APP Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr (Präsenilin) oder sogar vor dem 40. Lebensjahr (APP) Verlauf schneller als bei altersbedingter Krankheit

Amyloid- Peptide als zentrales Problem APP - Sekretase löslich sapp- -Sekretase 1. -Sekretase A 2. Plaques Nemec & Schubert-Zsilavecz, Pharm. Unserer Zeit, 2002 Impfung gegen Amyloid- -Peptide als Schutz vor AD? Alzheimer-Krankheit geprägt durch 2 pathologische Veränderungen im Gehirn: 1) Extrazelluläre neuritische Plaques aus Amyloid- -Peptiden, welche umgeben sind von toten und stark geschädigten Neuronen Problem: Induktion einer chronischen Entzündung durch stetige Aktivierung der Mikroglia Zündorf & Dingermann, Pharm. Unserer Zeit, 2008 Induktion einer spezifischen Immunantwort gegen Amyloid- -Peptide APP = Amyloid-Precursor-Protein sapp- = lösliches APP Fragment Wachstumsfaktor, neuroprotektiv, Synaptogenese A = Amyloid- Peptide - Peptide bestehen aus 43 34 Aminosäuren - in niedrigen Konzentrationen neuroprotektiv, neuronale Plastizität, anti-mikrobielle Wirkung -A werden normalerweise nicht abgelagert, sondern abgebaut -A 43 /A 42 in hohen Konzentrationen wirken amyloidogen Ablagerungen bei M. Alzheimer und Down Syndrom (Gen für APP auf Chromosom 21) Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau von A ROS = reaktive Sauerstoffspezies Sauerstoffradikale Methode: Impfung mit einem Fusionsprotein bestehend aus einem kurzen Fragment des Amyloid- -Peptides und Tetanustoxoid anti-amyloid- -Peptid Antikörper Abbau des Antigen-Antikörper Komplexes durch Monozyten Klinische Studien verliefen negativ Hirnhautentzündung bei 6% der Patienten Monoklonaler Antikörper gegen Amyloid- -Peptitide? Hemmung der -Sekretase? Bildung eines Amyloid- -Peptid Antikörper Komplexes Abbau des Antigen-Antikörper Komplexes durch Monozyten Direkte Blockade der Protease Aktivität Reduktion der Amyloid- - Peptid Produktion Phase III Studie wurde 2010 wegen starken Nebenwirkungen abgebrochen Behandlung: Infusion des monoklonalen Antikörpers Bapineuzumab 6 Infusionen alle 13 Wochen Problem: - Weitere Proteine werden durch die -Sekretase prozessiert z.b. Rezeptor Notch intrazelluläres Fragment wirkt als Transkriptions-Transaktivator während Zellentwicklung/Regeneration Phase II Klinische Studie mit 234 Patienten (mild bis mittelschwer) verlief positiv Phase III Studie wurde 2012 abgebrochen mangels positiver Effekte Weiter Antikörper z.b. Ponezumab werden getestet - Komplette Blockade der -Sekretase führte zu Hautproblemen, gastrointestinalen/neuronalen (kognitiven) Nebenwirkungen - Suche nach Molekülen, welche die Enzymspezifität modulieren keine langen A Peptide Notch wird weiterhin prozessiert

Hemmung der -Sekretase? Hemmung der -Sekretase via GPR3 Blockade? Beobachtung: Orphan GPCR GPR3 reguliert -Sekretase Aktivität via G s ohne Notch Aktivität zu beeinflussen Die GPR3 Expression korreliert mit dem Schweregrad der Demenz AD Mäusen ohne GPR3 Reduktion der Plaque Bildung erhöhte Lernfähigkeit Morrison Wasserlabyrinth Test Huang et al., Science Translational Medicine 2015 Zeit bis Platform erreicht Zurückgelegter Weg Blockade der GPR3 Rezeptor-vermittelten Stimulation der -Sekretase durch inversen Agonisten Reduktion der Amyloid- -Peptid Produktion Huang et al., Science Translational Medicine 2015 Mikrotubuli-Stabilisatoren als zukünftige Medikamente? Websites Alzheimer-Krankheit geprägt durch 3 pathologische Veränderungen im Gehirn: 3) Intrazelluläre neurofibrilläre Verfilzungen (Tangles) in Nervenzellen Fibrillen bestehen aus überphosphoryliertem Protein Tau, welches Aggregate bildet Tau Mikrotubuli Tau Aggregat - Normalerweise assoziiert Tau mit Mikrotubuli-Netzwerk um es zu stabilisieren und Vesikeltransport entlang der Axone zu ermöglichen - Löst sich Tau von Mikrotubuli um Aggregate zu bilden, ist schneller Transport nicht mehr möglich und Nervenzellen degenerieren Deutsche Parkinson Vereinigung: www.parkinson-vereinigung.de Deutsche Alzheimer Gesellschaft: www.deutsche-alzheimer.de Deutsche Seniorenliga: www.dsl-alzheimer.de Verein Morbus Alzheimer Syndrom: www.mas.or.at - Mäuse welche Tau im Gehirn überexprimieren, zeigen gleiches Krankheitsbild wie Patienten - Mikrotubuli-stabilisierendes Medikament reduziert Krankheit in Mäusen Medikament Rember, welches Tau-Fibrillen auflöst, reduziert Krankheit Studie mit 321 Patienten, 75% konnten Zustand über 19 Monate stabil halten oder sogar verbessern Phase III Studie wurde 2012 gestartet, Resultate sollen 2016 veröffentlicht werden