Neurobiologische Aspekte der medikamentösen Behandlung von ADHS

Ähnliche Dokumente
Neurobiologische Grundlagen der ADHS Update Teil 2

Netzwerk ADHS in der Schule 18. Mai 2011, III

ADHS und medikamentöse Behandlungsoptionen - Dr. Torsten Passie Abt. klinische Psychiatrie und Psychotherapie Medizinische Hochschule Hannover

Bipolare Störungen und ADHS. Dr. med. M. Roy

Alles ADHS? Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

Was sind die Ursachen?

Die Schizophrenie und das Glutamat: Neue Medikamente jenseits vom Dopamin?

Hinweise zur Benutzung dieses Lehrbuchs Vorwort... 13

Hinweise zur Benutzung dieses Lehrbuchs 11. Vorwort 13. I Geschichte, Symptome, Abgrenzung Geschichte der ADHS Geschichte der ADHS 17

Sport bei ADHS im Kindesalter Chance oder Risiko?

Präfrontalkortex & Sucht: Jugendalter im Fokus

Neuronale Grundlagen bei ADHD. (Attention Deficit/Hyperactivity Disorder) Mechanismen der Ritalinwirkung. Dr. Lutz Erik Koch

Als Mittel der zweiten Wahl gilt das Amphetaminsulfat, für das eine spezielle Zubereitung in der Apotheke erforderlich ist.

neurologische Grundlagen Version 1.3

Die eigentlichen Vorteile von Strattera (Atomoxetin):

Medikamentöse Therapie im Erwachsenenalter

Studienkolleg Psychotherapie und Psychiatrie

neurologische Grundlagen Version 1.3

ADHS und Sucht. PD Dr. Martin D. Ohlmeier. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Ludwig-Noll-Krankenhaus. Klinikum Kassel

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Herausforderungen und Chancen aus Sicht des Kinder- und Jugendpsychiaters

Hyperkinetische Störungen (HKS) Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitäts Störungen (ADHS)

Gliederung Sind Veränderungen machbar?

Synaptische Übertragung und Neurotransmitter

ADHS Wissenswertes kurz erklärt

Wie hilfreich ist Pharmakotherapie?

Konflikt und die adaptive Regulation kognitiver Kontrolle

ADHS bei Suchterkrankungen

Geschlechtsunterschiede und der Einfluss von Steroidhormonen auf das sich entwickelnde menschliche Gehirn

ADHS Faktencheck Arzneimittel gegen ADHS:

Veränderungen der Belohnungsverarbeitung bei Alkoholabhängigkeit

Erklärung von Fachbegriffen aus dem Strattera Beipackzettel und zu ADHS

ADHS Aktuelle Übersicht der Behandlung

Cindy Former & Jonas Schweikhard

ADHS und Sucht bei Erwachsenen

Neurobiologie der Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung. Dr.med.Dr.rer.nat.Reiner Beck

Aufmerksamkeit und Exekutive Funktionen Bedeutung bei ADHS aus neurowissenschaftlicher Sicht

IKN. Determinanten erfolgreichen kognitiven Alterns aus neuropsychologischer Sicht

Hans-guck-in-die-Luft und Zappelphilipp in Musikschule und allgemein bildender Schule

Einflüsse von Cannabiskonsum auf die Gehirnentwicklung und das Erkrankungsrisiko für schizophrene Psychosen. Dipl.-Psych. Yehonala Gudlowski

Transkranielle Magnetstimulation: Hokuspokus oder Therapie der Zukunft?

Schizophrenie. Gliederung. Neuronale Dysfunktion & Gewalt

Biopsychologie als Neurowissenschaft Evolutionäre Grundlagen Genetische Grundlagen Mikroanatomie des NS

Funded by Fonds Gesundes Österreich

Herausforderung für Betroffene, Eltern und Pädagogen

Pubertät Umbauarbeiten im Gehirn

ADHS Kurs Dr.med.Meinrad H. Ryffel Kinder- und Jugendarzt FMH 3053 Münchenbuchsee BE

Gehirn & Bewegung. Lass dein Gehirn nicht sitzen! unter geschlechtsspezifischer Fragestellung

Elvanse schließt Lücke in der ADHS-Therapie

Gehirn und Verhaltenssucht

Die Entwicklung der Gefühle: Aspekte aus der Hirnforschung. Andreas Lüthi, Friedrich Miescher Institut, Basel

Ist eine richtige Diät die Lösung doch die Lösung aller therapeutischer Probleme?

Infobroschüre zur medikamentösen Behandlung von ADHS

Tauchtauglichkeit und ADHS. Hamburg 28. Februar 2010

Nyberg Hofecker-Fallahpour Stieglitz. Ratgeber ADHS bei Erwachsenen. Informationen für Betroffene und Angehörige

Zwischen Talent und Chaos: Kinder mit AD(H)S

ADHS und Persönlichkeitsentwicklung

Neurofeedback --- Train your brain

Psychosen bei Jugendlichen

Limbische Hirnzentren

Aufmerksamkeitsstörungen. Störungen des Sozialverhaltens. Eberhard Schulz

Körperlich-kognitives Training exekutiver Funktionen. Dr. Sabine Kubesch ZNL. Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen

Biologische Grundlagen der Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Störung

Das Nervensystem. Die Unterteilung des ZNS

Gehirn und Verhaltenssucht

ADHS im Erwachsenenalter

Kognitive Störungen und deren Implikationen bei der bipolaren Störung. Prof. Dr. Michèle Wessa

Eigene MC-Fragen Kap. 5 Funktionelle Anatomie des NS Teil II

Gerhard Roth Fühlen, Denken, Handeln

Lehrbuch ADHS. Modelle, Ursachen, Diagnose, Therapie. Caterina Gawrilow. Ernst Reinhardt Verlag München Basel. 2. aktualisierte Auflage

Weitere Nicht-Opioid-Analgetika

Alkoholabhängigkeit -

Dr. F.W. Paulus Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg

Bipolare Störungen. Praxisrelevante Aspekte der Neurobiologie bipolarer Störungen. Schläper,T., Winkler, R. Nernvenheilkunde 3/2008, S.

Störung des Sozialverhaltens. Dr. Henrik Uebel Universität Göttingen Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie

Die Studie zur weißen Substanz ist unseres Wissens die erste veröffentliche Untersuchung zu Volumenveränderungen der weißen Substanz bei Personen im

adhs1_modell Friday, December 08, 2006

Zeit für Veränderung: Gehirnentwicklung im Jugendalter

Legale Kinderdroge Ritalin

Therapie Puzzle. European Guidelines. European Guidelines. Behandlung der ADHS. medikamentöse Therapie. Psychotherapie des Kindes

Block 2. Medikamentenkunde Teil 1. Übersicht Block 2. Psychopharmaka. Anxioly7ka Hypno7ka. An7depressiva. Phasenprophylak7ka. An7demen7va.

Kindliche Auffälligkeiten und biopsycho-soziale. T. Banaschewski Kinder- und Jugendpsychiatrie/- psychotherapie Universität Göttingen

Tagesprofilbögen zeigen eine gute klinische Relevanz

Inhalt. Vorwort 5 A 15 B 38

ADHS als Entwicklungsstörung:

ADHS Was nun? 2005 Dr. med. Hermann Kivelitz

Frühkindliche Gehirnentwicklung

Empirisches Praktikum

Rumzappeln ist kein Psychozeug

Die ADHS-Neurobiologie erfordert die genaue Medikamentendosisbestimmung

Aufmerksamkeit und Bewusstsein

Der Vortrag am Montagabend des 4.Oktobers 2010 war gut besucht.

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom

Co-Morbiditäten bei Jugendlichen: Auf was soll man achten?

Transkript:

Neurobiologische Aspekte der medikamentösen Behandlung von ADHS Prof. Dr. Dr. Lioba Baving Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Zentrum für Integrative Psychiatrie

Neurobiologische Aspekte der medikamentösen Behandlung von ADHS Strukturell und funktionell veränderte Hirnregionen bei ADHS-Patienten Abweichende Neurotransmitter-Systeme bei ADHS Methylphenidat Amphetamin Atomoxetin Andere biologische Interventionen

ADHS-Symptome Aufmerksamkeitsdefizit Impulsivität Motorische Hyperaktivität Desorganisiertheit Gedächtnisdefizite Reizbarkeit Impulsive Aggressivität "Sensation seeking" Klinisch heterogenes Bild!

Strukturell und funktionell veränderte Hirnregionen bei ADHS-Patienten Präfrontaler Cortex Anteriorer cingulärer Cortex Basalganglien Kleinhirn

Präfrontaler Cortex (PFC) Rechte Frontalregion bei ADHS-Patienten verkleinert Castellanos et al. 1996, Overmeyer et al. 2001 Je kleiner der rechte PFC, desto schlechter können Reaktionen auf irrelevante Reize unterdrückt werden Casey et al. 1997 Stop-Aufgabe: ADHS-Patienten zeigten im rechten PFC geringere Aktivität als Gesunde Rubia et al. 1999 Stop-Aufgabe: je stärker die hyperkinetische Symptomatik, desto geringer der Blutfluss im rechten PFC Langleben et al. 2001

Anteriorer cingulärer Cortex (ACC) Je größer der ACC, desto besser gelingt die schnelle, flexible Umstellung zwischen unterschiedlichen Aufgaben Casey et al. 1997 Interferenz-Test (Stroop): Aktivierung im ACC bei ADHS-Patienten kleiner als bei Gesunden Bush et al. 1999 Aufschieben motorischer Reaktionen: Aktivierung im ACC bei ADHS-Patienten kleiner als bei Gesunden Rubia et al. 1999

Basalganglien Caudatum / Globus pallidus bei ADHS verkleinert Castellanos et al. 2001, Overmeyer et al. 2001 Je größer das Caudatum, desto größer die Fähigkeit zur Unterdrückung von Reaktionen Casey et al. 1997 Stop-Aufgabe: im linken Caudatum geringere Aktivierung bei ADHS-Patienten als bei Gesunden Rubia et al. 1999 Betrachten emotionaler Bilder: im Caudatum beidseitig größere Aktivierung bei AHDS-Patienten als bei Gesunden Krauel et al. 2005

Weitere Strukturen Kleinhirn: bei ADHS-Patienten kleiner als bei Gesunden Mostofsky et al. 1998, Castellanos et al. 2001 Geringere Aktivierung bei verschiedenen kognitiven Aufgaben Motorischer Kortex: bei ADHS-Patienten geringere intrakortikale Inhibition als bei Gesunden Moll et al. 2000

Neurobiologische Störungsmodelle bei ADHS Vorderes und hinteres Aufmerksamkeitssystem Dopamin aus VTA Selektion von Input für PFC und ACC Posteriores System Noradrenalin PFC Anteriores System Dopamin ACC Ventrales Tegmentum Thalamus Locus coeruleus Parietaler Kortex Noradrenalin aus LC Signal-Rauschen- Verhältnis Anteriores System: Aufmerksamkeitssteuerung Posteriores System: Vigilanz, Orientierungsreaktion

Neurobiologische Störungsmodelle bei ADHS Exekutives System und Belohnungssystem Dopamin aus VTA Selektion von Input für PFC und ACC PFC Exekutives System (meso-kortikal) Dopamin ACC Ventrales Tegmentum Ncl. accumbens Belohnungssystem (meso-limbisch) Dopamin Exekutives System: Inhibition, Planung, Kontrolle Belohnungssystem: Motivation, 'reward delay' Sonuga-Barke 2002

Neurobiologische Störungsmodelle bei ADHS Frontostriatales System Sensorischer Input PFC Inhibitorische Kontrolle ACC Frontostriatales System Steuerung von Motorik und Verhalten Motor- Kortex Feedback Caudatum Pallidum Thalamus Kleinhirn -wurm Parietaler Kortex

Weitere Neurotransmitter-Systeme Noradrenerges System Modulation von Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis Noradrenalin wirkt auf Dopamin-Neuronen Lanau et al. 1997 - direkt am Dopamin-D4-Rezeptor - über Noradrenalin-Rezeptoren an Dopamin-Neuronen - im PFC Dopamin-Freisetzung auch aus noradrenergen Neuronen Devoto et al. 2001 Serotonerges System Modulation dopaminerger Transmission (u.a. präfrontaler Kortex) Quist & Kennedy 2001 Andere Transmittersysteme (z.b. nikotinerg, glutamaterg): Ebenfalls modulierende Wirkung, weniger untersucht

Dopaminerge Synapsen Autorezeptor D1-Rezeptor Dopamin Dopamin- Transporter D2-Rezeptor Neuronale Aktivität Dopamin-Freisetzung Geringe Dopamin- Freisetzung auch in Ruhe Schnelle Diffusion aus dem synaptischen Spalt Wiederaufnahme durch Dopamin-Transporter Autorezeptor hemmt Dopamin-Freisetzung

Dopaminerge Systeme bei ADHS Verfügbarkeit des Dopamin-Transporters im Striatum bei Erwachsenen mit ADHS erhöht Dougherty et al. 1999, Krause et al. 2000 DOPA-Decarboxylase-Akt. / Dopamin-Speicherung im PFC von Erwachsenen mit ADHS erniedrigt Ernst et al. 1998 PET: DOPA-Decarboxylase-Akt. / Dopamin-Speicherung im Mittelhirn von Kindern mit ADHS erhöht Ernst et al. 1999

Genetische Faktoren Evidenz aus Familien-, Adoptions- und Zwillingsuntersuchungen Polygene Störung, u.a. Gene mit Einfluss auf die Dopamin-, Noradrenalin- und Serotonin-Systeme Dopamin-Rezeptor D4 Dopamin-Transporter DAT1 Aufgeklärte Varianz der einzelnen Gene gering

Wirkung von Methylphenidat auf ADHS-Symptome Erhöht Aufmerksamkeit Vermindert Impulsivität Verringert motorische Aktivität Verbessert Arbeitsgedächtnis Verbessert flexiblen Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben Erhöht Belohnungswert von Verstärkern Vermindert Reizbarkeit und innere Unruhe

Wirkung von Methylphenidat auf zerebrale Funktionen Methylphenidat erhöht bei ADHS-Patienten den Blutfluss im frontalen Kortex und Caudatum Kim et al. 2001 Methylphenidat bei Go/No-go Aufgaben Vaidya et al. 1998 Leistung bei ADHS-Patienten und Gesunden Frontale Aktivierung bei ADHS und Gesunden Striatale Aktivierung bei ADHS, bei Gesunden Methylphenidat erhöht die intrakortikale Inhibition im motorischen Kortex bei ADHS-Patienten Moll et al. 2000

Wirkung von MPH auf Dopamin-Systeme MPH hemmt den Dopamin-Transporter (t 1/2 > 90 Min.) Höhere Dopamin-Konzentration im synaptischen Spalt Volkow et al. 1998, 2001 Bei gleicher MPH-Dosis: Geringe interindividuelle Unterschiede für DAT-Blockade Große Unterschiede beim Dopamin-Anstieg Volkow et al 2002 SPECT: MPH senkt abnorm erhöhte Dopamin-Transporter- Verfügbarkeit im Striatum von ADHS-Erwachsenen Dresel et al. 2000, Krause et al. 2000 SPECT: MPH senkt D2-Rezeptoren-Verfügbarkeit im Striatum von ADHS-Kindern Ilgin et al. 2001

Parkinson-Gefahr durch MPH erhöht? MPH bei fünf normalen Ratten Moll et al. 2001 Gabe vor der Pubertät Dichte des Dopamin-Transporters im Striatum (aber nicht im Mittelhirn) anhaltend vermindert Gabe nach der Pubertät nach Ende der MPH-Gabe nimmt Dichte des Dopamin-Transporters wieder zu Methylphenidat wird seit 60 Jahren eingesetzt! Häufiger Einsatz von Methylphenidat seit den 70er Jahren! Kein Zusammenhang mit Parkinson-Erkrankung festgestellt!

Sucht-Gefahr durch Methylphenidat erhöht? Kein höheres Risiko für Substanzmissbrauch im Jugendalter bei Methylphenidat-Behandlung im Kindesalter Hechtman et al. 1985 Geringeres Risiko von Substanzmissbrauch im Erwachsenenalter nach Methylphenidat-Behandlung im Jugendalter Biederman et al. 1999 Auch in Berliner Längsschnittstudie (Huss) keine Erhöhung des Risikos von Substanzmissbrauch durch Methylphenidat!

Pharmakokinetik von Methylphenidat Schnelle, vollständige Resorption nach oraler Gabe Lipophil, geringe Proteinbindung Rasche Verteilung im Körper (Peak-Konzentation im Gehirn erst nach 60 Minuten) I.v.-Injektion / Schnupfen der zermörserten Tabletten (auch Retard-Präparat) Schnelle Anflutung im Gehirn, 'Kick' Großer First-pass-Effekt Hydrolysierung zu Ritalinsäure (inaktiv), Ausscheidung im Urin; kaum Oxidation durch Cytochrom-P450

Concerta Retardiertes Methylphenidat Retardtabletten (Dosierungen 18 mg, 36 mg, 54 mg) Rasche Freisetzung einer kleinen Menge Methylphenidat Der Rest wird durch die ph-verschiebung bei der Magen-Darm-Passage freigesetzt Wirkdauer: ca. 9-10 Stunden (offiziell: 12 Stunden)

Medikinet retard Retardiertes Methylphenidat Kapseln in den Dosierungen 10 mg und 20 mg 50 % der Pellets in der Kapsel sind unretardiert rasche Freisetzung 50 % der Pellets in der Kapsel sind retardiert Freisetzung nach einigen Stunden Frühstücken, sonst funktioniert Retardierung nicht!

Amphetamin D-Amphetamin ist wirksamer als L-Amphetamin Bindung an Dopamin-Transporter und Transport ins Neuron senkt Dopamin-Speicherfähigkeit der Vesikel erhöht Dopamin-Konzentration im synaptischen Spalt Stärkere Hemmung des Dopamin-Transporters als MPH Zusätzlich Erhöhung der Dopamin-Freisetzung (im Gegensatz zu MPH) Zusätzlich Erhöhung der serotonergen Transmission (im Gegensatz zu MPH) Stärkere sympathomimetische Nebenwirkungen

Atomoxetin (Strattera ) Selektive Blockade des Noradrenalin-Transporters (der im frontalen Cortex Dopamin transportiert!) Wirkt auf alle ADHD-Kernsymptome Keine "Wirklücke" morgens oder abends Einsatz auch beim Vorliegen komorbider Störungen (z.b. Angst, Depression, Tics) wenig problematisch Kein BtM-Rezept erforderlich Aber: gleiche Wirksamkeit wie die Stimulanzien? Vollständige Wirkung erst nach mehreren Wochen erreicht!! Hepatotoxisch?

Sind alternative biologische Behandlungsmethoden wirksam? Wirksamkeit nur für die oligoantigene Diät erwiesen!! (und nur für kleine Subgruppe der Kinder mit ADHS!) Ansonsten unzureichende Datenlage Bei einzelnen alternativen Behandlungsmethoden Gefahr von körperlichen Schäden! Generelles Risiko bei alternativen Behandlungen: Behandlungsmethoden mit erwiesener Wirksamkeit werden dem Kind vorenthalten!!

Oligoantigene Diät Nur für spezifische Subgruppe! Vermeidung von Nahrungsmitteln, die die Symptomatik hervorrufen (individuell unterschiedlich!!) Signifikante Verbesserung von Reizbarkeit / Verhalten Carter et al. 1993, Schmidt et al. 1997 Bei älteren Kindern/Jugendlichen Umstellung schwierig! Ohne Beteiligung der Familie wenig erfolgversprechend! Bei limitierten Ressourcen ist Elterntraining wichtiger!!

Unwirksame bzw. gefährliche Behandlungsmethoden Zuckerkonsum für ADHS nicht relevant! Woilrach et al. 1995 Phosphat ist nicht relevant! Lindgren 1994 Süßstoff ist nicht relevant! Kanarek 1994, Lindgren 1994 Möglicherweise gefährlich: Hochdosierte Multivitamin-Präparate: Wahrscheinlich unwirksam, Leberschädigung möglich Haslam et al. 1984 Zink-Präparate: Gefahr der Schädigung von Nervenzellen Algen-Präparate: Hoher Gehalt an Schadstoffen

Zusammenfassung Heterogenität des neurobiologischen Korrelates Heterogenität der Symptomatik? Varianz der Therapie-Response? Hohe Bedeutung neurobiologischer Faktoren! Dennoch darf die Bedeutung psychosozialer Faktoren nicht unterschätzt werden!!