Wirtschaftsausblick Winter 2016/17 - Oman 17.11.2016 Inhalt Wirtschaftsentwicklung: Schwacher Wachstumstrend Investitionen: Neue Anreize für ausländische Unternehmen Konsum: Ende der Kaufkraftzuwächse Außenhandel: Auf Talfahrt Niedriger Ölpreis zwingt zu Ausgabenbremse / Von Robert Espey Dubai/Maskat (GTAI) - Der ölpreisbedingte Einbruch der Staatseinnahmen hat auch in Oman zu einer deutlichen Konjunkturabkühlung geführt. Die eingeleitete Sparpolitik dämpft die Investitionstätigkeit. Zudem wird das Wachstum des privaten Konsums abgebremst. Die Arbeitslosigkeit könnte spürbar steigen. Die Hoffnungen richten sich nun auf den Privatsektor, der aber zumindest 2016 nur schwaches Wachstum zeigen dürfte. Ausländische Firmen sollen durch ein neues Investitionsgesetz verstärkt angelockt werden. Wirtschaftsentwicklung: Schwacher Wachstumstrend Eine Rezession wird Oman wohl erspart bleiben. Die Ölfördermenge dürfte 2016 um 2% steigen und dem Ölund Gassektor ein entsprechendes reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bescheren. In der Nicht-Öl-Wirtschaft ist 2016 bestenfalls mit geringem Wachstum zu rechnen. Ab 2017 wird der Ölsektor real stagnieren, so die Regierungsprognose. Wachstumsimpulse müssten somit aus den anderen Bereichen der Wirtchaft kommen. Das 2015 erreichte BIP-Plus von real 3,5% (zu Faktorkosten; BIP ohne Steuern und Subventionsabzug) resultierte aus einem Anstieg im Öl- und Gassektor um 4,2% und einem Zuwachs von 3,2% in der Nicht-Öl-Wirtschaft. 1 www.gtai.de
MKT201611168008.14 Das im Zeitraum 2016 bis 2020 erwartete reale BIP-Wachstum von durchschnittlich 1 bis 2% verstellt den Blick auf die starke Abhängigkeit des Landes vom Ölsektor. Ein deutliches Bild der Strukturkrise zeigt die nominale BIP-Entwicklung. Der Ölpreisverfall führte 2015 zu einer Verminderung des nominalen BIP um 13,8%. Der BIP-Anteil der Öl- und Gasförderung schrumpfte auf 34,1% (2014: 46,4%), der Dienstleistungssektor kam auf 49,9% (41,0%), die verarbeitende Industrie unverändert auf 9,7%. Die Einnahmenausfälle infolge des weiter gesunkenen Ölpreises dürften 2016 zu einer Verminderung des nominalen BIP um 10 bis 15% auf 60 Mrd. bis 63 Mrd. US$ führen. Im Vergleich mit zwei Jahren zuvor ergibt sich eine BIP-Schrumpfung von 22 bis 26%. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung ist das BIP pro Kopf zwischen 2012 und 2016 um etwa ein Drittel gesunken. Wirtschaftliche Eckdaten Oman Indikator 2014 2015 1) Vergleichsdaten Deutschland 2015 BIP (nominal, Mrd. US$) 2) 80,9 69,7 3.374 BIP pro Kopf (US$) 20.294 16.791 41.546 Bevölkerung (Mio.) 3) 3,99 4,16 81,2.Omaner 2,26 2,35 -.Ausländer 1,73 1,81 - Wechselkurs (1 US$/R.O.) 4) 0,385 0,385-1) vorläufig; 2) zu Marktpreisen; 3) jeweils zur Jahresmitte; 4) der Omani Rial ist fest an den US-Dollar gekoppelt 2 www.gtai.de
Quellen: Central Bank of Oman, National Center for Statistics and Information, Directorate General of Civil Status, Statistisches Bundesamt, Bundesbank Zwischen 2012 und 2015 ist der durchschnittliche Barrel-Preis für omanisches Öl um 48% eingebrochen, von 109,6 auf 56,5 US$. In den ersten neun Monaten 2016 wurde im Vergleich zur Vorjahresperiode ein weiterer Verfall um 36% (38,3 US$) verzeichnet. Omans Staatseinnahmen speisen sich im Wesentlichen aus den Öl- und Gaseinnahmen (2015: 79%; 2014: 84%). Laut Industrie- und Handelsminister Ali Al Sunaidi versucht die Regierung die Ausgaben zu kürzen, ohne die Wirtschaft zu stark zu beinträchtigen. Der Sparpolitik fallen vor allem die investiven Ausgaben zum Opfer, bei den politisch sensiblen laufenden Ausgaben gibt es nur vorsichtige Einschnitte. Die Staatseinnahmen sind 2015 um 36% gesunken. Schon seit 2009 leidet Oman unter einem chronischen Budgetdefizit. Der Fehlbetrag stieg 2015 auf 12,0 Mrd. US$ (2014: 2,8 Mrd. US$) und könnte sich 2016 auf 18 Mrd. US $ erhöhen. Die Haushaltsplanung 2016 ging von einem weiteren Einnahmerückgang um nur 5% aus. In den ersten acht Monaten 2016 verminderten sich die Staatseinnahmen jedoch um 28%. Investitionen: Neue Anreize für ausländische Unternehmen Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2015 um 2,5% zu. Jetzt werden die staatlichen Investitionen zurückgefahren (Planung für 2016: -19%) und der omanische Privatsektor zeigt sich angesichts der schwachen Konjunktur zurückhaltend. Neue Regelungen für internationale Investoren sollen die Bedingungen für ein Engagement in Oman verbessern. In Vorbereitung ist ein Gesetz, dass grundsätzlich eine 100%ige ausländische Firmenbeteiligung zulässt, bisher ist außerhalb der Freizonen ein lokaler Partner erforderlich. Zudem wird über weitere Investitionsanreize diskutiert. Um Firmengründungen zu erleichtern, wurde bereits im Mai 2016 die Mindestkapitalanforderung von 150.000 Omani Rial (R.O.; 390.000 US$) abgeschafft. Oman möchte zahlreiche Staatsbetriebe privatisieren, beziehungsweise sucht Investoren zur Übernahme staatlicher Unternehmensbeteiligungen und will mehr Interessenten für PPP-Projekte (Private Public Partnership) gewinnen. Die Umsetzung der Privatisierungspläne dürfte länger dauern als von der Regierung gewünscht. Für die Privatisierung der Muscat Electricity Distribution Company wird derzeit ein Berater gesucht. Zu den Privatisierungskandidaten gehören unter anderem Oman Telecommunication (Omantel), Oman Post und die Fluggesellschaft Oman Air. 3 www.gtai.de
Ausgewählte Großprojekte in Oman Projektbezeichnung Investitions-summe Projekt- Projektträger (Mio. US$) stand 1) Oman National Railway System 15.600 ST Oman Rail Desalination Plants in Sohar and Al Ashkhara and Transmission Package 10.500 ST Gulf Cooperation Council Duqm Petrochemical Complex 9.000 ST Duqm Refinery and Petrochemical Industries 2700 MW Power Plant 3.000 ST Oman Power & Water Procurement Duqm Refinery: Offsite & Utilities (EPC 1) and Process Unit (EPC 2) 4.400 AP Duqm Refinery and Petrochemical Industries Factory of Melting Iron 2.800 ST Ministry of Industries 1 GW Solar Power Plant 1.500 ST Government of Oman Masirah Island Causeway 1.500 ST Oman Ministry of Transport & Communication (MOTC) Liquid Terminal Project: EPC 1 1.350 AP Duqm Special Economic Zone Authority (SEZAD) Petrochemical Project: Acetic Acid Plant 1.000 FEED Government of Oman/BP Global 1) ST = Studie, AP = Angebotsprüfung, FEED = Front End Engineering and Design Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, MEED Projects Konsum: Ende der Kaufkraftzuwächse Die seit 2011 verzeichneten deutlichen Einkommenssteigerungen der einheimischen Haushalte kamen 2015 zum Stillstand. Für 2016 ist mit Kaufkraftverlusten wegen des Subventionsabbaus und einer Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation zu rechnen. Ab 2018 werden die Verbraucher durch eine 5%ige Mehrwertsteuer zusätzlich belastet. Die Einkommensverbesserungen der zurückliegenden Jahre wurden vor allem durch eine starke Ausweitung der Beschäftigung im öffentlichen Sektor und höhere Gehälter für omanische Beschäftigte sowohl im Staatsdienst als auch in der Privatwirtschaft (Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns) verursacht. Vorerst wird es keine weitere Ausweitung der öffentlichen Beschäftigung und keine Gehaltserhöhungen geben. Laut Haushaltsplanung sollen die laufenden staatlichen Ausgaben 2016 um 5% sinken. Der Anteil der Personalkosten an den laufenden Aufwendungen liegt bei über 70%. Die gesunkenen Einstellungschancen im attraktiven Staatssektor haben zu einem Anstieg der omanischen Beschäftigten im schlechter bezahlenden Privatsektor geführt. Hier erhöhte sich in den ersten neun Monaten 2016 die Zahl der Omaner um 12.000 auf 221.600. Die Regierung versucht durch verschärfte Omanisierungsvorschriften, private Firmen zu einer weiteren Erhöhung der Beschäftigung Einheimischer zu zwingen. 4 www.gtai.de
Außenhandel: Auf Talfahrt Omans Außenhandelsvolumen brach bereits 2015 stark ein. Weitere Schrumpfungen wird es 2016 und wohl auch 2017 geben. Laut Statistikamt schrumpften 2015 die Ausfuhren um 33% auf 35,6 Mrd. US$. Der Wert der Exporte von Öl und LNG (Liquified Natural Gas) ging um 40% auf 21,2 Mrd. US$ zurück. Da auch die anderen Ausfuhren zum Großteil aus Downstream-Produkten bestehen, sanken auch diese deutlich. In den ersten fünf Monaten 2016 verminderte sich Omans Ausfuhr um weitere 28%. Außenhandel Oman (in Mio. US$; Veränderung in %) 2014 2015 1) Veränderung 2015/2014 Importe (fob) 27.852 26.530-4,7 Exporte (fob) 53.496 35.636-33,4.Öl 30.911 17.830-42,3.Gas (LNG) 2) 4.223 3.324-21,3.andere Waren 10.716 7.802-27,2.Re-Exporte 7.647 6.679-12,7 Handelsbilanzsaldo 25.644 9.106-64,5 1) vorläufig; 2) LNG = Liquefied Natural Gas Quellen: Central Bank of Oman, National Center for Statistics and Information Die Einfuhren schrumpften 2015 um 4% auf 29,6 Mrd. US$ (cif). In den ersten fünf Monaten 2016 ging der Import um 23% auf 9,0 Mrd. US$ zurück, allerdings konnten die Lieferungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten um 22% auf 4,7 Mrd. US$ zulegen. Ein sprunghafter Anstieg wird auch bei den Importen aus Iran gemeldet (570% auf 434 Mio. US$). Eurostat weist für die ersten acht Monate 2016 eine Verminderung der deutschen Oman-Lieferungen um 6% auf 559 Mio. Euro aus, die EU28 Gruppe exportierte für 2,8 Mrd. Euro (-2%). Die USA verbuchten eine Schrumpfung um 21% auf 1,1 Mrd. US$. Die VR China meldet in den ersten neun Monaten 2016 einen Zuwachs um 3% auf 1,7 Mrd. US$, Korea (Rep.) hingegen einen Einbruch um 45% auf 0,4 Mrd. US$. Eine Analyse der Chancen und Risiken, die das Land aufweist, bieten wir Ihnen unter: http://www.gtai.de/gtai/ Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=swotanalyse--oman,did=1581206.html Eine Prognose der Entwicklung interessanter Märkte finden Sie unter: http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/ Trade/Maerkte/suche,t=produktmaerkte-in-oman-2017,did=1581222.html KONTAKT Christian Glosauer +49 (0)228 24 993-454 5 www.gtai.de
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