Die Verfügbarkeitsheuristik 04.12.2003 Pachur
Überblick Verfügbarkeit als Urteilsgrundlage Urteilsfehler, die auf die VH zurückgeführt werden Forschung zur Verfügbarkeitsheuristik Kritik am Ansatz der Verfügbarkeitsheuristik Referat: Die ease -Interpretation der Verfügbarkeitsheuristik
Die Verfügbarkeitsheuristik Heuristik für Schätzung von Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten Urteilsgrundlage: Abrufleichtigkeit (ease) oder Menge der erinnerten Fälle Verfügbarkeits -Prinzip im Allgemeinen sinnvoll, da Verfügbarkeit von Gedächtnisspuren mit Präsentationshäufigkeit zunimmt (vgl. Vokabellernen), aber: Anfällig für Urteilsfehler, da Verfügbarkeit auch durch andere Faktoren beeinflusst wird als durch Häufigkeit, z.b: Salienz, Detailreichtum, Lebhaftigkeit (vividness)
Häufigkeitsschätzungen von Todesursachen Lichtenstein, Slovic, Fischoff, Layman, & Combs (1978)
Häufigkeitsschätzungen von Todesursachen Lichtenstein, Slovic, Fischoff, Layman, & Combs (1978) Auftretenshäufigkeiten überschätzt: - Brand - Kraftfahrzeugunfälle -Totschlag - Alle Unfälle - Schwangerschaft, Geburt, Abtreibung - Tornados - Überschwemmung - Botulismus - Alle Krebserkrankungen - Giftiger Biss oder Stich Auftretenshäufigkeiten unterschätzt: - Pockenimpfung - Diabetes - Magenkrebs - Blitzschlag - Schlaganfall - Tuberkulose - Asthma - Emphysem
Häufigkeitsschätzungen von Todesursachen Lichtenstein, Slovic, Fischoff, Layman, & Combs (1978) Auftretenshäufigkeiten überschätzt: - Brand Auftretenshäufigkeiten unterschätzt: - Pockenimpfung - Kraftfahrzeugunfälle - Diabetes -Totschlag Lichtenstein et al.: In Befunden zeigt - Magenkrebs sich die - Alle Unfälle Anwendung der Verfügbarkeitsheuristik: - Blitzschlag - Schwangerschaft, überschätzte Geburt, Todesursachen Abtreibungdramatisch - Schlaganfall und sensationell - Tornados unterschätzte Todesursachen undramatisch, nicht sensationell - Tuberkulose - Überschwemmung - Botulismus Dramatische Todesursachen sind - Asthma verfügbarer und - Alle Krebserkrankungen werden dadurch als häufiger eingeschätzt - Emphysem - Giftiger Biss oder Stich Dramatische Todesursachen sind verfügbarer und
Urteilsphänomene, die auf die Anwendung der Verfügbarkeitsheuristik zurückgeführt werden False consensus effect: Verbreitung in Population von Merkmalen, die man selbst aufweist, wird überschätzt Optimistic bias: eigenes Risiko für negatives Ereignis wird niedriger eingeschätzt als Risiko für Durchschnittswahrscheinlichkeit in Population Egocentric bias: eigener Beitrag zu gemeinsamen Handlungen wird überschätzt (z.b. Hausarbeit) Fundamentaler Attributionsfehler: beobachtet Verhaltensweisen werden primär auf Persönlichkeitsdispositionen zurückgeführt und situationale Variablen vernachlässigt Illusionäre Korrelation
Experimentelle Arbeiten zur Verfügbarkeitsheuristik Beispiel: Williams & Durso (1986) i. Vpn lasen Wörter unterschiedlicher Kategorien (z.b. Möbel, Tiere, Waffen) ii. iii. iv. Verschiedene Lernbedingungen (haben Einfluss auf Erinnerbarkeit) explizite Lerninstruktion vs keine Lerninstruktion (Experiment 1) unterschiedliche Enkodierzeit (z.b. 500ms vs 6s; Experiment 2) Häufigkeitsurteil: Wie viele Wörter von Kategorie X wurden gezeigt? Erinnerungsaufgabe: Welche Wörter von Kategorie X erinnern sie? Führten Manipulationen zu unterschiedlichen Häufigkeitsurteilen? Korrelation zwischen Menge der erinnerten Wörter und dem Häufigkeitsurteil?
Experimentelle Arbeiten zur Verfügbarkeitsheuristik Die meisten Arbeiten zur Verfügbarkeitsheuristik untersuchten die recall -Version der Heuristik Genereller Ansatz: 1. Manipulation der Erinnerungsfähigkeit von Ereignis (z.b. Enkodierzeit, -tiefe, Lerninstruktion) 2. Häufigkeitsurteil für Ereignis: Ereignis als häufiger eingeschätzt? Problem: Konfundierung von Leichtigkeit des Abrufs und der Menge der erinnerten Information (siehe Arbeiten von Norbert Schwarz; Referat)
Kritik am Ansatz der Verfügbarkeitsheuristik Keine falsifizierbare Theorie (Betsch & Pohl, 2002), da keine Angaben bzgl. der Bedingungen, unter denen die Heuristik (und welcher Mechanismus) angewandt wird Verhältnis zu anderen Urteilsstrategien/Mechanismen nicht spezifiziert (vgl. Brown & Siegler, 1993), z.b. Representativitäts-Heuristik Automatische Enkodierung (Hasher & Zacks, 1984) Keine Angaben über den Urteilsprozess (Gigerenzer, 2001) Heute eher Arbeiten dazu, unter welchen Bedingungen die Verfügbarkeitsheuristik angewendet wird und wann nicht (z.b. Betsch et al., 1999) sowie kompetitive (vs. konfirmatorische) Designs (z.b. Sedlmeier et al., 1998)