Sommersemester 2006 Seminar Ib Wort, Name, Begriff, Terminus. Der Begriff Begriff. Walther v.hahn

Ähnliche Dokumente
1 Mathematische Grundlagen

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Die Post hat eine Umfrage gemacht

1. Man schreibe die folgenden Aussagen jeweils in einen normalen Satz um. Zum Beispiel kann man die Aussage:

Stellen Sie bitte den Cursor in die Spalte B2 und rufen die Funktion Sverweis auf. Es öffnet sich folgendes Dialogfenster

Wie löst man Mathematikaufgaben?

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Lichtbrechung an Linsen

Die Theorie der Praxis. Die Welt ist so komplex, dass man sie mittels bloßer Wahrnehmung nicht erfassen kann.

Was ist das Budget für Arbeit?

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Die Quantitative und Qualitative Sozialforschung unterscheiden sich bei signifikanten Punkten wie das Forschungsverständnis, der Ausgangspunkt oder

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Modul: Soziale Kompetenz. Vier Ohren. Zeitl. Rahmen: ~ 45 min. Ort: drinnen

Der Zwei-Quadrate-Satz von Fermat

Die Entwicklung eines Glossars (oder eines kontrollierten Vokabulars) für ein Unternehmen geht üblicherweise in 3 Schritten vor sich:

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Erstspracherwerb. Sprachentwicklung: Wortschatz

Kartei zum Lesetagebuch Nr. 2. Kartei zum Lesetagebuch Nr. 1. Kartei zum Lesetagebuch Nr. 4. Kartei zum Lesetagebuch Nr. 3.

WIE WIRKLICH IST DIE WIRKLICHKEIT WIE SCHNELL WERDEN SMART GRIDS WIRKLICH BENÖTIGT? DI Dr.techn. Thomas Karl Schuster Wien Energie Stromnetz GmbH

In diesem Tutorial lernen Sie, wie Sie einen Termin erfassen und verschiedene Einstellungen zu einem Termin vornehmen können.

In diesem Thema lernen wir die Grundlagen der Datenbanken kennen und werden diese lernen einzusetzen. Access. Die Grundlagen der Datenbanken.

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Kurzanleitung zur Bereitstellung von Sachverhalten und Lösungen zum Universitätsrepetitorium auf dem Server unirep.rewi.hu-berlin.

einen Vibrator benutzt; wie man bei einem Kredithai einen Kredit zu 17 Prozent aufnimmt, der in 30 Tagen zur Rückzahlung fällig wird; wie man seinen

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Spiel und Spaß im Freien. Arbeitsblat. Arbeitsblatt 1. Zeichnung: Gisela Specht. Diese Vorlage darf für den Unterricht fotokopiert werden.

Fachdidaktik der Informatik Jörg Depner, Kathrin Gaißer

Die neue Aufgabe von der Monitoring-Stelle. Das ist die Monitoring-Stelle:

Grundbegriffe der Informatik

Nicht über uns ohne uns

Das Leitbild vom Verein WIR

Rhetorik und Argumentationstheorie.

Studieren- Erklärungen und Tipps

Die Erstellung eigener Strukturprofile

Die Liebe und der Verlust

a n auf Konvergenz. Berechnen der ersten paar Folgenglieder liefert:

Die Bundes-Zentrale für politische Bildung stellt sich vor

Frieder Nake: Information und Daten

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: "Kabale und Liebe" von Friedrich von Schiller

1 topologisches Sortieren

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Forschen - Schreiben - Lehren

Festigkeit von FDM-3D-Druckteilen

Data Mining: Einige Grundlagen aus der Stochastik

Manifest für ein neues Arbeiten

GI-Technologien zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL): Wissensbasen. Teil 1: Einführung: Wissensbasis und Ontologie.

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

DOWNLOAD. Wortfeld Recht. Fachausdrücke des Alltags verstehen und anwenden. Jens Eggert. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann

Vermeiden Sie es sich bei einer deutlich erfahreneren Person "dranzuhängen", Sie sind persönlich verantwortlich für Ihren Lernerfolg.

Ohne Fehler geht es nicht Doch wie viele Fehler sind erlaubt?

8. Grammatikentwicklung und kognitive Entwicklung- Die kognitive Entwicklung des Kleinkindes II. Domänenspezifische Fähigkeiten

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

4. Mathematik Olympiade 2. Stufe (Kreisolympiade) Klasse 8 Saison 1964/1965 Aufgaben und Lösungen

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Kontaktvorlage MikroPublic

Kulturelle Evolution 12

Impulse Inklusion Selbst-bestimmtes Wohnen und Nachbarschaft

MORE Profile. Pass- und Lizenzverwaltungssystem. Stand: MORE Projects GmbH

agitat Werkzeuge kann man brauchen und missbrauchen - vom Einsatz von NLP in der Führung

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

ALEMÃO. Text 1. Lernen, lernen, lernen

Newsletter Immobilienrecht Nr. 10 September 2012

Leichte-Sprache-Bilder

Der monatliche Tarif für ein Handy wurde als lineare Funktion der Form f(x) = k x + d modelliert (siehe Grafik).

Repetitionsaufgaben Wurzelgleichungen

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

mysql - Clients MySQL - Abfragen eine serverbasierenden Datenbank

7 Rechnen mit Polynomen

WS 2008/09. Diskrete Strukturen

StuPro-Seminar Dokumentation in der Software-Wartung. StuPro-Seminar Probleme und Schwierigkeiten in der Software-Wartung.

Windows XP Jugendschutz einrichten. Monika Pross Molberger PC-Kurse

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Bewegung einmal anders Sturzprophylaxe sowie Erhalt und Verbesserung von Lern- und Gedächtnisleistungen im Alter durch ostasiatische Kampfkunst

ERGÄNZUNGEN ZUR ANALYSIS II MITTELWERTSATZ UND ANWENDUNGEN

tipps für schülerinnen und schüler Fragen und Antworten Interview mit Unternehmen Fragebogen Interview mit Unternehmen Antwortbogen

Wichtige Forderungen für ein Bundes-Teilhabe-Gesetz

Eine der Aktien hat immer einen höheren Gewinn als die andere Aktie. Ihre Aufgabe ist es diese auszuwählen.

Kann ein Computer denken?

Day-Trading. Ich zeige Ihnen hier an einem Beispiel wie das aussieht.

4. Das neue Recht der GmbH ein Überblick

Abituraufgabe zur Analysis, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Gutes Leben was ist das?

6.2 Scan-Konvertierung (Scan Conversion)

Einführung in. Logische Schaltungen

Fachbericht zum Thema: Anforderungen an ein Datenbanksystem

Mobile Intranet in Unternehmen

MuP-Arbeitshilfen. Kreativität organisieren Der innovative Prozess. Problem-Phase

Praktikum Schau Geometrie

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

1. Was ihr in dieser Anleitung

Gibt es einen Geschmacksunterschied zwischen Coca Cola und Cola Zero?

Eignungstest Mathematik

Transkript:

Sommersemester 2006 Seminar Ib Wort, Name, Begriff, Terminus Der Begriff Begriff Walther v.hahn

Begriff in der Psychologie Typisch menschliche biologische Disposition Bestimmte Phase in der kindlichen Sprachentwicklung durch Abstraktion von der Anschauung (jenseits von einzelnen Ähnlichkeitsrelationen), Teil der Erinnerung, Grundlage für den Erwerb von Entscheidungsregeln Sortierungsverfahren für die Vielfalt der Welt, Erkennung von Invarianten über Phänomene, Ort und Zeit Sortierverfahren für das Lexikon einer Sprache (kognitives Lexikon) Ordnung des Wissens Erkenntnisverfahren für systematische Erkenntnis in Fachgebieten Möglichkeit der Rekombination von Wissenselementen Begriffe als ein elastisches und entwicklungsfähiges Netz von sachlichen und funktionalen Beziehungen, die eine sprachliche Realisierung haben. v.hahn, Uni Hamburg 2006 2

Begriff in der Philosophie Begriff ist der Gegensatz von Anschauung (Kant) Begriffe ist eine komplexe Vorstellungen über Unterscheidungsmerkmale eines Objekts, die in Urteilen ausgesprochen werden und allgemeine und gleichzeitig möglichst wesentliche Eigenschaften des Objekts angeben. Begriffe müssen unzweifelhaft und eindeutig benannt werden können. Ein Begriff hat einen Inhalt, - die Merkmalsmenge - und einen Umfang die Größe der Klasse von zugehörenden Objekten. Begriffe finden in einem Denkraum statt und ihr Stellenwert (Relevanz) ist in diesem definiert. Reziprozität von Umfang und Inhalt: Je größer der Inhalt, umso kleiner der Umfang. Begriffe sind nötig zur Überschreitung der Erfahrung (transzendentales Denken). v.hahn, Uni Hamburg 2006 3

Alltagsbegriffe vs. Fachbegriffe Alltagsbegriffe werden oft nach typischen Eigenschaften und nach ihrer Gestalt oder Funktion gebildet: = Viereck = Band Alltagsbegriffe werden nach Typen gebildet und dann verallgemeinert. Fachbegriffe sind in der Regel feiner granuliert und auf Lückenlosigkeit in sich und zu Nachbarbegriffen hin entworfen. = Parallelogramm = Trapez = Quadrat Fachbegriffe werden nach gemeinsamen Merkmalen von Objekten differenzierend entworfen und sind scharf begrenzt. v.hahn, Uni Hamburg 2006 4

belebt materiell Substanz immateriell Körper unbelebt Lebendiges Aristotelische Klassen- Tradition Geist Stein beseelt unbeseelt rational Tier irrational Pflanze Mensch Bestie Sokrates Plato Aristoteles v.hahn, Uni Hamburg 2006 5

Begriff in der Informatik und Kognitiver Theorie Meist zitiert als Konzept aus engl. concept (= Begriff) Grundlage für Wissensrepräsentation und Ontologien Meist repräsentiert man in einer Wissensbasis Konzepte und Individuen, d.h. Typen und Namen. Beziehungen zwischen den Konzepten sind Hyponymie / Hyperonymie, Meronymie, Räumliche Relation, Kausale Relation, sowie die eher linguistischen Relationen Antonymie, Synonymie und Homonymie v.hahn, Uni Hamburg 2006 6

Begriff in der Linguistik Ein Begriff ist der semantische Bezugspunkt zwischen Lexem ( x ) und Gegenständen (X), in dem Gemeinsamkeiten von Gegenständen ([X]) zusammengestellt sind und Zutreffensbedingungen für Benennungen entstehen: Beispiele: Ein X (Objekt) ist x (Lexem), wenn es die Merkmale [X] erfüllt. Terminologische Definition Ein x ist z.b. ein Y. oder: Das da ist ein x Extensionale Definition /Referentielle Definition Ein x ist ein [Hyperonym Y ], welches die Merkmale [X] erfüllt. (Ein Rhombus ist ein Parallelogramm mit gleichen Seiten) Intensionale (Aristotelische) Definition v.hahn, Uni Hamburg 2006 7

Begriffe und Universalien Universalien sind die Invarianten, die allen Sprachen eigen sind. Dazu gehören auch die Begriffe oder die Merkmale, die in Begriffen gebündelt sind. In der Scholastik gab es bereits einen Streit zwischen der realistischen Position (universalia ante rem) und der nominalistischen (universalia post rem). Dazwischen hat sich eine konzeptualistische Position gebildet (universalia in re und in mente zugleich) Die realistische Position, die teilweise mit dem Ogden/Richards-Modell von 1923 verbunden wird, wurde später vergröbernd als zu idealistisch kritisiert. Einen Ausweg sah man in einer pragmatischen Position, die Äußerungen nach ihrer erzeugten/beabsichtigten Handlungswirkung klassifiziert (Ullmann). v.hahn, Uni Hamburg 2006 8

Begriffe zur Wörterbuchorganisation Die Idee eines begriffsorientierten Wörterbuchs hat kognitive Argumente für sich. Die konkrete (hierarchische) Ordnung von Begriffen ist seit Aristoteles strittig, da unklar ist, worauf man die Begriffe basieren kann. Durch sprachlich bedingte vorwissenschaftliche naive Allgemeingebriffe (Hallig und Wartburg)? v.hahn, Uni Hamburg 2006 9

Kritik am Begriff Begriff Unklare Definition und Überschneidung in seinen terminologischen Ausformungen Begriff Konzept notion Universalie Klassifikation, Typ, Typisierung, Abstraktion Nicht-Entscheidbarkeit des realistischen / nominalistischen / pragmatischen Streits Unmöglichkeit der Trennung von Begriff und Term Idealistischer Verdacht der realistischen Theorie Unklarheit über die Position des Begriffs in einer Diskursbeschreibung (im Gegensatz zu einer Sprachsystematik) Strittiger Aufbau einer stringenten allgemeinen Ontologie v.hahn, Uni Hamburg 2006 10

Interpretation des semantischen/semiotischen Dreiecks Mentalistische Interpretation 2. Man realisiert einen Begriff Behaviouristische Interpretation 2. Man entwickelt eine Vorstellung 3. Man erinnert das Wort 1. Man sieht ein Objekt 1. Man hört ein Wort 3.Man wird auf ein Objekt aufmerksam v.hahn, Uni Hamburg 2006 11

Sind Konzepte an Wortarten gebunden? Was in einigen Sprachen (Standard Average European = SAE) Nomen (sind, sind in anderen (Indianersprachen) Verben. Gibt es einen Begriff von eben von zu oder von des? Sowa empfiehlt, zur Findung von Konzepten zunächst die Nomen als natürliche Kandidaten für Konzepte anzusehen. Weitergehend: Sind Konzepte an Wortformen gebunden? Hat Haus ein anderes Konzept als Hauses, haben ein anderes als hätte? v.hahn, Uni Hamburg 2006 12

Konzeptualisierung Darunter versteht man die sprachvergleichende Beziehung zwischen Wörtern/Phrasen ähnlicher Bedeutungenoder Inhalte in unterschiedlichen Sprachen: Kid, Teen(ager), Twen, Joungster, Junior gegenüber Kind, Jugendliche(r), Heranwachsende(r), Teenager, Backfisch, enthalten unterschiedliche typische Merkmale (Alter, Reife, Wachsen, Verwandtschaft, Sprecher) Rechtspfleger, Anwalt, Notar, Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Verteidiger, Strafverteidiger und seine amerikanischen Korrelate lawyer, solicitor, barrister, attorney, counsel, defendant sind nach dem jeweiligen Rechtssystem organisiert und die Rollen sind unterschiedlich verteilt v.hahn, Uni Hamburg 2006 13

Schema für die Konzeptualisierung Sprache1 Sprache2 Entsprechend der Abdekkung sind die Beziehungen zwischen Wörtern unterschiedlich Merkmal/ Prägn1 Prägn2 Prägn3 Prägn4 Prägn5 Prägn6 Prägn. v.hahn, Uni Hamburg 2006 14

Hayakawa, Whorf, Sapir und die General Semantics Die Vertreter dieser Richtung gehen davon aus, dass Lexeme und Begriffe zusammenhängen und damit die Sprache das Denken determiniert. Beispiele: Indianer, deren Sprache kein Wort für orange hat, haben signifikante Schwierigkeiten im Zuordnen von Objekten in der Farbpalette zwischen gelb und rot. Haben sie keinen Begriff von orange, oder nur nicht die Übung in der Diskriminierung? Ein Benzinfass, das als leer bezeichnet wurde, enthielt aber noch hochexplosive Dämpfe. Durch die Fehlbezeichnung wurde es unvorsichtig behandelt und explodierte. Terminologische Motiviertheit ist keine Wahrnehmungskategorie sondern eine nützliche Assoziation v.hahn, Uni Hamburg 2006 15

Welche Realität haben Begriffe? Hängen die Begriffe An der Natur der Dinge? (Realistische Position) An der Natur von Verhalten und Wahrnehmung? (Behaviouristische Position) An der biologischen Disposition? (Nativistische Position) An der Kultur? (konzeptualistische, konstruktivistische Position) An den Handlungsstrukturen (Pragmatische Position) An den Denkstrukturen? (Mentalistische Position) An den Wörtern? (Nominalistische Position) (General Semantics- Position) v.hahn, Uni Hamburg 2006 16

Arbitrarität des Zeichens Besteht die Arbitrarität zwischen der Lauform und dem Begriff oder der Lauform und der Klasse von Objekten? Wohl zwischen beiden Paaren. Zu unterscheiden ist die Arbitrarität und die Motiviertheit von Benennungen. Das Lexem Baum hat nichts Baumartiges, es läßt sich also nicht motivieren, dass der Baum Baum heißt. Das Lexem ist arbiträr. In der Terminologielehre gibt es aber eine Art morphologischer oder kompositioneller Motiviertheit, so dass es sinnvoll erschheint, das Werkzeig zum Ein-oder Ausdrehen von Schrauben Schraubendreher zu nennen. Es ist aber ebenso arbiträr und könnte auch Knaff heißen. Allein die (arbiträren) Bestandteile beziehen sich auf Begriffe ([Schraube] und [drehen]), die für Benutzer in Bezug auf die genannten Werkzeuge einen mnemotechnischen Effekt besitzen. Sie sind dadurch nicht richtiger ( Man zieht doch keine Schrauben ), nur praktischer. v.hahn, Uni Hamburg 2006 17

Literatur Althaus, Hans Peter, Helmut Henne und Herbert Ernst Wiegang, (Hrsg.) Lexikon der Germanistischen Linguistik. 2. Aufl. Tübingen 1980 Eisler, Rudolf, Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Berlin 1927 Hallig, R. und Wilhelm Wartburg, Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie. Berlin 1952 Lewandowski, Theodor, Linguistischen Wörterbuch. 5. Aufl. Heidelberg 1990 Lyons, John, Semantics, Cambridge 1977 Ogden, C.K. und I.A. Richards, The meaning of meaning. London 1923 Saeed, John, Semantics. 2. Aufl. Oxford 2003 Schischkoff, Georgi (Hrsg.), Philosophischen Wörterbuch. 15. Aufl. Stuttgart 1960 Sowa, John, Knowledge Representation. Pacific Grove 2000. v.hahn, Uni Hamburg 2006 18