AKPT Therapietheorie 15.07.12 AKPT Therapietheorie Modul 9 7/2012 Auf welche wissenschaftliche / erkenntnistheoretische Basis stützen wir uns? Phänomenologie Da die Therapie-Methode der AKPT auf der subjektiven Selbstwahrnehmung von Klient und Therapeut basiert, ist die Phänomenologie als wissenschaftlicher Ansatz für uns wesentlich. Sie verbindet das Subjektive mit dem Objektiven. Ursprung der Erkenntnisgewinnung sind die unmittelbar gegebenen und mit den Sinnen wahrnehmbaren Erscheinungen (griech.: phainomenon die Erscheinung, das Sichtbare). Psychologie / Psychoanalyse: Humanistische Psychologie Analytische Psychologie von C.G. Jung (1875 1961) Tiefenpsychologie Entwicklungspsychologie Anthropologie (Lehre vom Menschen) Die phänomenologisch gewonnen Wahrnehmungen werden darüber hinaus in Verbindung gesetzt mit Erkenntnissen der Neurowissenschaften (z.b. Resonanzen entstehen durch Spiegelneuronen) und Traumatherapie etc. Auf welchem allg. Menschenbild / Weltverständnis basiert AKPT? Körper, Seele und Geist bilden eine untrennbare Einheit. Der Atem ist das verbindende Medium. Der Mensch ist in seinem Kern gut. Dieser innere Kern sollte gefördert, nicht unterdrückt werden. Der Mensch hat eine angeborene Tendenz zu Selbstaktualisierung / Selbstverwirklichung. Alle Ressourcen sind als Potential angelegt und können über den zugelassenen Atem bewusst, entwickelt und nutzbar gemacht werden. (In diesen 3 Punkten ist die AKPT in Übereinstimmung mit der Humanistischen Psychologie Abraham Maslow, Carl Rogers und auch mit der Psychologie C. G. Jungs.) Alle Symptome sind Wachstumsherausforderungen, haben einen Sinn (vgl. auch Viktor Frankl / Logotherapie). Institut für Atem- und Körperpsychotherapie, Freiburg-Thalwil Brigitte Maas 1
Der Leib ist das Medium des Welterlebens. In ihm verbinden sich Subjektivität und Objektivität (vgl. Maurice Merleau-Ponty, philosophischer Phänomenologe). Jeder Mensch lebt in einer individuell nur ihm gehörenden Wirklichkeit (vgl. Marianne Fuchs / Funktionelle Entspannung) Das Wachstumspotential kann sich entfalten im Sinne des Gesetzes des paradoxen Wandels: Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, was er nicht ist. (vgl. Arnold Beisser / Gestalttherapie). Beisser hat also erkannt, dass Veränderung dann geschieht, wenn der Klient nicht mehr zwanghaft versucht sich zu ändern, sondern sich erst einmal annehmen lernt so wie er wirklich ist genau da setzt dann die heilende Veränderung ein. Wie ist das Gesundheits- bzw. Krankheitsverständnis der AKPT? Grundlage des AKPT Gesundheits- bzw. Krankheitsverständnisses ist ein Zusammenspiel von salutogenetischer und pathogenetischer Orientierung. Salutogenetische Orientierung (Aaron Antonovsky 1923 1994) Was hält den Menschen gesund bzw. fördert seine Selbstheilungskräfte? Selbstkokärenz Resilienz Ressourcen Empowerment Ziel- und Sinnorientierung etc. Psycho-pathogenetische Orientierung: Wie / wodurch entsteht die Krankheit? Psychodynamisches Konzept der Neurosenlehre: Das neurotische Symptom ist Ausdruck und Lösungsversuch eines ungelösten, unbewussten, frühkindlichen inneren Konflikts. Wird der Konflikt bewusst, so befindet er sich im Einflussbereich des bewussten Ichs mit seinen reflexiven und handlungsbezogenen Ressourcen: neue Lösungswege können entwickelt werden. Gesundheit in der AKPT heißt freier Fluss der Atembewegung im psycho-physischen Sinn: - homöostatische Regulation der Zellen, Gewebe, Organsysteme - bewusste zugelassene Atembewegung als Basis für psychische Gesundheit im Sinne von Individuation, Wachstum, Heilung innerhalb der tiefenpsychologischen Psychodynamik Institut für Atem- und Körperpsychotherapie, Freiburg-Thalwil Brigitte Maas 2
Welche spezifischen Konzepte sind grundlegend für das Therapieverständnis der AKPT? Der Atem als verbindendes und bewirkendes Medium Vgl. bisherige Theoriebildung in der Geschichte der Atemtherapie (Veening, Heyer, Heyer-Grote, Middendorf, Kemmann-Huber etc.) AKPT Theoriemodell: Der Mensch im Feld des Atems (Stefan Bischof) Die Analytische Psychologie C. G. Jungs Tiefenpsychologisches Menschenbild: Ich Persona Selbst Bewusstes und persönliches /kollektives Unbewusstes (Komplexe und Archetypen) Entwicklung der Ich-Selbst-Achse (Neumann) / Individuation Die Entwicklung des Ichs hin zum Selbst wird als der Prozess der Individuation bezeichnet und ist der Hauptfokus der AKPT. Das Selbst enthält alles Potential für Entwicklung, Veränderung und Heilung in einem ganzheitlichen Sinne. In der AKPT sehen wir das Selbst nicht nur als ein Konzept der Psyche, sondern auch für den ganzen Körper und den Atem. Wir sehen den Atem als Mittler, Medium und Ausdruck des Selbst. Diese sehr eigene, individuelle Art des Atems bzw. zu atmen ist ein ideales Konstrukt, Ziel und Intention der Methode. Sie wird als nicht beeinflusst von Anpassung, Neurose, Schatten, Anima-Animus, Mutter-Vater Komplex usw. gesehen. Natürlich begegnet uns der Klient oder Patient zuerst mit einem (neurotischen) Atemmuster, das weit entfernt ist von diesem Ideal. Der Weg des Atems, wie er aktuell ist, bis hin zu diesem bewusst erfahrenen, natürlichen, eigenen und befreiten Atem des selbstverwirklichten Menschen ist der therapeutische Prozess. Therapie wird als Entwicklungsprozess, Realisierung des persönlichen Potenzials verstanden. (Stefan Bischof, IAKPT Charta Antrag, Wissenschaftlichkeit, 2012) Konzept von Achtsamkeit / Zeugenbewusstsein Psycho-somatischer Wahrnehmungs- und Bewusstseinsprozess auf der Basis der 4 Bewusstseinsfunktionen nach C. G. Jung Energiekonzept der AKPT Atembewegung /Tonuswelle) als innere Bewegungsenergie (Middendorf, Kemmann-Huber) Innerer Atem, Zellatem (Veening, Halstenbach) Katharsis / Kathexis (Stefan Bischof) Strukturmodell auf Basis der Entwicklungspsychologie (Ich-Stärke) nach Maaz Institut für Atem- und Körperpsychotherapie, Freiburg-Thalwil Brigitte Maas 3
Welches sind die Wirkfaktoren der AKPT? Beziehung Therapeut Klient in der verbalen und non-verbalen Interaktion und im somatischen Tonus-Dialog über die Berührung Übertragung und Gegenübertragung im resonierenden, therapeutischen Wirkfeld (Heyer: ermöglichender Raum ) Wirkprinzip der Resonanz, der Akzeptanz, der Nachahmung und des Wahrnehmungsabgleichs Im somatischen Tonus-Dialog: Begleiten, Spiegeln, Konfrontieren, Dehnen, Verdichten, Zentrieren etc. Achtsamkeit / Präsenz / Zeugenbewusstsein Die Energie folgt dem Bewusstsein. Beispiel: Wenn die Sammlung zu einer Körperstelle geht (mit oder ohne Berührung), spürt der Klient unmittelbar die Resonanz in dieser Körpergegend. Je mehr Präsenz der Therapeut hat, desto intensiver wird dies wahrgenommen. Der bewusste zugelassene Atem als verbindendes, aufdeckendes und integrierendes Medium Was sind die Ziele der AKPT? Somatische Ebene: Freier Fluss der Atembewegung Tonusregulierung hin zum Eutonus Wahrnehmungs- und Sammlungsfähigkeit Bewusstheit für Körperbild und Atem, Innen-und Außenraum, Schwerkraft, Synchronisation von Atem und Bewegung etc. Erdung Fließ- und Gleichgewichtszustände, Mittenzustand Urvertrauen Psychische Ebene: Zeugenbewusstsein Stärkung der Ich-Kraft, des Selbstwertes, der Widerstandskraft Emotionale Selbstregulation: Verankern von starken Emotionen in der Empfindung (Kathexis); emotionale Erregung zulassen und angemessen ausdrücken (Katharsis) Selbstoffenbarung Kommunizieren von Bedürfnissen Pendeln zwischen Ressource und Problem Veränderung im Denken, Fühlen und Verhalten Institut für Atem- und Körperpsychotherapie, Freiburg-Thalwil Brigitte Maas 4
Soziale Ebene: Balance zwischen Autonomie und Bindung Fähigkeit zu Kompromiss und Kooperation Transpersonale Ebene: Entwicklung von Mitgefühl, Großzügigkeit, Güte Fähigkeit, sich über die Grenzen des Ichs hinaus mit dem Du, sowie den archetypischen, mythischen und transkulturellen Dimensionen des Seins zu verbinden Der Weg vom Ich zum Selbst (Jung, Neumann) Quelle: Stefan Bischof, IAKPT-Antrag für die CH Charta für Psychotherapie: Wissenschaftlichkeit Literatur: Siehe [Citavi.ris] bzw. [AKPT.doc] Institut für Atem- und Körperpsychotherapie, Freiburg-Thalwil Brigitte Maas 5