Karsten Gebhardt, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerks erhält Bundesverdienstkreuz vom Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) Am Freitag, den 21.09. erhielt Karsten Gebhardt aus der Hand des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters Pit Clausen das Bundesverdienstkreuz. Karsten Gebhardt war von 1985 bis zum Dezember 2010 Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerks. Darüber hinaus war er in den Führungsgremien der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, des Verbundes Evangelischer Krankenhäuser in Westfalen und des Evangelischen. Krankenhauses Bielefeld (EvKB) tätig. 1996 war er auch Gründungs- und Vorstandsmitglied des Verbandes der diakonischen Dienstgeber Deutschlands (VdDD). Von 2006 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahr 2010 war Karsten Gebhardt stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VdDD. Im VdDD haben sich die neoliberalen Hardliner, Feinde des Sozialstaats und Gewerkschaftshasser unter den diakonischen Arbeitgebern organisiert. Ausgezeichnet wurde er für sein ehrenamtliches Engagement in verschiedenen diakonischen Arbeitsfeldern" Wir freuen uns, dass der Einsatz unseres ehemaligen Vorstandsmitglieds für das Allgemeinwohl mit dieser Ehrung gewürdigt wird", sagte Pastor Dr. Ingo Habenicht, 1 / 5
Vorstandsvorsitzender des Ev. Johanneswerks. Und Pastor Habenicht vergißt auch nicht auf seine menschlich zugewandte Art", zu verweisen. Elke Grothe-Kühn, Geschäftsführerin des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser Rheinland/Westfalen/Lippe, preist Karsten Gebhardt als sachlichen und immer vermittelnden Krankenhausfachmann, dem die Interessen der evangelischen Krankenhäuser, der dort Beschäftigten sowie der ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten ein besonderes Anliegen sind. Für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden eine Auszeichnung für die Beschäftigten die Lohnkürzung So manche/r Mitarbeiter/in im Johanneswerk und im EvKB wird sich wohl erstaunt die Augen gerieben haben, als er von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes in der Zeitung gelesen hat. Die Interessen der Beschäftigten, das soll sein besonderes Anliegen gewesen sein!? Sie kennen Karsten Gebhardt von einer ganz anderen Seite, die so gar nicht zu den Lobhudeleien seiner neoliberalen Vorstandskollegen und des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters paßt. 2009 hat das EvKB mehr als 400 Mitarbeiter aus den Bereichen Hauswirtschaft, Reinigung, Apotheke und Physiotherapie ausgegliedert. Damals im Führungsgremium 2 / 5
des EvKB: Karsten Gebhardt! Im November 2011 hat die Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands in Magdeburg sich in einem lauwarmen Beschluß ein wenig von den Ausgliederungen in kirchlichen und diakonischen Betrieben distanziert. Da war gar vom Ausschluß aus der Diakonie die Rede, wenn ein Betrieb zum Mittel der Ausgliederung greift. Konkrete Konsequenzen für die ausgegliederten Beschäftigten beim EvKB hatte das keine. Stattdessen führte Bethel seinen Beschäftigten noch ein mal vor Augen, wie künftig vorgegangen werden soll. 2006 hatte das EvKB schon einmal ausgegliedert: die Wäscherei mit 70 Mitarbeiterinnen. Und auch da war Karsten Gebhardt im Führungsgremium des EvKB: Ende 2011, nur wenige Wochen nach der papierenen Erklärung der Evangelischen Synode in Magdeburg, bekamen die betroffenen Mitarbeiterinnen der Wäscherei einen Fußtritt von ihrem Arbeitgeber. Der Vertrag mit der Firma, die die Mitarbeiterinnen übernommen hatte wurde gekündigt. Ihre Arbeitsplätze stehen damit auf dem Spiel. 3 / 5
2010 herrschte im Evangelischen Gemeindedienst (betrieben vom Johanneswerk) Fassungslosigkeit, Wut und Sprachlosigkeit. Es drohte die Insolvenz. 44 Beschäftigte hatten Angst vor Arbeitslosigkeit oder Versetzung. Wie dort mit Mitarbeitern/innen umgesprungen wurde, berichtete die NW vom 1.12.2010. Ein Beschäftigter, der aus Angst vor der Geschäftsführung anonym bleiben wollte, erzählte der Zeitung: "Auf dem Tisch stehen Kleenex-Tücher parat, man erfährt dann, wohin man versetzt werden soll und hat keine drei Minuten, sich zu entscheiden. Wer nicht sofort Ja sagt, dem wird direkt gesagt, dass dann die Kündigung folgt." Vorstandsvorsitzender des Johanneswerks war damals Karsten Gebhardt. VdDD spricht Klartext: Bundesverdienstkreuz eine Auszeichnung für Lohndumping Während, wie bei solchen Anlässen üblich, viele erbauliche Worte über den Ausgezeichneten gesprochen werden, redet der neoliberale Hardliner im diakonischen Lager, der VdDD, Klartext. Diakonischer Tarifreformer erhält Bundesverdienstkreuz", so kündigte er am 21. September die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an sein ehemaliges Vorstandsmitglied auf seiner Homepage an. Seine überzeugende Sachlichkeit, klare Verhandlungsführung als Dienstgebervertreter sowie seine unerschütterliche Belastbarkeit haben es möglich gemacht, dass die Diakonie ihren Mitarbeitenden einen zukunftsfähigen und gerechten Flächentarif anbieten kann. Dies hat den Dritten Weg mit seiner kirchengemäßen Sozialpartnerschaft auch inhaltlich bestätigt.", so lobt ihn Thomas Oelkers, Vorstandsvorsitzender des VdDD aus Bielefeld. Was der VdDD unter einem zukunftsfähigen Flächentarif versteht, das hat er bereits 2006 mit der Ablehnung des Tarifvertrages des Öffentlichen Dienstes (TvÖD) zum Ausdruck gebracht Einfache Tätigkeiten sollten marktgerecht vergütet werden". Die Bezahlung im TvÖD für solche Tätigkeiten ist dem VdDD zu hoch. Damals im Vorstand des VdDD: Karsten Gebhardt. Heute bekommen die Beschäftigten der evangelischen Altenhilfe zu spüren was es heißt Einfache Tätigkeiten marktgerecht zu vergüten" Im Mai 2012 hat die Diakonie in 4 / 5
Rheinland-Westfalen-Lippe hinter verschlossenen Türen mit der Scheingewerkschaft vkm (Verband kirchlicher Mitarbeiter) drastische Lohnkürzungen für die unteren Lohngruppen (Altenpflegehelfer/innen) in der evangelischen Altenpflege beschlossen. Altenpflegehelfer/innen bekommen die 3,5% Lohnerhöhung nicht, die die Kollegen/innen des öffentlichen Dienstes im Frühjahr erstreikt haben. Und schon heute sind weitere Reallohnabsenkungen für die Zukunft beschlossen. Von künftigen Lohnerhöhungen werden Altenpflegehelfer/innen nur die Hälfte bekommen. Fehlen ihnen heute so bis zu 80 Euro monatlich, so werden sie in wenigen Jahren bis zu 240 Euro weniger verdienen. Einer der geistigen Väter dieses Lohnraubes ist Karsten Gebhardt, auch wenn er heute nicht mehr selbst Hand an das Tarifunwesen in der Diakonie legen kann. Streikrecht in Gefahr! Am Ende diesen Jahres wird vor dem Bundesarbeitsgericht die Frage des Streikrechtes in diakonischen Einrichtungen verhandelt. Weil die Beschäftigten zahlreicher diakonischer Einrichtungen in Niedersachsen und Baden Württemberg zusammen mit der Gewerkschaft ver.di z.t. erfolgreich für Tarifverträge gestreikt haben, zerrt die Diakonie ver.di vor die Gerichte. Sie will vor dem Bundesarbeitsgericht durchsetzen, dass für mehr als eine Million Beschäftigte in unserem Land das vom Grundgesetz garantierte Streikrecht nicht gilt. Einige im VdDD, wie der ehemalige Vorsitzende Markus Rückert, fordern gar ein generelles Streikverbot im Pflegebereiche auch bei nichtdiakonischen Einrichtungen. Kommentar von Heinz Willemsen Bilder: Aktionstag für Tarifverträge (Archiv) 5 / 5