Gewöhnlicher Flachbärlapp (Diphasiastrum complanatum)

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Transkript:

HESSEN-FORST Artensteckbrief Gewöhnlicher Flachbärlapp (Diphasiastrum complanatum) Stand 2009 FENA Servicestelle für Forsteinrichtung und Naturschutz

Artensteckbrief für den Gewöhnlichen Flachbärlapp (Diphasiastrum complanatum (L.) Holub Erstellt von Stefan Huck und Markus Sonnberger (2007), überarbeitete Fassung August 2009 Abbildung 1: Diphasiastrum complanatum im Büdinger Wald. Abbildung 2: Lebensraum von Diphasiastrum complanatum an einer Forstwegböschung im Spessart.

1. Allgemeines Der Gewöhnliche Flachbärlapp ist eine ausdauernde Pflanze mit einem in der Regel flach unterirdisch kriechenden Hauptspross. Die an der Oberfläche erscheinenden Seitensprosse haben sparrig fächerförmig angeordnete Äste mit abspreizenden Endverzweigungen und bilden oft lockere auseinander fallende Trichter. Natürliche Wuchsorte sind lichte Nadelwälder, in den höheren Lagen der Mittelgebirge auch Magerrasen und Heiden. In den Mittelgebirgen befinden sich die meisten Bestände an Sekundärstandorten. Der Gewöhnliche Flachbärlapp ist im Anhang V der FFH-Richtlinie gelistet. Dort werden solche Arten aufgeführt, "deren Entnahme aus der Natur und Nutzung Gegenstand von Verwaltungsmaßnahmen sein könnten". Das hängt damit zusammen, dass Bärlappgewächse aufgrund ihrer Nutzung in der Medizin und im Brauchtum potenziell gefährdet sind. Daher muss gegenüber der Europäischen Kommission regelmäßig über den Erhaltungszustand dieser Arten Bericht erstattet werden. 2. Biologie und Ökologie Wie die meisten Bärlapp-Arten zeigt der Gewöhnliche Flachbärlapp eine ausgeprägte vegetative Vermehrungsfähigkeit und vermag, ausgehend von wenigen etablierten Pflanzen, auf zusagenden Standorten in wenigen Jahren großflächige Bestände auszubilden. Bevorzugte Biotope des Gewöhnlichen Flachbärlapps sind lichte Nadelwälder und naturnahe nadelholz-dominierte Forste, in den höheren Lagen der Mittelgebirgen auch lückige, bodensaure Magerrasen und Zwergstrauch-Bestände, wobei in den Mittelgebirgen die Vorkommen hauptsächlich an Sekundärstandorten wie beispielsweise Straßen- und Forstwegböschungen liegen. Insgesamt sind die Standorte des Gewöhnlichen Flachbärlapps durch karbonatarme, stark saure bis saure, nährstoff- und stickstoffarme, teilweise aber humusreichere Böden mit sandig-lehmigen oder sandig-tonigen Substraten geprägt. Pflanzensoziologisch hat Diphasiastrum complanatum seinen Schwerpunkt in montanen bis subalpinen Fichtenwäldern als auch planaren und collinen Sandkiefernwälder der Klasse Vaccinio-Piceetea. Gelegentlich wächst der Gewöhnliche Flachbärlapp aber auch in lückigen Magerrasen. In Deutschland ist der Gewöhnliche Flachbärlapp ist in fast allen Großlandschaften zu finden. Aktuelle Verbreitungsschwerpunkte sind die mittleren bis höheren Lagen von Harz, Thüringer Wald, Frankenwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Oberpfälzer Wald und Bayerischer Wald. Gehäuft tritt die Art auch in einigen Gebieten des ostdeutschen Tieflandes auf. In Deutschland existieren derzeit etwa 280 aktuelle Vorkommen. 3. Erfassungsverfahren Für die Erfassung und Bewertung des Gewöhnlichen Flachbärlapps im Rahmen und für Zwecke der FFH-Richtlinie wurden für das Bundesamt für Naturschutz entsprechende Verfahren entwickelt. Da der Gewöhnliche Flachbärlapp wie einige andere Bärlapp-Arten (Gattung Lycopodium, Lycopodiella inundata) einen kriechenden Hauptspross besitzt und Kolonien bildet, bei denen einzelne Individuen nicht voneinander zu trennen sind, wird als Wert für die Populationsgröße die besiedelte Fläche bestimmt. Für kleine Bestände unter 5 m² Flächenausdehnung wird dafür die Rastermethode angewandt. Hierbei wird ein Raster von 20 cm Kantenlänge über den Bestand gelegt und die Flächengröße der belegten Rasterfelder aufsummiert. In größeren Beständen wird die Kompassmethode angewandt. Dabei werden von einem Punkt im zentralen Bereich des Bestandes entlang von acht Himmelsrichtungen (Abweichung jeweils 45 ) die Distanzen zum äußersten Vorkommen von Sprossen gemessen. Die Schnittpunkte 2

dieser Achsen mit der Außenkante werden auf direktem Wege verbunden und die Fläche des Polygons berechnet. Die Vitalität wird über die Anzahl der Sprosse mit Sporophyllen beurteilt. Im Bestand, je nach Größe in einer repräsentativen Teilfläche, werden weitere Standortparameter erhoben und auch eine pflanzensoziologische Aufnahme angefertigt, um die Habitatqualität und mögliche Beeinträchtigungen beurteilen zu können. So wird die Bodenfeuchte anhand der Zeigerwerte ermittelt und die Bodenart über eine Fingerprobe angesprochen. Weiterhin wird der ph-wert bestimmt und der Anteil an Offenboden und der Beschattungsgrad für jede besiedelte Fläche geschätzt. Bei der Beurteilung von Beeinträchtigungen wird prinzipiell zwischen Nutzungen und Sukzession/Eutrophierung unterschieden. Beide Parameter werden anhand des Flächenanteils bewertet (Schätzung in 10%-Schritten), in dem Schädigungen an den Pflanzen erkennbar sind oder der von Brache-, Eutrophierungszeigern besiedelt wird. 4. Allgemeine Verbreitung Der Gewöhnliche Flachbärlapp ist eine zirkumpolar verbreitete Art der gemäßigten bis kühlen Breiten. In Nordamerika besitzt sie ein ausgedehntes von der Ost- bis zur Westküste reichendes Areal. In Europa verläuft die nördliche Verbreitungsgrenze im nördlichen Skandinavien. Die südlichsten Fundpunkte liegen in den Pyrenäen, in Mittelitalien und auf der Balkanhalbinsel. Insgesamt zeigt die Art in Europa eine mehr nördliche und östliche Verbreitung. Isolierte Vorkommen werden aus Japan, Korea und Sibirien sowie aus Indien angegeben. 5. Bestandssituation in Hessen Die Art ist wie die übrigen in Hessen vorkommenden Flachbärlapp-Arten nur punktuell verbreitet. Aktuell sind in Hessen lediglich vier Bestände bekannt. Ein gewisser Schwerpunkt liegt dabei in Südost-Hessen mit insgesamt drei Vorkommen in Odenwald, Büdinger Wald und Spessart. Die aktuellen Nachweise befinden sich in Höhenlagen zwischen 196 und 502 m ü. NN. Tabelle 1: Anzahl aktueller Vorkommen von Diphasiastrum complanatum in den naturräumlichen Haupteinheiten Hessens. Naturräumliche Haupteinheit D18 Thüringer Becken und Randplatten - D36 Weser- u. Weser-Leine-Bergland (Niedersächsisches Bergland) - D38 Bergisches Land, Sauerland - D39 Westerwald - D40 Lahntal und Limburger Becken - D41 Taunus - D44 Mittelrheingebiet (mit Siebengebirge) - D46 Westhessisches Bergland 1 D47 Osthessisches Bergland, Vogelsberg u. Rhön - D53 Oberrheinisches Tiefland - D55 Odenwald, Spessart u. Südrhön 3 Anzahl bekannter Vorkommen Die frühere Verbreitung von in Hessen ist trotz der schwierigen Bestimmung der Art insgesamt gut dokumentiert. Mehrere Fundpunkte hatte sie im Spessart, dem Burgwald/Eder-Bergland, den Lahnbergen, dem Fulda-Werra-Bergland und im Odenwald. Einzelne Fundpunkte gab es unter anderen im Knüll, im Taunus, bei Darmstadt und am Meißner. 3

In Hessen als auch im gesamten Bundesgebiet ist der Gewöhnliche Flachbärlapp vermutlich wegen seiner hohen Schattentoleranz die am weitesten verbreitete Flachbärlapp-Art gewesen. Insgesamt dürfte sich die Zahl der Fundorte bei einer systematischen und gezielten Kartierung potenzieller Flächen und Gebiete deutlich erhöhen. 4

Karte 1: Übersichtskarte zur Verbreitung von Diphasiastrum complanatum in Hessen. Datengrundlagen: Geländeerfassung 2007, Literaturrecherche (Schwerpunkt ab 1980), Fachkollegenbefragung und Datenbankauszüge. 5

6. Gefährdungsfaktoren und -ursachen Die Hauptursache für den starken Rückgang der standörtlich spezialisierten Gruppe der Flachbärlappe liegt in der Aufgabe traditioneller Bewirtschaftungsformen von Heiden und Wäldern. Die Vorkommen in Heiden und Borstgras-Rasen sind vielerorts durch Aufgabe oder Intensivierung der Nutzung erloschen. In den Kiefernwäldern und -forsten ist die Hauptrückgangsursache die Intensivierung der forstwirtschaftlichen Nutzung, verbunden mit dem Wegfall traditioneller bäuerlicher Nutzungsformen wie der Streu- und Plaggenutzung. In Deutschland gehören die Bärlappe deshalb sämtlich zu den Rote-Liste Arten und sind nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Der Gewöhnliche Flachbärlapp wird in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet (Kategorie 2) aufgeführt. In der Roten Liste Hessens wird die Art aktuell (Stand 2008) als vom Aussterben bedroht (Kategorie 1) eingestuft. In den vier Regionen der Roten Liste Hessens stellt sich die Gefährdung folgendermaßen dar. In den Regionen Nordwest und Südwest gilt die Art als verschollen bzw. ausgestorben (Kategorie 0). In den Regionen Nordost und Südost wird die Art als vom Aussterben bedroht angesehen (Kategorie 1). Besonders die intensive forstliche Nutzung birgt Risiken. So kann das Befahren mit schwerem Forstgerät, die Ablagerung von Stammholz oder Rindenmulch, eine unangepasste Böschungspflege oder auch forstliche Kalkung und Düngung Vorkommen rasch vernichten. Allerdings trägt speziell der forstliche Wegebau aber auch dazu bei, dass ständig neue, potenzielle Standorte für die Flachbärlappe geschaffen werden. Eine schwerwiegende potenzielle Gefährdung geht auch von der geringen Ausdehnung vieler Bestände selbst aus. Schon kleinflächige, aber eben zufällig an ungünstiger Stelle erfolgende Störungen, wie sie etwa durch die Wühltätigkeit von Wildschweinen oder Befahrung entstehen, könnten zur Vernichtung großer Teilbestände oder ganzer Kolonie führen. 7. Grundsätze für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen Da insgesamt nur sehr wenige Flachbärlapp-Kolonien in Hessen verblieben sind, muss vorrangig deren Sicherstellung Grundsatz der Erhaltungsmaßnahmen sein. Dafür müssen die Fundorte den entsprechenden Verantwortlichen der Forst- und Naturschutzverwaltungen vor Ort mitgeteilt und notwendige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Fast ebenso wichtig ist jedoch zum Abfangen stochastischer Gefährdungsmomente die Entwicklung potenzieller Wuchsorte in der nächsten Umgebung. Aufgrund des Pioniercharakters der Flachbärlapp-Arten ist die Unterdrückung von Sukzession und die Kontrolle koexistierender Pflanzenarten von größter Bedeutung. Dies kann zum Beispiel durch regelmäßige Pflegemahd mit Abräumen des Mähgutes, Entfernung dichter Streu- und Moosschichten (Abplaggen) und kleinmaßstäblicher Eingriffe per Hand, wie etwa die selektive Entfernung einzelner und direkt konkurrierender Kleinsträucher oder Grashorste erfolgen. Bei Vorkommen im Wald sollte durch die selektive Entfernung insbesondere von Laubgehölzen und Naturverjüngung auch im Umkreis der Bestände ein günstiges Lichtklima erhalten oder wieder hergestellt werden. Insgesamt sollte die Durchführung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen in Absprache mit Fachleuten erfolgen, um Verluste oder Schädigungen der wenigen Bestände zu vermeiden. 6

8. Literatur Bennert, H.W. (1999): Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands - Biologie, Verbreitung, Schutz. - Bundesamt für Naturschutz. Bonn: 380 S. European Commission (1992): Council Directive 92/43/EEC of 21 May 1992 on the conservation of natural habitats and of wild fauna and flora [FFH-Richtlinie]. - Official Journal of the European Communities, L 206: 7-50. Horn, K., Strobel, C. & H.W. Bennert (2001): Die Bestandssituation gefährdeter Farnpflanzen in Bayern ein erster Bericht über Planung und Durchführung von Schutz- und Pflegemaßnahmen. - Schriftenr. Bayerische Landesanstalt f. Umweltschutz 156: 139-174. Huck, S., Michl, T. & F. Hacker (2005): Kap. 4: Bärlappe (Lycopodiophyta). - In: Doerpinghaus, A., Eichen, C., Gunnemann, H., Leopold, P., Neukirchen, M., Petermann, J. & E. Schröder (Bearbeiter) (2005): Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. - Naturschutz und Biologische Vielfalt 20: 113-123. Huck, S., Michl, T. & F. Hacker (2006): Kap. 6.1: Bärlappe (Lycopodiophyta). - In: Schnitter, P., Eichen, C., Ellwanger, G., Neukirchen, M. & E. Schröder (Bearbeiter) (2006): Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richtlinie in Deutschland. - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2 (2006): 44-61. Ludwig W. (1962): Neues Fundorts-Verzeichnis zur Flora von Hessen (= Supplement zu H. Klein +: Flora von Hessen und Mainfranken). Teil 1 (Vorbemerkungen; Pteridophyta). - Jahrb. Nassau. Ver. Naturk. 96: 6-45. Philippi, G. (1993): Lycopodiaceae. - In: Sebald, O., Seybold, S. & G. Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. - Bd. 1: 52-69. 7

HESSEN-FORST HESSEN-FORST Fachbereich Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) Europastr. 10 12, 35394 Gießen Tel.: 0641 / 4991 264 E-Mail: naturschutzdaten@forst.hessen.de Ansprechpartner Team Arten: Christian Geske 0641 / 4991 263 Teamleiter, Käfer, Libellen, Fische, Amphibien Susanne Jokisch 0641 / 4991 315 Säugetiere (inkl. Fledermäuse), Schmetterlinge, Mollusken Bernd Rüblinger 0641 / 4991 258 Landesweite natis-datenbank, Reptilien Brigitte Emmi Frahm-Jaudes 0641 / 4991 267 Gefäßpflanzen, Moose, Flechten Michael Jünemann 0641 / 4991 259 Hirschkäfermeldenetz, Beraterverträge, Reptilien Betina Misch 0641 / 4991 211 Landesweite natis-datenbank