Stationäres Behandlungsprogramm für Jugendliche mit Magersucht (Anorexia nervosa)
Wer sind wir? Auf der Station B-Ost behandeln wir Kinder und Jugendliche, die entweder medizinische, psychische soziale Probleme haben. Schwerpunkt der Behandlungen sind psychosomatische Erkrankungen, die sowohl zu körperlichen als auch zu seelischen Beeinträchtigungen führen. Das Behandlungsangebot ist Teil eines Gesamtkonzeptes für Jugendliche mit Essstörungen innerhalb der Stiftung Ostschweizer Kinderspital. Wir sind ein Team, welches aus Kinder- und Jugendmedizinern, Pflegefachfrauen, Kinder- und Jugendpsychiatern, Psychologen, Pädagogen, Ernährungsberaterinnen, Physiotherapeutinnen, Sozialberaterinnen und einer Maltherapeutin besteht. Wie können wir dir helfen? Vielleicht hat sich, seitdem du an Magersucht leidest, dein Leben und das deiner Familie derart verändert, dass es nicht mehr so weiter gehen kann. In diesem Fall wollen wir dir, deinen Eltern und Geschwistern helfen, wieder Fuss zu fassen. Wir arbeiten nach einem ganzheitlichen Ansatz und versuchen, deinen Körper, dein soziales Umfeld und deine Gefühle in die Therapie mit einzubeziehen. Im Vergleich zu einer Psychotherapiestation achten wir besonders auf die Stabilisierung deiner körperlichen Verfassung. Wir bieten dir Hilfe bei folgenden Zielen an: Stabilisieren von Körpergewicht und Körperfunktionen, um der chronischen Mangel- bzw. Fehlernährung zu begegnen Normalisieren von Essverhalten und Sättigungsgefühl Verbessern von Selbstwert und Körperbild Beruhigen deiner sozialen Situation, vor allen Dingen innerhalb deiner Familie. Gegen Ende der Behandlung arbeiten wir gemeinsam eine Vereinbarung für die Zeit nach dem stationären Aufenthalt aus.
Wie arbeiten wir mit dir zusammen? Ideale Voraussetzung ist, wenn du für einen stationären Aufenthalt motiviert bist. Damit ist die Aussicht gross, dass du deine Ziele erreichst. Die Behandlung hat Erfolg, wenn wir partnerschaftlich zusammen arbeiten. Wir erwarten, dass auch du und deine Eltern Verantwortung für die Therapie übernehmen. Unsererseits verpflichten wir uns, deine Selbstkompetenz zu fördern. Wir beziehen dich und deine Eltern soweit wie möglich in die Gestaltung der Therapie mit ein. Während der Zeit bei uns wirst du drei Hauptansprechpartner haben: die Bezugspflegende die Stationsärztin die Psychotherapeutin, welche entweder eine Psychologin eine Ärztin ist. Jeweils am Mittwoch trifft sich das Team zu einer Besprechung. Wir erörtern den bisherigen Behandlungsverlauf und planen die kommende Therapiewoche. Anschliessend werden unsere en mit dir und deinen Eltern besprochen. Näheres findest du auch auf unserem Informationsblatt «Willkommen auf B-Ost». Wenn du zu uns kommst, ist das vielleicht nicht immer freiwillig, vor allen Dingen dann, wenn deine Eltern und die vorbehandelnden Ärzte und Therapeuten die stationäre Aufnahme wünschen. Ganz selten einmal, wenn dein körperlicher Zustand bedrohlich ist langwierige Therapien dein Wohl das deiner Familie gefährden, holen wir beim Amtsarzt die Erlaubnis ein, auch gegen deinen Willen eine Behandlung zu beginnen.
Behandlungsphasen In der Abklärungsphase werden wir uns ein Bild von deiner aktuellen körperlichen, psychischen und sozialen Situation machen. Anschliessend geben wir eine über die weitere Behandlung ab. Die eigentliche Behandlungsphase beginnt mit einer von allen Beteiligten unterzeichneten Behandlungsvereinbarung. Dieser Vertrag «Pakt» will Verbindlichkeit beim Erreichen von Zielen schaffen. Wenn du und deine Eltern euch zu einer Fortsetzung der Behandlung entscheidet, kommen je nach Indikation folgende drei Therapieprogramme in Betracht: Selbstkontrollprogramm Hier wirst du ein Maximum an Freiheiten haben, sofern du kontinuierlich an Gewicht zunimmst. Du übernimmst selbst allerdings mehr Verantwortung für den Erfolg deiner Therapie. Stufenprogramm Das Stufenprogramm besteht aus den Stufen A bis C. Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche soziale Einschränkungen wie Besuche und Ausgang durch das Ausmass an selbstbestimmtem Essen. Der Gewinn von mehr Freiheiten und Selbstbestimmung ist mit einer stetigen Gewichtszunahme von mindestens 500 g pro Woche verbunden. Anschliessend trittst du in die Stabilisierungsphase über. Nun hast du Gelegenheit, das bislang Erreichte weiterzuführen. Wir bieten dir dabei Unterstützung an. Jetzt finden z. B. Schnupperwochenenden in deiner Familie statt. Intensivprogramm Wir empfehlen dieses Programm in der Regel aus medizinischen Gründen. Es ist für Jugendliche bestimmt, die ein sehr niedriges Gewicht haben, (noch) nicht von allen Therapien profitieren, vor übermässiger Bewegung geschützt und engmaschig bei den Mahlzeiten begleitet werden müssen. Selten wird vorübergehend eine Sondenernährung medizinische Überwachung mit einem Monitor notwendig. Falls du nach Hause zurückkehrst, wird eine ambulante Behandlungsvereinbarung erarbeitet. Gewichtsziel, Therapien, Bewegung und Essregeln in der Familie werden miteinander festgelegt. Dazu gehören auch die Konsequenzen, falls die Vereinbarung später nicht eingehalten wird. Sollte keine Rückkehr nach Hause möglich sein, planen wir den Übertritt auf eine Psychotherapiestation.
Übersicht Stationäres Therapieprogramm für Jugendliche mit Magersucht Abklärungsphase 1 2 Wochen Behandlungsphase 4 12 Wochen Stabilisierungsphase max. 3 Wochen Diagnostik Gewichtszunahme, Therapien Gewichtsstabilisierung, Therapien Medizinische und psychosoziale Abklärung Bestimmung von Mindestnormalgewicht, funktionellem Zielgewicht Behandlungsauftrag B-Ost Austritt in ambulantes Setting Stationäre Psychotherapie Kein Behandlungsauftrag für B-Ost Indikation Selbstkontrollprogramm 500g/Woche Gewichtszunahme Stufenprogramm Stufen A-C (siehe Behandlungsphasen) Gewichtskorridor (500g pro Wohe) Ausnahmebedingungen (Grüne, Gelbe und Rote Karte) Indikation Intensivprogramm (siehe Behandlungsphasen) Halten des erreichten Gewichtes Gewicht steigern Ambulante Behandlungsvereinbarung Stationäre Psychotherapie Austritt TimeOut
Ostschweizer Kinderspital Claudiusstrasse 6 9006 St.Gallen, Schweiz Telefon +41 (0)71 243 71 11 Fax +41 (0)71 243 76 99 www.kispisg.ch April 2009 Weitere Behandlungsmodule Die beschriebenen Programme sind nur ein Teil der Behandlung. Sie ermöglichen dir einen klärenden Umgang mit dir selbst und deinem Essverhalten. Ergänzend bieten wir weitere Therapien an. Neben der Tagesstruktur, die wir mit dir planen und in Form eines Wochenplanes festhalten, gibt es je nach Indikation Einzelpsychotherapie Bewegungs- und Körpertherapie Maltherapie Gruppenpsychotherapie Ernährungsberatung Sozialberatung Lernatelier Hier kannst du in begrenztem Umfang Schulstoff lernen, an eigenen Projekten arbeiten gestaltend wirken. Hast du noch Fragen? Du kannst dich gerne bei deinem Arzt im Ambulatorium des Ostschweizer Kinderspitals für ein Vorgespräch anmelden. Falls du bei uns eintrittst, werden wir dir und deinen Eltern die einzelnen Behandlungsschritte ausführlich erläutern. Bildlegende: Die Abbildungen entstanden in der Maltherapie betroffener Jugendlicher