Pressekonferenz des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein und der DekaBank Deutsche Girozentrale Kiel, 3. Juli 2008 Kohle fördern statt Geld verschenken - Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen aus der Studie zum Anlageverhalten in Schleswig-Holstein Franz S. Waas, Ph.D. Vorsitzender des Vorstands DekaBank Deutsche Girozentrale Es gilt das gesprochene Wort. 1
Sehr geehrte Damen und Herren, Herr Kamischke hat die beiden wesentlichen Schlussfolgerungen aus der Studie bereits angesprochen: Erstens, die Schleswig-Holsteiner müssen mehr tun, wenn sie in ihrem Lebensabend finanziell abgesichert sein wollen. Und zweitens, sie können viel mehr aus ihrem Geld machen, indem sie die staatlichen Förderungen und günstige Steuerregelungen nutzen, aber vor allem indem sie langfristig und renditestark anlegen. Lassen Sie mich diese beiden Aussagen näher erläutern. Zunächst zur Altersvorsorge! Die Studie zeigt: Die Mehrheit der Schleswig-Holsteiner wünscht sich einen früheren Renteneintritt als 65. Fakt ist aber: Das gesetzliche Renteneintrittsalter wird auf 67 steigen. Und es kann durchaus noch weiter über diese Altersgrenze hinausgehen. Der Hinweis auf die sich aufbauende finanzielle Lücke mag nicht populär sein. Aber die Finanzmathematik ist hier unbestechlich. Wir werden immer älter. Das ist eine sehr erfreuliche Perspektive. Aber irgendwo muss das Einkommen für die hinzugewonnenen Jahre herkommen. Können wir dies den aktiven Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als zusätzliche Belastung aufbürden? Ich halte das für keine realistische Alternative. Nicht, wenn wir ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort bleiben wollen. Es bleiben also für jeden von uns nur drei Optionen: länger arbeiten, den Lebensstandard einschränken, um mit einer niedrigeren Rente auszukommen oder frühzeitig Vermögen bilden, das im Alter für ein ergänzendes Einkommen sorgt. Unsere Studie zeigt: Viele Schleswig-Holsteiner wissen, dass sie mehr für später zurücklegen müssen. Aber sie sind unsicher, wie sie finanziell richtig vorsorgen sollen. Die Schleswig-Holsteiner signalisieren uns damit Handlungsbedarf. Mehr noch: Sie äußern den klaren Wunsch, sie hier mit kompetenter Beratung zu unterstützen. Die Sparkassen in Schleswig-Holstein setzen hier mit ihrer Initiative an. Sie bieten mit ihrer Präsenz vor Ort ihren Kunden einen echten Mehrwert. 2
Was empfehlen wir den Schleswig-Holsteinern? Zunächst ist wichtig, dass überhaupt regelmäßig Geld auf die hohe Kante gelegt wird. Deshalb raten wir, gleich zu Beginn des Monats einen festen Betrag anzulegen. Denn Kasse macht bekanntlich sinnlich: Am Monatsende ist meistens nicht mehr viel zum Sparen übrig. Herr Kamischke hat zu Recht darauf hingewiesen: Bereits mit kleinen Beträgen lässt sich ein ordentlicher Vermögensstock für das Alter aufbauen. Ein Beispiel zur Verschaulichung: Nehmen wir an, Sie wollen als Rentner 20 Jahre lang ein zusätzliches Einkommen von 100 Euro im Monat haben. Bei einer Verzinsung von 4 Prozent benötigen Sie dafür bei Renteneintritt ein Vermögen von rund 16.000 Euro. Wichtig ist: Je eher Sie mit dem Ansparen dieser Summe beginnen, um so besser. Denn um mit 65 die erwähnten 16.000 Euro zu haben, muss ein 55-jähriger jeden Monat 113 Euro beiseite legen. Bei einem Start mit 45 sind es nur noch 46 Euro im Monat. Und ein 25-jähriger kommt mit einem monatlichen Sparbeitrag von gerade einmal 15 Euro aus, um das erforderliche Vermögen aufzubauen. 15 Euro monatlich, um zwischen 65 und 85 einen Hunderter mehr im Monat zu haben. Oder 150 Euro für einen Tausender. Sie sehen: Wer früh anfängt, kann bereits mit niedrigen monatlichen Sparraten eine Menge für sein Alter tun. Oder anders formuliert: sich mit der gleichen Sparrate ein deutlich höheres Einkommen im Alter sichern. Und der Staat hilft beim Ansparen mit. Deshalb die weitere Empfehlung: In jedem Fall die staatlichen Förderangebote zur Altersvorsorge mitnehmen. Jeder Bürger kann die Vorteile nutzen unabhängig von seinem Einkommen. Zum Beispiel mit Riester- Verträgen. Unsere Studie zeigt jedoch: Drei Viertel der Schleswig-Holsteiner verzichten noch immer auf die staatlich geförderte Riester-Rente. Sie verschenken damit bares Geld. Auch hier wollen wir mit unserer Initiative für mehr Informationstiefe sorgen und den Schleswig-Holsteinern dabei helfen, sich die staatlichen Vergünstigungen für ihre Altersvorsorge zu sichern. 3
Eine weitere Empfehlung: Bei der Wahl der Anlageform vor allem auf die langfristige Rendite achten! Denn je höher die Verzinsung während der Anlagedauer ist, um so größer ist am Ende das Vermögen. Über den Zinseszinseffekt ist die Wirkung enorm. Auch hierzu ein Beispiel: Bei einer Einmalanlage von 10.000 Euro sorgen 2 Prozent mehr Rendite im Jahr dafür, dass nach 20 Jahren fast 5.000 Euro mehr Vermögen vorhanden ist. Aus unserer Studie erkennen wir jedoch: Die Schleswig-Holsteiner investieren ihr Geld vor allem in wertstabile Anlagen. Aktien oder Aktienfonds nutzen sie dagegen kaum. Der starke Fokus auf Sicherheit hat seinen Preis: Eine niedrigere Verzinsung. Denn langfristig verzichten die Schleswig-Holsteiner damit auf Renditevorteile und höhere Vermögenszuwächse. Ich bin der Meinung: Jede Anlageform hat ihre Berechtigung und kann die richtige Wahl für den Anleger sein. Nur die Aktie nicht! Die muss in jedes Depot! Denn die Aktie ist nicht die Anlageform der Reichen und der Zocker. Aktien und noch stärker Aktienfonds sind vielmehr das ideale Anlageinstrument für alle kleinen und großen Beträge, die und das ist entscheidend langfristig zur Verfügung stehen. Blicken wir ins Ausland: In vielen Ländern sind erhebliche Teile der Altersversorgung in Aktien und Aktienfonds angelegt. Dort sind keine Hasardeure am Werk. Da arbeitet vielmehr gesunder Menschenverstand: Denn in einer funktionierenden Volkswirtschaft müssen Unternehmensbeteiligungen dauerhaft mehr Ertrag abwerfen als Staatsanleihen oder Festgelder. Ich glaube, dass wir in Deutschland viel zu sehr auf das Risiko eines Kursrückschlags achten. Die großen Anlagechancen einer Kurserholung werden dagegen nur selten erkannt. Viele Anleger wissen zwar, dass man zu Beginn des Jahrzehnts viel Geld mit Aktien verlieren konnte. Aber nur wenige haben eine Ahnung davon, dass man danach viel wieder zurückgewinnen oder über Neuinvestments eine Menge hinzuverdienen konnte. Wer langfristig in Aktien investiert, kann die zwischenzeitlichen Schwankungen gelassen sehen. Und sich freuen. Sichtbar wird dies am Beispiel des Deutschen Aktienindex Dax, der in diesen Tagen seinen 20. Geburtstag feierte. Seit seiner Geburtsstunde im Jahr 1988 hat der Dax eine jährliche Wertentwicklung von über 9 Prozent erzielt. Trotz aller Auf und Ab s der Märkte. Übrigens: Wer vor 20 Jahren in unseren DekaFonds investierte, der 4
hauptsächlich auf deutsche Werte aus dem Dax setzt, kann sich sogar über eine jährliche Rendite von fast 10 Prozent freuen. Unser DekaFonds ist einer von nur fünf Fonds, der eine bessere Wertentwicklung aufweist als der Leitindex. Gegen die Schwankungen der Märkte schützen regelmäßige Einzahlungen in Aktienfonds. Hier kommen die Wirkungen des Cost-Average-Effekts zum Tragen. Zu hohen Kursen werden weniger Anteile und im Kurstal entsprechend mehr Anteile zu günstigen Preisen erworben. Das zahlt sich am Ende aus! Natürlich bin ich realistisch: Wir werden die Schleswig-Holsteiner nicht über Nacht zu begeisterten Aktienanhängern machen. Aber neben einer reinen Anlage in Aktien oder Aktienfonds gibt es ja auch Mischformen, mit denen wir Anleger überzeugen können. Denken Sie an Dachfonds ein Produkt, das die Stärken eines aktiven Fondsmanagements voll zur Geltung bringt. Je nach Marktlage und unter Beachtung vorgegebener Höchstgrenzen sorgen unsere Profis im Fondsmanagement für die richtige Mischung von Aktien-, Renten- und Immobilienfonds. Oder nehmen Sie Discount- und Garantiefonds. Das sind Aktienfonds mit Sicherheitsfallschirm, die über eingebaute Risikopuffer die Brücke zwischen dem sicherheitsbewussten Anleger und den Chancen des Aktienmarktes schlagen. Ich bin überzeugt, dass diese beiden Produkte bestens geeignet sind, vielen Schleswig- Holsteinern die Tür zu überdurchschnittlichen Renditen zu öffnen. Mein letzter Punkt: die Abgeltungsteuer. In 181 Tagen heißt es für viele Anleger: mehr Steuern, weniger Rendite. Es sei denn, man handelt und sichert sich die heute bestehenden günstigeren steuerlichen Regelungen. Gerade diejenigen sind aufgerufen, die erhebliche Bestände in Geldmarktfonds und kurzfristigen Anlagen geparkt haben. Ein Großteil der Anleger hat sich bislang allerdings kaum oder gar nicht mit der Abgeltungsteuer auseinander gesetzt. Schleswig-Holstein bildet hier keine Ausnahme. Meine Erfahrung ist, dass keiner mehr Steuern bezahlen will, als er unbedingt muss. Deshalb erwarte ich für die letzten Wochen vor dem Stichtag einen großen Andrang vor den Bankschaltern. 5
Hektik ist bei der Geldanlage immer ein schlechter Ratgeber. Daher unsere Empfehlung: Nicht erst im Dezember, sondern jetzt in aller Ruhe und mit Überlegung die Anlagen abgeltungsteuerfest machen! Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen: Es gibt viele gute Gründe, sich jetzt mit seinem Berater zusammenzusetzen und die richtigen Maßnahmen zu treffen: Für finanzielle Sicherheit im Alter. Für eine bessere Nutzung der staatlichen Förderangebote. Für mehr Anlageertrag durch eine höhere langfristige Nachsteuerrendite. Die Sparkassen stehen für die Anleger in Schleswig-Holstein bereit, wenn es in den kommenden Wochen zwischen Flensburg und Pinneberg heißt: Kohle fördern statt Geld verschenken! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 6