Mehr als Wiener Schmäh Ein Ziel der Exkursion: Der Wiener Zentralfriedhof. (Bilder: Hauenstein, 12Wa) Bereits zu Beginn des Schuljahres begannen für die Schüler der FOS 12Wa/ b und der BOS 12Wb unter Leitung von Mirjam Liebel und Alexandra Zink die Vorbereitungen für das zentrale Literaturprojekt des ersten Halbjahres: die Wiener Moderne. Diese Epoche beschäftigt sich mit dem literarischen Wien um 1900 und ermöglicht es den Schülern erste Einblicke in moderne Literatur zu erhalten, da Wien zu dieser Zeit, etwa neben Berlin, als literarisches Zentrum Europas etabliert war. Projektarbeit Den Auftakt des Projektes bildeten in Gruppen erarbeitete Präsentationen, welche zentrale Themen dieser Epoche zum Inhalt hatten. So informierten die Schüler über Power Point Präsentationen zum Beispiel über Die politische Situation in Wien um 1900, Sigmund Freuds Psychoanalyse und Traumdeutung, Urbanisierung, Die Rolle der Frau um 1900 oder auch Wissenschaft um 1900. Neben den Präsentationen fertigten die Schüler hier noch Plakate an, welche die wichtigsten Informationen bündelten. Für Aufmerksamkeit während der Vorträge sorgte ein ebenfalls von den Schülern erarbeitetes Quiz, das von der Klasse abschließend zu lösen war. Der Charakter der Epoche konnte somit
umfassend erschlossen werden und den nächsten Schritt zur Vertiefung bildete die Lektüre eines der wichtigsten Werke der Wiener Moderne: Arthur Schnitzlers Leutnant Gustl. Auf für den deutschsprachigen Raum völlig neue Art und Weise, nämlich in Form des Inneren Monologes, deckt Schnitzler in diesem Werk die Doppelmoral der Wiener Gesellschaft um 1900 auf und gibt somit auch heute noch aktuelle gedankliche Anstöße. Die Schüler näherten sich diesem Stoff auf handlungs- und produktionsorientierte Weise, indem sie etwa innere Handlungsabläufe des Textes auf Plakaten visualisierten oder Szenen durch Standbilder nachvollzogen. Zudem wurde anhand der Lektüre auch die zweite Schulaufgabe vorbereitet, in der es um Personencharakterisierung ging. Prüfungstext war hier dann ergänzend ein Auszug aus der ebenfalls von Arthur Schnitzler stammenden Novelle Fräulein Else. Einen weiteren Schwerpunkt bildete dann nach den Weihnachtsferien die Besprechung der Lektüre Traumnovelle (Arthur Schnitzler). Der handlungsorientierte Ansatz fand hier seine Fortsetzung, indem die Personenkonstellation in der Lektüre durch szenisches Gestalten erschlossen wurde, d.h. Szenen durch Monologe und etwa auch musikalische Untermalung interpretiert wurden. Zum Abschluss erfolgte noch die Filmanalyse der Traumnovellen -Verfilmung Eyes wide shut von Stanley Kubrick. Hier wurden typische Mittel der filmischen Gestaltung (Farbspiele, musikalische Untermalung, Leitmotive) untersucht und das Ganze dann mit der Lektüre verglichen. Exkursion nach Wien Die ausführliche Projektarbeit sollte natürlich nicht ohne Lohn bleiben. So machten sich die Schüler der Klassen FOS 12 Wa/b vom 19. Februar bis zum 22. Februar auf, um das literarische Wien live erleben zu können. Bereits am ersten Abend erfuhren die Schüler im Wiener Volkstheater, dass Kultur und Unterhaltung keine Gegensätze sein müssen: Sie sahen Die Reifeprüfung als dynamisches und amüsantes Theaterstück.
Am nächsten Morgen machten sich die Klassen dann auf die Spuren des Dritten Mannes. Eine kurzweilige Stadtführung orientierte sich an diesem Filmklassiker, der zuvor in den Klassen gesehen wurde. Wenn die Eiseskälte auch dem ein oder anderen Schüler zu schaffen machte, erhielten sie hier doch einen Einblick in das historische Wien. Ergänzt wurde dieser Einblick noch mit einem Spaziergang über den Wiener Zentralfriedhof. Den bedeutenden Künstler der Wiener Typische Straßenszene: Ein Fiaker kämpft sich durch den Verkehr. Jahrhundertwende Egon Schiele lernten die Schüler am Samstag kennen. Im Wiener Museumsquartier erklärten Museumspädagogen das doch nicht so leicht zugängliche Schaffen des Künstlers und ließen die Klassen auch selbst aktiv werden, indem Hand-Studien gezeichnet wurden. Voller neuer Eindrücke trat die Exkursionsgruppe am Sonntagmorgen die Rückreise an. Das Literaturprojekt ermöglichte es den Schülern Literatur umfassend und vielseitig zu erschließen. Auch die handlungs- und produktionsorientierten Zugänge erwiesen sich als effektive Möglichkeit, Literatur für Schüler lebendig zu machen, was ja ein großes Anliegen des Deutschunterrichts ist. Alexandra Zink
Standbilder zu Arthur Schnitzlers Traumnovelle Erste Station: Fridolin bei einem frisch verstorbenen Patienten, deren Tochter ihm eindeutige Avancen macht. (Jan Köllnberger, Lisa Scheuerpflug und Marcel Gutgesell) Betrug in der Beziehung ist eine zentrale Frage in Arthur Schnitzlers Traumnovelle. Mit diesem Thema setzten sich die Schüler mittels produktionsorientiertem Literaturunterricht auseinander: Vier Frauen werden dem verheirateten Protagonisten Fridolin auf seiner Reise durch die Nacht fast zum Verhängnis. Alle vier wollen Friedolin verführen. Die Umstände verhindern jeweils den Betrug des Ehemanns. Seine Ehefrau träumt währenddessen parallel von einer Affäre mit einem anderen Mann. Diese Situation wird von den Schülern in Form von Standbildern erschlossen. Die psychische Verfassung der Figur wird dabei im Rahmen des produktionsorientierten Unterrichts in Form eines inneren Monologes verfasst. Anhand dessen ist im Anschluss eine kontroverse Diskussion möglich. Mirjam Liebel Zweite Station: Fridolin landet bei der Prostituierten Mizzi. (Christian Thut, Michaela König)
Dritte Station: Im Kostümverleih flirtet er mit der Tochter des Betreibers (Marvin Wägner, Michaela Sachsner, Kevin Matthes) Vierte Station: Auf dem Kostümfest opfert sich die schöne Unbekannte für ihn. (Patrick Thomanek, Natalie Kurz, Christian Käpplinger, Dominik Brunnhübner) Fotos: Liebel