Leseprobe. Forschungs- und. Entwicklungs-Monitor Baden-Württemberg. Reihe Statistische Analysen, 02/2016

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Q III 1 - j/14 Fachauskünfte: (0711)

Transkript:

02 16 Forschungs- und Entwicklungs-Monitor Baden-Württemberg Reihe Statistische Analysen, 02/2016

Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Baden-Württemberg ist eine der führenden Forschungsregionen in Deutschland und Europa. Mit seinen gut ausgebauten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und dem erfolgreichen Zusammenspiel von Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen leistet Baden-Württemberg ein Viertel der gesamtdeutschen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Dass sich diese Investitionen lohnen, belegt die gute Positionierung Baden-Württembergs auf den internationalen Märkten. Die hervorragende Wettbewerbsfähigkeit von Produkten Made in Baden- Württemberg lässt sich am hohen Anteil der Wertschöpfung in Branchen wie beispielsweise Kraftfahrzeugbau, Maschinenbau und Elektrotechnik messen. Fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung wird hierzulande von den Forschungsintensiven Industriebranchen erbracht. Dieser Erfolg ist allerdings kein Selbstläufer, er muss ständig neu erarbeitet werden, denn der Aufholprozess in den asiatischen Ländern wie China, Südkorea und Singapur schreitet nachdrücklich voran. Um den Wettbewerbsvorteil im internationalen Umfeld zu bewahren, sind daher permanent Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Generierung von Innovationen erforderlich. In der Ihnen vorliegenden aktualisierten Studie zu den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Baden-Württemberg finden Sie grundlegende Daten und Fakten zu diesem Thema. Mit Hilfe von international vergleichbaren Kenngrößen werden Tendenzen und Strukturveränderungen in Forschung und Entwicklung aufgezeigt und folgende Fragen beantwortet: Wie sieht die baden-württembergische Forschungslandschaft aus? Wo steht diese im weltweiten Forschungs- und Entwicklungswettbewerb? Was sind die Stärken und Schwächen des baden-württembergischen Forschungsstandortes? Welche Regionen sind die Innovationsmotoren im Land? Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse beim Lesen. Stuttgart, im Juli 2016 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Dr. Carmina Brenner Präsidentin Statistische Analyse 2/2016 3

Inhalt Auf einen Blick... 7 1 Einleitung... 13 2 Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg insgesamt... 15 3 Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor... 28 4 Forschung und Entwicklung im Staatssektor... 52 5 Forschung und Entwicklung im Hochschulsektor... 60 6 Interaktion der Sektoren... 71 7 Begriffserläuterungen... 76 8 Methodische Erläuterungen... 78 9 Literaturverzeichnis... 82 Statistische Analyse 2/2016 5

Auf einen Blick Auf einen Blick Baden-Württemberg im nationalen Vergleich Die wichtigste Kennzahl zur Messung der Forschungsund Entwicklungs (FuE)-Aktivitäten eines Landes, die FuE-Intensität 1, betrug 2013 in Baden-Württemberg 4,8 %. Das ist in Deutschland mit weitem Abstand der höchste Wert und zudem ein internationaler Spitzenwert. Die Kennzahl liegt damit deutlich über der Marke von 3 %, die sich die Europäische Union (EU) zuerst im Rahmen der Lissabon-Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung für 2010 zum Ziel gesetzt und inzwischen bis zum Jahr 2020 fortgeschrieben hat. Im Jahr 2003 betrug die FuE-Intensität der privaten Wirtschaft und öffentlicher Stellen in Baden-Württemberg bereits 3,8 %. Innerhalb von nur 10 Jahren hat sich der Wert dieser Kennzahl um einen Prozentpunkt deutlich erhöht. Im Bundesländerranking liegt Baden-Württemberg mit einem Abstand von 1,2 Prozentpunkten vor dem Zweitplatzierten Berlin. Ebenfalls zur Spitzengruppe gehört mit einer FuE-Intensität von 3,2 % Bayern. Innerhalb Deutschlands haben nur diese drei Bundesländer das 3 %-Ziel der Lissabon-Strategie erreicht. 2 Im Jahr 2013 stiegen in Baden-Württemberg die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in den Forschungsstätten der Wirtschaft, an den Hochschulen und in den öffentlich geförderten FuE- Einrichtungen außerhalb der Hochschulen (Staatssektor) auf insgesamt 20,2 Mrd. Euro. Diese Mittel wurden für Sachaufwendungen, Investitionen und personelle FuE-Ressourcen eingesetzt. Gegenüber dem Jahr 2011 entspricht dies einem nominalen 1 Anteil der FuE-Ausgaben bezogen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt einer Region. 2 Dieses Ziel wurde im Jahr 2010 in der EU-2020-Strategie wieder aufgegriffen. Baden-Württemberg und Berlin hatten dieses Ziel bereits vor dem Jahr 2000 erreicht. Zuwachs von rund 730 Mill. Euro oder 3,8 %. 3 Damit weist Baden-Württemberg im Bundesländervergleich nach Bayern (gut 1 500 Mill. Euro) den zweitgrößten Zuwachs bei den absoluten FuE- Ausgaben auf. Dabei wurde das Forschungs- und Entwicklungspersonal, gemessen in Vollzeitäquivalenten (VZÄ), im Betrachtungszeitraum um 5 800 auf 137 700 in Baden-Württemberg weiter aufgebaut ein neuer Rekordwert und im Bundesländervergleich der höchste absolute Anstieg. Bayern liegt hier mit einem Plus von 3 200 FuE-Beschäftigten auf dem zweiten Platz. Im Bundesländerranking baute Baden-Württemberg somit seine Spitzenposition weiter aus. Im Jahr 2013 waren die FuE-Ausgaben und der FuE-Personalbestand erneut in keinem Bundesland so groß wie in Baden-Württemberg. Inzwischen finden ein Viertel der deutschlandweiten FuE-Aktivitäten in Baden-Württemberg statt (FuE-Ausgaben 2013: 25 %, 2003: 23 %). Insgesamt wurden im Jahr 2013 in Deutschland 79,7 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet (2011: 75,6 Mrd. Euro). Baden-Württemberg stemmt zusammen mit Bayern und Hessen damit mehr als die Hälfte (54 %) der gesamten FuE-Investitionen in Deutschland. Baden-Württemberg im internationalen Vergleich Im Jahr 2013 belegte Baden-Württemberg mit einer FuE-Intensität von 4,8 % nicht nur den Spitzenplatz im nationalen Vergleich, auch bei einem Vergleich der 98 Regionen in der Europäischen Union (NUTS- 1-Ebene 4 ) lag Baden-Württemberg erneut mit 3 In Deutschland werden die Daten des Staats- und Hochschulsektors jährlich vom Statistischen Bundesamt bzw. von den Statistischen Landesämtern erhoben, die des Wirtschaftssektors im 2-jährigen Turnus von der Wissenschaftsstatistik GmbH im Stifterverband. Aus diesem Grund werden die Daten aus dem Jahr 2013 mit Daten aus dem Jahr 2011 verglichen. 4 Die Gebietssystematik Nomenclature des Unités Territoriales Statistiques kurz NUTS ist eine Klassifikation der Regionen innerhalb der Europäischen Union (28 Länder) zur Erstellung regional vergleichbarer Statistiken, die auf Verwaltungseinheiten basiert. Die NUTS-1-Ebene entspricht in Deutschland den Bundesländern. Statistische Analyse 2/2016 7

Auf einen Blick Karte 1 Forschung und Entwicklung im europäischen*) Vergleich 2013 FuE-Intensität 1) in % unter 1,5 1,5 bis unter 2,0 2,0 bis unter 2,5 2,5 und mehr EU-28 insgesamt: 2,0 e b Finnland Schweden o r p Estland Lettland Dänemark e s e Irland Großbritannien Niederlande Belgien L Polen Deutschland Luxemburg Portugal Litauen Frankreich Tschechische Republik Österreich Slowenien Ungarn Rumänien Kroatien Bulgarien Italien Spanien Griechenland Zypern Malta *) EU-28, NUTS-1-Regionen, Berichtsjahr 2013 oder aktuellstes verfügbares Jahr. 1) Forschungs- und Entwicklungsausgaben bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Datenquellen: Eurostat Stand Februar 2016, Statistisches Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 8 Statistische Analysen 2/2016 31-31-16-08S Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH Karte erstellt mit RegioGraph 2015

Einleitung 1 Einleitung Die OECD 20 definiert Forschung und Entwicklung als systematische, schöpferische Arbeit zur Erweiterung des Kenntnisstandes [...] sowie deren Verwendung mit dem Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden. 21 Die Entstehung und Verwendung neuen Wissens ist dabei das zentrale Kriterium zur Abgrenzung gegenüber anderen Elementen des Innovationsprozesses wie Patentierung, Lizenzierung oder Vermarktung. Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) wird im Innovationsprozess die Ausgangsbasis für die Generierung von neuen oder verbesserten Produkten, Prozessen und Dienstleistungen geschaffen. 22 Mit Forschung und Entwicklung Zukunft gestalten Innerhalb der Wirkungskette von Bildung und Qualifikation, Forschung und Entwicklung, Innovation, internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung ist Forschung und Entwicklung von besonderer Bedeutung für eine Volkswirtschaft: Empirische Studien über die Wirkung von FuE zeigen meist einen positiven Einfluss auf die Produktivitätsentwicklung und auf gesamtwirtschaftliche Zielgrößen wie das Bruttoinlandsprodukt. 23 Fast ein Viertel der Wertschöpfung wird hierzulande allein von den Forschungsintensiven Industriebranchen 24 erbracht. Dies sind Wirtschaftszweige mit hohen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, wie beispielsweise der Kraftfahrzeug- und Maschinenbau. 25 20 Organisation for Ecconomic Co-operation and Development. 21 Vgl. OECD (2002), 63, S. 30. 22 Dem Innovationsprozess als Umsetzungsprozess sind zum Beispiel bei technischen Innovationen Forschung und Entwicklung vorgelagert. Der Begriff Innovation ist nicht eindeutig definiert, er schließt jedoch eine Nutzung und Durchdringung des Marktes ein. 23 Vgl. hierzu den Literaturüberblick in Belitz, H., et al. (2008) und Legler, H., et al. (2005), S. 6 ff. 24 Wirtschaftszweige 20, 21 und 26 30, Hochtechnologiebranchen, Klassifikation nach Eurostat Revision 2. 25 Der Beitrag dieser beiden Branchen an der Wertschöpfung belief sich in Baden-Württemberg im Jahr 2013 auf gut 16 %. Investitionen in Forschung und Entwicklung wirken sich somit positiv auf das Wirtschaftswachstum, die Beschäftigungsentwicklung und den Wohlstand einer Gesellschaft aus. Vor diesem Hintergrund haben sich die Regierungen der europäischen Länder in der EU-2020-Strategie zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 mindestens 3 % ihres Bruttoinlandsproduktes in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dieses Ziel, das heißt die Intensivierung der Forschungsaktivitäten in nahezu allen Ländern der EU, wurde bereits im Jahr 2000 26 im Rahmen der Lissabon-Strategie formuliert und nach 10 Jahren nochmals bekräftigt. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden dabei sowohl von privatwirtschaftlichen als auch von öffentlichen Stellen durchgeführt und finanziert. Der öffentliche Bereich setzt sich aus den Hochschulen sowie öffentlichen und überwiegend öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen außerhalb der Hochschulen (Staatssektor) zusammen. Forschungsanstrengungen finden mit zunehmender Tendenz in Kooperation zwischen Unternehmen und dem öffentlichen Bereich statt. Die wirtschaftlich verwertbaren Erkenntnisse der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung, die im Wesentlichen im öffentlichen Bereich generiert werden, sollen zeitnah zu neuen oder verbesserten Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen führen. Jedoch erst der Wissenstransfer in die Unternehmen führt zu einer Umsetzung der Ideen, beispielsweise in neue marktgerechte Produkte. Daher gilt das erfolgreiche Zusammenspiel dieser Akteure insbesondere im Sinne eines effizienten Wissenstransfers als wichtiger Treiber im Innovationsprozess. 26 Schweden und Finnland hatten dieses Ziel bereits im Jahr 2000 erreicht. Statistische Analyse 2/2016 13

Baden-Württemberg insgesamt 2 Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg insgesamt Wie haben sich die Investitionen in Forschung und Entwicklung in der privaten Wirtschaft und im staatlichen Bereich 29 In Baden-Württemberg insgesamt in den letzten Jahren entwickelt? Mit welcher Intensität wird in Baden-Württemberg generell, im nationalen und internationalen Vergleich geforscht? Das vorliegende Kapitel gibt hierzu einen Überblick. FuE-Ressourcen in Baden-Württemberg auf Rekordniveau Im Jahr 2013 stiegen in Baden-Württemberg die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) 29 Staats- und Hochschulsektor. Tabelle 1 in den Forschungsstätten der Wirtschaft, an den Hochschulen und in den öffentlich geförderten FuE-Einrichtungen außerhalb der Hochschulen (Staatssektor) auf insgesamt 20,2 Mrd. Euro. Diese Mittel wurden für Sachaufwendungen, Investitionen und personelle FuE-Ressourcen eingesetzt. Gegenüber dem Jahr 2011 entspricht dies einem nominalen Zuwachs von rund 730 Mill. Euro oder 3,8 %. 30 Damit weist Baden- Württemberg im Bundesländervergleich nach Bayern (gut 1 500 Mill. Euro) den zweitgrößten Zuwachs bei den absoluten FuE-Ausgaben auf. Dabei wurde das Forschungs- und Entwicklungspersonal, gemessen in Vollzeitäquivalenten (VZÄ), im Betrachtungszeitraum um 5 800 auf 30 In Deutschland werden die Daten des Staats- und Hochschulsektors jährlich vom Statistischen Bundesamt bzw. von den Statistischen Landesämtern erhoben, die des Wirtschaftssektors im 2-jährigen Turnus von der Wissenschaftsstatistik GmbH im Stifterverband. Aus diesem Grund werden die Daten aus dem Jahr 2013 mit Daten aus dem Jahr 2011 verglichen. FuE-Ausgaben und -Personal in Deutschland 2011 und 2013 nach Bundesländern Bundesland FuE-Ausgaben in Mill. EUR FuE-Personal in Vollzeitäquivalenten 2011 2013 2011 2013 Baden-Württemberg 19 472 20 204 131 915 137 730 Bayern 14 418 15 942 109 925 113 129 Berlin 3 609 4 021 31 216 31 824 Brandenburg 955 937 9 293 9 378 Bremen 752 793 5 956 6 294 Hamburg 2 100 2 318 13 921 14 809 Hessen 6 832 6 865 48 159 46 681 Mecklenburg-Vorpommern 743 683 6 485 5 898 Niedersachsen 6 469 7 009 45 588 48 042 Nordrhein-Westfalen 11 556 11 761 94 179 93 116 Rheinland-Pfalz 2 387 2 655 18 669 19 747 Saarland 472 462 3 868 4 345 Sachsen 2 787 2 871 26 557 27 232 Sachsen-Anhalt 770 780 7 808 8 076 Schleswig-Holstein 1 080 1 198 10 044 10 680 Thüringen 1 082 1 158 11 086 11 201 Deutschland 1) 75 569 79 730 575 099 588 615 1) Einschließlich deutsche Einrichtungen mit Sitz im Ausland. Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt. Statistische Analyse 2/2016 15

Baden-Württemberg insgesamt Anteil von unveränderten 63 % der Wirtschaftssektor ebenso den größten Teil der FuE-Ausgaben. Der Anteil des Staatssektors 32 beträgt gut 13 % und der des Hochschulsektors knapp 24 %. In den wirtschaftsstarken mittel- und nordeuropäischen Ländern überwiegt insgesamt der Wirtschaftssektor bei den FuE-Aktivitäten. In den wirtschaftsschwächeren osteuropäischen Ländern liegt der Anteil der von der Wirtschaft durchgeführten FuE-Aktivitäten dagegen meist deutlich unter 50 %, hier wird vom öffentlichen Bereich der höhere Anteil der FuE-Ausgaben investiert (Karte 3 ). FuE-Intensität in Baden-Württemberg stabilisiert sich auf Rekordniveau Mit den Kenngrößen FuE-Ausgaben und FuE-Personal liegen zwei aussagekräftige Inputindikatoren zu den FuE-Ressourcen einer Volkswirtschaft vor. Die absolute Höhe oder der Anteil der FuE-Ausgaben bezogen auf die Gesamtausgaben ist für einen Vergleich von Ländern und Regionen unterschiedlicher Größe oder Wirtschaftskraft jedoch nur bedingt geeignet. Aus diesem Grund werden für einen nationalen und internationalen Vergleich die FuE-Ausgaben zum Bruttoinlandsprodukt in Bezug gesetzt (FuE-Intensität) und so eine international anerkannte Kennzahl ermittelt. 33 Auf regional tiefer gegliederter Aggregationsstufe, wie beispielsweise der Kreis ebene, ist die Aussagekraft des FuE-Personals höher einzuschätzen als jene der FuE-Ausgaben. 34 Deshalb wird bei der nachfolgenden Analyse zu den FuE-Aktivitäten innerhalb Baden-Württembergs Die FuE-Intensität betrug 2013 in Baden-Württemberg wie auch im Jahr 2011 4,8 %. Die Kennzahl liegt damit deutlich über der Marke von 3 %, die sich die Europäische Union zuerst im Rahmen der Lissabon-Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung für 2010 zum Ziel gesetzt und inzwischen bis zum Jahr 2020 fortgeschrieben hat (i-punkt Lissabon Strategie 2010 und EU-2020-Strategie ). Im Jahr 2003 betrug die FuE-Intensität der privaten Wirtschaft und öffentlicher Stellen in Baden-Württemberg bereits 3,8 %. Innerhalb von 10 Jahren hat sich der Wert dieser Kennzahl um einen Prozentpunkt und damit deutlich erhöht (Schaubild 2). Im Bundesländerranking liegt Baden-Württemberg mit einem Abstand von 1,2 Prozentpunkten vor dem Zweitplatzierten Berlin. Ebenfalls zur Spitzengruppe gehört mit einer FuE-Intensität von über 3 % Bayern. Innerhalb Deutschlands haben damit nur diese drei Bundesländer das 3 % Ziel der Lissabon-Strategie erreicht. Den Bundes Schaubild 2 Entwicklung der FuE-Intensität*) in Baden-Württemberg 1995 bis 2013 nach Sektoren das FuE-Personal herangezogen und diese zu den 3,88 3,87 3,66 Erwerbstätigen in Beziehung gesetzt (FuE-Personalintensität). 2,69 2,84 3,00 2,92 3,27 3,39 2,97 in % 0,41 0,45 Hochschulsektor Staatssektor Wirtschaftssektor 0,41 0,43 0,40 0,41 0,40 0,39 0,42 0,37 0,41 0,40 0,41 0,37 0,52 0,43 0,53 0,40 0,52 0,42 32 Öffentliche und öffentlich geförderte Einrichtungen für Wissenschaft, Forschung und Technik außerhalb der Hochschulen. Einschließlich private Organisationen ohne Erwerbszweck. 33 Zu beachten ist, dass sich diese Kennzahl auch bei konstanten Forschung- und Entwicklungsausgaben in Abhängigkeit vom Bruttoinlandsprodukt ändert. 34 Siehe auch Kapitel Methodische Erläuterungen. 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 *) FuE-Ausgaben bezogen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt, Berechnungsstand November 2014/Februar 2015. Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt. Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder. 2013 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 391 16 Statistische Analyse 2/2016 19

Baden-Württemberg insgesamt i Lissabon-Strategie 2010 und EU-2020-Strategie Auf dem Gipfeltreffen im März 2000 in Lissabon haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU das Ziel gesetzt, die Europäische Union bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt weiterzuentwickeln. Als Zielvorgabe wurde unter anderem festgelegt, dass die FuE-Ausgaben für den gesamten EU-Raum 3 % des Bruttoinlandsproduktes bis 2010 erreichen sollen. Dieses Ziel wurde nach 10 Jahren in der EU-2020-Strategie nochmals bekräftigt. 1 durchschnitt von 2,8 % erreichten noch die Bundesländer Niedersachsen und Hessen. In Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und im Saarland wurde jeweils nur unter 1,5 % des Bruttoinlandsproduktes und somit am wenigsten für Forschung und Entwicklung ausgegeben (Tabelle 2 und Schaubild 3). Tabelle 2 1 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Mitteilung der Kommission KOM (2002) 499: Mehr Forschung für Europa. Hin zu 3 % des BIP, 2002. FuE-Ressourcen sind in Baden- Württemberg unterschiedlich verteilt Baden-Württemberg hat innerhalb Deutschlands die höchsten FuE-Ressourcen. Innerhalb des Landes sind diese Ressourcen jedoch regional sehr unterschiedlich verteilt. Gemessen am Forschungsperso- FuE-Intensität*) in Deutschland 2011 und 2013 nach Bundesländern und durchführenden Sektoren Bundesland Insgesamt Davon Wirtschaftssektor Staatssektor Hochschulsektor 2011 2013 2011 2013 2011 2013 2011 2013 Baden-Württemberg 4,8 4,8 3,9 3,9 0,4 0,4 0,5 0,5 Bayern 3,0 3,2 2,3 2,4 0,3 0,3 0,4 0,4 Berlin 3,3 3,6 1,3 1,5 1,2 1,2 0,9 0,9 Brandenburg 1,7 1,6 0,5 0,4 0,8 0,7 0,4 0,4 Bremen 2,7 2,7 1,0 1,0 1,0 1,0 0,8 0,7 Hamburg 2,2 2,3 1,2 1,3 0,5 0,5 0,5 0,5 Hessen 2,9 2,8 2,3 2,2 0,2 0,2 0,4 0,4 Mecklenburg-Vorpommern 2,0 1,8 0,7 0,5 0,7 0,7 0,7 0,6 Niedersachsen 2,7 2,8 1,9 1,9 0,4 0,4 0,5 0,5 Nordrhein-Westfalen 2,0 1,9 1,2 1,1 0,3 0,3 0,5 0,5 Rheinland-Pfalz 2,0 2,1 1,4 1,5 0,2 0,2 0,4 0,4 Saarland 1,5 1,4 0,5 0,6 0,4 0,4 0,5 0,5 Sachsen 2,8 2,7 1,2 1,1 0,8 0,8 0,8 0,8 Sachsen-Anhalt 1,5 1,4 0,4 0,4 0,6 0,5 0,5 0,5 Schleswig-Holstein 1,4 1,5 0,7 0,7 0,4 0,4 0,4 0,4 Thüringen 2,1 2,2 1,0 1,0 0,5 0,5 0,6 0,6 Deutschland 2,8 2,8 1,9 1,9 0,4 0,4 0,5 0,5 *) FuE-Ausgaben bezogen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt. Berechnungsstand November 2014 / Februar 2015. Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt, Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder. % 20 Statistische Analysen 2/2016

Baden-Württemberg insgesamt den führenden Forschungsnationen wird durch den Umstand begünstigt, dass hier eine relativ kleine Region gemessen an der Bevölkerungszahl mit großen Nationalstaaten verglichen wird. Wie in Deutschland gibt es auch innerhalb dieser großen Nationalstaaten einzelne Regionen, die bei der Kennzahl FuE-Intensität ebenfalls weit über dem nationalen Durchschnittswert liegen. Im Vergleich mit Baden-Württemberg weisen beispielsweise in den USA die Bundesstaaten New Mexico (7,6 %), Maryland (6,3 %) und Massachusetts (5,7 %) eine höhere FuE-Intensität auf. Maryland und Massachusetts haben zwar eine etwas geringere Bevölkerungszahl, sind jedoch mit Baden-Württemberg noch annähernd vergleichbar. 42 Die Bevölkerungszahl von New Mexico liegt mit etwa 2 Mill. aber deutlich unter der von Baden-Württemberg. Die tragende Säule ist hier der staatliche Bereich bzw. seine Unterstützung für FuE-Aktivitäten. 43 In einem 42 Die Bevölkerungszahl liegt dort bei rund 7 bzw. 6 Mill. 43 Im Bereich der Energieversorgung werden zwei bedeutende nukleare Forschungs- und Entwicklungszentren in New Mexico gefördert. Schaubild 6 weiteren sehr bedeutenden FuE-Standort der USA, im Bundesstaat Kalifornien, wird ein Anteil von 4,8 % des Bruttoinlandsprodukts in FuE investiert so viel wie in Baden-Württemberg. 44 Asiatische Schwellenländer mit rasanter Entwicklung In den letzten 10 Jahren haben besonders die asiatischen Schwellenländer allen voran China ihre Forschungsanstrengungen massiv gesteigert. Das Reich der Mitte liegt inzwischen mit einer beispiellosen durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 17 % bei den absoluten FuE- Ausgaben hinter den Vereinigten Staaten weltweit an zweiter Stelle. Im Jahr 2008 lag Japan noch auf Platz 2. Diese rasante Entwicklung ist einmalig: Binnen einer Dekade hat sich die Forschungs 44 Jahr 2011. Datenquelle: National Science Foundation. Siehe auch Einwiller, R., Forschung und Entwicklung in den Vereinigten Staaten von Amerika, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 09/2015, S. 18 23. Forschungs- und Entwicklungsausgaben im internationalen Vergleich 2013 Dynamik der FuE-Ausgaben 3) in % 20 FuE-Ausgaben 1) in Mrd. USD 18 16 China 400 14 200 12 Südkorea 10 10 Tschechische Republik 8 Singapur USA 6 Deutschland Israel Baden-Württemberg Schweden 4 Vereinigtes Königreich 2 Italien EU-28 Japan 0 Finnland 0 1 Kanada 2 3 4 5 6 FuE-Intensität 2) in % 1) Die Größe des Kreises repräsentiert die Höhe der kaufkraftbereinigten FuE-Ausgaben im Jahr 2013. Vereinigte Staaten ohne Investitionsausgaben. Südkorea ohne FuE- Ausgaben in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Israel ohne FuE-Ausgaben der Verteidigung, EU 28: OECD-Schätzung. 2) FuE-Ausgaben bezogen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt. 3) Durchschnittliche jährliche Veränderung der kaufkraft- und preisbereinigten FuE-Ausgaben 2003-2013, Preisniveau 2010. Datenquellen: OECD MSTI Ausgabe 2/2015, Statistisches Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 394 16 Statistische Analyse 2/2016 25

Wirtschaftssektor 3 Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor nigungen Otto von Guericke e.v. (AiF) 51 zuzuordnen sind. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten 49 in Unternehmen und Institutionen für Gemeinschaftsforschung (IfG) werden zum Wirtschaftssektor gezählt. Im Wirtschaftssektor in Baden-Württemberg werden die FuE-Aktivitäten mit gut 99 % fast ausschließlich von Unternehmen geleistet. 50 IfG sind private Organisationen ohne Erwerbszweck, die in erster Linie für Unternehmen tätig sind. Beispiele für IfG sind die Industrie- und Handelskammern sowie die Forschungsinstitute, die der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsverei- 49 Zur Ermittlung der FuE-Aktivitäten im Wirtschaftssektor werden die FuE-Aufwendungen und das FuE-Personal im zweijährigen Turnus von der Wissenschaftsstatistik GmbH des Stifterverbands im Wirtschaftssektor erhoben. 50 Nachfolgend wird die Bezeichnung Wirtschaftssektor synonym zu der Bezeichnung Unternehmen verwendet. Baden-Württemberg mit bundesweit den höchsten FuE-Investitionen Die baden-württembergische Wirtschaft gab 2013 rund 16,3 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aus. Gegenüber dem Jahr 2011 entspricht dies einer Steigerung von rund 570 Mill. Euro bzw. einem Zuwachs der FuE-Ausgaben um 3,6 %. Das FuE-Personal, gemessen in VZÄ, wurde im betrachteten Zeitraum um knapp 4 300 auf nun gut 101 800 aufgebaut (Veränderung gegenüber 2011: 4,4 %). Die gesamte Steigerung der FuE-Ressourcen im Jahr 2013 im Vergleich zum Jahr 2011 wurde somit im Wesentlichen von 51 Das zentrale Anliegen der AiF besteht in der Förderung angewandter Forschung und Entwicklung zu Gunsten kleiner und mittlerer Unternehmen. Tabelle 3 Interne FuE-Aufwendungen und FuE-Personal im Wirtschaftssektor 2003, 2011 und 2013 nach Bundesländern Interne FuE-Aufwendungen FuE-Personal Bundesländer/Land 2003 2011 2013 2003 2011 2013 Anteil an Anteil an Anteil an Anteil an Mill. EUR Deutschland insland ins- Vollzeitäquivalente land insäquivaland ins- Deutsch- Deutsch- Vollzeit- Deutsch- Mill. EUR gesamt gesamt gesamt lente gesamt in % in % in % in % Baden-Württemberg 9 750 15 698 30,7 16 268 30,4 76 456 97 548 27,3 101 811 28,3 Bayern 9 090 11 008 21,6 12 142 22,7 73 360 79 043 22,1 79 531 22,1 Berlin 1 575 1 402 2,7 1 682 3,1 12 330 11 340 3,2 11 408 3,2 Brandenburg 158 308 0,6 270 0,5 1 616 3 229 0,9 3 091 0,9 Bremen 330 269 0,5 296 0,6 2 482 2 082 0,6 2 208 0,6 Hamburg 864 1 181 2,3 1 333 2,5 6 091 7 130 2,0 7 409 2,1 Hessen 4 174 5 319 10,4 5 288 9,9 29 964 35 774 10,0 33 954 9,4 Mecklenburg-Vorpommern 82 242 0,5 178 0,3 930 2 189 0,6 1 495 0,4 Niedersachsen 3 835 4 420 8,7 4 745 8,9 22 617 27 269 7,6 28 769 8,0 Nordrhein-Westfalen 5 136 6 950 13,6 6 732 12,6 41 395 53 453 15,0 51 952 14,4 Rheinland-Pfalz 1 208 1 673 3,3 1 918 3,6 11 256 12 346 3,5 13 171 3,7 Saarland 101 169 0,3 179 0,3 951 1 625 0,5 1 783 0,5 Sachsen 847 1 198 2,3 1 162 2,2 9 211 11 378 3,2 10 701 3,0 Sachsen-Anhalt 131 220 0,4 228 0,4 1 701 2 656 0,7 2 671 0,7 Schleswig-Holstein 322 521 1,0 607 1,1 3 038 4 733 1,3 5 205 1,4 Thüringen 426 500 1,0 550 1,0 4 675 5 334 1,5 5 215 1,4 Deutschland 38 029 51 077 100 53 566 100 298 072 357 129 100 360 375 100 Datenquelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik. 28 Statistische Analysen 2/2016

Wirtschaftssektor.. und im Kraftfahrzeugbau werden die meisten FuE-Ressourcen investiert Schaubild 13 Anteile in % Interne FuE-Aufwendungen des Wirtschaftssektors in Baden-Württemberg 2013 nach Branchen*) Information und Kommunikation (58-63) Kraftwagen und Kraftwagenteile (29) Die baden-württembergischen Unternehmen 9,4 investieren einen Sonstige erheblichen Teil der 10,8 verfügbaren FuE-Ressourcen in die sogenannte Hochwertige Pharmazeutische Erzeugnisse (21) 6,6 Insgesamt 16,3 Mrd. EUR 48,2 Technologie. Der Anteil 13,9 an den gesamten unternehmerischen internen 11,1 Elektrotechnik (26+27) FuE-Aufwendungen betrug hier allein gut 63 % und ist vor allem auf den hohen Anteil des Kraftfahrzeugbaus zurückzuführen. Dieser lag 2013 bei Maschinenbau (28) *) Klassifikation der Wirtschaftszweige in Klammern. Datenquelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 424 16 48 % (2011: 51 %) und übertraf somit weit den bundesweiten Durchschnitt von 32 %. Hier zeigen sich die enormen FuE-Kapazitäten von Herstellern und Zulieferunternehmen von absolutem Weltrang. In 2013 hatten die baden-württembergischen Kfz-Unternehmen gut 7,8 Mrd. Euro (2011: knapp 8,0 Mrd. Euro) für FuE ausgegeben und investierten damit so viel wie kein anderes Bundesland in Forschung und Entwicklung. Nach dem deutlichen Zuwachs in 2011 von knapp 22 % fand nun allerdings ein leichter Rückgang von 1,3 % statt. Dadurch entfielen knapp 46 % der deutschlandweit getätigten internen FuE-Aufwendungen dieser Branche auf Unternehmen aus Baden-Württemberg, drei Prozentpunkte weniger als noch im Jahr 2011 und etwa so viel wie im Jahr 2009. Der Kraftfahrzeugbau war und ist in Baden-Württemberg damit die Schlüsselbranche Zwei weitere bedeutende Branchen des industriellen Forschungsstandortes im Land sind die Elektrotechnik 76 und der Maschinenbau. In diesen Branchen fielen im Jahr 2013 interne FuE- Aufwendungen in Höhe von knapp 2,3 Mrd. Euro bzw. 1,8 Mrd. Euro (2011: 2,1 und knapp 1,6 Mrd. Euro) an. Damit waren knapp 18 600 bzw. gut 13 800 Personen (2011: knapp 17 600 VZÄ bzw. gut 12 800 VZÄ) mit FuE-Aufgaben betraut. Deutschlandweit entfielen knapp 24 bzw. gut 33 % aller getätigten internen FuE-Aufwendungen der Elektrotechnik bzw. des Maschinenbaus auf baden-württembergische Unternehmen. Nur in Bayern lag der Anteil der deutschlandweiten internen FuE-Aufwendungen in der Branche Elektrotechnik mit 37 % deutlich höher als in Baden- Württemberg. (Schaubild 13). 75 Wirtschaftszweigklassifikation (WZK) 2008: Wirtschaftszweig (WZ) 29. 76 WZK 2008: WZ 26 und 27, Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronische und optische Erzeugnisse (Spitzentechnologie) sowie Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (Hochwertige Technologie). Statistische Analyse 2/2016 37

Wirtschaftssektor Schaubild 14 FuE-Intensität*) in ausgewählten Branchen**) in Deutschland und Baden-Württemberg 2013 Branchen der Spitzentechnologie Luft- und Raumfahrzeugbau (30.3) DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse (26.1, 26.2, 26.3, 26.5, 26.6, 26.7) Pharmazeutische Erzeugnisse (21.1, 21.2) Maschinenbau (28.1, 28.3, 28.4, 28.9) Elektrische Ausrüstungen (27.1, 27.2, 27.4, 27.5, 27.9) 1) Chemische Erzeugnisse (20.1, 20.5) in % Branchen der Hochwertigen Technologie in % Kraftwagen, Motoren 9,0 und Zubehör (29.1, 29.3) 4,8 Geräte der Unterhaltungselektronik (26.4) 3,0 2,6 2,7 2,7 1,8 2,1 6,0 6,0 12,2 9,4 18,1 *) Internen FuE-Aufwendungen einer Branche bezogen auf den Umsatz der je weiligen Branche. Berichtskreis: Betriebe mit mindestens 20 tätigen Personen. **) Branchenzuordnung nach Wirtschaftszweigschwerpunkt der Betriebe, WZ 2008 in Klammern. 1) Für Baden-Württemberg ohne WZ 27.2. Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 425 16 8,1 12,7 11,3 Baden-Württemberg Deutschland Neben dem Kraftfahrzeugbau mit 31 % hat hier auch die Elektrotechnik mit 28 % einen bedeutenden Anteil an den FuE-Aktivitäten und der Maschinenbau stellt einen Anteil von 11 %. Insgesamt sind in Bayern damit die FuE-Aktivitäten gleichmäßiger als in Baden-Württemberg auf die Branchen verteilt. Noch deutlicher im Branchenmix ausgeglichen ist Nordrhein-Westfalen. Hier wurden 21 % der internen FuE-Aufwendungen in der Branche Elektrotechnik, 16 % in der Chemischen Industrie und 15 % im Kraftfahrzeugbau investiert. Der FuE- Schwerpunkt in Hessen lag 2013 dagegen mit 28 % im Kraftfahrzeugbau und mit 19 % in der Pharmazeutischen Industrie. Neben Baden-Württemberg sind auch in Niedersachsen die FuE-Aktivitäten besonders stark auf den Kraftfahrzeugbau ausgerichtet. Mit einem Anteil von 59 % sogar noch deutlicher als in Baden-Württemberg. In Rheinland-Pfalz überwiegen mit einem Anteil von über 46 % die FuE-Aktivitäten in der Branche Chemische Industrie. In den neuen Bundesländern bildet, neben der Elektrotechnik, die Branche Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen einen Schwerpunkt bei den FuE-Investitionen (Karte 6). Szenario: Baden-Württemberg ohne FuE-Aktivitäten im Kraftfahrzeugbau Im Wirtschaftssektor in Baden-Württemberg werden 48% der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in der Branche Kraftfahrzeugbau getätigt. Angesichts dieser Dominanz stellt sich die Frage, wie wäre die Verteilung der FuE-Aktivitäten im Land und im Bund unter der fiktiven Annahme, dass in Baden-Württemberg im Kraftfahrzeugbau keine FuE-Aktivitäten stattfänden? 82 Erwartungsgemäß würden sich in diesem Fall die FuE-Investitionen deutlich gleichmäßiger auf die verbleibenden Branchen in Baden-Württemberg verteilen: 27 % der internen FuE-Aufwendungen würden dann in die Elektrotechnik, 83 21 % in den Maschinenbau, 18 % in den IKT-Dienstleistungssektor 84 und 13 % in die Pharmazeutische Industrie fließen. Die Aufteilung der FuE-Aktivitäten auf die Technologieklassen Spitzentechnologie und Hochwertige Technologie läge dann bei 36 bzw. 28 % gegenüber den tatsächlichen Werten von 19 bzw. 63 %. Bemerkenswert ist, dass Baden-Württemberg in diesem Szenario in der deutschen Forschungslandschaft weiterhin eine sehr gewichtige Rolle spielen würde. Im Wirtschaftssektor würde Baden-Württemberg zwar bei den absoluten Zahlen zu den internen FuE-Aufwendungen seinen Spitzenplatz im Ranking der Bundesländer an den Freistaat Bayern verlieren, sich aber immerhin noch auf Platz zwei der Rangfolge 82 Die wechselseitige Abhängigkeit der einzelnen Branchen wird bei diesem Szenario vernachlässigt. 83 WZ 26 und 27. 84 IKT Informations- und Kommunikationstechnik, WZ 58 63. Statistische Analyse 2/2016 43

Wirtschaftssektor um knapp 5 Prozentpunkte zugelegt. Die deutliche Zunahme des FuE-Personals in der Region Heilbronn-Franken, mit einem Anteil des FuE- Personals von gut 4 % im Jahr 2003 und nun mit gut 8 % im Jahr 2013, ist wohl größtenteils auf den im Jahr 2003 eröffneten neuen Entwicklungsstandort eines großen Automobilzulieferers zurückzuführen. Der anteiligen Abnahme des FuE-Personals in der Region Stuttgart steht damit eine entsprechende Zunahme in der Region Heilbronn-Franken gegenüber. Rückläufige Anteile an den landesweiten FuE-Ressourcen sind neben der Region Stuttgart auch in den Regionen Rhein-Neckar, Mittlerer Oberrhein, Bodensee- Oberschwaben und Schwarzwald-Baar-Heuberg zu verzeichnen. FuE-Intensität in der Region Stuttgart im Landkreis Böblingen am höchsten Setzt man die Zahl des FuE-Personals zur Zahl der Erwerbstätigen in einer Region in Beziehung, ergibt sich als Kennzahl die FuE-Personalintensität. Dieser Indikator ist ein weiteres Maß für die Intensität, mit der Forschung und Entwicklung in einer Region betrieben wird. Ein Blick auf die Forschungslandkarte des Wirtschaftssektors in Baden-Württemberg zeigt, dass die Region Stuttgart die forschungsintensivste Region ist. So verfügen die Unternehmen hier nicht nur über die höchsten personellen FuE-Ressourcen, sondern setzen auch den höchsten Anteil der Erwerbstätigen in Forschung und Entwicklung ein. Die FuE-Personalintensität der Region Stuttgart lag 2013 mit 3,6 % deutlich über dem landesweiten Durchschnitt von 2,1 %. Ebenfalls überdurchschnittlich forschungsintensiv sind die Regionen Donau- Iller, Rhein-Neckar, und Bodensee-Oberschwaben mit einer FuE-Intensität von 2,4 bzw. je 2,2 %. In den Regionen Nordschwarzwald und Südlicher Oberrhein war 2013 wie in 2011 die vergleichsweise geringste Forschungsintensität mit unter 1 % festzustellen. Die Kreise mit der höchsten FuE-Personalintensität in Baden-Württemberg waren 2013 der Landkreis Tabelle 6 FuE-Personal im Wirtschaftssektor in Baden- Württemberg 2011 und 2013 nach Regionen und Stadt-/Landkreisen Region Stadt-/Landkreis FuE-Personal Insgesamt Intensität 1) 2011 2013 2011 2013 Anteil in % in % Regierungsbezirk Stuttgart 55,1 56,5 2,9 3,0 Region Stuttgart 44,2 45,4 3,4 3,6 Stuttgart, SKR 16,4 16,0 3,9 3,8 Böblingen, LKR 12,0 13,2 6,4 7,2 Esslingen, LKR 4,8 4,9 2,2 2,3 Göppingen, LKR 0,9 0,9 0,9 0,9 Ludwigsburg, LKR 7,5 7,7 3,6 3,7 Rems-Murr-Kreis, LKR 2,8 2,7 1,7 1,7 Region Heilbronn-Franken 7,5 8,1 1,8 1,9 Heilbronn, SKR 0,6 0,6 0,8 0,7 Heilbronn, LKR 5,4 6,0 4,0 4,5 Hohenlohekreis, LKR 0,8 0,7 1,3 1,2 Schwäbisch Hall, LKR 0,4 0,5 0,5 0,6 Main-Tauber-Kreis, LKR 0,3 0,3 0,5 0,5 Region Ostwürttemberg 3,3 3,0 1,7 1,6 Heidenheim, LKR 0,8 0,6 1,4 1,2 Ostalbkreis, LKR 2,5 2,4 1,9 1,8 Regierungsbezirk Karlsruhe 19,0 18,0 1,5 1,5 Region Mittlerer Oberrhein 5,4 4,6 1,1 1,0 Baden-Baden, SKR 0,1 0,1 0,3 0,4 Karlsruhe, SKR 1,3 1,1 0,7 0,6 Karlsruhe, LKR 2,0 2,1 1,2 1,3 Rastatt, LKR 1,9 1,2 2,0 1,3 Region Rhein-Neckar 2) 11,6 11,3 2,2 2,2 Heidelberg, SKR 1,2 1,2 1,3 1,3 Mannheim, SKR 2,1 2,0 1,0 1,0 Neckar-Odenwaldkreis, LKR 0,2 0,2 0,3 0,3 Rhein-Neckar-Kreis, LKR 8,1 7,9 4,4 4,5 Region Nordschwarzwald 2,1 2,2 0,9 0,9 Pforzheim, SKR 0,2 0,3 0,3 0,4 Calw, LKR 0,4 0,5 0,7 0,9 Enzkreis, LKR 0,8 0,7 1,2 1,1 Freudenstadt, LKR 0,6 0,7 1,2 1,4 Regierungsbezirk Freiburg 9,8 9,2 1,0 1,0 Region Südlicher Oberrhein 2,8 2,7 0,6 0,6 Freiburg, SKR 0,8 0,6 0,6 0,5 Breisgau-Hochschwarzwald, LKR 0,6 0,6 0,6 0,6 Emmendingen, LKR 0,7 0,7 1,3 1,4 Ortenaukreis, LKR 0,7 0,8 0,4 0,4 Region Schwarzwald-Baar-Heuberg 3,5 3,4 1,5 1,6 Rottweil, LKR 0,7 0,7 1,0 1,1 Schwarzwald-Baar-Kreis, LKR 1,2 1,3 1,3 1,4 Tuttlingen, LKR 1,6 1,4 2,3 2,1 Region Hochrhein-Bodensee 3,5 3,0 1,4 1,2 Konstanz, LKR 1,1 1,2 1,0 1,1 Lörrach, LKR 2,0 1,5 2,4 1,8 Waldshut, LKR 0,4 0,3 0,7 0,4 Regierungsbezirk Tübingen 16,1 16,4 2,0 2,0 Region Neckar-Alb 4,0 4,2 1,4 1,5 Reutlingen, LKR 2,7 2,8 2,3 2,4 Tübingen, LKR 0,4 0,5 0,5 0,6 Zollernalbkreis, LKR 0,8 0,9 1,1 1,2 Region Donau-Iller 2) 6,4 6,0 2,5 2,4 Ulm, SKR 2,5 2,4 2,5 2,4 Alb-Donau-Kreis, LKR 0,7 0,5 1,0 0,8 Biberach, LKR 3,2 3,2 3,6 3,6 Region Bodensee-Oberschwaben 5,7 6,1 2,0 2,2 Bodenseekreis, LKR 5,1 5,4 5,1 5,5 Ravensburg, LKR 0,4 0,4 0,3 0,4 Sigmaringen, LKR 0,3 0,2 0,5 0,5 Baden-Württemberg 100 100 2,0 2,1 1) FuE-Personal in Vollzeitäquivalenten bezogen auf die Erwerbstätigen in Vollzeitäquivalenten, Berechnungsstand August 2014. 2) Soweit Land Baden-Württemberg. Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder. Statistische Analyse 2/2016 49

Staatssektor Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde im Jahr 2009 als Zusammenschluss des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe gegründet und beschäftigt 9 300 Mitarbeiter davon gut 6 000 in Forschung und Lehre. Das KIT zählt zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Technologiebereich. Die Forschungsschwerpunkte des in Deutschland bisher einmaligen Kooperationsmodells gliedern sich in eine Vielzahl von Kompetenzfeldern, beispielsweise Mikro- und Nanotechnologie, Optik und Photonik, Biotechnologie, Klima, sozialer Wandel, Informations- und Kommunikationstechnologie und eingebettete Systeme. 105 Im Januar 2011 gründete das KIT in Kooperation mit der Universität Ulm das Helmholtz-Institut Ulm für elektrochemische Energiespeicherung. Das Ziel dieses Instituts ist unter anderem die Erforschung und Entwicklung von leistungsfähigen und kostengünstigen Batteriesystemen. 105 Vgl. http://www.kit.edu/kit/daten.php, Abruf am 03.05.2016. Schaubild 19 Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft mit Hauptsitz in Köln, beschäftigt rund 8 000 Mitarbeiter an 16 Standorten. Zwei davon liegen in Baden-Württemberg. In der Außenstelle Stuttgart sind rund 700 Personen in sechs Instituten beschäftigt. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören Hochleistungsstrukturen aus faserkeramischen, polymeren und hybriden Verbundwerkstoffen, innovative Fahrzeugkonzepte für Straße und Schiene, Lasersystementwicklung, Technologien für das Speichern und Wandeln von Energie, Gasturbinen und technische Verbrennungsprozesse. In der Außenstelle am Standort Lampoldshausen 106 erforschen etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem die Verbrennungsvorgänge in Flüssigkeitsraketentriebwerken. 107 106 Ortsteil von Hardthausen am Kocher im Landkreis Heilbronn. 107 Vgl. http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10002/#/dlr/start/standorte, Abruf am 10.02.2016. FuE-Personal*) in den Forschungseinrichtungen des Staatssektors in Baden-Württemberg 2013 Anteile in % Bundes- und Landesforschungseinrichtungen Sonstige öffentlich geförderte Einrichtungen Institute der Leibniz-Gemeinschaft Institute der Helmholtz-Gemeinschaft 3,9 11,2 3,6 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft 24,3 Insgesamt 15 048 VZÄ 43,8 13,1 Institute der Max-Planck-Gesellschaft *) In Vollzeitäquivalenten. Datenquelle: Statistisches Bundesamt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 430 16 54 Statistische Analysen 2/2016

Hochschulsektor Sachsen im Spitzenfeld bei der FuE-Intensität Für den nachfolgenden nationalen und internationalen Vergleich wird die FuE-Intensität herangezogen. Diese Kennzahl lag im Hochschulsektor 2013 in Baden-Württemberg mit 0,52 % leicht über dem durchschnittlichen Bundesniveau (0,51 %). Im Vergleich mit den Bundesländern belegte Baden- Württemberg bei der FuE-Intensität 2013 einen Platz im oberen Mittelfeld (Schaubild 30). Vor Baden-Württemberg befinden sich 2013 neben den Stadtstaaten Berlin und Bremen 129 die neuen Bundesländer Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Niedersachsen wies ebenfalls einen leicht höheren Wert auf. Von den Flächenländern nahm 2013 Sachsen mit einer im Hochschulsektor 129 Aufgrund der verstärkten Ansiedlung von Hochschulen in Ballungsräumen sind die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg bei dieser Kennzahl mit den Flächenländern nur eingeschränkt vergleichbar. Schaubild 30 in % Berlin Sachsen Bremen Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Niedersachsen Baden-Württemberg Hamburg Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Saarland Bayern Rheinland-Pfalz Hessen Brandenburg Schleswig-Holstein Deutschland 1) beachtlichen FuE-Intensität von rund 0,82 % den Spitzenplatz ein. 130 Sachsen ist auch das Flächenland mit der größten positiven Veränderung. Gegenüber 2003 ist die FuE-Intensität in diesem Bundesland um 0,21 Prozentpunkte gestiegen. In Baden- Württemberg entwickelte sich die FuE-Intensität im Betrachtungszeitraum ebenfalls positiv, und zwar um 0,10 Prozentpunkte. Dänemark im internationalen Vergleich vorne Dänemark belegte in der Forschungsrangfolge innerhalb der 28 EU-Mitgliedstaaten im Hochschulsektor 2013 mit einer FuE-Intensität von gut 1 % 130 Im Staatssektor belegte Sachsen im Jahr 2011 ebenfalls den Spitzenplatz unter den Flächenländern, siehe Kapitel Forschung und Entwicklung im Staatssektor. FuE-Intensität*) im Hochschulsektor 2013 nach Bundesländern 0,46 0,43 0,43 0,42 0,37 0,52 0,52 0,52 0,51 0,50 *) Forschungs- und Entwicklungsausgaben bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, Berechnungsstand November 2014/Februar 2015. Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder. 0,36 0,51 0,65 0,64 0,72 0,85 0,82 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 440 16 Statistische Analyse 2/2016 69

Interaktion der Sektoren 6 Interaktion der Sektoren Als vielschichtiger Prozess vollzieht sich Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg in den drei Sektoren Wirtschaft, Staat und Hochschulen. Die wirtschaftlich verwertbaren Erkenntnisse der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung, die im Wesentlichen im öffentlichen Bereich generiert werden, sollen zeitnah zu neuen oder verbesserten Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen führen. Jedoch erst der Wissenstransfer in die Unternehmen des Landes und somit in den Wirtschaftssektor führt zu einer Umsetzung der Ideen, beispielsweise in neue marktgerechte Produkte. Baden-Württemberg verfügt über ein dichtes Netz an Transfereinrichtungen Dieser überaus wichtige Wissens- und Technologietransfer von den öffentlichen Forschungseinrichtungen in die Wirtschaft wird in Baden-Württemberg in hohem Maße durch ein weit verzweigtes System von Transfereinrichtungen unterstützt. 135 Hierzu zählen Transferberatungsstellen an Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen sowie Erfindungsberatungsstellen oder Innovationsberater bei den Handwerks-, Industrie- und Handelskammern. Darüber hinaus stehen im Land mit dem international aktiven Netzwerk der Steinbeis-Stiftung Forschungszentren zur Verfügung, die Forschungsergebnisse und konkrete Problemstellungen von Wissenschaft und Unternehmen zusammen bringen. Das Steinbeis-Netzwerk ist besonders auf den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen ausgerichtet, fachlich orientiert und überwiegend an Hochschulen angesiedelt. Mit 608 von 1 037 Einrichtungen hat das Steinbeis-Netzwerk seinen regionalen Schwerpunkt in Baden-Württemberg. 136 Innovationsallianz: Kooperationspartner für Unternehmen Eine bedeutende Rolle beim Wissenstransfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft übernimmt in Baden-Württemberg die Innovationsallianz. 137 In der Innovationsallianz sind 13 Forschungseinrichtungen des Staats- und Wirtschaftssektors mit Sitz in Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Zum Staatssektor gehören unter anderem die Institute an den Universitäten ( An-Institute ). Einige der Institute sind in das von der Industrie getragene Innovationsnetz industrieller Forschungsvereinigung Otto von Guericke e.v. (Aif) sowie in die Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad-Zuse e.v. eingebunden. Die Forschungseinrichtungen werden vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg mit Grundfinanzierungsmittel unterstützt. Die Institute erzielen mit über 1 700 Mitarbeiter jährlich ein Haushaltsvolumen von rund 130 Mill. Euro, wovon etwa ein Drittel über Aufträge der Wirtschaft finanziert wird. 138 Diese unabhängigen Forschungsstätten, die zum einen in den Zukunftsfeldern Nachhaltige Mobilität, Ressourcen, Energie und Umwelttechnologien, Gesundheit und Pflege sowie Information und Kommunikation und zum anderen in sektorenübergreifenden Schlüsseltechnologien wie Mikrotechnologie, Nanotechnologie, Biotechnologie und Fotonik tätig sind, betreiben angewandte Forschung. Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung gerade auch kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) zur Verfügung zu stellen. Gerade KMU sind auf Grund fehlender eigener Forschungskapazitäten auf die Unterstützung durch externe Forschungseinrichtungen angewiesen, um sich im Innovationswettbewerb behaupten zu können. 135 Vgl. BMBF (2014). 136 Stand: April 2016. 137 Vgl. http://www.innbw.de/, Abruf am 25.04.2016. 138 Vgl. http://mfw.baden-wuerttemberg.de/de/menschwirtschaft/industrie-und-innovation/wirtschaftsnahe-forschung/innovationsallianz-baden-wuerttemberg/, Abruf am 25.04.2016. Statistische Analyse 2/2016 71

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