ADHS Was nun? 2005 Dr. med. Hermann Kivelitz

Transkript

1 ADHS Was nun?

2 ADHS - Symptome & Untergruppen Gekennzeichnet durch Schwierigkeiten in: - Konzentration - Ausdauer - Aufgetragene Aufgaben zu Ende zuführen - Impulsives Handeln - Ungeduld - Motorische Unruhe und Reizunterdrückung 3 Subtypen werden laut ICD-10 unterschieden: - Vorwiegend unaufmerksamer Typus - Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens - Kombinierter Typus

3 Epidemiologie ADHS Autor Anzahl Kinder Alter (in Jahren) Diagnose Prävalenz(%) Holborow et al Symptommenge 5.6 Pelham et al, DSM-III-R 6.5 Wang et al Symptommenge 9.9 Baumgaertel et al DSM-III-R DSM-IV Wolraich et al DSM-III-R DSM-IV Wolraich et al DSM-IV Anzahl der Symptome von Beeinträchtigungen

4 Genetische Komponente Noch nicht ausreichend bekannt Höhere Konkordanz von ADHS bei Zwillingen Ein Allel des DRD5- (Dopa-Transporter) Gen ist scheinbar bei ADHS verändert.

5 Zentrale Aufmerksamkeitssysteme Neurotransmitter Himelstein et al. (2001)

6 Medikamentöse Behandlung Alle ADHS Subtypen werden im allg. auf die gleiche Weise behandelt: Verordnung von Methylphenidat (MPH) Diese Behandlung hat sich in 75-90% der Fälle als effektiv erwiesen! Individuelle Dosierung bis 1 mg/kg Oder mit Atomoxetin (Straterra)

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8 Volkow et al PET: Distribution volume images of [11C]raclopride at the level of the striatum and at the level of the cerebellum for one of the subjects MP reduced binding of [11C]raclopride in the striatum where it competes with dopamine (DA) for binding to DA D2 receptors, but not in cerebellum where binding is predominantly nonspecific.

9 Global effect Time*Regio pre/post MPH-treatment No effects occipital Lazy frontal lobe No effects temporal MPH effects only found in frontal regions p= 0,05 by increasing amplitudes of global power

10 Graphische Darstellung Mittelwerts-unterschiede d2 mit und ohne MPH GZ F F% GZ-F KL ohne MPH mit MPH

11 Psychischer Kreislauf Angstblockade Depression Aggression Leistungsversagen trotz Bemühung Motivationsverlust, Leistungsverweigerung abnehmendes Selbstbewusstsein Kind Negative Arbeitshaltung Zunahme des schulischen Versagens

12 Pädagogischer Kreislauf Kindergarten Schulwechsel auf ortsfremde Schulen Langer Schultag Ermüdung Schlechte Leistung Leistungserwartung zu große Gruppen und Klassen Erhöhter Lärmpegel Schule Weiterer Misserfolg Bestätigung des Vorurteils einer gravierenden kognitiven Unfähigkeit Umschulung Kind Verhaltensprobleme Schlechte Noten Schulische Ausgliederung Soziale Beschämung Unzufriedenheit des Lehrers Enttäuschung Fehlende pädagogische Motivierung Minderwertigkeitsgefühl Seelische Not Verunsicherung Isolation Schulversagen

13 Sozialer Kreislauf Eltern Strenge aggressive Fe hlreaktion Pendelerziehung Schulischer und sozialer Misserfolg Umwelt Verständnis der Umwelt und Familie wird mit der Zeit geringer Kind Psychische Krise und Gestörtheitsbewusstsein Zunahme der Sozialen Konflikte Aggressive oder depressive Fehlreaktion

14 Multimodale Therapie 1. Medikamentöse Einstellung 2. Behandlung des Teilleistungsproblems (LRS, Dyskalkulie, Dyspraxie in Motorik und Sprache) 3. Konzentrations- und Verhaltenstraining 4. Familientherapie und Elternanleitung 5. Erzieher- und Lehrerschulung 6. Psychotherapie des Kindes

15 Programm zur Förderung der Das Marburger Trainingsprogramm Selbstwahrnehmung & Wahrnehmung anderer (Fremdwahrnehmung) Sensibilisierung auf eigene Gefühle und auf die anderer Selbstakzeptanz und Akzeptanz anderer Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein Strukturierung

16 Förderung der Konzentrationsfähigkeit Erhöhung der Motivation durch erfolgreiches Bearbeiten von Aufgaben Angemessener Umgang mit Fehlern und Frustrationen

17 Ziele Veränderung der Eltern-Kind- Interaktion Veränderung der Lehrer-Kind- Interaktion

18 Aufbau des Marburger Trainings 1. Dynamische Übung 2. Entspannung 3. Größte Trainingseinheit Intervention : Angeleitetes Regelspiel mit spezifischen Zielen (Konzentration, Geschicklichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit) und Sozialübungen 4. Freie Zeit

19 1. Dynamische Übung Dynamisches Spiel, z.b. Schattenboxen oder Mannschaftsspiele, z.b. Pferderennen

20 2. Entspannung Traumreisen, z.b. Kapitän Nemo Feedback zur Entspannung Punktevergabe, wie gut es für den einzelnen funktioniert hat

21 3. Trainingseinheit: Intervention Angeleitetes Regelspiel mit spezifischen Zielen: Förderung von - Konzentration - Geschicklichkeit - Reaktionsgeschwindigkeit - Selbsteinschätzung seiner Fähigkeiten, Einstellungen und Gefühle Soziales Einüben seiner Grenzen

22 Einschätzung eigener und Gefühle anderer durch veränderte Selbsteinschätzung Stärkung des Selbstbewusstseins Überprüfung der Fremdeinschätzung Entwicklung von Alternativen Spiele sind z. B. das Stimmungsbarometer, Gefühlsscheibe in diesen Spielen setzen sich die Kinder mit ihren Wünschen, Einstellungen und Fähigkeiten auseinander

23 Sozialübungen Helfen Abgeben Kompromisse eingehen Lösungsvorschläge entwickeln Verhalten anderer beobachten Bewerten für eigene Handlungsmodelle

24 Malexperimente Dienen zur besseren Selbsteinschätzung Aufgabe besteht z.b. darin, sich selbst in eine bestimmte Situation zu denken und sich dann zu malen

25 Freie Zeit z.b. 10 Minuten alleine ein Spiel eigener Wahl in Ruhe spielen oder Nachdenken oder Gespräche führen

26 Elternabende Aufklärung über Gruppenarbeit Umgang mit Schwierigkeiten Erfahrungsaustausch mit dem Ziel der Selbsthilfe Spiele aus dem Trainingsprogramm Meditation und übende Verfahren

27 Ziel aller Bemühungen Weg mit dem Wutmonster & dem Trauerkloß Jung und alt ein starkes Team Solidarität Ordnung und Konzentration