Pendler in Baden-Württemberg 2012

Ähnliche Dokumente
Statistische Berichte

Leben und Arbeiten in Baden-Württemberg. Ergebnisse des Mikrozensus

Leben und Arbeiten in Baden-Württemberg. Ergebnisse des Mikrozensus 2013

Statistischer Bericht

WENN DER WEG NICHT DAS ZIEL IST - PENDLERSITUATION IN ÖSTERREICH

Fragebogen zum Projekt Prignitz weitergedacht familienfreundlich in die Zukunft

Statistischer Bericht

Über 3 Millionen Berufspendler täglich unterwegs

Mobilitätsbefragung Ingenieurbüro Helmert, Aachen

Pendlerverhalten der bayerischen Erwerbstätigen 2012 und die Entwicklung seit 1985

"Manche pendeln weit": Berufspendler im Bundesländervergleich Winkelmann, Ulrike

Der Weg zur Arbeit kurzer Sprung oder lange Reise? Pendlermobilität im Jahr 2012

Mobilität in der Schweiz. Wichtigste Ergebnisse des Mikrozensus 2005 zum Verkehrsverhalten

Mobilität in der Schweiz. Wichtigste Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr Mobilität und Verkehr

Verkehrserzeugungsmodell Binnenverkehr

Zweirad-Führerscheinbesitz bei jungen Menschen in der Region Stuttgart rückläufig

Mobilitätsverhalten in Bremen Pressegespräch Freitag, 4. Dezember 2015

Lebenssituation älterer Menschen in Baden-Württemberg

Leben und Arbeiten in Baden-Württemberg. Ergebnisse des Mikrozensus 2014

Fahrrad und ÖV versus MIV? Analysen zur Konkurrenz und Synergie von Verkehrsmitteln. Bastian Chlond Tobias Kuhnimhof

1. Wie hoch war im Jahr 2015 die Geburtenrate pro Frau in Baden-Württemberg?

Leben und Arbeiten in Baden-Württemberg. Ergebnisse des Mikrozensus 2015

Mobilitätsuntersuchung für die Stadt Bayreuth: In aller Kürze

Mobilitätsuntersuchung für die Stadt Minden: In aller Kürze

Berufspendler in Baden-Württemberg keine (ganz) unbekannten Wesen

Alleinlebende nach Familienstand

Erkenntnisse für die Verkehrsplanung

Technische Universität Dresden Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr Lehrstuhl für Verkehrs- und Infrastrukturplanung

Die Methodik der Pendlerrechnung Nordrhein-Westfalen

VO Raumplanung und Raumordnung

Zusammenfassung der Ergebnisse der Befragung zu Angeboten und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in der Wartburgregion

MOBILITÄT VON STUDENTEN IN BERLIN

Mobilität in Stuttgart

Auswertung der forsa Umfrage Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei Städtereisen 2012

Kenndaten zur Mobilität

Impulsfrage: Wie lässt sich unser eigenes Mobilitätsverhalten analysieren?

Mobilitätsverhalten und Unfallrisiko von Kindern und Jugendlichen Zahlen, Daten, Fakten

Mobilitätserhebung der Bevölkerung des unteren Saalachtals

Aktuelle Trends im Mobilitätsverhalten Welche Rolle kann das Fahrrad spielen?

Leben in der Stadt - Leben auf dem Land. Gesamtreport der Studie zur Urbanisierung in Deutschland 2012

Mobilität und Verkehr Neuchâtel 2017

Auswertung der Fragebögen zum Projekt PM10-Bonus-Schule

die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik, der Bundestagswahl 2009 in Baden-Württemberg

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen LINZ - LAND

Stadtwerkstatt Hamburg 20. März 2013 Hamburgs mobile Zukunft Wie bewegt sich die moderne Stadt?

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen FREISTADT

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen WELS - LAND

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen SCHÄRDING

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen ROHRBACH

Daten und Fakten zur Fachkräftesicherung in Sachsen. 3. Techniksymposium, Berufsakademie Dresden

Radfahren Aktiver Klimaschutz im Alltag

Umfrage zu Mobilitätsthemen mit Zukunftsbezug ADAC Markt- und Meinungsforschung komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbh

Auftragnehmer. infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße 18, Bonn

Kundenzufriedenheitsmessung 2014 SVP Stadtverkehr Pforzheim August 2014

Ergebnisse der Elternbefragung von Grundschülern/-innen der Jahrgangsstufen 1 bis 3 zum Übergang in weiterführende Schulen 2013

Die Antworten der Brandenburger Bevölkerung auf freiwillige Fragen im Mikrozensus 1994 bis 2008

Fast Lehrkräfte an Schulen in freier Trägerschaft in Baden-Württemberg

Verkehrsmittel und ihre Kunden Längsschnittdaten ermöglichen einen neuen Blick auf multi- und monomodale Marktsegmente

Armutsgefährdung in Baden-Württemberg

Staatskanzlei Dienststelle für Statistik. Arbeitspendler im Kanton Thurgau. Ergebnisse der Strukturerhebung im Rahmen der Volkszählungen

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen LINZ

Mobilität in Rheinhessen und Mainz

18 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften

Auswirkungen der Berliner S-Bahn-Krise

UMFRAGE ZUM MOBILITÄTSBEDARF Gemeinde Hassel

Staatskanzlei Dienststelle für Statistik. Thurgauerinnen und Thurgauer unterwegs. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015

WIE VEREINBAREN MÜTTER UND VÄTER FAMILIE UND BERUF HEUTE?

Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern?

Verkehrsmittel. Folge 12 Köln. Verkehrsmittel

Berufspendler in Baden-Württemberg

Einfluss der Einstellung zur Mobilität auf das Mobilitätsverhalten

Frauendomäne Teilzeitarbeit Wunsch oder Notlösung?

Die demografische Entwicklung in Baden- Württemberg, im Landkreis Freudenstadt sowie in Horb - Herausforderungen für die Landes- und Kommunalpolitik

1/9. Frauen mit Kind/ern beziehen überdurchschnittlich häufig Arbeitslosengeld II

Multimodale Akteure: flexible Verkehrsmittelnutzer im Alltagsverkehr. Stefan von der Ruhren Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr RWTH Aachen

Das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung und das Verkehrsaufkommen STEYR

Übungen - Für das Deutsche Sprachdiplom der KMK

So ist Österreich unterwegs : Mobilitätsverhalten im Wandel der Zeit

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Büro- und Verwaltungsgebäude. Standortmerkmale Standortmerkmale Verkehrsanbindung BNB_BN

Pressemitteilung. Fernpendeln belastet die Psyche

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg

Oberbach Oberleichtersbach Oberwildflecken Platz Riedenberg Römershag Roßbach Rupboden Schildeck Schönderling Schondra

3 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose

Abb. 1: Entwicklung der Schülerzahlen an der Nachbarschaftsschule nach Schulart und Geschlecht 2005/06 bis 2012/13

Verkehrsverhalten der Luzerner Bevölkerung

BEDEUTUNG VON ÖSTERREICH UNTERWEGS AUS DER SICHT EINES BUNDESLANDES

Handout PK IVD-Immobilienpreisspiegel Worms 2015 am

Zensus 2011: Was uns der Zensus über die kulturelle Vielfalt in Baden-Württemberg verrät

ZA5472. Flash Eurobarometer 312 (Future of Transport) Country Questionnaire Austria

Fragen zum Haushalt. Fragen zu Ihrem persönlichen Mobilitätsverhalten

STATISTISCHES LANDESAMT. Mikrozensus. Statistik nutzen

Hinweise zur Befragung

I. Überblick über Kinderunfälle im Straßenverkehr Unfallzahlen 2010 sowie die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr:

Flexibilisierung von Lohnarbeit in Deutschland, Ursachen und Folgen

ERWERBSTÄTIGENQUOTE NACH ELTERN SCHAFT UND ALTER DER KINDER Erwerbstätigkeit der Mütter hängt vom Alter der Kinder ab

Mehr Kinder mit Migrationshintergrund in den Kindertageseinrichtungen Baden-Württembergs

Parken und Wohnen in Eichstätt

Epidemiologie des Unfall- und Verletzungsgeschehens

Transkript:

Pendler in Baden-Württemberg 2012 Bevölkerung, Simone Ballreich Das Verkehrsverhalten der Pendler ist Gegenstand eines Zusatzprogramms zum Mikrozensus, das alle 4 Jahre auf freiwilliger Basis erhoben wird. Letztmalig wurde das Zusatzmodul im Jahr 2012 erfragt. In die Erhebung miteinbezogen werden erwerbstätige Baden- Württemberger sowie Schüler und Studierende, die gefragt werden, wie sie den Weg zur Arbeit bzw. Schule und Hochschule zurücklegen. Im Zeitvergleich zeigt sich, dass im Zuge steigender Flexibilitäts- und Mobilitätsanforderungen in der Arbeitswelt immer längere Pendeldistanzen und Anfahrtszeiten in Kauf genommen werden. Rund 15 % der erwerbstätigen Baden-Württemberger pendeln regelmäßig 25 und mehr Kilometer zu ihrer Arbeitsstätte, vor 30 Jahren waren dies noch 8 % der Erwerbstätigen. Dabei sind es vor allem die Männer, die längere Strecken zurücklegen. Frauen arbeiten häufiger in Wohnortnähe, was mit einer besseren Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und familiären Verpflichtungen einhergeht. Nach wie vor spielt der Pkw eine große Rolle im Berufsverkehr. Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Baden-Württemberger fahren mit dem Auto zur Arbeit. Die Schüler und Studenten in Baden-Württemberg nutzen für den Weg zur Schule bzw. Hochschule häufig Verkehrsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs. Im Rahmen des 4-jährlichen Zusatzprogramms zum Pendlerverhalten werden Erwerbstätige sowie Schüler und Studierende danach gefragt, wie sie den Weg zur Arbeit bzw. Schule oder Hochschule zurücklegen. Die Angaben zum Pendlerverhalten liefern unter anderem Anhaltspunkte für die Verkehrsplanung und ermöglichen Einschätzungen, ob die Ziele einer sozialen, ökonomischen und ökologischen Verkehrsentwicklung wie beispielsweise Verkehrsvermeidung durch kurze Wege oder Verkehrsverlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel erreicht werden. Die Auskünfte zum Pendlerverhalten sind freiwillig. Simone Ballreich ist Referentin im Referat Mikrozensus, Erwerbstätigkeit, Wohnungswesen, Bevölkerungszensus des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. S1 Erwerbstätige in Baden-Württemberg 2012 nach Gemeindegrößenklassen und Entfernung zur Arbeitsstätte*) 3,5 14,4 3,0 12,0 4,4 8,4 (2,9) 7,2 Entfernung von... 50 und mehr 25 50 35,6 29,9 19,5 30,4 46,5 55,1 67,7 59,5 unter 10 000 10 000 50 000 50 000 500 000 Wohnsitzgemeinde mit... bis unter... Einwohner 500 000 und mehr *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Erwerbstätige mit Angaben zum Pendlerverhalten. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 986 14 13

Bevölkerung, 1 Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, wird im Folgenden in der Regel auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Ausdrucksweisen verzichtet. Etwas mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen pendelt zwischen den Gemeinden des Landes Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2012 liegen in Baden-Württemberg für rund 5,1 Mill. Erwerbstätige und knapp 1,7 Mill. Schülerinnen und Schüler sowie Studierende 1 Angaben zum Pendlerverhalten zwischen Wohnort und Arbeitsstätte bzw. Schule und Hochschule vor. Bei fast 2,5 Mill. Erwerbstätigen lag die Arbeitsstätte im Jahr 2012 in der Gemeinde des Hauptwohnsitzes (knapp 46 %). Mit einem Anteil von etwa 51 % pendelte etwas mehr als die Hälfte der baden-württembergischen Erwerbstätigen (2,7 Mill.) zwischen Gemeinden des Landes. Rund 190 000 Erwerbstätige pendelten zu einer Arbeitsstätte außerhalb Baden-Württembergs (knapp 4 %). Je kleiner der Wohnort, desto länger ist der Arbeitsweg Je weniger Einwohner der Wohnort hat, desto längere Strecken legen die Erwerbstätigen zu ihrer Arbeitsstätte zurück. Viele Menschen, die in den ländlichen Regionen des Landes leben, nehmen weite Pendeldistanzen in Kauf, um den passenden Arbeitsplatz zu erreichen. Von den Erwerbstätigen, die in den kleineren badenwürttembergischen Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern leben, hatte mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen einen Arbeitsplatz, der über 10 Kilometer (km, einfache Strecke) von der Wohnung entfernt lag. Fast 36 % der Erwerbstätigen, die in Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern lebten, fuhren zwischen 10 und 25 km zur Arbeit, knapp 18 % legten regelmäßig 25 km und mehr zurück, um zur Arbeitsstätte zu gelangen. In den größeren Gemeinden steht ein weitaus größeres und vielfältigeres Arbeitsangebot zur Verfügung, weshalb dort wohnhafte Erwerbstätige vergleichsweise kurze Wege zum Arbeitsplatz zurücklegen. In den größeren badenwürttembergischen Kommunen mit 50 000 bis unter 500 000 Einwohnern lag bei knapp 68 % der Erwerbstätigen die Arbeitsstätte weniger als 10 km entfernt. 19 % der Erwerbstätigen fuhren zwischen 10 und 25 km zur Arbeit, knapp 13 % fuhren 25 km und mehr. Mit zunehmender Größe des Wohnortes nimmt der Anteil der kürzeren Strecken zunächst zu. Bemerkenswert ist allerdings, dass ab einer bestimmten Stadtgröße die Suburbanisierungstendenzen der Bevölkerung so stark werden, dass der Anteil längerer Arbeitswege wieder zunimmt. Im Stadtkreis Stuttgart, dem einzigen baden-württembergischen Stadtkreis in der Gemeindegrößenklasse 500 000 und mehr Einwohner, fuhren 2012 knapp 60 % der Erwerbstätigen weniger als 10 km zur Arbeit. Damit legten im Stadtkreis Stuttgart weniger Erwerbstätige kurze Distanzen km zurück als in den Kommunen mit 50 000 bis unter 500 000 Einwohnern. Gut 30 % der erwerbstätigen Stuttgarter pendelten zwischen 10 und 25 km zur Arbeit, nur gut 10 % der Erwerbstätigen fuhren 25 km und mehr zu ihrer Arbeitsstätte (Schaubild 1). S2 Erwerbstätige in Baden-Württemberg 1982 und 2012 nach Entfernung zur Arbeitsstätte*) Berufspendler fahren heute weiter als noch vor 30 Jahren Entfernung von... 1,6 3,5 6,0 11,8 50 und mehr 25 50 27,6 64,8 1982 2012 *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Erwerbstätige mit Angaben zum Pendlerverhalten. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 987 14 29,6 55,1 Im Zeitvergleich zeigt sich, dass Berufstätige in Baden-Württemberg heute deutlich längere Strecken zurücklegen, um zur Arbeitsstätte zu gelangen, als noch vor 30 Jahren. Im Jahr 1982 hatten fast 65 % der Erwerbstätigen einen Arbeitsplatz, der weniger als 10 km von der eigenen Wohnung entfernt lag. Im Jahr 2012 fuhren dagegen rund 55 % der erwerbstätigen Baden-Württemberger weniger als 10 km weit. Im Jahr 1982 waren knapp 28 % der Erwerbstätigen 10 bis unter 25 km zur Arbeits stätte unterwegs, 2012 legten nahezu 30 % der Erwerbstätigen eine Strecke zwischen 10 und 25 km zurück. Während im Jahr 1982 nur knapp 8 % der Erwerbstätigen 25 km oder mehr zu ihrer Arbeit pendelten, fuhren 30 Jahre später immerhin 15 % der Berufstätigen weite Strecken von 25 km oder mehr zu ihrer Arbeitsstätte (Schaubild 2). 14

Bevölkerung, Frauen arbeiten näher am Wohnort und häufiger in Teilzeit S3 Erwerbstätige in Baden-Württemberg 2012 nach Entfernung zur Arbeitsstätte und nach Geschlecht*) Es sind vor allem die Männer, die für ihren Beruf längere Strecken in Kauf nehmen. Frauen hingegen suchen und finden deutlich häufiger eine Arbeitsstelle, die näher am Wohnort liegt. Zudem sind Frauen häufiger in Teilzeit beschäftigt, da sie sich unter anderem in stärkerem Maße um die Kindererziehung und Haushaltsführung kümmern. Längere Arbeitswege und damit verbunden längere Fahrtzeiten lassen sich mit der narbeit häufig nur schwer vereinbaren. Im Jahr 2012 waren fast 49 % der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit beschäftigt, das heißt sie arbeiteten 31 oder weniger Stunden pro Woche. Von den erwerbstätigen Männern arbeiteten hingegen nur rund 9 % in Teilzeit. Entfernung von... 50 und mehr 25 50 2,2 4,6 9,0 14,3 27,8 31,3 Frauen Männer 49,8 61,1 Knapp die Hälfte der Männer fuhr 2012 weniger als 10 km zur Arbeit, wohingegen bei rund 61 % der weiblichen Erwerbstätigen der Arbeitsort weniger als 10 km von zu Hause entfernt lag. Mittlere Strecken zwischen 10 und 25 km legten rund 31 % der Männer und fast 28 % der Frauen zurück. Knapp 19 % der männlichen Erwerbstätigen fuhren regelmäßig 25 km oder mehr zu ihrer Arbeitsstätte. Bei den Frauen legten rund 11 % und somit deutlich weniger eine Strecke von 25 km und mehr zur Arbeit zurück (Schaubild 3). *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Erwerbstätige mit Angaben zum Pendlerverhalten. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 988 14 Je mehr Kinder im Haushalt leben, desto kürzer sind die Pendelwege Frauen mit Kindern pendeln weniger weit als Frauen ohne Kinder im Haushalt. Die Zeit, die für längere Pendelwege aufgebracht werden muss, steht in Konflikt mit der Zeit, die für die S4 Erwerbstätige Frauen in Baden-Württemberg 2012 nach Anzahl der Kinder und Entfernung zur Arbeitsstätte*) 12,4 9,9 8,1 7,9 Entfernung von... 25 und mehr 27,9 29,1 27,5 19,2 59,7 61,0 64,4 72,9 keine Kinder 1 Kind 2 Kinder 3 und mehr Kinder Zahl der Kinder im Haushalt *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Erwerbstätige Frauen mit Auskunft zum Pendlerverhalten und zur Zahl der ledigen Kinder unter 18 Jahren im Haushalt. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 989 14 15

Bevölkerung, Kinderbetreuung benötigt wird. Während fast 73 % der Frauen, die 2012 mit drei oder mehr Kindern unter 18 Jahren im Haushalt lebten, weniger als 10 km zur Arbeitsstätte zurücklegten, waren es bei den Frauen ohne Kinder nur knapp 60 %. Rund 19 % der Frauen mit drei und mehr Kindern legten 10 bis unter 25 km zur Arbeit zurück, fast 8 % fuhren 25 km und weiter. Bei den Frauen ohne Kinder im Haushalt fiel der Anteil derjenigen, die mehr als 10 km zur Arbeit zurücklegten, deutlich größer aus. Mehr als ein Viertel pendelte zwischen 10 und 25 km (knapp 28 %), rund 12 % hatten einen Anfahrtsweg von 25 km und mehr (Schaubild 4). Männer haben längere Anfahrtszeiten Mit der Länge des Arbeitsweges korrespondiert der Zeitaufwand, der für das Erreichen des Arbeitsplatzes notwendig ist, denn für längere Strecken ist in der Regel mehr Zeit für den Arbeitsweg einzuplanen. Zudem hat das Verkehrsaufkommen zwischen Wohn- und Arbeitsort und die Wahl des Verkehrsmittels entscheidenden Einfluss auf die benötigte Anfahrtszeit. Mit den im Vergleich zu den weiblichen Erwerbstätigen weiteren Fahrtstrecken gehen bei den Männern dementsprechend längere Fahrtzeiten zur Arbeitsstätte einher. Rund 24 % der männlichen Erwerbstätigen benötigten im Jahr 2012 Minuten, um zur Arbeit zu gelangen, von den erwerbstätigen Frauen erreichten 30 % die Arbeitsstätte in weniger als 10 Minuten. Die Hälfte der Berufstätigen benötigte zwischen 10 und 29 Minuten, um zum Arbeitsort zu gelangen (Männer: rund 50 %; Frauen: knapp 52 %). Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestanden bei Anfahrtszeiten ab einer halben Stunde. Etwas mehr als 21 % der erwerbstätigen Männer waren zwischen 30 und 60 Minuten unterwegs, der Anteil der Frauen mit dieser Anfahrtszeit fiel mit annähernd 16 % hingegen deutlich geringer aus. Rund 4 % der Männer und knapp 3 % der Frauen waren länger als 1 Stunde zur Arbeit unterwegs. Mehr als zwei Drittel der Erwerbstätigen fahren mit dem Pkw zur Arbeit Das Auto ist bei Pendlern nach wie vor das beliebteste Verkehrsmittel. Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Baden-Württemberger fuhren 2012 hauptsächlich mit dem Auto zur Arbeit (68 %). Knapp 64 % der Erwerbstätigen fuhren mit dem eigenen Auto, etwa 4 % nutzten das Auto als Mitfahrer, um zur Arbeitsstätte zu gelangen. Mit deutlichem Abstand folgten die öffentlichen Verkehrsmittel Bus, U- und S-Bahn, Straßenbahn sowie Eisenbahn mit einem Anteil von fast 13 %. Knapp 11 % der erwerbstätigen Baden-Württemberger gingen zu Fuß zur Arbeit, fast 8 % waren mit dem Fahrrad unterwegs. Motorisierte Zweiräder 2 und sonstige Verkehrsmittel waren mit einem Anteil von etwa 2 % von nachrangiger Bedeutung im Berufsverkehr. S5 Erwerbstätige Männer und Frauen in Baden-Württemberg 2012 nach hauptsächlich für den Weg zur Arbeitsstätte benutztem Verkehrsmittel*) Männer Frauen Motorisierte Zweiräder, sonstige Verkehrsmittel Fahrrad zu Fuß 7,9 7,7 2,6 13,6 7,3 0,8 öffentlicher Personennahverkehr 1), Eisenbahn 10,7 71,1 15,0 63,3 Pkw *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Erwerbstätige mit Auskunft zum Pendlerverhalten. 1) Bus, U-/S-Bahn, Straßenbahn. 2 Motorrad, -roller, Moped, Mofa. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 990 14 16

Bevölkerung, Frauen häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist der Pkw das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel im Berufsverkehr. Bei den männlichen Erwerbstätigen, die tendenziell längere Fahrtstrecken zur Arbeit zurücklegen, spielt das Auto jedoch eine noch bedeutendere Rolle. Rund 71 % der Männer nutzten für den Weg zur Arbeit das Auto (Selbstfahrer: rund 67 %), von den Frauen steuerten gut 63 % die Arbeit mit dem Pkw an (knapp 60 % als Selbstfahrer). Frauen stiegen hingegen öfter in öffentliche Verkehrsmittel oder gingen zu Fuß. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Frauen insgesamt geringere Entfernungen zur Arbeitsstätte zurücklegen. Während knapp 11 % der Männer mit Bus, U- und S-Bahn, Straßenbahn oder der Eisenbahn unterwegs waren, nutzten 15 % der Frauen öffentliche Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit. Annähernd 8 % der Männer gingen zu Fuß, bei den Frauen waren dies fast 14 %. Das Fahrrad war bei beiden Geschlechtern insbesondere für kürzere Distanzen gleichermaßen beliebt. Fast 8 % der Männer und rund 7 % der Frauen waren mit dem Fahrrad unterwegs. Auf motorisierten Zweirädern und mit sonstigen Verkehrsmitteln kamen knapp 3 % der Männer und etwa 1 % der Frauen zur Arbeit (Schaubild 5). Schüler und Studenten nutzen vermehrt öffentlichen Personennahverkehr Schaubild 6 zeigt die Verkehrsmittelnutzung der baden-württembergischen Schüler und Studenten nach der Art der besuchten Schule. Zwischen den verschiedenen Schularten bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich des am häufigsten genutzten Verkehrsmittels. Schüler allgemeinbildender Schulen, wie beispielsweise Grundschulen, Haupt- und Realschulen und Gymnasien, sind aufgrund der Wohnortnähe der Schulen hauptsächlich mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder zu Fuß unterwegs, während bei berufsbildenden 3 Schulen neben dem ÖPNV auch der Pkw häufig genutzt wird. Für den Weg zur Fachhochschule und Hochschule nutzen Studierende die verschiedensten Verkehrsmittel. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass ein Teil der Studierenden weite Fahrtstrecken für den Weg zu Hochschule in Kauf nimmt, während sich andere direkt vor Ort, zum Beispiel im Studentenwohnheim, eine Bleibe suchen. Fast 41 % der Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Land machten sich 2012 mit den Verkehrsmitteln des ÖPNV (Bus, U-/S-Bahn und Straßenbahn) auf den Weg zur Schule, nahezu 34 % gingen zu Fuß. Fast 13 % der Schüler fuhren mit dem Fahrrad zur Schule. S6 Schüler und Studierende in Baden-Württemberg 2012 nach Art der besuchten Schule/Hochschule und für den Weg dorthin hauptsächlich benutztem Verkehrsmittel*) öffentlicher Personennahverkehr Eisenbahn Pkw, motorisierte Zweiräder, 1) sonstige Verkehrsmittel Fahrrad zu Fuß Fachhoch-/Hochschule 26,3 21,0 21,6 20,0 11,1 berufsbildende Schule 30,8 24,8 35,9 3,4 5,2 allgemeinbildende Schule 40,9 5,0 7,6 12,7 33,8 insgesamt 36,7 11,3 15,2 12,0 24,8 *) Datenquelle: Mikrozensus 2012. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Volkszählung 1987. Schüler und Studierende mit Auskunft zum Pendlerverhalten. 1) Bus, U-/S-Bahn, Straßenbahn. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 991 14 3 Als berufsbildende Schule bezeichnet man Schulformen, die mit einem beruflichen oder einem berufsorientierten Abschluss enden, wie beispielsweise Berufsschulen der dualen Berufsausbildung ( Lehre ), Berufsfachschulen und Berufskollegs. 17

Bevölkerung, Mikrozensus Der Mikrozensus ist die größte amtliche Haushaltsbefragung in Deutschland, die bereits seit 1957 jedes Jahr bei 1 % der Haushalte im gesamten Bundesgebiet durchgeführt wird. In den Mikrozensus integriert ist die EU-Arbeitskräfteerhebung, die in allen EU-Staaten durchgeführt wird. Seine Ergebnisse sind soweit es sich gleichzeitig um Merkmale der EU-Arbeitskräfteerhebung handelt international vergleichbar. Seit dem Jahr 2005 wird der Mikrozensus als sogenannte unterjährige Erhebung mit einer gleitenden Berichtswoche durchgeführt. Hierbei wird das Befragungsvolumen über das ganze Jahr verteilt. Mit dem Umstieg auf das unterjährige Erhebungskonzept wurde die Datenqualität gesteigert, da die Ergebnisse somit die Situation des ganzen Jahres widerspiegeln. Im Rahmen des Mikrozensus werden für die Erwerbstätigen, Schüler und Studierenden alle 4 Jahre Daten zur Länge des Arbeitsweges, der für den Weg zur Arbeit bzw. zur Ausbildungsstätte benötigten Zeit und zu den genutzten Verkehrsmitteln erfragt. Mit diesen Informationen werden auch Veränderungen im Pendlerverhalten und in der Mobilität im Zeitvergleich erfasst. Sie liefern unter anderem Anhaltspunkte für die Verkehrsplanung und ermöglichen Einschätzungen, ob die Ziele einer sozialen, ökonomischen und öko logischen Verkehrsentwicklung, zum Beispiel Verkehrsvermeidung durch kurze Wege oder Verkehrsverlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel, erreicht werden. Mit dem Pkw, mit motorisierten Zweirädern oder sonstigen Verkehrsmitteln fuhren knapp 8 % der Schüler zur Schule, wobei hier insbesondere der Pkw als Mitfahrer genutzt wurde (knapp 6 %). Rund 5 % der Schüler legten den Weg zur Schule mit der Eisenbahn zurück. Für den Weg zur berufsbildenden Schule nutzten die Schüler neben dem ÖPNV verstärkt das Auto. Knapp 36 % der Schüler fuhren mit dem Pkw, mit motorisierten Zweirädern oder sonstigen Verkehrsmitteln zur Schule, wobei in dieser Gruppe das Auto mit einem Anteil in Höhe von rund 34 % das mit Abstand bedeutendste Verkehrsmittel darstellte. Die Mehrheit der Schüler an berufsbildenden Schulen war hierbei Selbstfahrer (rund 30 %). Knapp 31 % der Schüler nutzten Verkehrsmittel des ÖPNV. Mit der Eisenbahn, mit welcher in der Regel längere Distanzen bewältigt werden, fuhr fast ein Viertel der Schüler zur Schule. Zu Fuß kamen 5 % der Schüler zur berufsbildenden Schule, mit dem Fahrrad waren rund 3 % der Schüler unterwegs. Etwas mehr als ein Viertel der baden-württembergischen Studierenden (rund 26 %) nutzte Verkehrsmittel des ÖPNV, um zur Fachhochschule bzw. Hochschule zu gelangen. Fast 22 % der Studenten waren mit dem Pkw, mit motorisierten Zweirädern oder sonstigen Verkehrsmitteln unterwegs (Pkw: knapp 21 %). 21 % der Studierenden nutzten die Eisenbahn, jeder Fünfte fuhr mit dem Fahrrad zur Hochschule. Rund 11 % erreichten die Hochschule zu Fuß. Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anforderungen an Flexibilität und Mobilität im Berufsleben in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. Die Erwerbstätigen legen immer längere Strecken auf dem Weg zur Arbeit zurück und benötigen dafür immer mehr Zeit. Männer pendeln weitere Strecken, Frauen sind tendenziell häufiger in Wohnortnähe beschäftigt. Zudem sind Frauen mit Kindern weniger mobil. Der eigene Pkw ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel im Berufsverkehr. Die baden-württembergischen Schüler und Studenten sind hauptsächlich mit Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs unterwegs. Weitere Auskünfte erteilt Simone Ballreich, Telefon 0711/641-26 26, Simone.Ballreich@stala.bwl.de 18