Bachelorarbeit Petra Fischbäck Der Todesengel und seine Kollegen Josef Mengeles Zusammenarbeit mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin Bachelor + Master Publishing
Petra Fischbäck Der Todesengel und seine Kollegen Josef Mengeles Zusammenarbeit mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin Originaltitel der Abschlussarbeit: Josef Mengeles Zusammenarbeit mit dem Kaiser- Wilhelm-Institut in Berlin ISBN: 978-3-86341-746-8 Herstellung Bachelor + Master Publishing, ein Imprint der Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2012 Zugl. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland, Bachelorarbeit, März 2012 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Bachelor + Master Publishing, ein Imprint der Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2012 http://www.diplom.de, Hamburg 2012 Printed in Germany
Inhalt 1. Einleitung... 1 2. Quellenlage... 2 3. Biografie Mengeles... 7 4. Entwicklung der Rassenkunde und Eugenik... 15 5. Das Kaiser-Wilhelm-Institut und Otmar von Verschuer... 17 6. Mengeles Experimente in Auschwitz... 22 6.1. Zwillingsforschung... 24 6.2. Projekte Spezifische Eiweißkörper und Tuberkulose... 28 6.3. Projekt Augenfarbe... 32 6.4. Experimentelle Therapie... 35 6.5. Eigene Weiterbildung... 37 6.6. Sammlung von Anomalien... 39 7. Ergebnisse von Mengeles Versuchen... 42 8. Fazit... 45 Literaturverzeichnis... 46
1. Einleitung Josef Mengele ist zu einer weltweit bekannten Symbolfigur für die Menschenversuche im Dritten Reich geworden. In vielen Veröffentlichungen wird allerdings der Eindruck erweckt, dass Mengele wahllos Eingriffe an Häftlingen vornahm, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrten. Dabei wird übersehen, dass Mengele in Kontakt mit Wissenschaftlern außerhalb des Lagers stand und teilweise in deren Auftrag handelte. Die vorliegende Arbeit untersucht diese Zusammenhänge. Dies soll keineswegs einer Rechtfertigung von Mengeles Taten dienen. Die Zusammenarbeit mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin verringert ja nicht Mengeles Schuld, sondern erweitert im Gegenteil den Kreis derer, die sich schuldig gemacht haben. Die Schuldfrage ist jedoch nicht Thema dieser Arbeit und soll in deren Verlauf auch nicht mehr erwähnt werden. Zunächst soll die Quellenlage dargestellt werden. Es ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, Mengeles Versuche und seine Zusammenarbeit mit dem KWI 1 zu rekonstruieren, da nahezu der gesamte Schriftverkehr hierzu vernichtet worden ist. Nur durch die Einbeziehung von Zeugenaussagen und Sekundärquellen ergibt sich schließlich ein Gesamtbild. Mengeles Lebensweg wird kurz zusammengefasst, um so den vielen legendenhaften Darstellungen, die sich in den Medien zu seiner Person finden, eine Rekonstruktion der Fakten entgegenzusetzen. Auch die Entwicklung des Kaiser-Wilhelm-Instituts, die Entstehung der neuen akademischen Fächer Rassenkunde und Eugenik sowie die Rolle von Mengeles Doktorvater Otmar von Verschuer werden kurz behandelt. Im eigentlichen Hauptteil der Arbeit werden Mengeles Versuche in Auschwitz systematisch dargestellt. Wo immer sich aus den Quellen Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit dem KWI ergeben, werden diese hier aufgeführt. Auch die Frage nach den Ergebnissen von Mengeles Versuchen wird behandelt. 1 Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Berlin-Dahlem. 1
2. Quellenlage In dieser Arbeit wurde versucht, soweit möglich auf Primärquellen 2 zu Mengeles Tätigkeit in Auschwitz zurückzugreifen, um so eine möglichst unverfälschte Darstellung der Geschehnisse zu erhalten. Auch das Kapitel über die Biographie Mengeles stützt sich teilweise auf Primärquellen. Hierzu wurde die SS- Akte Mengeles im Bundesarchiv Berlin eingesehen, die einen Lebenslauf Mengeles vom Juli 1940 enthält. 3 Ein weiterer Lebenslauf ist in der Literatur zum Thema Mengele als Faksimile abgebildet. 4 Wo die Primärquellen nur unter erheblichen Schwierigkeiten zugänglich sind, musste jedoch auf Sekundärquellen zurückgegriffen werden. Dies gilt etwa für die wenigen noch erhaltenen Briefe aus dem Nachlass von Mengeles Doktorvater Otmar von Verschuer, aus denen sich eine Zusammenarbeit mit Mengele ableiten lässt. Diese Schriftstücke lagern im Universitätsarchiv Münster und können dort nur mit einer Genehmigung des Sohnes von Verschuers eingesehen werden. 5 Auch das Tagebuch Mengeles, seine Briefe aus Südamerika an die Familie in Europa sowie seine Autobiografie gehören zu den mir derzeit nicht zugänglichen Quellen. Die Mengele-Biografien von Posner/Ware, 6 Völklein 7 und Keller 8 dienen hier als Sekundärquellen. Mengele hat allerdings von 1932 bis 1945 kein Tagebuch geführt, 9 so dass sich weder seine Hinwendung zum Nationalsozialismus noch seine Zeit in Auschwitz hieraus rekonstruieren lassen. Die Eintragungen können lediglich dazu dienen, einen gewissen Einblick in Mengeles Gedankenwelt und Lebenseinstellung zu erhalten. 2 Zur Definition von Primärquellen und Sekundärquellen siehe Ernst Opgenoorth, Günther Schulz: Einführung in das Studium der Neueren Geschichte. Paderborn u.a., 2001, S. 40 ff. 3 BArch SSO, Mengele, Josef, 16.03.1911. 4 Helena Kubica: Dr. Mengele und seine Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau, in: Verlag Staatliches Auschwitz-Museum (Hrsg.): Hefte von Auschwitz 20, O wi cim 1997, S. 373. 5 Hans-Peter Kröner: Von der Rassenhygiene zur Humangenetik. Stuttgart u.a., 1998, S. 5. 6 Gerald L. Posner, John Ware: Mengele Die Jagd auf den Todesengel. Berlin, 1993. (Engl. Originalausgabe: Mengele The Complete Story. New York, 1986). 7 Ulrich Völklein: Josef Mengele - Der Arzt von Auschwitz. Göttingen, 1999. 8 Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher (Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte). München, 2003. Nur ein Teil dieses Werkes hat biographischen Charakter, der Rest befasst sich mit Günzburger Lokalgeschichte im Zusammenhang mit der Suche nach Mengele. 9 Völklein, S. 68. 2
Das Tagebuch wurde von Historikern auf seine Echtheit überprüft, und Uwe- Dietrich Adam ( Judenpolitik im Dritten Reich ) erklärte es u. a. aufgrund von Detailwissen über Mengeles Leben, Kenntnissen aus dem Bereich der Medizin und Dialekteinschüben für authentisch. 10 Mengeles Briefe aus Südamerika sind ab 1973 erhalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich eine Schreibmaschine angeschafft, so dass seine Familie nun die Briefe aufbewahrte. Die älteren, handschriftlichen Briefe hat die Familie vernichtet, Posner/Ware haben jedoch durch Gespräche mit Rolf und Irene Mengele deren Inhalt in Erfahrung gebracht. 11 Posner/Ware führten außerdem in den 1980er Jahren Gespräche mit inzwischen verstorbenen Zeitzeugen und wurden so auch für deren Aussagen zur Sekundärquelle. 12 Im Archiv von Auschwitz sind einige Schriftstücke erhalten, auf denen Mengele das SS-Hygiene-Institut in Rajsko mit bestimmten Laborarbeiten beauftragt: Eine Anfertigung histologischer Schnitte, die Untersuchung einer Blut- bzw. Urinprobe. 13 Ein Hinweis auf Dokumente, aus denen eine Zusammenarbeit mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin ersichtlich wird, ergibt sich aus der Lektüre der verwendeten Literatur jedoch nicht, so dass auf einen Besuch im Archiv von Auschwitz verzichtet wurde. Neben diesen Schriftstücken gehören zu den Primärquellen auch die Aussagen von Überlebenden des Lagers Auschwitz. Ein großer Teil dieser Aussagen wurde der Staatsanwaltschaft Frankfurt a. M. zu Protokoll gegeben, die seit dem 17.04.1959 mit den strafrechtlichen Ermittlungen gegen Mengele betraut war. 14 10 N. N.: So viele halfen ihm, in: Bunte, 27/1985, S. 29. 11 Posner/Ware, S. 125. Irene Mengele ist Mengeles erste Frau, von der er 1954 geschieden wurde. Rolf Mengele ist der gemeinsame Sohn. Siehe Keller, S. 193. 12 Posner/Ware, S. 403 ff. 13 Helena Kubica: Dr. Mengele und seine Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau, in: Verlag Staatliches Auschwitz-Museum (Hrsg.): Hefte von Auschwitz 20, O wi cim 1997, S. 394/395. 14 Posner/Ware, S. 396. 3