Die Fraunhofer-Kostenrechnung Wolfgang Suttner Abteilungsleiter Betriebswirtschaft Seite 1
Die Fraunhofer-Gesellschaft Standorte in Deutschland Itzehoe Lübeck Rostock 57 Institute 15 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Sie betreibt anwendungsorientierte Forschung zum direkten Nutzen für Unternehmen und zum Vorteil der Gesellschaft. St. Ingbert Saarbrücken Bremerhaven Karlsruhe Pfinztal Freiburg Efringen- Kirchen Bremen Oberhausen Dortmund Duisburg Schmallenberg St. Augustin Aachen Euskirchen Darmstadt Kaiserslautern Stuttgart Hannover Braunschweig Würzburg Fürth Halle Schkopau Ilmenau Erlangen Nürnberg Potsdam Magdeburg Jena Freising München Leipzig Chemnitz Holzkirchen Berlin Teltow Cottbus Dresden Fraunhofer
Finanzvolumen steigt auf 1,4 Mrd Euro Finanzstruktur in Mio Euro 1 253 1 186 1 320 1 401 72 Mio Ausbau-Investitionen 1 069 38 Mio Verteidigungsforschung 1 291 Mio Vertragsforschung (+11%) 2004 2005 2006 2007 2008 Fraunhofer
Kontinuierliches Wachstum bei der Vertragsforschung Leistungsbereich Vertragsforschung in Mio Euro 919 1 068 1 032 1 164 1 291 98 Mio Sonstige Erträge 61 Mio Erträge EU-Projekte 248 Mio Erträge Projektförderung Bund, Länder 452 Mio Erträge Auftragsfinanzierung Wirtschaft 432 Mio Grundfinanzierung 2004 2005 2006 2007 2008 Fraunhofer
Grundfinanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft 90 : 10-Teilung zwischen Bund und Ländern»erfolgsabhängig«- jährliche Verhandlungen der Fraunhofer-Gesellschaft (Vorstand) mit den Zuwendungsgebern (Ausschuss der Fraunhofer-Gesellschaft) Die Grundfinanzierung erhält zunächst der Vorstand. Die Verteilung auf die Fraunhofer- Institute ist ausschließlich Sache des Vorstands (Autonomie, keine Einzelsteuerung von außen) Es gelten Bewirtschaftungsgrundsätze Fraunhofer
Fraunhofer-Institut = Profit Center Alle am Institut gebuchten Aufwendungen Umlage Zentrale Laufende Investitionen Wirtschaftserträge des Instituts./. = Öffentliche Erträge des Instituts Institutsanteil an der Grundfinanzierung "Gewinn" Übertrag "Verlust" Seite 6
Funktionen der Kostenrechnung intern: Planung - Controlling - Steuerung extern: Kalkulation - Abrechnung - Kontrolle Die Kostenrechnung bei Fraunhofer erfüllt die nationalen Kostenvorschriften (z.b. LSP) und den EU-Gemeinschaftsrahmen Kostenrechnung bei Fraunhofer orientiert sich an den Prinzipien Selbstkosten und Vollkosten Der Anfall von Kosten und die verursachungsgerechte Zuordnung erfolgt für alle Projekte (national, öffentlich, EU, Eigenprojekte) nach gleicher Logik Die Kostenrechnung kann ihre Funktionen nur bei einheitlicher Anwendung erfüllen Seite 7
Grundlagen der Fraunhofer-Kostenrechnung Vollkostenrechnung Verrechnung aller Kosten auf Projekte Nachkalkulation stellt sicher, dass Kosten = Aufwand Spezifische Kostensätze für jede Kostenstelle (=Institut) Einheitliche Kostensätze für alle Projekte (Industrie, öffentliche, Eigneforschungekte) Ausnahme: zusätzlich Zuschlag Gemeinschaftsrahmen bei Industrieprojekten Seite 8
Bausteine der Kostenrechnung Kostenstelle Institut Kostenarten Kontenfeine Kostenarten Kostenträger Projekte Seite 9
Vollkostenrechnung Kostenrechnung ordnet alle Aufwendungen Projekten zu Aufwand Kostenrechnung Projekte Alle am Institut gebuchten Aufwendungen Umlage Zentrale Laufende Investitionen Gemeinkosten Hilfskostenstellen Kostenverrechnungsstellen Afa Einzelkosten Seite 10
Einkreissystem Jede Buchung enthält alle erforderlichen Informationen Kostenrechnun g Buchhaltung Wirtschafsplan Projektkostenart 5900 Material Kostenverrechnungsstelle Sachgemeinkosten Konto 4110 Verbrauchs-material Budgetposition 02072 Roh-Hilfs-Betr. Stoffe Seite 11
Vorkalkulation und Nachkalkulation Februar: Vorkalkulation der Personalkostensätze sowie der Zuschlagsätze Januar des Folgejahres: Nachkalkulation auf Basis des tatsächlich gebuchten Aufwands Monatliche Überwachung von Stundensätzen und Gemeinkosten durch die Institute Seite 12
Vorkalkulation liefert vorläufige Kostensätze Um in etwa zu realistischen Personalkostensätzen für das lfd. Haushaltjahr (plus den nächsten 4 Jahren für länger laufende Vorhaben) zu gelangen, müssen berücksichtigt werden: die allgemeine tarifliche Entwicklung die Entwicklung der Sozialversicherungsbeiträge Höhergruppierungen und Entwicklungsstufen-Erhöhungen die Entwicklung der Zulagen Bei den Zuschlagsätzen ist bei der Fortschreibung in der Vorkalkulation zu berücksichtigen: die Nachkalkulation des Vorjahres bekannte Änderungen in der Kostenstruktur Seite 13
Nachkalkulation stellt sicher Kosten = Aufwand Nach Abschluss des Geschäftsjahres werden die gebuchten Ausgaben der Personal-Kostenverrechnungsstellen durch die Leistung = Stunden dividiert. Anschließend erfolgt eine Neubewertung aller Projekt- Personalkosten. Ergebnisse der Nachkalkulation sind damit: die Verrechnungskostenstellen (Personal- und Gemeinkosten) sind ausgeglichen zwischen Be- und Entlastung alle Aufwendungen des abgelaufenen Jahres sind den Projekten belastet (Vollkostenrechnung) Seite 14
Bezug zwischen Maßnahme und Gemeinkosten A K T I V I T Ä T E N Sämtliche Aktivitäten von Fraunhofer dienen nur einem einzigen Satzungszweck Satzungs - zweck Förderung der Forschung Alle Kosten und Gemeinkosten dienen immer diesem Satzungszweck Im Gegensatz zu Unternehmen hat Fraunhofer keine unterschiedlichen Geschäftsbereiche mit unterschiedlich zu beurteilenden oder unterschiedlich zu verrechnenden Gemeinkosten Für sämtliche Projekte innerhalb des Satzungszwecks von Fraunhofer sind daher sämtliche Gemeinkosten projektrelevant und projektnotwendig G E M E I N K O S T E N Seite 15
KoRe behandelt alle Projekte nach gleicher Logik Eigenforschungsprojekte finanziert aus Inst. Fö. Öffentliche Projekte finanziert von Bund, Ländern, EU Industrieprojekte finanziert von der Industrie Zuschlag Gemeinschaftsrahmen Gemein -kosten direkte Personalkosten direkte Sachkosten Gemein -kosten direkte Personalkosten direkte Sachkosten Gemein -kosten direkte Personalkosten direkte Sachkosten Seite 16
Nachweis der Kosten Voraussetzung für Ertrag Kosten Personal, Sachkosten Abschreibungen Zuordnung Nachweis Projekt direkte Buchung Gutschrift Ertrag Öffentlich, EU Eigenforschung (Industrie) Seite 17
Typische Kostenstruktur eines Projekts Direkte Sachkosten z.b. 20% z.b. 40% Zuschlagsatz Direkte Personalkosten Gemeinkosten z.b. 40% Zeitaufschreibun g Projekt = Kostenträger 100% Seite 18
Zeiterfassungsbogen (ZEB) Schlüssel für verursachungsgerechte Kostenzuordnung Vollerfassung der tariflichen Jahresarbeitszeit jedes Mitarbeiters - Projektarbeit - Gemeinkostentätigkeiten - Urlaub/Krankheit Zeitaufschreibung gilt für alle Mitarbeiter - für Wissenschaftler genauso wie für die Verwaltung - für Institutsleiter genauso wie für wissenschaftliche Hilfskräfte ZEB wird monatlich unterschrieben und bebucht - Basis für Projektbebuchung Personal - Basis für Buchungen Personalgemeinkosten und -nebenkosten Seite 19
Kalkulation des Stundensatzes 20% Afa grundfinanzierte lfd. Investitionen Zuschlagsätze auf Personalkosten (inkl. PNK) 30% Personal- Verwaltung, Leitung usw. gemeinkosten 50% Sach- Miete, Energie, Umlage Zentrale usw. gemeinkosten Personalkosten (inkl. PNK) 50% Personalneben- Urlaub, Krankheit, kosten Arbeitgeberanteil Sozialversicherung XX Stundensatz Durchschnittssatz je TVÖD-Gruppe Seite 20 C5 Suttner
Ermittlung Personalkosten-Stundensatz Eigener Stundensatz für jede TVÖD-Entgeltgruppe (1-15Ü) Zähler Gesamt-Gehälter der Mitarbeiter der EG (ohne Weihnachtsgeld, inkl. Forschungszulagen) Nenner Gesamt-Stunden der Mitarbeiter gemäß Zeitaufschreibung Via ZEB erfolgt die Verteilung der Stunden auf Projekte Personalnebenkosten Personalgemeinkosten Seite 21
Personalnebenkosten Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung Krankenversicherung, Pflegeversicherung VBL gesetzliche Unfallversicherung Zuwendung (Weihnachtsgeld) ZEB-Stunden Urlaub und Krankheit x Stundensatz Zuschlagsatz Personalnebenkosten = Summe Buchungen Personalnebenkosten Projektpersonalkosten und Personalgemeinkosten Seite 22
Personalgemeinkosten Wahrnehmung der Aufgaben der Institutsleitung Führung und Betreuung von Arbeitsgruppen Verwaltungstätigkeiten Zentrale Dienste wie Telefonzentrale/Empfang/Fahrdienst Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten Zuschlagsatz Personalgemeinkosten= ZEB-Stunden Personalgemeinkosten x Stundensatz x PNK-Zuschlagsatz Projektpersonalkosten inkl. PNK Seite 23
Sachgemeinkosten Bei den SGK handelt es sich um solche Sachkosten, die nicht direkt den Einzelprojekten zugeordnet werden Mieten, Instandhaltung, Strom, Energie, Telefon, Porto, Büromaterial Literatur, Tagungen Umlage der Zentrale Zuschlagsatz Sachgemeinkosten = Summe Buchungen Sachgemeinkosten Projektpersonalkosten inkl. PNK Seite 24
Abschreibung (AfA) Der Abschreibungssatz errechnet sich aus der Summe der Investitionen eines Instituts der vergangenen 5 Jahre OHNE Projektfinanzierte Investitionen OHNE Bau- und Erstausstattungsinvestitionen AfA-Satz = AfA auf grundfinanzierte laufende Investitionen Projektpersonalkosten inkl. PNK Seite 25
EU-Gemeinschaftsrahmen Forschung, Entwicklung, und Innovation (FuEuI) betrifft insbesondere Universitäten und Forschungseinrichtungen regelt, unter welchen Voraussetzungen staatliche Beihilfen zur Förderung von FuEuI erlaubt sind will eine Quersubventionierung von Wirtschaftsunternehmen verhindern fordert deshalb den Ansatz von Marktpreisen bzw. Vollkosten bei der Kalkulation von Industrieprojekten Umsetzung auf nationaler Ebene zum 01.01.2009 Seite 26
Implikationen für die Fraunhofer-Gesellschaft bis 2008 Einheitliche Kostensätze für öffentliche und Industrieprojekte seit 2009 Öffentliche Projekte > weiterhin Fokus öffentliches Preisrecht > Kostensätze wie bisher Industrieprojekte > Einhaltung des EU-Gemeinschaftsrahmens > Ansatz zusätzlicher Kostenbestandteile erforderlich > Ermittlung von Vollkosten unter Berücksichtigung von Besonderheiten der Fraunhofer-Gesellschaft Seite 27
Zuschlag Gemeinschaftsrahmen (ZGR): Abschreibungen auf Infrastrukturinvestitionen bis 2008 Ansatz von Abschreibungen nur bei Investitionen, soweit diese nicht projektfinanziert sind > begründet im öffentlichen Preisrecht > einheitlich für öffentliche und Industrieprojekte Kein Ansatz von AfA auf Gebäude, Erstausstattung sowie projektfinanzierte laufende Investitionen seit 2009 bei den bisher erfassten Abschreibungen keine Änderung Bei Industrieprojekten jetzt Ansatz von AfA auf Gebäude, Erstausstattung und projektfinanzierte laufende Investitionen Seite 28
Nachweis der fehlenden Quersubventionierung keine Betrachtung einzelner Projekte, sondern der Fraunhofer-Gesellschaft als Ganzes Gewinn- und Verlustausgleich zwischen allen Bereichen innerhalb der wirtschaftlichen Tätigkeit möglich Überjährige Verrechnung von Gewinnen und Verlusten der wirtschaftlichen Tätigkeit zulässig Bestätigung durch die Wirtschaftsprüfer im Jahresabschluss Seite 29
Wolfgang Suttner 089-1205-3500 wolfgang.suttner@zv.fraunhofer.de Seite 30