Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden

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Transkript:

P f l a n z e n b a u Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden Stéphanie Schürch und Thibaut Cordette 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 26 Nyon, Schweiz 2 Université de Picardie Jules Vernes, 8 Amiens, Frankreich Auskünfte: Stéphanie Schürch, E-Mail: stephanie.schuerch@acw.admin.ch, Tel. +4 22 363 43 75 In der Schweiz wird die Hälfte der Brotgetreidefläche mit Hilfe von Fungiziden gegen Blattkrankheiten geschützt. Einleitung In unseren Breitengraden ist die Septoria-Blattdürre eine der wichtigsten Krankheiten des Weizens. Die Bekämpfung dieser Krankheit basiert auf der Wahl wenig anfälliger Sorten, auf einer geeigneten Bodenbearbeitung und auf dem Einsatz von Fungiziden. In der Schweiz wird die Hälfte der Brotgetreidefläche konventionell bewirtschaftet und mit Hilfe von Fungiziden gegen Blattkrankheiten geschützt. Einer der Krankheitserreger der Septoria-Blattdürre ist Mycosphaerella graminicola (Fuckel) J. Schröt., auch bekannt unter dem Namen der asexuellen Form, Septoria tritici Rob. in Desm. Bis vor kurzem wurden zwei Wirkstoffgruppen verwendet, um diese Krankheit zu bekämpfen: die Qoi (Quinone Outside Inhibitors; Strobilurine) und die DMI (Demethylation Inhibitors, darunter die Triazole). Eine Punktmutation, welche Resistenz gegenüber den Qoi verleiht, ist rasch in Populationen von M. graminicola aufgetaucht, was die Wirksamkeit dieser Fungizid- 82 Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23

Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden Pflanzenbau gruppe eher zufällig macht. Das Pathogen hat sich auch an die DMI angepasst, was sich in einem graduellen Verlust der Empfindlichkeit äussert und im Feld zur Abnahme der Wirksamkeit der Produkte führen kann. Um diese Resistenzphänomene in den Griff zu bekommen, wird Chlorothalonil, ein Multi-Site- Wirkstoff, regelmässig als Mischungspartner verwendet. Seit 2 sind Fungizide auf der Basis von SDHI (Succinate Dehydrogenase Inhibitors) zur Bekämpfung der Septoria-Blattdürre auf dem Markt erschienen. Die SDHI, welche auch Carboxamide genannt werden, entsprechen eigentlich einer älteren Familie von Fungiziden, welche seit 97 zur Saatgutbehandlung gegen Basidiomyceten (z.b. die Erreger des Weizenflugbrandes oder des Weizensteinbrandes; Rheinheimer 22) verwendet wurden. Das älteste Molekül dieser Familie, das heute noch verwendet wird, ist das Carboxin, welches 968 eingeführt wurde. Die Entdeckung von Boscalid im Jahre 23 hat dieser Fungizidfamilie neuen Schub vermittelt, da dieses Molekül auch gegen Ascomyceten aktiv ist. Diese Ausdehnung des Wirkungsspektrums hat es erlaubt, die SDHI-Fungizide gegen Blattkrankheiten des Getreides einzusetzen. Dies hat bei den Pflanzenschutzfirmen ein erneutes Interesse an dieser Fungizidfamilie geweckt und zur Entwicklung neuer Moleküle wie Isopyrazam oder Bixafen geführt. Angesichts der Resistenzentwicklung gegenüber den Qoi und den DMI ist es von Interesse, über ein neues Bekämpfungswerkzeug gegenüber der Septoria-Blattdüre zu verfügen. Bis heute ist kein Stamm von M. graminicola im Feld entdeckt worden, welcher gegen Carboxamide resistent war (FRAC 22), aber im Labor wurden resistente Mutanten gefunden (Skinner et al. 998; Fraaije et al. 22). Allerdings wurden im Feld resistente Stämme bei andern Pathogenen wie Botrytis cinerea oder Sclerotinia sclerotiorum (FRAC 22) gefunden. Die Carboxamide hemmen in den Mitochondrien ein Enzym der Atmungskette (Komplex II); ein unentbehrliches Glied für die Energieerzeugung in den Pilzzellen. Bei den resistenten Stämmen ist dieses Zielenzym leicht modifiziert (Substitution einer oder mehrerer Aminosäuren) sodass das Fungizidmolekül sich nicht mehr korrekt an seinen Wirkungsort anlagern kann. Das Risiko für eine Resistenzentwicklung bei M. graminicola gegenüber den SDHI-Fungiziden wird als mittel bis hoch eingeschätzt. Um die Entwicklung der Resistenz beim Pathogen zu verfolgen, muss die Grundsensitivität (Basislinie) bekannt sein. Dieser Ausgangspunkt ist wichtig, um die Wirksamkeit von resistenzvorbeugenden Massnahmen beurteilen zu können. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, im Agroscope-Labor einen Sensitivitätstest für grossangelegte Studien zu erarbeiten und die Basislinie für drei SDHI-Wirkstoffe zu defi- Zusammenfassung Seit kurzem ist zur Bekämpfung der Septoria-Blattdürre eine neue Gruppe von Fungiziden, die Carboxamide oder SDHI, verfügbar. Das Risiko für eine Resistenzentwicklung von Mycosphaerella graminicola gegenüber dieser Wirkstoffgruppe wird als mittel bis hoch eingeschätzt. Vorsichtsmassnahmen sind daher bei der Anwendung angezeigt, damit die Wirksamkeit der Carboxamide möglichst lange erhalten bleibt. Eine Folgeüberwachung der Resistenz könnte nötig werden, falls die Wirkung im Feld nicht mehr ausreichend ist. Um dies zu ermöglichen, wurde ein Protokoll erstellt, um die Empfindlichkeit der Stämme auf breiter Basis zu prüfen. Die Grundempfindlichkeit von 7 Stämmen dieses Pathogens wurde in vitro gegenüber drei SDHI-Wirkstoffe untersucht. Diese Daten stellen eine Basislinie dar, welche bei Bedarf als Vergleichspunkt dienen kann. Um die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern oder zu verlangsamen, werden in einer ersten Phase die Carboxamide auf Getreide nur einmal pro Kultur eingesetzt und dies nur in Mischung mit Wirkstoffen aus anderen Resistenzgruppen. Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23 83

Pflanzenbau Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden,8,6,4 Optische Dichte bei 45 nm,2,8.4 EC 5 =,395 µg/ml,, Boscalid-Konzentration (µg/ml) Abb. Wachstum von Mycosphaerella graminicola (Stamm 2) bei sieben Konzentrationen von Boscalid (blaue Punkte) und EC 5 (gelbes Dreieck), berechnet mittels einer logarithmischen Regression (Modell = schwarze Linie). nieren, nämlich für Boscalid, Bifaxen und Isopyrazam. Falls sich in der Zukunft eine Resistenzanalyse als nötig erweisen sollte als Folge von Zweifeln an der Wirksamkeit dieser Moleküle, ist somit ein Vergleichspunkt vorhanden. Material und Methoden Von Blattläsionen wurden insgesamt 27 Stämme von M. graminicola isoliert. Im Jahre 28 stammte das Pflanzenmaterial (Sorte Arina) von Changins (VD) und von Goumoëns-la-Ville (VD); im Jahre 2 stammte das Material von denselben Orten (Sorten Arina und Tapidor) sowie von Satigny (Sorten Zinal und Levis). Für die Sensitivitätstests (Modifizierte Methodik nach G. Stammler BASF) wurden die Stämme während sieben Tagen auf Hefe-Malz- Agar inkubiert (YMA: 4 g Hefeextrakt, 4 g Malzextrakt, 4 g Saccharose, 5 g Agar, in l bi-destilliertem Wasser, 5 mg Aureomycin). Zur Förderung des hefeförmigen Wachstums wurden die Stämme mit nahem UV-Licht behandelt. Die mit einem Baumwollstängel entnommenen Sporen wurden in Suspension in ein flüssiges Hefe- Bacto-Glycerol Milieu gebracht, welches doppelt konzentriert war (YBG: 2 g Hefeextrakt, 2 g Bacto-Pepton, 4 ml Glycerin in l bi-destilliertem Wasser). Die Sporenkonzentration wurde auf,6* 4 Sporen/ml eingestellt. Alle drei Aktivsubstanzen (Fluka) wurden in Dimethylsulfoxid (DMSO) aufgelöst um eine Ausgangslösung von g/l zu erhalten. Die endgültigen Konzentrationen der Wirkstoffe betrugen,.3,.,.3,, 3, 6.5 und µg/ ml bei einer konstanten Konzentration von DMSO von %. Auf Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen wurden 5 µl der Sporensuspension mit 5 µl der Fungizidlösung in Kontakt gebracht. Jeder Test enthielt eine Negativprobe (Milieu YGB ohne Sporen) und wurde dreimal wiederholt. Die Platten wurden sieben Tagen in Dunkelheit bei 8 C unter Schütteln inkubiert. Dann wurde das Wachstum durch Messung der Absorption bei 45 nm mit Hilfe eines Messgerätes für Mikrotiterplatten (MRX Reader, Dynex technologies) erhoben. Die Empfindlichkeit gegenüber den Fungiziden wurde durch jene Menge definiert, welche das Wachstum zu 5% zu hemmen vermochte (EC 5 ). Diese EC 5 wurden mit Hilfe von logarithmischen Regressionen mit vier Parametern (Abb. ) mit XLSTAT (Version 2.2.4, Addinsoft 995 2) berechnet. Resultate Die Methodik ist angepasst worden, um verlässliche und reproduzierbare Resultate zu erhalten. Die Sensitivitätstests sind in Mikrotiterplatten durchgeführt worden, 84 Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23

Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden Pflanzenbau A EC 5 Boscalid (µg/ml) B EC 5 Bixafen (µg/ml),9,8,7,5,4,3,,9.8,7,5,4,3 n=22 n=24 n=3 n=9 n=2 Changins Goumoëns Changins Goumoëns Satigny 28 2 n=22 n=24 n=3 n=9 n=2 was erlaubt hat, eine relativ grosse Anzahl (7) von M. graminicola Stämmen zu studieren. Um das Wachstum um 5 % zu hemmen, war eine grössere Menge Boscalid nötig (EC 5 zwischen,93 und,99 µg/ml, im Mittel,388 µg/ml) als dies bei den beiden andern Aktivsubstanzen der Fall war (Kruskal Wallis K = 98,3, P <,; Abb. 2). Bixafen (EC 5 zwischen,3 und 38 µg/ml, im Mittel 7 µg/ml) war etwas weniger wirksam in vitro als Isopyrazam (EC 5 zwischen,8 und 26 µg/ml, im Mittel,6 µg/ml). Zwischen den beiden Testjahren 28 und 2 gab es keine signifikanten Unterschiede. Bei 46 Stämmen aus dem Jahre 28 war die Resistenz gegenüber Strobilurinen vorgängig bereits bekannt. Die gegenüber Strobilurinen resistenten und sensiblen Stämme wiesen gegenüber Carboxamiden kein signifikant unterschiedliches Sensitivitätsprofil auf. Innerhalb der Carboxamide war die Sensitivität hingegen korreliert. Die Sensitivität gegenüber Bifaxen war stark an jene gegenüber Isopyrazam gebunden (R 2 =,47, P <,; Abb. 3). Die Korrelation zwischen Boscalid und Isopyrazam war etwas weniger eng (R 2 =,3, P <,) und jene zwischen Bixafen und Boscalid war am schwächsten (R 2 =,7, P <,). Diskussion C EC 5 Isopyrazam (µg/ml),,9,8,7,5,4,3, Changins Goumoëns Changins Goumoëns Satigny n=22 n=24 n=3 n=9 n=2 Changins Goumoëns Changins Goumoëns Satigny 28 2 Abb. 2 Empfindlichkeit von fünf Populationen von M. graminicola gegenüber (A) Boscalid, (B) Bixafen und (C) Isopyrazam. (Box Plots: 5 % der Werte befinden sich im Rechteck, horizontale Linie = Median, rotes Kreuz = Mittelwert) 28 2 Die Grundempfindlichkeit von Schweizer M. graminicola Stämmen gegenüber den Carboxamiden wurde geschätzt. Diese Basislinie dient als unerlässlicher Vergleichspunkt für jegliche zukünftige Empfindlichkeitsstudie. Dafür ist ein Protokoll an unsere Laborbedingungen angepasst worden. Der Konzentrationsbereich der eingesetzten Fungizide war angemessen. Die Verwendung von zwei zusätzlichen Konzentrationen zwischen, und µg/ml würde eine präzisere Schätzung des EC 5 -Wertes erlauben. Es ist relativ heikel, die Bedingungen zusammenzubringen, welche ein hefeförmiges und homogenes Wachstum (unerlässlich für eine quantitative Messung) von M. graminicola hervorbringen und dies in Gefässen von lediglich 6,5 mm Durchmesser. Die erhaltenen EC 5 -Werte (Mittel- und Bereichswerte) entsprechen jenen, die für andere Stämme von M. graminicola beschrieben worden sind (Sierotzki et al. 2; Fraaije et al. 22). Die Bereichswerte sind relativ breit. Um das Wachstum der Stämme zu hemmen ist bei Boscalid eine grössere Dosis nötig als bei Bixafen oder Isopyrazam. Gemäss einem Strukturmodell der Interaktionen zwischen den Carboxamiden und ihres Zielenzym im Pathogen ist die Affinität (Bindungskraft) von Boscalid mit den Proteinen des Komplexes II geringer als jene der beiden anderen Wirkstoffe (Fraaije et al. 22). Zwischen den Carboxamiden und den Strobilurinen haben Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23 85

Pflanzenbau Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden,7,5 EC 5 Isopyrazam (µg/ml),4,3,,,3,4,5,7 EC 5 Bixafen (µg/ml) Abb. 3 Kreuzsensitivität bei M. graminicola zwischen Bixafen und Isopyrazam (Lineare Regression y =,55x +,4; n = ). wir keine Kreuzresistenz beobachtet; es handelt sich um zwei Fungizidfamilien mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen. Hingegen war die Empfindlichkeit gegenüber den Carboxamiden kreuzkorreliert, was sich leicht erklären lässt, da die drei untersuchten Moleküle den selben Zielort (Bindungsstelle) und denselben Wirkungsmechanismus aufweisen. Man spricht von Kreuzsensitivität. Konkret bedeutet dies, dass ein Stamm, der gegenüber einem Molekül Resistenz entwickelt, auch gegenüber den beiden andern Molekülen resistent wird. Es wurden Massnahmen ergriffen, um das Risiko einer Resistenzentwicklung in natürlichen Populationen von M. graminicola zu minimieren. Die Carboxamide werden nicht Solo gegen die Septoria-Blattdürre eingesetzt, aber in Mischung mit Triazolen, welche einen andern Wirkungsmechanismus aufweisen und zu welchen keine Kreuzresistenz besteht. Ausserdem ist nur eine Behandlung pro Kultur gegen Blattkrankheiten in Getreide zugelassen. Diese zwei Massnahmen sollten ausreichen, um das Risiko einer Verbreitung von resistenten Stämmen zu begrenzen, und die Wirksamkeit der Carboxamide auf lange Zeit zu gewährleisten. n 86 Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23

Grundempfindlichkeit der Septoria-Blattdürre des Weizens gegenüber den SDHI-Fungiziden Pflanzenbau Sensibilità iniziale ai fungicidi SDHI Baseline sensitivity of septoria leaf Riassunto (carbossamidici) della septoriosi del frumento E da poco disponibile una nuova famiglia di fungicidi, i carbossamidici o SDHI per lottare contro la septoriosi Summary blotch to SDHI fungicides Since recently, a new class of fungicides is available to control Septoria leaf blotch of wheat, the so-called carboxamides or SDHI. The risk of del frumento. Il rischio di sviluppare resistance development in delle resistenze nella Mycosphaerella Mycosphaerella graminicola to SDHI graminicola verso questa famiglia è fungicides is estimated to be medium stimato da medio a elevato. E dunque to high. Therefore the implementation necessario prendere delle precauzioni of an anti-resistance strategy is nell uso per conservare il più lungo necessary to preserve the efficacy of possibile l efficacia dei carbossamidici. these fungicides. Sensitivity studies Un monitoraggio delle resistenze may be necessary in case field efficacy potrebbe essere necessario se l effica- weakens. Thus, a method was estab- cia in campo non è più soddisfacente. lished to conduct large-scale sensitivity A questo scopo è stato stabilito un tests in our laboratory. The sensitivity protocollo per testare su larga scala la to three SDHI active substances sensibilità dei ceppi. La sensibilità (boscalid, bixafen and isopyrazam) of iniziale di 7 ceppi di questo pato- 7 Swiss M. graminicola strains was geno verso tre sostanze attive della measured in vitro. These data describe famiglia dei SDHI è stata valutata in the «baseline sensitivity» (initial vitro. Questi dati formano una «linea sensitivity level prior to the introduc- di base» e potrebbero, al bisogno, tion of the fungicides) and may be servire come punto di confronto. Per used in case of control failures to prevenire e frenare, in un primo detect potential shifts in sensitivity. At tempo, lo sviluppo di resistenze, i the moment, to prevent resistance carbossamidici sono applicati su cereali emergence and build up, SDHI fungi- solo una volta per coltura e sono cides are applied on cereals only once utilizzati unicamente miscelati con per crop and are used only in mixtures delle sostanze attive appartenenti a un with partners having a different mode altro gruppo di resistenza. of action. Key words: EC 5, baseline sensitivity, resistance, septoria leaf blotch, wheat. Literatur Fraaije B. A., Bayon C., Atkins S., Cools H. J., Lucas J. A. & Fraaije M. W., 22. Risk assessment studies on succinate dehydrogenase inhibitors, the new weapons in the battle to control Septoria leaf blotch in wheat. Molecular Plant Pathology 3 (3), 263 275. FRAC, 22. Succinate dehydrogenase inhibitor (SDHI) working group. Minutes of the 5th meeting on December 6, 2. Zugang: http://www. frac.info [6. November 22]. Rheinheimer J., 22. Succinate dehydrogenase inhibitors: anilides. In: Modern crop protection compounds (Eds. W. Krämer, U. Schirmer, P. Jeschke & M. Witschel). Wiley, Weinheim, 627 639. Sierotzki H., Frey R., Morchoisne M., Olaya G., Mösch M. & Scalliet G., 2. Sensitivity of fungal pathogens to SDHI fungicides. In: Modern fungicides and antifungal compounds VI (Eds. H. W. Dehne, H. B. Deising, U. Gisi, K. H. Kuck, P. E. Russel & H. Lyr). DPG, Braunschweig, 79 86. Skinner T., Bailey A., Renwick A., Keon J., Gurr S. & Hargreaves J. A., 998. A single aminoacid substitution in the iron-sulphur protein subunit of succinate dehydrogenase determines resistance to carboxin in Mycosphaerella graminicola. Current Genetics 34 (5), 393 398. Agrarforschung Schweiz 4 (2): 82 87, 23 87