Über das Bieler Modell in eine neue handlungsorientierte Ergotherapie-Zukunft? Marie-Theres Nieuwesteeg Gutzwiller, ET, MSc OT, MAS Gerontologie Mario Somazzi, Pädagoge / Sonderpädagoge
Inhalt Situation Gesundheitswesen in den 1980 Jahre Situation der ET in den 1980er Jahre Entstehung Bieler Modell Theoretische Grundlagen des Bieler Modells Zukunftsperspektiven für das Bieler Modell
Gesundheitswesen um 1980 Seit 1960 IV Bundesgesetz in Kraft (Abstimmung über IV 1925) 1971 Anerkennung der ET durch Sozialversicherungen In der Folge: Entstehung von ET-Abteilungen an vielen Spitälern, Reha-Stationen, Altersund Pflegeeinrichtungen KK vergüten ET-Leistungen nur an offizielle Institutionen KK-Obligatorium besteht nicht
Stellung der Ergotherapie ET-Schulgründungen: 1957, 1965, 1974 Neuer Beruf im Gesundheitswesen (1981 in CH ausgebildete ET 616; EVS 476 Mitglieder) Anerkannt im Bereich der Rehabilitation Keine offizielle staatliche Anerkennung der Ausbildungen (bis 1999 durch EVS) Erwerb als selbständige ET nur erschwert möglich (Vereinsgründung)
Wie arbeiteten Ergotherapeutinnen? in den 1970er und 1980er Jahre Aktivitätsorientierung Handwerkliche Tätigkeiten werden abgelöst durch Funktionstraining Psychiatrie: Augenmerk auf Alltagsgestaltung Behandlungskonzepte beeinflussen ET-Arbeit: Bobath, Sensorische Integration, Handtherapie, Sozialpsychiatrische Ansätze
Projekt ET AT 1978-1982 1970er Entstehung des Berufs Aktivierungstherapie Mangel an ETs Klärung der Berufsbilder «Ergotherapie» und «Aktivierungstherapie» in CH zum ersten Mal Beschreibung des Berufsbildes 1986 Neue Ausbildungsrichtlinen für ET- Ausbildungen 1988 Projekt Biel: Berufsfeldorientierte Lernziele in der Ergotherapie - Ausbildung
Was will Ergotherapie? Definitionen aus ET-AT- Projekt Allgemeine Zielsetzung: ET hat das Ziel, die Situation des Pat. zu verbessern und begleitende Hilfe zu geben zur Bewältigung von Problemen und zur aktiven Auseinandersetzung mit der Krankheit oder Behinderung.. Spezifische Zielsetzung: ET ist daraus ausgerichtet, bei Pat. die durch Krankheit oder Behinderung in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, Voraussetzungen für kompetentes Handeln zu entwickeln und zu fördern. (ET- AT-Projekt 1978 1982, S. 155)
Was ist «handeln»? Ansätze aus ET-AT-Projekt Handeln wird beeinflusst durch > Umweltfaktoren (physikalische Umwelt, kulturelle Gegebenheiten, materielle Faktoren) > Fertigkeiten u. Fähigkeiten des Handelnden > Physische und psychische Gegebenheiten (Grösse, Gewicht, psychische Voraussetzungen)
Weiterarbeit an der SET Biel Überlegungen zum Handeln werden aufgenommen und weiterentwickelt Ab 1990 Auseinandersetzung mit Handlungstheorien, Ergotherapeutischem Prozess und grafischer Darstellung Entwicklung des Modells in der vorliegenden Form 1995 erste Veröffentlichung des Bieler Modell in der Fachzeitschrift «Ergotherapie» EVS
Handeln im Bieler Modell Handeln ist zielgerichtet und bewusst Handeln ist motiviert Handeln ist strukturiert Handeln ist selbst-, mit- oder fremdbestimmt Handeln gestaltet Person und Umwelt
Theoretische Grundlagen zum Handeln Ergotherapie bezieht Wissen aus der Medizin, Psychologie, Soziologie, Pädagogik Handeln wird in diesen Disziplinen in verschiedensten Ansätzen beleuchtet Nachfolgend wichtige Grundlagen zur Fundierung des Bieler Modells
Blickwinkel verschiedener theoretischer Ansätze Darstellung der inneren Prozesse beim Handeln Darstellung der Auseinandersetzung der Person mit Gegenständen und der Umwelt Darstellung des Erwerbs von Handlungsfähigkeit in Entwicklungsschritten Darstellung von sozialen Komponenten im Handeln
Von der Handlungsfähigkeit zur Handlungskompetenz? Globalisierung Handlungsfähigkeit muss angepasst werden an rasche Wechsel in wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und politischer Umwelt Individuum muss zunehmend Fähigkeiten besitzen, sein eigenes Handeln selber zu organisieren Einführung des Kompetenzbegriffs.
Der ergotherapeutische Behandlungsansatz im Kompetenz-Performanzkonstrukt Begrifflichkeiten
Der ergotherapeutische Behandlungsansatz im Kompetenz-Performanzkonstrukt
Impuls zur Weiterentwicklung des Bieler Modells: Das Bieler Modell (Das Modell der handlungsorientierten Ergotherapie) in der Struktur des Kompetenz-Performanz-Konstruktes
Bieler Modell und andere ET-Modelle Ab 1998 intensive Auseinandersetzung mit Modellen aus angelsächsischem Bereich: Austausch mit den jeweiligen Modell- AutorInnen an Symposien an der Bieler Schule MOHO Rollen, Habituation, Umwelt CMOP Klientenzentrierter Ansatz, Handlungsmöglichkeiten im Bereich Selbständigkeit, Produktivität und Freizeit OPM Australia Anforderungen welche für die Erfüllung von Rollen notwendig sind
Stärken des Bieler Modell Modell in deutscher Sprache berücksichtigt hiesige Arbeitswelt Basierend auf Konzepten der Handlungstheorien, der Sozialpsychologie und der Soziologie Offenes Modell Struktur kann z.b. durch Assessements aus andern Modellen ergänzt werden Lässt sich mit andern OT-Modellen vergleichen Kompatibel mit dem ICF (bio-psycho-sozial)
Schwächen Gewisse Begriffe bedürfen noch der genaueren Definition Handlungstheorien müssen stringenter mit dem Modell verknüpft werden Vertiefte Forschungsarbeit muss geleistet werden Entwicklungsbedarf vorhanden
Modellbegriff Ein Modell ist ein beschränktes Abbild der Wirklichkeit. Dies kann gegenständlich oder theoretisch geschehen. Nach Herbert Stachowiak ist es durch mindestens drei Merkmale gekennzeichnet:[1] 1.Abbildung Ein Modell ist stets ein Modell von etwas, eine Repräsentation Originals, eines Realitätsausschnitts. 2.Verkürzung Ein Modell erfasst im Allgemeinen nicht alle Attribute des Originals, sondern nur diejenigen, die dem Modellschaffer bzw. Modellnutzer relevant erscheinen. 3.Pragmatismus Ein Modell «nützt» den Modellschaffenden bzw. nutzern für die Beobachtung, Beschreibung und Erklärung bestimmter Phänomene am Original.
Modellbegriff Wie könnte das Bieler Modell überdacht werden? Ist die Wirklichkeit immer noch dieselbe wie in den 1990er Jahren? Haben sich die Modelschafferinnen bzw. ModellnutzerInnen verändert? Haben sich die Beobachtungen, Beschreibungen und Erklärungen verändert?
Braucht es Modelle? Modelle zeigen Strukturen in komplexen Gebilden auf Für NeueinsteigerInnen sind Modelle hilfreich um sich mit komplexen Materien auseinander zusetzen Modelle vereinfachen die Kommunikation mit andern Modelle unterstützen die Theorieentwicklung
Bieler Modell quo vadis? Auseinandersetzung mit Handlungstheorien und Fundierung der ergotherapeutischen Arbeit auf theoretischen Grundlagen Auseinandersetzung mit andern ET-Modellen Auseinandersetzung mit «best Practice» und ET- Forschung Erfassen der momentanen Bedürfnisse: Praxis, Gesundheitswesen, Gesellschaft Synthese all dieser Ansätze
Impuls: Handlungsorientierte Konzepte als theoretische Fundierung meiner ergotherapeutischen Arbeit?