Empirische Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben

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Transkript:

Bezeichnung AV/Studie Endbericht Empirische Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben Auftraggeber IHK Schwaben Mitarbeiter Dr. Olaf Arndt Carolin Karg Florian Knetsch Berlin, 17.03.2015

Das Unternehmen im Überblick Geschäftsführer Christian Böllhoff Präsident des Verwaltungsrates Gunter Blickle Handelsregisternummer Berlin HRB 87447 B Rechtsform Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht Gründungsjahr 1959 Tätigkeit Die Prognos AG berät europaweit Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Auf Basis neutraler Analysen und fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien für Unternehmen, öffentliche Auftraggeber und internationale Organisationen entwickelt. Arbeitssprachen Deutsch, Englisch, Französisch Hauptsitz Prognos AG Henric Petri-Str. 9 CH-4010 Basel Telefon +41 61 3273-310 Telefax +41 61 3273-300 info@prognos.com Weitere Standorte Prognos AG Prognos AG Goethestr. 85 Domshof 21 D-10623 Berlin D-28195 Bremen Telefon +49 30 52 00 59-210 Telefon +49 421 51 70 46-510 Telefax +49 30 52 00 59-201 Telefax +49 421 51 70 46-528 Prognos AG Prognos AG Science 14 Atrium; Rue de la Science 14b Schwanenmarkt 21 B-1040 Brüssel D-40213 Düsseldorf Telefon +32 2808-7209 Telefon +49 211 91316-110 Telefax +32 2808-8464 Telefax +49 211 91316-141 Prognos AG Prognos AG Nymphenburger Str. 14 Friedrichstr. 15 D-80335 München D-70174 Stuttgart Telefon +49 89 954 1586-710 Telefon +49 711 3209-610 Telefax +49 89 954 1586-719 Telefax +49 711 3209-609 Internet www.prognos.com

Inhalt 1 Summary 1 2 Einleitung 5 2.1 Hintergrund der empirischen Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben 5 2.2 Grundverständnis der Kultur- und Kreativwirtschaft 6 3 Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben 10 3.1 Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben 10 3.2 Die Teilmärkte der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft 18 3.2.1 Überblick über die elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben 18 3.2.2 Ausprägung der Kultur- und Kreativwirtschaft Bayerisch-Schwabens im Vergleich 21 3.2.3 Struktur der IHK-Mitgliedsunternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft 25 3.2.4 Regionalräumliche Ausprägung der Kultur- und Kreativwirtschaft 28 3.3 Verflechtungen zwischen dem privaten, intermediären und öffentlichen Kultursektor 30 4 SWOT-Profil und Entwicklungsperspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft für den Wirtschaftsstandort Bayerisch-Schwaben 35 4.1 SWOT-Profil der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben 35 4.2 Entwicklungsperspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft für den Wirtschaftsstandort Bayerisch-Schwaben 37 III

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die Kultur- und Kreativwirtschaft und ihre Teilmärkte 7 Abbildung 2: Entwicklung der Umsätze in der KKW im überregionalen Vergleich, 2009-2012 11 Abbildung 3: Umsätze im Branchenvergleich in Bayerisch-Schwaben 2012 13 Abbildung 4: Entwicklung der Erwerbstätigen in der KKW in Bayerisch-Schwaben 14 Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im regionalen Vergleich, 2008-2013 (2008=100) 16 Umsatzverteilung der 11 Teilmärkte der KKW in Bayerisch-Schwaben20 Bruttowertschöpfung in den Teilmärkten der KKW in Bayerisch- Schwaben, 2012 21 Anteile der Erwerbstätigen in Prozent nach Teilmärkten an der KKW in Bayerisch-Schwaben und Bayern, 2012 22 Entwicklung und Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 24 Abbildung 10: IHK Mitgliederstruktur im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft 26 Abbildung 11: Abbildung 12: Selbständige und Unternehmen der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft 27 Verteilung der Erwerbstätigen in den Teilmärkten der KKW in Bayerisch-Schwaben, 2012 29 Abbildung 13: Selbständige nach Kulturberufen, 2009 31 Abbildung 14: SWOT-Profil zur KKW in Bayerisch-Schwaben 35 IV

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Tabelle 2: Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft gem. WZ-Klassifikation 2008 7 Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 10 Tabelle 3: Entwicklung der KKW in Bayerisch-Schwaben, 2009-2012 10 Tabelle 4: Die volkswirtschaftliche Bedeutung einzelner Teilmärkte der Kulturund Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 18 V

1 Summary Dynamische Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben Die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) in Bayerisch-Schwaben in den Jahren 2009-2012 zeigt eine positive Entwicklung: Die Umsätze der Unternehmen sind im Zeitraum um ca. 5,5 % auf 2,2 Mrd. Euro angestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der Erwerbstätigen in der Branche um ca. 2,1 % auf ca. 19.000 Erwerbstätige angewachsen, darunter 14.300 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB). Damit ist die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben vergleichbar mit der Fahrzeugbau- Branche (rund 15.000 SVB), die allerdings im Vergleichszeitraum deutlich stärker gewachsen ist (um rund 6,0%). Heute erwirtschaften ca. 4.600 Selbständige und Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft eine Wertschöpfung in Höhe von 1,13 Mrd. Euro. Mit der dynamischen Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben holt die Region im überregionalen Vergleich auf. Gleichwohl ist die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region bislang noch unterdurchschnittlich ausgeprägt. Der Erwerbstätigenanteil liegt bei 2,6 % (vgl. Bayern: 3,8 %; Deutschland: 3,5 %). Dynamik in nahezu allen Teilmärkten eröffnet weitere Wachstumspotenziale für Bayerisch-Schwaben Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben ist durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet, die sich in den unterschiedlich strukturierten Teilmärkten wiederfindet. Nahezu alle Teilmärkte mit Ausnahme der Musikwirtschaft und des Buchmarkts verzeichneten im Zeitraum von 2009 bis 2012 wachsende Erwerbstätigenzahlen. Besonders dynamisch ist die Zahl der Erwerbstätigen im Teilmarkt Software/Games gestiegen (Plus von 23,7 % bzw. ein Wachstum um ca. 700 Erwerbstätige). Entgegen diesem positiven Trend haben im Zeitraum 2009 bis 2012 die Teilmärkte Buch und Musik an Erwerbstätigen eingebüßt. Diese Entwicklung wurde in der Musikwirtschaft jedoch von einem Umsatzwachstum von 9,2 % begleitet. Hauptgrund für diese gegenläufige Entwicklung ist der Wandel des Teilmarkts hin zu einer stark digital orientierten Branche, die zur Optimierung und Effizienzverbesserung in den Geschäfts- und Vertriebsmodellen geführt hat. Gestiegene Auftragsvolumina bei rückläufigen Erwerbstätigenzahlen waren die Folge. Eine andere Entwicklung zeigt sich im Buchmarkt, der sowohl an Erwerbstätigen als auch an Umsätzen (vgl. -7,5 %) verlor. Hintergrund für diese Entwicklung ist der zunehmende Einfluss digitaler Geschäftsmodelle in dieser Branche, der einher geht mit einem sinkenden Personaleinsatz. Aufgrund 1

der Digitalisierung konnten die meisten Unternehmen ihre Geschäftsprozesse beschleunigen und ein höheres Maß an Mobilität und Flexibilität erreichen. Presse- und Buchmarkt entfalten überregionale Ausstrahlungseffekte Sowohl der Presse- als auch der Buchmarkt in Bayerisch- Schwaben zeigen im Deutschlandvergleich eine besonders hohe Spezialisierung. Diese Teilmärkte weisen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt eine stärkere Beschäftigung auf und erlangen überregionale Bedeutsamkeit. Die Unternehmen dieser Teilmärkte, darunter das regional besonders starke Verlagswesen, wirken weit über die IHK- Bezirksgrenzen hinaus und sind zudem maßgeblich am Umsatzvolumen der Kultur- und Kreativwirtschaft im IHK-Bezirk beteiligt. Etwa jeder zweite Euro Umsatz wird in der Kultur- und Kreativwirtschaft Bayerisch-Schwabens über die Teilmärkte Buch und Presse erwirtschaftet. Trotz der Veränderungen klassischer Printformate wie Bücher, Zeitschriften, Loseblatt, etc. durch eine zunehmende Digitalisierung und damit verbundene Umstrukturierungsprozesse, konnten die Beschäftigtenzahlen in der Region weitgehend stabil gehalten werden. Perspektivisch eröffnen sich den Teilmärkten gerade im Zuge der Digitalisierung neue Geschäftsmodelle, so dass in den Märkten Buch und Presse verstärkt Investitionen in digitale Strukturen u.a. zum Aufbau von E-Commerce-Plattformen, Portalen oder anderen onlinebasierten Dienstleistungen zu beobachten sind. Neben der überdurchschnittlichen Spezialisierung des Presse- und Buchmarktes in Bayerisch-Schwaben, wird auch den Teilmärkten Architektur, Kunst und Design eine gute Positionierung im bundesdeutschen Vergleich bescheinigt. Mit den vorhandenen Kompetenzen im regionalen Hochschulbereich (z.b. Fakultät für Gestaltung der Hochschule Augsburg) ließe sich die gute Positionierung langfristig weiter ausbauen. Starke KKW-Standorte im Nordosten und Süden Vergleichbar zur heterogenen Struktur der Teilmärkte ist die Kultur- und Kreativwirtschaft unterschiedlich stark in den Teilräumen der Region vertreten. Im IHK-Bezirk Schwaben konzentrieren sich die Kultur- und Kreativschaffenden sowohl im Nordosten als auch im Süden. Die Region Augsburg (Stadt Augsburg, LK Augsburg, LK Aichach Friedberg) ist hierbei wichtiges wirtschaftliches Zentrum mit hervorragender verkehrsinfrastruktureller Anbindung und wichtigen internationalen Konzernzentralen. Das südliche Allgäu, bestehend aus den Kreisen Lindau (Bodensee), Ostallgäu und Oberallgäu sowie den kreisfreien Städten Kaufbeuren und Kempten (Allgäu), profitiert ebenfalls von den vorhandenen Großunter- 2

nehmen und zudem von der engen Wechselwirkung zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft und dem Tourismusgewerbe. Die Teilmärkte Presse und Buch konzentrieren sich in den Landkreisen (LK) Donau-Ries, Aichach-Friedberg und den Städten Augsburg und Kempten. Die Software-/Games-Industrie ist insbesondere in den urbaneren Räumen (Stadt Augsburg, LK Augsburg, Neu-Ulm, Stadt Kempten, Oberallgäu) vertreten. Zudem ist eine Spezialisierung im Bereich Musikwirtschaft im LK Lindau erkennbar. Regionale Branchenlandschaft bietet hervorragende Ansatzpunkte für branchenübergreifende Kooperationen Die Region Bayerisch-Schwaben verfügt insbesondere bei den Teilmärkten Design, Werbung und Software/Games über sehr gute Ausgangsbedingungen bei der Initiierung von branchenübergreifenden Kooperationen. Zusammen mit dem starken industriellen Besatz Bayerisch-Schwabens bieten sich hervorragende Ansatzpunkte für gemeinsame Innovationsprozesse bei denen Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft ihre Kompetenzen gewinnbringend einsetzen können (Bsp. therapeutische Trainingsapplikationen für den Gesundheitssektor). Sie sind in der Lage bestehende Strukturen im Innovationsprozess zu durchbrechen, eine andere Sichtweise auf die Problemlagen zu produzieren und damit neuartige Lösungsansätze zuzulassen. Damit können innovationsorientierte Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft maßgeblich zur Umsatzsteigerung bei Unternehmen anderer Branchen beitragen. Kultursektor und intermediärer Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft sorgen für weitere indirekte Umsatzsteigerungen Im Vergleich der Branchen untereinander nimmt die Kultur- und Kreativwirtschaft eine Sonderstellung ein, da hier die Bedeutung der Branche nicht ausschließlich über den erwerbswirtschaftlichen Sektor bestimmt wird. Neben dem privatwirtschaftlichen Branchenteil sind es zudem Institutionen aus dem öffentlichen Kultursektor wie Museen, Kunsthochschulen oder Theater sowie aus dem intermediären Sektor (z.b. Blasmusikvereine, Schützenvereine, Kulturstiftungen, Sponsoring), die der Branche zusätzliches Gewicht verleihen. Die Region Bayerisch-Schwaben ist eingebunden in die Initiative Wirtschaft weiß-blau, worin unternehmerisches gesellschaftliches Engagement für Bayern zusammengefasst worden ist. Hierin sind für die Region Bayerisch-Schwaben 294 Unternehmen registriert, die sich in den Bereichen Bildung, Soziales, Umwelt, Familie und Kultur engagieren. CSR-Aktivitäten von Unternehmen im Bereich Kultur nehmen einen mittelbaren Einfluss auf die quantitativ erfassbare Leistungsfähigkeit der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, die es zu berücksichtigen gilt. 3

Darüber hinaus wird die Attraktivität von Regionen als Lebensort und Reiseziel zunehmend durch kulturelle Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen geprägt, die nur teilweise privatwirtschaftlich organisiert sind. Wertschöpfung, die beispielsweise durch den Tourismus erzielt wird, basiert u.a. auf den Leistungen kulturwirtschaftlicher Aktivitäten, die außerhalb des erwerbswirtschaftlichen Sektors der Kultur- und Kreativwirtschaft stattfinden. Unter Berücksichtigung des intermediären Sektors (Vereinsarbeit, CSR) und dem öffentliche Kulturbereich mit staatlichen Museen oder Theatern als wichtige Besucher- und Tourismusmagneten der Region offenbaren sich zusätzliche Umsatzbetrachtungen. Gemäß aktueller Erhebungen aus anderen Regionen ist hierbei von einer durchschnittlichen Umsatzsteigerung um etwa ein Drittel auszugehen ist. Unter dieser Annahme würde sich das Umsatzvolumen der Branche von 2,2 Mrd. Euro auf rund 3 Mrd. Euro erhöhen. Die Entwicklungsperspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft für Bayerisch-Schwaben nutzen Die Studie zeigt, dass es ein hohes Entwicklungspotenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben gibt. Eine engere Vernetzung untereinander, stärkere branchenübergreifende Kooperationen sowie die konsequente Nutzung und Anwendung neuer Technologien bietet zahlreiche Handlungsfelder zur Beförderung und Weiterentwicklung der Branche. Mit Blick auf die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben und die erzielten Wachstumsbeiträge gilt es, die Potenziale der Branche noch besser auszuschöpfen. Daraus leiten sich zwei zentrale Handlungsfelder ab, die die Branchenentwicklung im IHK-Bezirk Schwaben zukünftig stärken sollen: 1. Vernetzungsaktivitäten nach innen verstärken, Sichtbarkeit nach außen erhöhen 2. Innovationspotenziale über branchenübergreifende Kooperationen ausschöpfen 4

2 Einleitung 2.1 Hintergrund der empirischen Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben Die vorliegende Studie untersucht im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Schwaben 1 die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft (im Folgenden KKW") im zeitlichen und überregionalen Vergleich. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen sollen Entwicklungsperspektiven zur Unterstützung dieser Branche abgeleitet werden. In den vergangenen Jahren fand die Diskussion um die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Gesamtwirtschaft zunehmend Eingang in wirtschaftspolitische Debatten auf nationaler und internationaler Ebene. Obwohl die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht zu einer der klassischen Exportbranchen zählt und gegenüber traditionellen Industriebranchen eine geringere Bruttowertschöpfung erzielt, leistet sie einen wachsenden Beitrag zur regionalen Leistungsfähigkeit in Deutschland. Darüber hinaus gerät zunehmend die Bedeutung der Branche als Innovationstreiber für andere Branchen in den Fokus. Aktuelle Studien unterstreichen, dass in der Zusammenarbeit von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft und anderen Branchen hohe Innovationspotenziale liegen, die bislang noch zu wenig genutzt werden. Bayerisch-Schwaben als wichtiger Industriestandort mit einer hohen touristischen Anziehungskraft bietet sehr gute Ausgangsbedingungen für branchenübergreifende Innovationen (cross-sector innovations) aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Diese Kooperationsprozesse lassen sich für unterschiedliche Entwicklungsphasen nutzen (Inspirationsphase, Gestaltungs- und Entwicklungsphase, Umsetzungs- und Verbreitungsphase), wobei Kreativunternehmen am häufigsten in der Anfangsphase unterstützen. Um zunächst die eigentliche ökonomische Bedeutung und die Wirkungseffekte der Branche zu untersuchen und darzustellen, soll die folgende Studie eine wichtige Grundlage bieten. So wird zunächst die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Branche in der Region untersucht und anhand der wichtigsten Kennzahlen dargestellt (Kapitel 3.1). Zudem wird ein bayern- und deutschlandweiter Standortvergleich vorgenommen. In einem nächsten Schritt werden die elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft genauer 1 Das Einzugsgebiet des Regierungsbezirks Bayerisch-Schwaben ist deckungsgleich mit der räumlichen Abgrenzung des IHK-Bezirks Schwaben. Im Folgenden werden diese Begrifflichkeiten daher synonym verwendet. 5

untersucht (Kapitel 3.2). Darauf folgend wird in knapper Form die Verflechtung zwischen dem privaten, intermediären und dem öffentlichen Kultursektor dargestellt (Kapitel 3.3). In einem abschließenden Kapitel werden anhand eines SWOT- Profils Rückschlüsse zu den Potenzialen der Kultur- und Kreativwirtschaft gezogen und Herausforderungen identifiziert. Mit den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich gezielt die Rahmenbedingungen der Branche weiter stärken. 2.2 Grundverständnis der Kultur- und Kreativwirtschaft Die Kultur- und Kreativwirtschaft subsummiert alle erwerbsorientierten Unternehmen, die sich mit der Schaffung, Produktion und (medialen) Distribution von kreativen und kulturellen Gütern und Dienstleistungen beschäftigen 2. Wertschöpfung und zentrale Bedeutung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen nimmt der schöpferische Akt von künstlerisch und kreativ Tätigen ein. Der schöpferische Akt kann sowohl Ideen und Inhalte (Content) als auch neue Produkte und Dienstleistungen bis hin zu Prototypen, Unikaten und Kleinserien hervorbringen. Angelehnt an das sog. 3-Sektoren-Modell des Kultur- und Kreativsektors 3 nimmt dieser Report den marktwirtschaftlich orientierten Kultursektor in Augenschein. Hier werden alle Unternehmen und wirtschaftlichen Aktivitäten des Profit-Sektors zugeordnet. Die übrigen beiden nicht-marktwirtschaftlichen Teilsektoren der öffentliche und der intermediäre Bereich umfassen alle Non-Profit- Einrichtungen und Aktivitäten, die nicht auf kommerzielle Ziele ausgerichtet sind. Gemäß dem Forschungsbericht Gesamtwirtschaftliche Perspektiven der Kultur-und Kreativwirtschaft in Deutschland des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) wird als statistische Abgrenzung für die Kultur- und Kreativwirtschaft die Wirtschaftszweigsystematik 2008 zugrunde gelegt (s. Tabelle 1). Insgesamt wurden auf Basis dieser statistischen Abgrenzung elf Teilmärkte definiert, die das Wirtschaftsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft abgrenzen (s. Abbildung 1). 2 Vgl. KWF/CBC/Prognos 2009: Endbericht Kultur- und Kreativwirtschaft, im Auftrag des BMWI, S. 22. 3 Vgl. KWF/CBC/Prognos 2009: Endbericht Kultur- und Kreativwirtschaft, im Auftrag des BMWI, S. 21. 6

Abbildung 1: Die Kultur- und Kreativwirtschaft und ihre Teilmärkte Prognos AG et al. (2009), im Auftrag des BMWi: Kultur- und Kreativwirtschaft: Ermittlung der gemeinsamen charakteristischen Definitionselemente der heterogenen Teilbereiche der "Kulturwirtschaft" zur Bestimmung ihrer Perspektiven aus volkswirtschaftlicher Sicht. Tabelle 1: Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft gem. WZ-Klassifikation 2008 Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft WZ-Klassifikation 90.03.1 Selbstständ.Komponisten,Musikbearbeiter 90.01.2 Ballettgruppen,Orchester,Kapellen+Chöre 59.20.1 Tonstudios u. Hrst. von Hörfunkbeiträgen 59.20.2 Verlegen von bespielten Tonträgern 59.20.3 Verlegen von Musikalien Musikwirtschaft 90.04.1 Theater- und Konzertveranstalter 90.04.2 Opern-u.Schausp.häu.,Konz.hall.u.ä.Einr. 90.02 Erbr. von DL für die darstellende Kunst 47.59.3 EH mit Musikinstrumenten und Musikalien 47.63 EH mit bespielten Ton- und Bildträgern 32.2 Herstellung von Musikinstrumenten 90.03.2 Selbstständige Schriftsteller 74.30.1 Übersetzen Buchmarkt 58.11 Verlegen von Büchern 47.61 Einzelhandel mit Büchern 47.79.2 Antiquariate 18.14 Binden v.druckerzeugnissen u.dam.verb.dl 90.03.3 Selbstständige bildende Künstler Kunstmarkt 47.78.3 EH mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstgewerblichen Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen und Geschenkartikeln (20%) 91.02 Museen 47.79.1 EH mit Antiquitäten u. antiken Teppichen 7

Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft WZ-Klassifikation 90.01.4 Selbst.Büh-,Fi-,HF-+TV-Künstl+so.dars.Ku 59.11 Hrst. v. Filmen,Videofilmen u. TV-Progr. 59.12 Nachbearbeitung und sonstige Filmtechnik Filmwirtschaft 59.13 Filmverleih u. -vertrieb (o.videotheken) 59.14 Kinos 47.63 EH mit bespielten Ton- und Bildträgern 77.22 Videotheken 90.03.5 Selbst. Journalisten, Pressefotografen Rundfunkwirtschaft 60.1 Hörfunkveranstalter 60.2 Fernsehveranstalter 90.01.4 Selbst.Büh-,Fi-,HF-+TV-Künstl+so.dars.Ku 90.01.3 Selbstständige Artisten, Zirkusgruppen 90.01.1 Theaterensembles Markt für darstellende Künste 90.04.1 Theater- und Konzertveranstalter 90.04.2 Opern-u.Schausp.häu.,Konz.hall.u.ä.Einr. 90.04.3 Varietés und Kleinkunstbühnen 90.02 Erbr. von DL für die darstellende Kunst 85.52 Kulturunterricht 74.10.1 Industrie-, Produkt- und Mode-Design 74.10.2 Grafik- und Kommunikationsdesign 74.10.3 Interior Design und Raumgestaltung Designwirtschaft 71.11.2 Büros für Innenarchitektur 73.11 Werbeagenturen (50%) 32.12 Hrst.v.Schm,Go-+Si.schmie.waren (ohne Fant.schm) 74.20.1 Fotografie 71.11.1 Architekturbüros für Hochbau 71.11.2 Büros für Innenarchitektur Architekturmarkt 71.11.3 Archit.bür. f.orts-,region.-+landesplan. 71.11.4 Archit.büros f.garten-u.lands.gestaltung 90.03.4 Selbstständige Restauratoren 90.03.5 Selbst. Journalisten, Pressefotografen 63.91 Korrespondenz- und Nachrichtenbüros 58.12 Verlegen von Adr.büchern und Verzeichn. Pressemarkt 58.13 Verlegen von Zeitungen 58.14 Verlegen von Zeitschriften 58.19 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 47.62 EH m.zeitschr.,zeit.,schreibw.u.bürobed. Werbemarkt 73.11 Werbeagenturen 73.12 Vermarktung+Vmtl.v.Werbezeiten+Werbeflä. 8

Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft WZ-Klassifikation 58.21 Verlegen von Computerspielen Software-/Games-Industrie 58.29 Verlegen von sonstiger Software 62.01 Programmierungstätigkeiten 63.12 Webportale 91.01 Bibliotheken und Archive 91.03 Betrieb v.hist.stätt.+gebä.u.ä.attrakt. 91.04 Botan.u.zoolog. Gärten sowie Naturparks Sonstiges 74.30.2 Dolmetschen 74.20.2 Fotolabors 32.11 Herstellung von Münzen 32.13 Herstellung von Fantasieschmuck Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der von der Wirtschaftsministerkonferenz im Dezember 2009 beschlossenen Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft. In der Klassifikation der Kultur- und Kreativwirtschaft sind einzelne Wirtschaftsabteilungen (2-Steller nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008) doppelt vertreten, da sie in unterschiedliche Teilmärkte hineinwirken. Bei der Berechnung und Ausweisung der Gesamtbranche der Kultur- und Kreativwirtschaft werden diese Doppelzählungen (WZ 90.04.1, 90.04.2, 90.02, 47.63, 90.01.4, 90.03.5, 71.11.2, 73.11 mit 50%) spezifischer Wirtschaftsabteilungen entsprechend heraus gerechnet. 9

3 Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch- Schwaben 3.1 Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch- Schwaben Zur Beurteilung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch- Schwaben werden im Folgenden verschiedene Kennzahlen herangezogen und analysiert. Die statistische Abgrenzung der Branche und ihrer elf Teilmärkte beruht auf der in Kapitel 2.2 dargestellten Systematik. Die Gegenüberstellung zu Bayern und Deutschland gewährleistet die überregionale Vergleichbarkeit der branchenspezifischen Kennzahlen. Tabelle 2: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 Bayerisch-Schwaben Bayern Deutschland Kultur- und Kreativwirtschaft Absolut (2012) Anteil KKW an Gesamtwirtschaft Absolut (2012) Anteil KKW an Gsamtwirtschaft Absolut (2012) Anteil KKW an Gesamtwirtschaft Umsatz in Mrd. Euro 2,2 2,2 % 30,6 3,2 % 143,3 2,5 % Umsatz je Unternehmen in 1.000 Euro 474 654 583 Umsatz je Erwerbstätigen in 1.000 Euro 116 150 128 Wertschöpfung in Mrd. Euro 1,13 2,1 % 15,8 3,7 % 62,8 2,6 % Erwerbstätige (Kernbestand = (1) + (2)) 18.981 2,6 % 204.439 3,8 % 1.122.719 3,5 % Anzahl der Selbständigen und Unternehmen (1) 4.642 5,6 % 46.813 7,8 % 245.816 7,6 % Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2) 14.339 2,2% 157.626 3,3% 876.904 3,0% Geringfügig Beschäftigte 11.759 6,3% 76.593 6,2% 421.531 5,7% Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der einer statistischen Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Die absoluten und relativen Anteilsangaben beziehen sich auf die Kultur- und Kreativwirtschaft exklusive der Doppelzählungen spezifischer Wirtschaftsabteilungen (2-Steller nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008) in den entsprechenden Teilmärkten. 10

Tabelle 3: Entwicklung der KKW in Bayerisch-Schwaben, 2009-2012 Kultur- und Kreativwirtschaft Ist-Werte Bayerisch-Schwaben Entwicklungen in Prozent (%) 2009 2011 2012 Bayerisch- Schwaben 2009-2011 Bayerisch- Schwaben 2011-2012 Bayerisch- Schwaben 2009-2012 Bayern 2009-2012 Deutschland 2009-2012 Umsatz in Mrd. Euro 2,08 2,11 2,20 1,3 % 4,2 % 5,5 % 4,3 % 6,7 % Umsatz je Unternehmen in 1.000 Euro 477 461 474-3,3 % 2,6 % -0,8 % 0,4 % 3,5 % Umsatz je Erwerbstätigen in 1.000 Euro 112 112 116 0,3 % 2,9 % 3,3 % -2,8 % 1,1 % Bruttowertschöpfung in Mrd. Euro 1,04 1,07 1,13 2,6 % 5,4 % 8,1 % 16,0 % 1,6 % Erwerbstätige (Kernbestand = (1) + (2)) 18.584 18.757 18.981 0,9 % 1,2 % 2,1 % 7,3 % 5,5 % Anzahl der Selbständigen und Unternehmen (1) 4.367 4.573 4.642 4,7 % 1,5 % 6,3 % 3,8 % 3,1 % Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2) 14.217 14.184 14.339-0,2 % 1,1 % 0,9 % 8,4 % 6,2 % Geringfügig Beschäftigte 13.090 13.157 11.759-7,4 % -2,9 % -10,2 % 3,8 % -2,6 % Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der einer statistischen Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Hinweis: Die absoluten und relativen Anteilsangaben beziehen sich auf die Kultur- und Kreativwirtschaft exklusive der Doppelzählungen spezifischer Wirtschaftsabteilungen (2-Steller nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008) in den entsprechenden Teilmärkten. 10

Entwicklung der Umsätze in der KKW in % Die Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft auf Wachstumskurs Im Zeitraum von 2009 bis 2012 ist eine deutliche Verbesserung der Umsatzentwicklung 4 der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben erkennbar. Betrug das Wachstum in 2009-11 noch 1,3 % zog diese Entwicklung in der Folge an und erzielte allein zwischen 2011 und 2012 Wachstumswerte von 4,2 %. Zwar liegen die Umsatzsteigerungen in Bayerisch-Schwaben im Zeitraum von 2009 bis 2012 gegenüber Gesamtbayern leicht höher, im Vergleich zu Deutschland fällt die Umsatzentwicklung mit einer Erhöhung von 5,5 % jedoch etwas geringer aus (s. Abbildung 2). Die nachhaltig positive Entwicklung in Bayerisch-Schwaben über einen längeren Zeitraum legt den Schluss nahe, dass sich die Kultur- und Kreativwirtschaft in dieser Region etabliert hat und weiter auf Wachstumskurs befindet. Abbildung 2: Entwicklung der Umsätze in der KKW im überregionalen Vergleich, 2009-2012 Bayerisch-Schwaben 4,2% 5,5% Deutschland 1,7% 6,7% Bayern 0,4% 4,3% 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 2011-2012 2009-2012 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. 4 Die Umsatzangaben weisen Daten der Umsatzsteuerstatistik-Voranmeldungen von Unternehmen (keine Betriebe) gemäß der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung aus. Diese beziehen sich auf Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mind. 17.500 Euro. Erhebungsgrundlage sind Datensätze, welche den Landesfinanzbehörden für jeden Steuerpflichtigen aus den Daten des automatisierten Umsatzsteuer-Voranmeldungs- und Vorauszahlungsverfahrens (UVV) und des Grundinformationsdienstes zur Verfügung stehen. Änderungen oder zusätzliche Angaben, die sich aus den zum Teil sehr viel später vorliegenden Jahreserklärungen (Umsätze aus der Investitionserhebung) ergeben, werden nicht berücksichtigt. Am Beispiel der Chemieindustrie für Bayerisch-Schwaben bedeutet dies, dass die im vorliegenden Bericht verwendeten Daten der Umsatzsteuerstatistik-Voranmeldungen (Umsätze aus Lieferungen und Leistungen) mit 1,02 Mrd. Euro in 2012 deutlich unter dem später veröffentlichten Umsatz aus der Investitionserhebung mit 1,65 Mrd. Euro liegt. 11

Bei der Interpretation der Werte in der Abbildung 2 muss berücksichtigt werden, dass die Umsatzentwicklung mit dem Ausgangsniveau des Krisenjahrs 2009 beginnt, sodass es hier absolut eine überdurchschnittliche Entwicklung gegeben hat, die sich im Verlauf des Betrachtungszeitraums wieder abgeschwächt hat. Die relativ hohe Umsatzentwicklung in den Jahren 2011 bis 2012 in Bayerisch-Schwaben geht im Wesentlichen auf die dynamische Entwicklung im Teilmarkt Software/IT zurück, die in diesem Zeitraum ca. 90 Mio. Euro mehr Umsatz generieren konnten als zuvor. Insgesamt erwirtschafteten die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft im Jahr 2012 in Bayerisch-Schwaben einen Jahresumsatz von 2,2 Mrd. Euro und eine Bruttowertschöpfung von 1,13 Mrd. Euro (s. Tabelle 2). Dies entspricht einem Umsatzanteil von etwa 7 % des gesamten Umsatzes dieser Branche im Freistaat und einem Anteil von 4 % am BIP. Bezogen auf die Gesamtwirtschaft hält die Kreativbranche in der Region einen Umsatzanteil von 2,2 % und fügt sich damit in den Bundestrend ein, liegt jedoch unterhalb des Landesdurchschnitts (vgl. 3,2 % bzw. 2,5 %). Der durchschnittliche Jahresumsatz je KKW-Unternehmen liegt mit rund 0,47 Mio. Euro unter dem bayerischen und gesamtdeutschen Durchschnitt (Bayern: 0,65 Mio. Euro Jahresumsatz, Deutschland: 0,58 Mio. Euro). Von 2009 bis 2012 zeigt sich im IHK-Bezirk Schwaben zwar ein leichter Rückgang der Umsätze je Unternehmen (vgl. -0,8 %), der Gesamtumsatz ist mit 5,5 % dennoch auf Wachstumskurs, da als ausgleichender Faktor hier das Plus an Beschäftigten wirkt. Im Gegensatz zum Umsatz je Unternehmen sind die Umsätze je Erwerbstätigen seit 2009 gestiegen. Über die gesamte Periode betrachtet, hat sich ein Umsatzplus je Erwerbstätigen von 3,3 % eingestellt. Dies unterstreicht die positive Auftragslage der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft. Obgleich die branchenspezifischen Umsätze je Erwerbstätigen leicht gestiegen sind (vgl. 2012: 116.000 Euro), erreichen sie noch nicht das Landesniveau (150.000 Euro) und Deutschland (128.000 Euro). Zur Einordnung der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben ist in Abbildung 3 der Vergleich zu ausgewählten starken Industriebranchen dargestellt. Besonders produktiv ist die Energiewirtschaft, die einen Umsatz von etwa 513.500 Euro je Erwerbstätigen erwirtschaftet. Mit deutlichem Abstand zur Energiewirtschaft folgen der Maschinenbau mit ca. 174.800 Euro je Erwerbstätigen und auch die Kultur- und Kreativwirtschaft mit etwa 115.800 Euro je Erwerbstätigen. Die Kulturund Kreativwirtschaft erzielt eine geringere Leistungsfähigkeit, kann aber gleichwohl an starke Industriezweige anknüpfen. 12

Umsätze je Erwerbstätigen in 1.000 Euro Umsatzanteile der Branchen an der Gesamtwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, Abbildung 3: Umsätze im Branchenvergleich in Bayerisch-Schwaben 2012 600 10% 500 400 300 200 100 0 514 4,9% 175 7,3% 3,9% 4,8% 155 152 151 1,0% 116 2,2% 8% 6% 4% 2% 0% Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der statistischen Sonderauswertung zur KKW der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Umsatztreiber, gemessen an den Anteilen der Branchen an der Gesamtwirtschaft, ist der Maschinenbau (vgl. 7,3 %). Die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft erwirtschaftet weniger Umsatz als große Branchen wie Maschinenbau, Metallindustrie und Energiewirtschaft. Die regionalwirtschaftliche Bedeutung (nach Umsatz aus Lieferungen und Leistungen) der Kultur- und Kreativwirtschaft fällt dennoch höher als die der Chemieindustrie aus. Der Branchenvergleich der Umsätze zeigt, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region eine geringere Produktivität und einen niedrigen Umsatzanteil erzielt, was insbesondere der Kleinteiligkeit der Branche begründet ist. Die Kultur- und Kreativwirtschaft steht dennoch für eine feste Größe in der Wirtschaftsstruktur von Bayerisch- Schwaben und wird in Anbetracht weiterer sektoraler Strukturveränderungen (Übergang in dienstleistungsorientierte Wissensgesellschaft) weiter an Bedeutung gewinnen. In der Tabelle 2 wird zudem deutlich, dass der Umsatz je Erwerbstätiger in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch Schwaben unterhalb des bayern- und deutschlandweiten Wertes liegt. Hintergründe hierfür sind in der geringeren durchschnittlichen Unternehmensgröße in der Region zu finden, sowie an dem Zuschnitt der Profilierung der einzelnen Teilmärkte. 13

Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen bestehend aus SvB und Selbständige Erwerbstätige: 18.584 Erwerbstätige: 18.757 Erwerbstätige: 18.981 Erwerbstätige: rund 19.700 Die Kultur- und Kreativwirtschaft als wichtige Beschäftigungsbranche Heute gibt es ca. 4.600 Selbständige und Unternehmen mit insgesamt 14.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben. Parallel zur Umsatzentwicklung nahm auch die Entwicklung der Beschäftigten in der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft eine positive Entwicklung. Von 2009 bis 2012 ist es sowohl bei den SvB (+0,9 %) wie auch bei den Selbständigen und Unternehmen (+6,3 %) zu einem Zuwachs gekommen. Diese Entwicklung schlägt sich damit auch in der gewachsenen Gesamtzahl von etwa 19.000 Erwerbstätigen 5 nieder. Abbildung 4: Entwicklung der Erwerbstätigen in der KKW in Bayerisch-Schwaben 20.000 +6% 15.000 4.367 4.573 4.642 +5% 4.800* 10.000 14.217 14.184 14.339 14.880 5.000 0 2009 2011 2012 2013 SvB Selbständige * Schätzwert für 2013 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der einer statistischen Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Hinweis: Ermittlung des Schätzwertes für die Selbständigen für das Jahr 2013 erfolgt auf Basis der gesicherten SvB-Daten 2013 aus der öffentlichen Statistik der BA. Zentral für die Berechnung ist der Faktor Anzahl der SvB je Unternehmen, der auf WZ-Ebene für das Jahr 2013 fortgeschrieben wird. Zusätzlich gehen Wachstumswerte auf Bundesebene ein. 5 : In Anlehnung und zur Vergleichbarkeit mit anderen wissenschaftlichen Studien zur Kultur- und Kreativwirtschaft werden die Erwerbstätigen (Kernbestand) als Summe aus SvB und Selbstständigen und Unternehmen ohne geringfügig Beschäftigte (geringfügig Entlohnte und kurzfristig Beschäftigte) und ohne geringfügig Selbstständige (Jahreseinkommen unter 17.500 ) definiert. Erwerbstätige sind gemäß der gängigen statistischen Definition nach Destatis Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die im Berichtszeitraum wenigstens 1 Stunde für Lohn oder sonstiges Entgelt irgendeiner beruflichen Tätigkeit nachgehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen (einschl. Soldaten und Soldatinnen sowie mithelfender Familienangehöriger), selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder einen Freien Beruf ausüben. 14

Insgesamt zählt die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft in 2012 rund 19.000 Erwerbstätige. Im überregionalen Vergleich zeigt sich, dass der Anteil der Erwerbstätigen in der Kreativbranche an den Erwerbstätigen insgesamt mit 2,6 % in Bayerisch-Schwaben gegenüber Bayern (vgl. 3,8 %) und Deutschland (vgl. 3,5 %) vergleichsweise schwach ausgeprägt ist. In Abbildung 4 ist dargestellt, wie sich die Erwerbstätigen zusammensetzen, d.h. in welchem Zahlenverhältnis sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) und Selbständige in Bayerisch- Schwaben zueinander stehen. Daraus geht hervor, dass die SvB in 2012 mit knapp 76 % an allen Erwerbstätigen den größten Anteil stellen, im Zeitverlauf jedoch vergleichsweise geringere Zuwachsraten als Selbständige zu verzeichnen haben (s. auch Tabelle 1Tabelle 3). Bayerisch-Schwaben scheint insbesondere für die Selbständigen und Unternehmer ein zunehmend attraktiver Standort zu sein; denn die Zuwachsraten sind hier sowohl im Vergleich zu Bayern wie auch zum gesamten Bundesgebiet teilweise doppelt so hoch. Die Anteile der Selbständigen und Unternehmen an den Selbständigen insgesamt liegen mit 5,6 % jedoch noch unterhalb der Landes- (vgl. 7,8 %) und Bundeswerte (vgl. 7,6 %). Insgesamt bleibt der positive Trend bei den Erwerbstätigenzahlen aus dem Bereich der SvB und Selbständigen voraussichtlich auch in 2013 bestehen. Mit Blick auf den kontinuierlichen Zuwachs an Beschäftigung und der gut aufgestellten Kreativ- und Kulturwirtschaft, kann festgehalten werden, dass Bayerisch-Schwaben sein Standortpotenzial ausbaut und somit für eine erhöhte Attraktivität zur Ansiedlung weiterer KKW-Unternehmen beiträgt. Betrachtet man die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als größten Teilbereich der Erwerbstätigen (rund 76%) in der KKW, steigt nach einer Gleichwärtsbewegung in den Jahren 2008 bis 2009 die Anzahl der Sv-Beschäftigten in der KKW mit dem Landes- und Bundestrend (s. Abbildung 5). Seit 2012 gewann die Beschäftigtenentwicklung in der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft (vgl. +4 %) an Dynamik und übertraf sogar das Wachstum auf Landes- (vgl. +2 %) und Bundesebene (vgl. +3 %) zwischen 2011 und 2012. Diese Entwicklung offenbart die Wachstumschancen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die zukünftig im IHK-Bezirk Schwaben zu erwarten sind. 15

Entwicklung der SvB (2008 = Index 100) Abbildung 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im regionalen Vergleich, 2008-2013 (2008=100) 110 105 100 160.980 655.213 902.762 14.880 4.913.004 29.268.918 95 90 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Bayerisch-Schwaben KKW Bayern KKW Deutschland KKW Bayerisch-Schwaben Gesamtwirtschaft Bayern Gesamtwirtschaft Deutschland Gesamtwirtschaft Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der einer statistischen Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine Branche, die sich durch ihre Kleinteiligkeit, geprägt durch einen hohen Anteil an Freiberuflern sowie einer Vielzahl an Klein- und Kleinstunternehmen, auszeichnet. Neben dem Kernbestand an Erwerbstätigen tragen geringfügig Beschäftigte und geringfügig Selbständige/Tätige zum Erfolg und zur Wertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft bei. Die Branche der Kultur- und Kreativwirtschaft verfügt über ein zusätzliches Potenzial an geringfügig Tätigen und Minijobbern. In 2012 wies die Statistik der Bundesagentur für Arbeit eine Anzahl von 11.759 geringfügig Beschäftigten (GfB) in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben aus. Gegenüber 2009 ist die Zahl GfB bzw. Minijobber, d.h. die Anzahl derjenigen Arbeitsverhältnisse mit einem niedrigen Lohn (geringfügig entlohnte Beschäftigung) oder mit einer kurzen Dauer (kurzfristige Beschäftigung) um etwa 10 % zurück gegangen. Das Wachstumsplus bei den SvB sowie den Selbständigen und Unternehmen spricht dafür, dass geringfügig entlohnte und kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse in stabile Arbeitsverhältnisse umgewandelt werden konnten. 16

Berücksichtigt man neben dem Kernbestand an Erwerbstätigen die geringfügig Beschäftigten (GfB) sowie die geringfügig Selbständigen/Tätigen 6, so zählt die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben in Summe etwa 35.600 Erwerbstätige (Kernbestand plus). Dies entspricht einem Anteil von etwa 2 % bezogen auf die gesamte Bevölkerung 7 in Bayerisch-Schwaben in 2012. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Umsatz- und Beschäftigungswachstum die Bedeutung des IHK-Bezirks Schwaben als wichtigen Standort der Kultur- und Kreativschaffenden deutlich macht. Obwohl der Bezirk in seiner Bedeutung für die Kultur- und Kreativwirtschaft gegenüber dem Freistaat Bayern und dem Bundesdurchschnitt leicht zurückgefallen ist, belegt die positive Wachstumsdynamik die steigende Bedeutung der Branche für die Region. 6 Schätzwert von ca. 4.800 Selbständigen mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen unterhalb von 17.500 Euro. Dieser Wert basiert auf dem gesicherten Wert für die geringfügig Selbständigen aus der Veranlagungsstatistik für das Jahr 2009 und wurde mit den Wachstumswerten auf Landesebene fortgeschrieben. 7 Stichtag 31.12.2012: 1.792.759 Einwohner gemäß Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014). 17

Anzahl der Unternehmen & Selbständige Entwicklung in % 2009-2012 Unternehmen Umsatz in Mio. Euro Entwicklung in % 2009-2012 Umsatz Erwerbstätige (Kernbestand) Entwicklung in % 2009-2012 Erwerbstätige Darunter: sv- Beschäftigte Entwicklung in % 2009-2012 sv-beschäftigte 3.2 Die Teilmärkte der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft 3.2.1 Überblick über die elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben Das Kapitel 3.1 bescheinigt der Kultur- und Kreativwirtschaft ihre bedeutsame Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in Bayerisch- Schwaben. Insbesondere die positive Wachstumsdynamik beim Umsatz und den Beschäftigten unterstreicht ihre regionalwirtschaftliche Bedeutung. Zur detaillierteren Beurteilung der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft werden im Folgenden die elf Teilmärkte der Branche untersucht. Tabelle 4: Die volkswirtschaftliche Bedeutung einzelner Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 Teilmarkt KKW gesamt 4.642 6,3% 2.198 5,5% 18.981 2,1% 14.880 0,9% Musikwirtschaft 283-6,0% 55 9,2% 794-33,9% 511-43,3% Buchmarkt 318 6,7% 746-7,5% 1.877-17,9% 1.559-21,6% Kunstmarkt 253 6,4% 32 15,2% 580 8,1% 327 9,5% Filmwirtschaft 189 2,7% 45 18,1% 500 7,3% 311 10,3% Rundfunkwirtschaft 221 3,3% 23-14,5% 429 8,1% 208 13,7% Markt für darstellende Künste 193 19,9% 34 47,9% 530 13,5% 337 10,1% Designwirtschaft 966 12,9% 233 4,2% 2.051 7,8% 1.085 3,7% Architekturmarkt 936 6,7% 173 23,7% 2.021 10,8% 1.085 14,6% Pressemarkt 581-2,4% 440-0,3% 5.350 0,6% 8 4.769 1,0% Werbemarkt 623-5,0% 206 3,5% 1.979 0,1% 1.356 2,6% Software-/Games- Industrie 676 19,2% 336 55,6% 3.549 23,7% 2.873 24,8% Sonstiges 115 8,5% 21 3,2% 982 0,1% 867-0,9% Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Die Erwerbstätigen (Kernbestand) setzen sich als Summe aus den Selbständigen und Unternehmen sowie den Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zusammen. Hinweis: Die ausgewiesenen statistischen Daten zu den Teilmärkten liegen über der eigentliche Summe der KKW, da in einzelne WZ 5-Steller in mehreren Teilmärkten verankert sind. 8 Die Werte zur Entwicklung im Teilmarkt Presse wurden nachträglich statistisch bereinigt. Hintergrund ist die vorübergehende Neu-Klassifizierung des größten Unternehmens dieses Bereichs in einen anderen Wirtschaftszweig außerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft. 18

Die Hälfte der Erwerbstätigen in der KKW sind in den Märkten Presse und Software/Games tätig Eine weitere wichtige Kennzahl zur Branchenbewertung ist die Beschäftigung. Zu den beschäftigungsstarken Teilmärkten innerhalb der regionalen Kultur- und Kreativlandschaft Bayerisch- Schwabens zählen die Software-/Games-Industrie sowie der Pressemarkt. Diese Märkte vereinen knapp 50 % bzw. 8.900 Erwerbstätige der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch- Schwaben auf sich (s. Tabelle 4). In diesen beiden Teilmärkten zeigen sich jedoch zwei divergierende Entwicklungen, die mit den Entwicklungstrends auf Bundesebene einher gehen. So blickt die Software-/Games-Industrie auf deutliche Wachstumseffekte (2009 bis 2012) mit einem Plus von 24 % bei der Entwicklung der Erwerbstätigen und einen Umsatzzugewinn von 55,6 %. Der beschäftigungsstärkste Teilmarkt der Region, der Pressemarkt mit rund 5.400 Erwerbstätigen, sieht sich zunehmend den Herausforderungen der Digitalisierung gegenüber. Die Erweiterung von online- und offline-geschäftsmodellen und neuen Vertriebskanälen im Pressewesen führte zu zwei wesentlichen Entwicklungen: Konstanz der Umsätze bzw. in Teilregionen gar Umsatzgewinne auf der einen Seite und zunehmende Verlagerung von festen Angestelltenverhältnissen hin zu flexiblen Strukturen, geprägt durch Freiberufler und geringfügig Beschäftigte auf der anderen Seite. In Bayerisch-Schwaben konnte sich der Pressemarkt trotz der strukturellen Umwälzungen konstant entwickeln und seine herausragende Bedeutung als beschäftigungsstärkster Teilmarkt beibehalten. Im Zeitraum von 2009 bis 2012 hat sich die Erwerbstätigenzahl in nahezu allen Teilmärkten positiv entwickelt. Lediglich die Musikwirtschaft (minus 34 % auf 794 Erwerbstätige) und der Buchmarkt (minus 18 % auf 1.877 Erwerbstätige) verzeichneten eine rückläufige Entwicklung. In diesen Teilmärkten stieg infolge der verstärkten Digitalisierung der Wettbewerbsdruck. Es wurden neue Produkte geschaffen (z.b. E-Book), digitale Geschäftsmodelle eroberten den Markt und neue Vertriebskanäle wurden zunehmend erschlossen. Der Buchmarkt als Umsatztreiber der regionalen KKW Im Vergleich der Teilmärkte zeigt sich die differenzierte Verteilung der einzelnen erzielten Umsatzvolumina (s. Abbildung 6). Der Buchmarkt vereint mit rund 35 % den mit Abstand größten Anteil der Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft auf sich. Dem folgen die Teilmärkte Presse (Umsatzanteil 20 %), Software/Games (15 %) und Design (11 %). 19

Umsatz in Mio. Euro Abbildung 6: Umsatzverteilung der 11 Teilmärkte der KKW in Bayerisch-Schwaben Buchmarkt Pressemarkt Sof tware-/games-industrie Designwirtschaf t Werbemarkt Architekturmarkt Musikwirtschaf t Filmwirtschaf t Markt f ür darstellende Künste Kunstmarkt Rundf unkwirtschaf t 746 440 336 233 206 173 55 45 34 32 23 0 100 200 300 400 500 600 700 800 2011 2012 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Die Umsatzentwicklung betrachtend, sind in den Teilmärkten gegenläufige Tendenzen zu beobachten. So stehen einem deutlichen Umsatzplus in der Software-/Games-Industrie (+ 37 %) innerhalb eines Jahres ein leichter Rückgang im Pressemarkt (- 2 %) gegenüber. Große Veränderungen in den Umsätzen sind in den übrigen Teilmärkten von 2011 bis 2012 nicht eingetreten. Trotz der relativ vielen Unternehmen aus der Design- und Werbewirtschaft (s. Tabelle 4), fallen dort keine großen Umsatzvolumina an. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Betrachtung der Bruttowertschöpfung (s. Abbildung 7). Auch hier steht der Buchmarkt mit einer Bruttowertschöpfung von 342 Mio. Euro an erster Stelle, gefolgt vom Pressemarkt mit 211 Mio. Euro und der Software-/Games- Industrie mit 208 Mio. Euro. Im Gegensatz zu Abbildung 6 liegen die beiden letztgenannten Märkte beinahe gleichauf. 20

Bruttowertschöpfung in Mio. Euro, 2012 Abbildung 7: Bruttowertschöpfung in den Teilmärkten der KKW in Bayerisch-Schwaben, 2012 Buchmarkt 342 Pressemarkt 211 Software-/ Games-Industrie 208 Designwirtschaft Werbemarkt Architekturmarkt 94 108 125 Musikwirtschaft Markt für darstellende Künste Filmwirtschaft Kunstmarkt Rundfunkwirtschaft 30 24 21 19 13 0 50 100 150 200 250 300 350 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis des Statistisches Bundesamts: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. Inlandsproduktberechnung. Detaillierte Jahresergebnisse, 2014. 3.2.2 Ausprägung der Kultur- und Kreativwirtschaft Bayerisch-Schwabens im Vergleich Insbesondere der vergleichende Blick der Ausprägungen der einzelnen Teilmärkte macht die Stärken und Schwächen einer Region deutlich. In Abbildung 8 wurde die Erwerbstätigenanteile der einzelnen Teilmärkte im Vergleich Bayerisch-Schwaben und der gesamte Freistaat Bayern dargestellt. Hier wird erkennbar, dass Bayerisch-Schwaben überdurchschnittlich hohe Erwerbstätigenanteile in den Teilmärkten Pressemarkt (Bayerisch-Schwaben: 28 %; Anteil in Deutschland: 15 %), Buchmarkt (Bayerisch-Schwaben: 10 %; Deutschland: 8 %) und Architekturmarkt (Bayerisch- Schwaben: 11 %; Deutschland: 9 %) hat. Die Ausprägung der Teilmärkte im gesamten bayerischen Raum unterscheidet sich von Bayerisch-Schwaben vor allem hinsichtlich der Software-/ Games- Industrie (Differenz von 10 Prozentpunkten) und dem Pressemarkt (Differenz von 13 Prozentpunkten). Besonders auffällig in der Abbildung 8 ist, der besonders starke Schwerpunkt der Region im Pressemarkt. Der regionale Presse- 21

markt ist dabei insbesondere durch Großunternehmen gekennzeichnet. Überregionale Bedeutung für Bayerisch-Schwaben und damit auch für Bayern und Gesamtdeutschland erlangt indes auch der Buchmarkt (s. Abbildung 8). Er zählt zu einem wichtigen Fundament der Kultur- und Kreativwirtschaft im IHK-Bezirk Schwaben und ergänzt Tätigkeiten des Pressemarkts. Die Software-/ Games- Industrie ist in Bayerisch-Schwaben im Vergleich zu den anderen Teilmärkten gut positioniert, ist jedoch gegenüber Bayern nicht ganz so dominant. Deutlich weniger vertreten als auf Landesebene ist die Film- und Rundfunkwirtschaft sowie die Software-/Games- Industrie. Abbildung 8: Anteile der Erwerbstätigen in Prozent nach Teilmärkten an der KKW in Bayerisch-Schwaben und Bayern, 2012 In einem weiteren Schritt wurde eine Einordnung der Entwicklung der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft im Verhältnis zu Deutschland vorgenommen. In der Abbildung 9 ist die Entwicklung und Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch- Schwaben in zwei Dimensionen abgetragen: Einerseits wird die Entwicklung der Erwerbstätigen von 2009 bis 2012 auf der Horizontalachse dargestellt und andererseits wird auf der Vertikalachse der Spezialisierungsgrad des jeweiligen Teilmarkts dargestellt. Zur Erläuterung: der Spezialisierungsgrad bzw. Lokalisationsquotient gibt die regionale Konzentration der Teilmärkte in Bayerisch- Schwaben im Vergleich zu Deutschland an. Entspricht der Spezialisierungsgrad dem Wert 1, ist der Teilmarkt im IHK-Bezirk genauso stark vertreten wie in Deutschland. Werte größer als 1 verweisen auf einen überdurchschnittlichen Erwerbstätigenanteil, Werte kleiner 1 auf einen unterdurchschnittlichen Erwerbstätigenanteil der Teilmärkte in Bayerisch-Schwaben gegenüber dem Bundesni- Software-/Games- Industrie Werbemarkt Sonstiges Musikwirtschaft 25% 20% 15% 10% 5% 0% Buchmarkt Kunstmarkt Filmwirtschaft Pressemarkt Rundfunkwirtschaft Architekturmarkt Designwirtschaft Markt für darstellende Künste Bayerisch-Schwaben Bayern Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. 22

veau. Die Kreisgröße in der Abbildung 9 spiegelt die Anzahl an Erwerbstätigen in einem Teilmarkt wider. Die bisherigen Auswertungen zur regionsspezifischen Ausprägung der Teilmärkte werden auch im deutschlandweiten Vergleich bestätigt. So wird auch hier die überdurchschnittlich hohe Bedeutung der Teilmärkte Presse und Buch deutlich. Sehr gut positioniert ist im Vergleich zu Deutschland der Pressemarkt mit einem Spezialisierungsgrad von 1,5. Zugleich hat der Pressemarkt in den vergangenen Jahren eine leicht positive Erwerbstätigenentwicklung durchlaufen (vgl. +0,6 %). Auch der Buchmarkt ist in Bayerisch- Schwaben vergleichsweise stark positioniert (mit einem Spezialisierungsgrad von 1,1). Dennoch verzeichnete dieser Teilmarkt in den Jahren von 2009 bis 2012 rückläufige Beschäftigungszahlen (vgl. Entwicklung: -17,9 %). Diese Entwicklung geht insbesondere auf Beschäftigungsverluste im Verlagswesen und der Druckweiterverarbeitung/ Buchbindereien zurück. Die größte Wachstumsdynamik wurde in der Software-/Games- Industrie erreicht, in der es zu einem Anstieg der Erwerbstätigenzahlen in einem Zeitraum von nur drei Jahren um 23,7 % gekommen ist. Treiber dieser Entwicklung sind die Entwicklung von Webportalen und das Verlegen von Software. Die Agglomerationstendenzen der Software-/Games-Industrie im IHK-Bezirk Schwaben erhöhen zudem die Attraktivität für weitere Unternehmen aus diesem Teilmarkt. Hier entwickelt sich die Region auch relativ zum Bundestrend überproportional gut. Alle Märkte, die sich im rechten, unteren Quadrant befinden, sind noch vergleichsweise gering ausgeprägt, können jedoch seit 2009 alle eine positive Entwicklung in den Beschäftigungszahlen ausweisen (vgl. Abbildung 9). Es lässt sich schlussfolgern, dass sich der überwiegende Anteil aller KKW-Märkte in Bayerisch-Schwaben auf Wachstumskurs befindet. Einzig die Musikwirtschaft hat in den letzten Jahren einen starken Rückgang bei den Erwerbstätigen erlebt. Dieser Trend ist jedoch nicht nur in Bayerisch-Schwaben zu beobachten, sondern trifft auf ganz Deutschland zu. Innerhalb des Teilmarkts stehen sich dabei gegensätzliche Entwicklungen gegenüber, so steigen bspw. die Dienstleistungen für die darstellende Kunst, wohingegen Tonträgerverlage aufgrund einer fortschreitenden Digitalisierung Beschäftigungsrückgänge verzeichneten. Zusammenfassend bieten sich im IHK-Bezirk Schwaben Chancen zur weiteren Marktbesetzung der Branche der Kultur- und Kreativschaffenden. Mit den Teilmärkten Presse und Buch existieren zwei Teilmärkte von überregional hoher Bedeutung. Der IHK-Bezirk hat zudem mit fast ausschließlich wachsenden Teilmärkten ein umfangreiches Potenzial an Kultur- und Kreativmärkten, die über eine gezielte Förderung weiter befördert werden sollten. 23

Abbildung 9: Entwicklung und Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben, 2012 Spezialisierungsgrad (Deutschland = 1,0) 1,5 Pressemarkt 5.400 ET LQ: 1,5 Entw.: 0,6% Erwerbstätigenwachstum der Gesamtwirtschaft in Bayerisch- Schwaben +7,7% Entwicklung der Erwerbstätigenzahl 2009-2012 in % Musikwirtschaft 800 ET LQ: 0,5 Entw.: -33,9% Werbemarkt 2.000 ET LQ: 0,6 Entw.: +0,1% 0,5 600 ET LQ: 0,8 Entw.: +8,1% Buchmarkt 1.900 ET LQ: 1,1 Entw.: -17,9% 1,0-30 -20-10 0 Kunstmarkt Architektur- 10 20 30 markt 2.000 ET LQ: 0,8 Entw.: +10,8% Designwirtschaft 2.000 ET LQ: 0,7 Entw.: +7,8% Filmwirtschaft 500 ET LQ: 0,4 Entw.: +7,3% Software-/ Games-Industrie 3.500 ET LQ: 0,5 Entw.: +23,7% 0,0 Rundfunkwirtschaft 400 ET LQ: 0,3 Entw.: +8,1% Markt für Darstellende Künste 500 ET LQ: 0,3 Entw.: +13,5% Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Hinweis: Erwerbstätige auf 100er Stellen gerundet. Der Spezialisierungsgrad bzw. Lokalisationsquotient gibt die Konzentration der Teilmärkte in Bayerisch-Schwaben im Vergleich zu Deutschland an. Besitzt der Lokalisationsquotient den Wert 1, ist die Branche in Bayerisch-Schwaben genauso stark vertreten wie in Deutschland. Werte größer 1 verweisen auf einen überproportionalen Besatz, Werte kleiner 1 auf einen unterdurchschnittlichen Besatz der Branche. 24

3.2.3 Struktur der IHK-Mitgliedsunternehmen in der Kulturund Kreativwirtschaft Heute zählt die IHK Schwaben rund 130.000 Mitgliedsunternehmen, von denen jedes 14. Unternehmen bzw. 9.130 Unternehmen in der Kreativbranche tätig ist 9. Darunter werden sowohl Selbständige mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen über 17.500 Euro als auch geringfügig Selbständige/ Tätige mit einem Einkommen unterhalb von 17.500 Euro subsummiert. Räumlich betrachtet, konzentrieren sich die IHK-Mitgliedsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft auf den Nordosten sowie den Süden des IHK-Bezirks Schwaben. In der Stadt und dem Landkreis Augsburg sowie im Kreis Oberallgäu (inkl. der Stadt Kempten) ist etwa die Hälfte der Mitgliedsunternehmen der Kreativbranche angesiedelt (vgl. s. Abbildung 12). Die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft ist wie ebenfalls in der bundesweiten Branchenstruktur kleinteilig strukturiert. So sind 87% der Mitgliedsunternehmen der KKW Kleingewerbetreibende. Knapp jedes 8. Mitgliedsunternehmen im Bereich KKW ist im Handelsregister (eingetragene Kaufleute, Offene Handelsgesellschaften und Kapitalgesellschaften wie bspw. GmbH) eingetragen. Entwicklungspotenziale für die Branche der Künstler und Kreativen bestehen insbesondere in der Ansprache und Sensibilisierung der Klein- und Kleinstunternehmen. Aus Abbildung 10 geht die IHK-Mitgliederstruktur der KKW in Bayerisch-Schwaben hervor. Hierfür wurde die Abgrenzung der elf Teilmärkte entsprechend der in Kapitel 2.2 formulierten Definition angewandt. Dabei wird deutlich, dass vor allem Unternehmen aus dem Werbemarkt und der Designwirtschaft dominieren, wobei hier die Werbegestaltung bzw. Werbeagenturen prägend sind. Mit etwa 7.200 Mitgliedern kommen mehr als die Hälfte (55,1 %) aller KKW- Unternehmen aus diesen beiden Branchen. Gefolgt von der Software-/Games-Industrie (9,4 %), dem Kunstmarkt (8,8 %) und der Musikwirtschaft (6,9 %), entfallen auf die übrigen Branchen nur noch weniger als ein Viertel aller Unternehmen. 9 Quelle: statistische Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der IHK-Schwaben. Hinweis: Freie Berufe wie Architekten oder Journalisten bleiben unberücksichtigt. 25

Abbildung 10: IHK Mitgliederstruktur im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft IHK-Mitgliedsunternehmen in der KKW Bayerisch-Schwaben, 2014 Architekturmarkt; 19 Designwirtschaft; 3805 Sonstiges; 46 Rundfunkwirtschaft; 36 Buchmarkt; 516 Musikwirtschaft; 907 Pressemarkt; 612 Filmwirtschaft; 674 Markt für darstellende Künste; 689 Kunstmarkt; 1145 Werbemarkt; 3404 Software-/Games- Industrie; 1231 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der einer statistischen Sonderauswertung zur Kultur- und Kreativwirtschaft der IHK- Schwaben (Erhebung zum Stichtag 13.06.2014). Hinweis: Die ausgewiesenen statistischen Daten zu den Teilmärkten liegen über der eigentliche Summe der KKW, da in einzelne WZ 5-Steller in mehreren Teilmärkten verankert sind. Unter Berücksichtigung der zeitlich unterschiedlichen Erfassungszeitpunkte lassen sich beim Vergleich der IHK-Mitgliedsunternehmen und der Selbständigen und Unternehmen (vgl. Abbildung 10 und Abbildung 11) zwei Kernaussagen zur Struktur der KKW- Unternehmen in Bayerisch-Schwaben ableiten: Zum einen geht ein Großteil der bei der IHK erfassten Unternehmer der KKW einer nebenberuflichen Tätigkeit nach, die unterhalb eines durchschnittlichen Jahreseinkommens von 17.500 Euro liegt. Dies trifft insbesondere auf die Designwirtschaft und den Werbemarkt mit einer Vielzahl an geringfügig Selbständigen und Unternehmen zu. Zum anderen sind die Teilmärkte Architekturmarkt und Rundfunkwirtschaft durch eine Vielzahl an Freiberuflern gekennzeichnet, so dass hier überwiegend die Ausnahmeregelung zur gesetzlichen Beitragspflicht zur IHK greift. 26

Abbildung 11: Selbständige und Unternehmen der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft Selbständige und Unternehmen mit einem Jahreseinkommen über 17.500 Euro in der KKW Bayerisch-Schwaben, 2012 Sonstiges; 115 Designwirtschaft; 966 Architekturmarkt; 936 Rundfunkwirtschaft; 221 Werbemarkt; 623 Buchmarkt; 318 Pressemarkt; 581 Software-/Games- Industrie; 676 Kunstmarkt; 253 Musikwirtschaft; 283 Markt für darstellende Künste; 193 Filmwirtschaft; 189 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Hinweis: Die ausgewiesenen statistischen Daten zu den Teilmärkten liegen über der eigentliche Summe der KKW, da in einzelne WZ 5-Steller in mehreren Teilmärkten verankert sind. Abschließend lässt sich feststellen, dass der hohe Anteil an Unternehmen unter den IHK-Mitgliedern aus den Bereichen Werbung, Design und Software/Games ein wichtiger Ansatzpunkt für die Förderung von branchenübergreifenden Kooperationen bietet. Zugleich zeigen die Daten, dass die IHK-Mitgliedsunternehmen sehr kleinteilig strukturiert sind. 27

3.2.4 Regionalräumliche Ausprägung der Kultur- und Kreativwirtschaft Region Augsburg und Allgäu Top-Kreativstandorte Es zeigen sich wie bereits in der IHK-Mitgliederstruktur dargestellt deutliche regionale Unterschiede des KKW-Profils in den einzelnen Landkreisen (LK) und Städten in Bayerisch-Schwaben. In absoluter Zahl konzentrieren sich die Erwerbstätigen der Kulturund Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben auf die Landkreise und kreisfreien Städte im Nordosten und im Süden. Die höchste Anzahl an Erwerbstätigen erreicht die kreisfreie Stadt Augsburg mit etwa 5.000 Erwerbstätigen. In der Region Augsburg, Stadt Augsburg zusammen mit den Landkreisen Augsburg und Aichach- Friedberg, lassen sich 43 % der Erwerbstätigen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayerisch-Schwaben verorten. Mit knapp 30 % folgt die südliche Region als wichtiger Standort für die Kultur- und Kreativwirtschaft. In der Region Allgäu, bestehend aus den Kreisen Lindau (Bodensee), Ostallgäu und Oberallgäu sowie den kreisfreien Städten Kaufbeuren und Kempten (Allgäu) sind 5.100 Personen in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Anhand der in Abbildung 12 dargestellten Karte wird deutlich, dass sich die Unternehmen aus dem Pressemarkt überproportional in den Städten Augsburg und Kempten sowie im Kreis Aichach- Friedberg angesiedelt haben. Der Buchmarkt konzentriert sich hingegen sehr stark auf die Kreise Donau-Ries und Aichach- Friedberg. Die Software-/Games-Industrie ist überdurchschnittlich stark in den urbaneren Räumen vertreten (Stadt und Landkreis Augsburg, Neu-Ulm, Stadt Kempten und Oberallgäu). Zudem ist eine Spezialisierung im Bereich Musikwirtschaft im LK Lindau erkennbar. Schwerpunkt kultur- und kreativschaffender Aktivitäten ist die Stadt Augsburg als urbanes Zentrum und wichtiger Standort v.a. für die Märkte Presse und Software/Games. Die herausgehobene Rolle der Stadt Augsburg ist nicht zuletzt der Nähe zu München geschuldet. So bestehen enge Wirtschaftsverflechtungen zwischen diesen beiden Räumen, die sich im Standort Augsburg niederschlagen. Insgesamt betrachtet, zeichnen sich die Regionen im Nordosten und Süden des IHK-Bezirks Schwaben durch ein besonders hohes Aufkommen an Erwerbstätigen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft aus. 28

Abbildung 12: Verteilung der Erwerbstätigen in den Teilmärkten der KKW in Bayerisch-Schwaben, 2012 Quelle: Prognos AG (2014) auf Basis der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und Umsatzsteuerstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. 29