Sehr geehrte Frau Dr. Wenzel, meine Damen und Herren,

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Transkript:

Eröffnung und Ausblick auf 2016 Rede von Prof. Dr. Hans-Peter Niebuhr Sehr geehrte Frau Dr. Wenzel, meine Damen und Herren, im Namen der Initiative 9. November möchte ich Sie zur Wiederaufnahme unserer diesjährigen Aktivitäten an diesem nicht grundlos so unwirtlichen Ort und speziell zur Eröffnung der überarbeiteten und neu gestalteten Ausstellung Ostend - Blick in ein jüdisches Viertel herzlich begrüßen. Besonders freue ich mich, dass Sie, Frau Wenzel, uns einige Erläuterungen zur Verortung der Ausstellung geben werden. Das unterstreicht auf eine besondere Weise die enge und produktive Kooperation zwischen dem Jüdischen Museum und der Initiative, deren Fortsetzung wir uns wünschen. Meinen ausdrücklichen Dank möchte ich bei dieser Gelegenheit Herrn Backhaus sagen, der für unsere Bedürfnisse und Vorschläge beim Zustandekommen der Ausstellung stets ein verständnisbereites Entgegenkommen gezeigt hat; und danken möchte ich auch Frau Drummer für ihre Bereitschaft, in das Konzept und die Präsentation der Ausstellung einzuführen. I. Die heutige Eröffnungsveranstaltung fällt nicht von ungefähr auf den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus vor nun 71 Jahren, und wie zum Hohn darauf hat der eine oder andere von Ihnen aus den letzten Tagen gewiss noch das tausendfache atavistisch grundierte Zustimmungsgegröhle zu den bösartigen Anfeindungen von Allem zum Nicht-Deutsch Erklärten im Ohr, wie es auf dem Parteitag der sogenannten Alternative für Deutschland zu hören war. Dazu könnte einem der Buchtitel des österreichisch-englischen Philosophen Sir Karl Popper einfallen: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde - und er hatte allen Grund zu diesem Titel, denn er musste als Jude vor solchen Feinden sich aus seiner Heimat nach England retten. Im anschwellenden Strom all der erschreckenden Umtriebe wächst dem Zeugnis der hiesigen Ausstellung und der daran anknüpfenden Erinnerungsarbeit der Initiative, die sich nicht zuletzt als Arbeit an

der Gegenwart versteht, eine so nicht erwartete Dringlichkeit zu. Dem gilt es, Rechnung zu tragen und ein gerade auch zivilgesellschaftliches Zeichen zu setzen gegen die rasant zunehmende Erosion der historisch begründeten Verbindlichkeit bisheriger politischer Kultur. II. So sehr die inhaltliche wie gestalterische Aktualisierung der Ausstellung angezeigt war ein kleiner Nachruf sei erlaubt - denn wir denken mit einer gewissen Wehmut an ihre Vorläuferin. Sie hat hier ja mehr als 10 Jahre gehangen und wie es so geht - wir hängen noch ein wenig auch an ihr. Mancherlei bewegende Szenen sind für uns mit ihr unauflöslich und unauslöschlich verbunden, wenn etwa jüdischen Besuchern vor einzelnen Fotos unvermutet ein Stück eigener Lebensgeschichte begegnete und dies Auslöser für intensive Gespräche und weitere Kontakte wurde. Gewiss: Sie hatte etwas Kleinteiliges, erfordete Nähe und bekam dadurch etwas in gewissem Sinne Persönliches und Beziehungsstiftendes. Dies vielleicht auch, weil ihre vielen Täfelchen einem privaten Archiv entnommen zu sein schienen und sie schließlich auch ihr Alter nicht verhehlen konnte und Gebrauchsspuren aufwies. All das verlieh ihr eine ganz eigene Lebendigkeit. Wir haben denn auch ein paar Erinnerungsstücke zurückbehalten, denen man an der einen oder anderen Stelle wird begegnen können. Nichtsdestoweniger: Es wurde Zeit für eine gründliche Überarbeitung, auch Ergänzung, und Sie werden sich nachher davon überzeugen können, dass das sehr gelungen ist. Dafür gebührt Frau Drummer, die für die inhaltliche Seite der Überarbeitung zuständig war, und Frau Brockhaus sowie Herrn Best, die die gestalterische Präsentation übernommen haben, auch von unserer Seite ein ausdrücklicher Dank. III. Als Erzählung des vernichteten einstigen jüdischen Lebens, das gerade hier seinen spirituellen Mitte hatte, ist diese Ausstellung Grundlage, Rahmen und Bezugspunkt, nicht zuletzt auch Antrieb unserer Bestrebungen und Aktivitäten. Und sie ist auch ein eindringliches Memento wie ja auch ihr Ort, der Bunker. An ihm und das macht ihn so besonders - wird die heillose Verbindung von Zerstörendem und Zerstörtem unmittelbar anschaulich. Zudem liest sich diese

Kriegsarchitektur und deren in Beton gegossene martialisch abwehrende Geschlossenheit wie das historische und offenbar wieder aktuelle Sinnbild für jene geschlossenen, durch Ausgrenzung und Abschottung definierten und zusammengehaltenen Gesellschaftsvorstellungen besser gesagt -demagogien, wie sie jetzt als eine Art regressiven roll backs in allen möglichen Ausdrucksformen mal mehr, mal weniger aggressiv in Umlauf sind. Da kommen einem die Briefzeilen wieder in den Sinn, die Hedwig Kracauer an ihren Sohn Siegfried, den Schriftsteller und Kulturtheoretiker, 1938 geschrieben hat und mit denen die Ausstellung eröffnet: Dass aber solche Dinge passieren können wie in den letzten Tagen, auf so etwas kommt auch keine ausschweifende Phantasie. Umso weniger heute nach allem, was inzwischen geschehen ist und gewusst und beherzigt werden könnte. IV. Auch in diesem Jahr wieder gibt die Ausstellung den Kontext für ein reichhaltiges und weitgespanntes Programm ab, das unser Verständnis von lebendiger und vielseitiger Erinnerungskultur an diesem Ort illustriert. Es wendet den Blick zurück, wenn es unter dem Titel Von Föhrenwald nach Frankfurt eine wichtige Facette der sich wieder belebenden Jüdischen Gemeinde nach 1945 in Frankfurt und speziell im Ostend thematisiert, aber auch die schon angesprochene, beunruhigende Gegenwart debattiert etwa mit der Tagung Paranoia, Komplizenschaft, Pogrom Affekterbschaften des Nationalsozialismus zum Abschluss des diesjährigen Programms. Einen ganz anderen Akzent setzt das zweitägige Konzertprojekt von Daniel Libeskind und der Alten Oper One Day in Life, in dessen Rahmen auch der Bunker unter der Signatur memory eine Station sein wird. Das fügt sich eindrucksvoll zu unserer Absicht, diesen Ort hier auch im Medium künstlerischer Auseinandersetzung auszuloten und erfahrbar zu machen, wie wir dies mit unserer Reihe BunkerRaumKlang begonnen haben. Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auf eine Ausstellung im ersten Stock, die wir erst jetzt nach mühseliger Erfüllung von Brandschutzauflagen zugänglich machen können. Unter dem Titel:

Musik als Form geistigen Widerstands zeigt sie die Schicksale frankfurter jüdischer Musiker im Nationalsozialimus, um sie derart dem Vergessen zu entreißen ein weiteres, nicht so bekanntes Kapitel der umfassenden akribischen Vernichtungswut der Nazis. Erarbeitet hat die Ausstellung der frühere Leiter der Jungen Kantorei und Musikforscher Joachim Martini. Es war sein Wunsch, dass sie gerade hier ihren dauerhaften Standort findet. Wir haben perspektivisch vor, diese Ausstellung mit musikalischen Aufführungen zu begleiten. V. Die diesjährige Eröffnung des Bunkers steht nicht nur im Zeichen der renovierten Ausstellung, sondern auch in dem der Übernahme des Bunkers durch die Stadt. Damit tun sich interessante Möglichkeiten für die weitere und erweiterte Entwicklung dieses Ortes auf. Die Initiative legt dabei Wert darauf, dass Charakter und Ausrichtung ihres bisherigen Engagements erhalten bleiben. Sie hat hier einen eigensinnigen Ort geschaffen. In Wechselwirkung mit der Ausstellungsthematik verbindet sich an ihm auf nicht ganz übliche Weise Erinnerung, Debatte, Aktion (auch künstlerische), das spontane und direkte Gespräch mit Besuchern oder mit einfach nur Neugierigen und bildet einen offenen, zivilgesellschaftlich getragenen, sich selbstregulierenden und -organisierenden Raum, einen Raum aus Eigeninitiative, Impuls und Intensität. Dieses Potential oder - wenn man so will - dieser absichtlich sich nicht verfestigende Organismus muss hier seinen Platz behalten. Daher sollte der Ort nicht überbestimmt, thematisch zugestellt und überlagert werden, sondern selbst mit seinen historischen Schichten und Bedeutungen bis in seine jetzige materiale Gestalt Gegenstand oder auch Fluchtpunkt verschiedener Formen und Medien der Auseinandersetzung bilden. Dabei sollte der Bunker weitestgehend als Dokument erhalten bleiben, das schrittweise zu erschließen wäre. An Ideen dazu auch in Form kooperativer Projekte - mangelt es nicht. ( ) Kurzfristig wäre zunächst aber ganz prosaisch die Bereitstellung von Mitteln für die Verbesserung der Ausstattung der jetzt von uns

genutzten Geschosse dringend erforderlich wie Veranstaltungs- und Ausstellungstechnik - und Heizung nicht zu vergessen. ( ) Alles in Allem: Mit der neuen Ausstellung treten wir also auch in eine neue Phase der möglichen Entwicklung dieses Ortes ein. Phantasie, Neugier und Mut, auch nicht abgesicherte Wege zu finden und zu begehen, sind gefragt.