Behandlungsentscheidungen gemeinsam treffen wie? Demenz -Patienten

Ähnliche Dokumente
PEG bei Demenz Stand der Forschung und ethische Kriterien

Leben bis zuletzt Die hospizliche und palliative Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen

Leben mit dem Sterben Bergen Rote Kreuz Pflegeheim ein nationales Modellprojekt. Friedenskirche Potsdam

Palliativbetreuung dementer Patienten

Fragen. Palliative Geriatrie in der Altenhilfe

Palliative Maßnahmen. Caritas Ambulanter Hospizdienst Sr. M. Therese Jäger Romanstraße München

Palliativversorgung im Pflegeheim. Arbeitsgruppe Palliative Care im Pflegeheim des Schleswig Holsteinischen Hospiz- und Palliativverbandes (HPVSH)

Palliativversorgung im Pflegeheim

Demenz in der letzten Lebensphase. Dr. Christine Bienek, Geriatrie-Zentrum Haus Berge

Palliative Care in der LZP:

Die Infostelle Palliative Care Kanton Baselland. Heike Gudat. Koordinationskonferenz Palliative Care BL 31. Mai 2017, Liestal

Palliativmedizin. Eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Stephanie Rapp Allgemeinmedizin Palliativmedizin

Sicht der Versorgungsforschung

Interdisziplinäre Palliativstation. Eine Patienteninformation der Medizinischen Klinik II und der Klinik für Neurologie

Pflege und Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase Der Palliativ-Geriatrische Dienst

Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin. Sterbeorte in Deutschland

Geriatrie und Palliativmedizin Gemeinsamkeiten und Unterschiede KCG-Expertenforum Palliativversorgung Norbert Lübke

PALLIATIVE CARE MEDIZINISCHE & PFLEGERISCHE ASPEKTE. Heike Duft & Renate Flükiger Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Bern 24.

Palliativmedizin - Individualisierte Therapie und psychosoziale Versorgung - Ulrike Bock / Hubert J. Bardenheuer

Hausärztliche Palliativversorgung. Institut für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Nils Schneider

Hospizbewegung. Norbert Heyman Katholischer Krankenhausseelsorger

Bremer Pflegekongress Herausforderung Demenz

Palliativstation Klinikum Mittelmosel, St. Josef- Krankenhaus in Zell

Palliative Versorgung dementer Patienten in Pflegeheimen. Elke Fischer

Wann Regelversorgung, wann SAPV? Qualitätszirkel Pflege

Leben dürfen sterben müssen. Oder manchmal eher umgekehrt? Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie und Palliative Care

Inhaltsverzeichnis. 1 Palliativmedizin Ethik... 43

Hausärztliche Palliativmedizin. Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie + Palliative Care

Demenz durch die Brille des Palliativmediziners

Herzlich Willkommen zur Angehörigeninformation 7. November 2016

Hospiz- und Palliativversorgung für Erwachsene

PALLIATIVBETREUUNG GESTERN HEUTE - MORGEN HERBERT WATZKE ABTEILUNG FÜR PALLIATIVMEDIZIN MEDIZINISCHE UNIVERSITÄT UND ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN WIEN


Palliative Care Kompetenzzentrum. Palliative Care Kompetenzzentrum. Akutspital Psychiatrie Geriatrie Palliative Care

Demenz. Gabriela Stoppe. Diagnostik - Beratung - Therapie. Ernst Reinhardt Verlag München Basel. Mit 13 Abbildungen und 2 Tabellen

Palliative Geriatrie

DRK Krankenhaus Kirchen. Palliativstation

Wie möchten die Menschen sterben. Welche Probleme ergeben sich daraus? Dr.med. Regula Schmitt Tila Stiftung, Bern

Der bekommt doch sowieso nichts mehr mit

Best Practice erfolgreiche Projekte aus der Praxis Palliative Care

Entscheidungen am Lebensende was brauchen Menschen in der letzten Lebensphase? Zusammenfassung Referat Dr. med. Roland Kunz:

Notfallkoffer Palliativmedizin der Einstieg

Dyspnoe. Dr. GanglWolfgang MAS Palliativteam Süd

Kooperationstagung zum Thema Demenz Strategien für eine gemeinsame Versorgung

Pädiatrische Palliativversorgung Zuhause ein Muss oder ein Kann

Palliative Care für Demenzkranke

Möglichkeiten der palliativmedizinischen und hospizlichen Versorgung

Das letzte Lebensjahr

Hospiz und Palliativpflege im stationären Bereich

H e r z i n s u f f i z i e n z

Palliative Versorgung an Demenz erkrankter Menschen

Palliative Care und Demenz

25. Dresdner Pflegestammtisch

Ambulante Palliativpflege: Auch im Heim!?

Verwirrt, vergesslich, psychotisch. Zur Situation der Angehörigen von Demenzkranken

Selbstbestimmt leben bis zuletzt

Dialogrunde 3 Demenz und mehr. Multimorbidität im Alter.

Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin.

1 Jahr SAPV in Bayern Entwicklung und Ausblick

Lebensqualität und Würde trotz Demenz

Weiterbildung Palliative Care

2. Menschen mit geistiger Behinderung - besondere Menschen Das Forschungsprojekt... 23

3. Rheinland-Pfälzischer Krebstag Koblenz Thema: Möglichkeiten der palliativmedizinischen Betreuung zu Hause

«Ein gutes Sterben ermöglichen» Die Sedation mit Dormicum - ein möglicher Weg am Lebensende. Referenten

Erika. Palliative Care: Organisation der Versorgung, internationaler Konsens und Richtlinien. Palliativmedizin Wer ist Palliativpatient?

Zum Für F r und Wider einer künstlichen Ernährung

Palliativmedizinische Versorgung in Deutschland ein zukunftweisendes Konzept

Was Sie schon immer über Palliativmedizin wissen wollten

Kompetenzzentrum Palliative Care

Veränderungen in der Altersversorgung aus dem Blickwinkel eines «altgedienten» Geriaters

Autonomie am Lebensende ist denn das die Möglichkeit? Katrin Schlachte Hospizdienst Elisa Zwickau Sächsische Krebsgesellschaft Bad Elster 7.9.

Portversorgung: Ernährung Schmerzbehandlung.

Patientenwünsche zum Lebensende

Gute Versorgung von Menschen mit Demenz aus klinischer Perspektive

Sterben ohne Angst. Was Palliativmedizin leisten kann. Bearbeitet von Claudia Bausewein

Symptomkontrolle in der Palliativen Geriatrie. Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie + Palliative Care

Schmerz Schmerzursachen Schmerztherapie

Palliative Care. In der Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung

Telefon: / Fax: / Emal: Internet:

Das Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung erweitert sich

Palliativmedizin als symptomorientierte Behandlung inkurabler (Tumor-) Erkrankungen

WHO Definition von "Palliative Care

Gibt es eine Palliative Geriatrie?

Was kostet Lebensqualität?

Inhaltsverzeichnis. 1 Gebrechlichkeit (Frailty)... 1 T. Nikolaus. 2 Immobilität und Failure to Thrive U. Hagg-Grün

Palliativer Einsatz von Analgetika & Anxiolytika. Analgesie Analgosedierung Palliative Sedierung

Palliative Care. LUKS Sursee. Kompetenz, die lächelt.

Einführung in die Palliativmedizin 2. Mai M.Weber

Fleherstraße Düsseldorf-Bilk Tel Fax

Zwischen Theorie und Praxis

Diagnostische Möglichkeiten der Demenzerkrankung 5. Palliativtag am in Pfaffenhofen

Gerontopsychiatrie. Dr. medic. Ligia Comaniciu Leyendecker

100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz

Dem Menschen mit all seinen Bedürfnissen begegnen

Palliative Care- eine Notwendigkeit auch oder gerade für Häuser mit nicht onkologischen Schwerpunkten

Unheilbar krank und jetzt?

Vorstellung und Aufgaben der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) für Kinder und Jugendliche

Der Liverpool Care Pathway Ein Behandlungspfad in der Palliativmedizin

Fachtag. Vortrag. Palliative Care»Grenzsituationen in der Pflege bewältigen« Landesgruppe Baden-Württemberg

Palliative Versorgungsmöglichkeiten in Sachsen

Transkript:

Behandlungsentscheidungen gemeinsam treffen wie? Demenz -Patienten Christoph Fuchs Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie Internistische Onkologie-Hämatologie, Palliativmedizin

Cicely Saunders, 1999 Ich habe mich bewusst der Versorgung von Tumorpatienten gewidmet. Ich wusste, dass es mir nicht gelingt, die Misere in der Versorgung unserer alten Mitbürger aufzugreifen. Dieses Problem ist mir zu groß gewesen.

Symptome eines Demenz-Syndroms Kognitive Störungen: Abnahme von Gedächtnisleistung, Urteilsfähigkeit und Denkvermögen Zusätzliche Störungen: Aphasie Apraxie Agnosie Einschränkung der räumlichen Leistungen Nicht-kognitive Symptome: Verminderung der Affektkontrolle Veränderung des Antriebs und des Sozialverhaltens Alltagsbeeinträchtigung Bewusstseinsklarheit Dauer: kognitive Symptome > 6 Monate stetige Verschlechterung

Alzheimer-Krankheit Klinische Symptomatik Gedächtnisverlust Wortfindungsstörungen Schwierigkeiten bei komplexen Tätigkeiten (Kochen etc.) Räumliche und zeitliche Desorientierung Störung des Tag-/Nachtrhythmus Sprachstörungen Schwierigkeiten bei einfacher Hausarbeit Verhaltensprobleme (z. B. Umherwandern, Aggressivität) Depression Halluzinationen Agitiertheit Inkontinenz Totale Abhängigkeit

Differentialdiagnose

Demenz Diagnose erfolgt durch klinische (neuropsychologische) Kriterien mit Hilfe laborchemischer und Bild-gebender Verfahren zum Ausschluß einer sekundären Demenz

C.Fuchs ZAGF Demenz Die drei Säulen der Demenztherapie Medikamentös Nichtmedikamentös Pflege + Betreuung

Menschliche Zuwendung in hoher Dosierung

Validation valere = Wert beimessen, "wertschätzen" Die Gefühle dementer Menschen als wertvoll und echt anerkennen.

Grundbedürfnisse Sich sicher und geliebt fühlen Gebraucht werden und produktiv sein Gefühle zum Ausdruck bringen

Validation wichtige Techniken Zentrieren ("nicht persönlich nehmen") Schlüsselwörter aufgreifen (das Gesagte/ Gehörte wiederholen) " W " - Fragen stellen: wer, was, wann, wie, wo; aber niemals warum Gefühle ansprechen erzählen lassen nach der Vergangenheit fragen.

Demenz eine Erkrankung, die nicht nur den betroffenen Patienten betrifft Sie sind nicht allein! Unterdrücken Sie nicht die Gefühle der Trauer/des Verlustes! Halten Sie die Bilder des Patienten, wie Sie ihn in gesunden Tagen gekannt haben, in Ihrem Herzen lebendig!

Entscheidungen am Lebensende- Frequently-Asked-Questions?? selbstbestimmtes Sterben? würdevolles Lebensende? Schmerzfreiheit? künstliche Ernährung

Palliativmedizin Unterschiedliche Krankheitsverläufe Tumorerkrankung: meist wenige Jahre; klinische Verschlechterung meist als kurze Phase Funktionsstatus meist lange gut Organversagen : dauerhafte Einschränkung mit intermittierenden bedrohlichen Episoden (Herz-, Niereninsuffizienz, COPD)- Verlauf über wenige Jahre, Tod vermeintlich plötzlich Frailty /Demenz: schleichender Funktionsverlust; zeitlicher Verlauf variabelmanchmal über viele Jahre

Palliativmedizin: alte Vorstellung Kurative / lebensverl. Maßnahmen Diagnose Tod Symptomlinderung (comfort care)

Palliativmedizin: neue Vorstellung Kurative / lebensverl. Maßnahmen Diagnose Tod Lebensqualität (Palliative Care)

Lebensqualität Kommunikation Rehabilitation Symptomkontrolle Betreuung in der Sterbephase Palliativbetreuung

Entscheidungen am Lebensende- Frequently-Asked-Questions?? selbstbestimmtes Sterben? würdevolles Lebensende? Schmerzfreiheit? künstliche Ernährung

selbstbestimmtes Lebensende

Therapieabbruch Therapiezieländerung

Entscheidungen am Lebensende- Frequently-Asked-Questions?? selbstbestimmtes Sterben? würdevolles Lebensende? Schmerzfreiheit? künstliche Ernährung

Wo erhält ein sterbender Patient optimale Fürsorge? Interviews mit Angehörigen ergaben: In Palliativabteilungen und Hospizen geben ca. 90-95% der Angehörigen an, es erfolgte eine ausgezeichnete Linderung belastender Symptome In Kliniken: 20-60% In Pflegeheimen: 10-50% Zu Hause: 20-90% n. Sandgathe-Husebo

Demenz Problematische Verhaltensweisen Aggressivität Probleme in der Verständigung Schlafstörungen Ziellose Unruhe Störungen der örtlichen Orientierung Ständiges Suchen Niedergeschlagenheit Enthemmtheit

Delir- (Symptomatische) Therapie Ruhe Validation Bezugspersonen (rooming-in) Metabolischer Ausgleich Haldol, Quetiapin, Lorazepam

Demenz-Körperliche Störungen Exsikkose/Mangelernährung Obstipation Druckulcera Schmerzen Dysphagie/Zahnprobleme Aspiration(-spneumonie) Visus/Hypakusis Inkontinenz

Probleme in der Schmerztherapie bei alten Patienten Probleme der Schmerzerkennung (v.a. bei dementen oder aphasischen Patienten) Multimorbidität Polymedikation (Wechselwirkungen!) Mangelnde Expertise der Therapeuten (Ärzte, Pflegende,...) Ängste der Patienten und Angehörigen

Dr. Bettina Sandgathe-Husebo, Chefärztin der Palliativstation im Pflegeheim des Roten Kreuzes, Bergen Norwegen Opioid-Medikation in Pflegeheimen mit Palliative-Care Expertise deutlich ansteigend Reduktion der Medikation von Psychopharmaka und Schlafmittel

Fortgeschrittene Demenz- Prognose The Clinical Course of Advanced Dementia, October, 2009 Belastende Symptome häufig: Atemnot, Schmerzen 54% der Pat (von n:323) starben in ersten 18 Monaten burdensome Interventionen (Klinikeinweisung, Nasale Sonden,..) signifikant häufiger bei Pat. ohne Angehörige

Anspruch auf ambulante palliative care (auch für Pflegeheimpatienten) Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) n. 37b, 132d SGBV Christophorus Hospizverein München G.Sattelberger U.Wohlleben C.Fuchs 089/130787-10 sapv@chv.org Leitung: Sepp Raischl