Masarykova univerzita Filozofická fakulta

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Transkript:

Masarykova univerzita Filozofická fakulta Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky Německý jazyk a literatura Tereza Křenová Označování osob v mediálním diskursu. Znázorněno na německých online mediích (spiegel.de, bild.de) Magisterská práce Vedoucí práce: doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc. 2016

Masaryk-Universität Philosophische Fakultät Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik Deutsche Sprache und Literatur Tereza Křenová Personenbezeichnungen im medialen Diskurs. Dargestellt an deutschen Online-Medien (spiegel.de, bild.de) Magisterarbeit Betreuerin der Arbeit: doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc. 2016

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur mit Hilfe der im Literaturverzeichnis angeführten Quellen zusammen mit dem Untersuchungsmaterial ausgearbeitet habe. Brünn, April 2016.. Tereza Křenová 3

An dieser Stelle möchte ich mich bei Betreuerin meiner Magisterarbeit, Frau doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc., für Ihre Zeit und wertvolle Ratschläge, die Sie mir gewidmet hat, bedanken. 4

Anotace: Tato práce se zabývá označováním osob v německých periodicích Der Spiegel a Bild, a to v jejich online verzích SPIEGEL ONLINE a Bild.de. Sledovány jsou jak stylistické, tak rovněž i lexikologické tendence (především slovotvorba) v označování osob výše zmíněných periodik, mimo jiné i jazykové rozdíly a shody mezi těmito periodiky. Teoretická část práce objasňuje metodické postupy (lexikologické a stylistické) analýzy s ohledem na označování osob, které jsou poté využívány v části praktické. Praktická část představuje vybraná periodika a její součástí je především samotná lingvistická analýza vybraných slov a slovních spojení. Klíčová slova: označování osob, Der Spiegel, Bild, online periodika, jazyk médií Annotation: This dissertation addresses the labelling of persons in German periodical papers Der Spiegel and Bild in their online versions SPIEGEL ONLINE and Bild.de. It monitors both stylistic and also lexicological tendencies (primarily word-formation) in the labelling of persons in above mentioned periodical papers. Among other things it deals with language differences and matches between these periodicals. Theoretical part of the thesis explains the methodology of analysis (lexicological and stylistic) with respect to the labelling of persons, which is then used in the practical part. The practical part comprises selected periodicals and the main component of it is actual linguistic analysis of selected words and phrases. Keywords: labelling persons, Der Spiegel, Bild, online periodicals, media language 5

Inhalt I. THEORETISCHER TEIL... 8 1. Einleitung... 8 2. Personenbezeichnung... 9 3. Methodisches Vorgehen... 9 3.1. Wortbildung... 10 3.1.1. Einleitung... 10 3.1.2. Ableitung... 11 3.1.2.1. Präfigierung... 11 3.1.2.2. Suffigierung... 12 3.1.2.2.1. Movierung... 13 3.1.2.2.2. Diminuierung... 13 3.1.3. Komposition... 14 3.1.3.1. Metaphorische Personenbenennungen... 16 3.1.4. Wortkürzung... 17 3.2. Stilistik... 19 3.2.1. Einleitung... 19 3.2.2. Stilschichten... 20 3.2.3. Stilfärbungen... 21 3.2.4. Makrostilistik... 21 3.2.4.1. Textkohärenz... 21 3.2.5. Mikrostilistik... 22 3.2.5.1. SE unter dem lexikalischen Aspekt... 23 3.2.5.2. SE unter dem Wortbildungsaspekt... 24 3.2.5.3. SE unter dem phraseologischen Aspekt... 25 3.2.6. Stilfiguren... 27 3.2.6.1. Tropen... 27 3.2.6.1.1. Vergleich... 28 3.2.6.1.2. Metonymie... 28 3.2.6.1.3. Metapher... 29 3.2.6.1.4. Periphrase... 30 3.2.6.1.5. Ironie... 31 6

II. PRAKTISCHER TEIL... 32 4. Online-Zeitungen... 32 4.1. Spezifika der Online-Zeitungen... 33 4.1.1. Multimedialität... 33 4.1.2. Non-Linearität... 34 4.1.3. Interaktivität... 35 4.1.4. Virtualität... 36 4.2. Analysierte Online-Zeitungen... 37 4.2.1. Der Spiegel... 37 4.2.2. Bild... 39 5. Analytischer Teil... 41 5.1. Methoden der Analyse... 41 5.2. Personenbezeichnungen in SPIEGEL ONLINE... 42 5.2.1. PB aus der Rubrik Politik... 42 5.2.2. PB aus der Rubrik Sport... 48 5.2.3. PB aus der Rubrik Kultur... 55 5.2.4. PB aus der Rubrik Panorama... 62 5.3. Personenbezeichnungen in Bild.de... 69 5.3.1. PB aus der Rubrik Politik... 69 5.3.2. PB aus der Rubrik Sport... 75 5.3.3. PB aus der Rubrik Unterhaltung... 80 5.4. Auswertung der Analyse... 86 5.4.1. Gemeinsame Merkmale... 87 5.4.2. Unterschiede... 88 6. Zusammenfassung... 89 Literaturverzeichnis und Quellen... 92 7

I. THEORETISCHER TEIL 1. Einleitung Die Tradition gedruckter Zeitungen ist sehr lang, schon im 17. Jahrhundert begannen die ersten Tageszeitungen herauszukommen. Die Tradition der Online-Zeitungen ist relativ jung. Die erste Online-Zeitung, genauer Nachrichtenmagazin, SPIEGEL ONLINE erblickte das Licht der Welt am 25. Oktober 1994. Die Online-Zeitung wird immer populärer, so dass vielleicht die klassische Zeitungen eines Tages ersetzen wird. Mit den Online-Zeitungen und mit den Personenbezeichnungen habe ich mich schon in meiner Bakkalaureatsarbeit beschäftigt, genauer handelte es sich um Bezeichnungen von Frauen und Männern unter dem Gesichtspunkt der Genderproblematik und um ihren geschlechtsgerechten Gebrauch. In der vorliegenden Arbeit werde ich ebenfalls die Bezeichnungen behandeln, aber es wird mich interessieren, was für eine Art der Personenbezeichnungen in den Online-Zeitungen vorkommt. Sind diese Bezeichnungen neutral oder kommen oft umgangssprachliche oder emotional konnotierte Ausdrücke vor? Handelt es sich um Fremdwörter oder sind es deutsche Wörter? Bevorzugen Autoren der Zeitungsartikel einfache Wörter oder eher Komposita? Ich werde mich bemühen, diese und andere ähnliche Fragen zu beantworten. In meiner Analyse stehen sich zwei Ikonen des deutschsprachigen Internets gegenüber, und zwar ein seriöses Nachrichtenmagazin Der Spiegel und eine Boulevardzeitung Bild. Es handelt sich um Medien, deren Online-Versionen (SPIEGEL ONLINE und Bild.de) in Bezug auf Zeit ihrer Entstehung nur zwei Jahre voneinander trennen. Im Zentrum meines Interesses liegt, wie diese Zeitungen in der Analyse bestehen. Welche Tendenzen weist der untersuchte Wortschatz in Bezug auf Personenbezeichnungen auf? Erstens beschäftigte ich mich in der vorliegenden Arbeit mit dem theoretischen Teil ganzer Problematik, in dem ich lexikologische und stilistische Grundtermini und Prinzipien erläutere. Weiter biete ich einen kurzen Einblick in die Welt der Online- Zeitungen an (ihre Besonderheiten, Vorstellung der analysierten Zeitungen usw.). Den letzten Hauptteil dieser Diplomarbeit bildet eine Analyse der im SPIEGEL ONLINE und 8

im Bild gefundenen Personenbezeichnungen, zusammen mit der abschließenden Analyseauswertung. 2. Personenbezeichnung In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit den Bezeichnungen der Personen in der Presse (Online-Medien) beschäftigen. Es wird sich also um die Substantive handeln. 1 Zur genaueren Abgrenzung der benutzten Termini habe ich Deutsche Grammatik von G. Helbig und J. Buscha zur Verfügung, die die Substantive als Wörter, die über eine ausgeprägte lexikalische Bedeutung verfügen und unabhängig von Kontextbedingungen stehen können (Autosemantika) 2 charakterisiert. Für diese Substantive (Personenbezeichnungen) ist typisch, dass sie sich durch das (grammatische) Genus auszeichnen, das im Allgemeinen mit dem natürlichen Geschlecht (dem Sexus) der Person übereinstimmt. Aber es gibt ebenfalls Ausnahmen: z. B. das Weib, das Mädchen u. a. 3 Ich werde mich sowohl für die Arten der Wortbildung der in den Texten gefundenen Wörter (oder Wortgruppen), die man als eine Personenbezeichnung bestimmen kann, als auch für stilistische Merkmale dieser Ausdrücke interessieren. 3. Methodisches Vorgehen Zur Beschreibung und Analyse der ausgewählten Wörter werde ich Methoden und Mittel von zwei sprachwissenschaftlichen Disziplinen gebrauchen, und zwar Lexikologie und Stilistik. Die Lexikologie als Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit der 1 DUDEN [online]. [zit. 2015-11-13]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/755807/revisions/1603794/view 2 HELBIG, Gerhard, Joachim BUSCHA. Deutsche Grammatik: ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Berlin: Langenscheidt, c2001, S. 205. ISBN 9783468494932. 3 GREBE, Paul. Duden [in 10 Bänden]. Band 4, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 3., neu bearbeitete und erw. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut, 1973, S. 150. ISBN 3-411-00914-4. 9

Erforschung des Wortschatzes (besonders mit der Struktur des Wortschatzes) befasst 4 und die Stilistik als die Lehre von der Gestaltung des sprachlichen Ausdrucks, vom Stil 5. Für meine Zwecke ist eine Unterdisziplin der Lexikologie wichtig, und zwar die Wortbildung. Bei den Wortbildungsarten der Substantive spricht man vor allem über Komposition und explizite Derivation (Ableitung). In der Stilistik werde ich mich mit der Mikrostilistik (teilweise auch mit der Makrostilistik) und mit den mikrostilistischen Sprachmitteln befassen. 3.1. Wortbildung Wortbildung befasst sich mit der Schaffung neuer Wörter, die auf der Grundlage bereits vorhandenen Wortmaterials auf verschiedene Art und Weise entstehen können. Dabei erfolgt die Bildung in Abhängigkeit vom Aufbau, von der Struktur des jeweiligen Wortes. 6 Oder umgekehrt, man kann schon entstandene Wörter analysieren und die Art ihrer Entstehung feststellen. 3.1.1. Einleitung Für Zwecke dieser Arbeit sind vor allem die Wortbildungsarten der Substantive wichtig (alle weiteren Arten lasse ich beiseite). Die Bildung neuer Wörter erfolgt, das gilt ebenfalls für Substantive, großenteils aus schon vorhandenen Elementen. Absolute Neuschöpfung ist äußerst selten. Man kann zwei Hauptverfahren unterscheiden, und zwar Ableitung und 4 DUDEN [online]. [zit. 2015-11-18]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/682938/revisions/1366711/view 5 DUDEN [online]. [zit. 2015-11-18]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/721957/revisions/1178979/view 6 LOHDE, Michael. Wortbildung des modernen Deutschen: ein Lehr- und Übungsbuch. Tübingen: Gunter Narr, c2006, S. 13. Narr Studienbücher. ISBN 3-8233-6211-9. 10

Komposition. 7 Noch ein Verfahren kann man erwähnen, und zwar Wortkürzung, aber sie nimmt im System der deutschen Wortbildung eine Sonderstellung ein. 8 Bei der Ableitung wird dem Zentralelement, der Basis, meist einem auch selbstständig vorkommenden Wort, ein unselbständiges Element hinzugefügt. 9 Diese Elemente nennt man Präfix (der Basis vorangestellt) oder Suffix (der Basis nachgestellt): z. B. Eigen-schaft oder Aus-nahme. Bei der Komposition werden zwei (oder mehrere) ursprünglich selbständige Wörter miteinander verbunden. 10 Eines bezeichnet man als Basis (oder Grundwort), das andere ist dann Bestimmungswort, das immer vor der Basis steht: z. B. Wort-sinn. 11 Drittes Verfahren der Wortbildung ist die Wortkürzung: z. B. AG = Aktiengesellschaft. 12 3.1.2. Ableitung Die Definition dieses Ausdrucks Ableitung siehe oben 3.1.1. Einleitung. Die Ableitung oder explizite Derivation unterscheidet zwei Hauptarten der Bildung, und zwar Präfigierung und Suffigierung. Während die Suffixe für die Substantivableitung außenordentlich bedeutsam sind, treten die Präfixe diesbezüglich in den Hintergrund. 13 3.1.2.1. Präfigierung Im Deutschen gibt es ca. 30 Nominalpräfixe, die fast nur an Nomina treten (unter denen sind auch viele Präfixe fremder Herkunft): Alt-, Anti-, Blitz-, Bomben-, Erz-, Ex-, Extra-, Fehl-, Ge-, Gegen-, Haupt-, Hyper-, Ko-, Mini-, Miss-, Mit-, Nach-, Nicht-, Non-, Ober-, 7 ENGEL, Ulrich. Deutsche Grammatik: Neubearbeitung. 2., durchgesehene Aufl. München: Iudicium, 2009, S. 278. ISBN 978-3-89129-914-2. 8 LOHDE, Ref. 6, S. 54. 9 ENGEL, Ref. 7, S. 278. 10 ENGEL, Ref. 7, S. 278. 11 ENGEL, Ref. 7, S. 278. 12 ENGEL, Ref. 7, S. 278. 13 LOHDE, Ref. 6, S. 89. 11

Riesen-, Sonder-, Spitzen-, Super-, Über-, Un-, Unter-, Ur-, Vize-, Vor-, Zwischen-. 14 Weitere Präfixe sind teils fachsprachlich (Allo, Auto, Bio, Iso, Öko). Sie beeinflussen die Standardsprache wenig, teils weil sie kurzlebig, teils weil sie breiten Sprecherkreisen nicht zugänglich sind. 15 In Bezug auf die Bedeutung der Suffixe kann man zwei große Gruppen anführen, und zwar Negationspräfixe (z. B. Anti-, Un-) und Augumentationspräfixe (Riesen-, Super- ). Aber es gibt daneben noch eine Reihe der Präfixe 16, die andere semantische Muster realisieren. 17 3.1.2.2. Suffigierung Im Gegensatz zu den Präfixen sind die Suffixe genuskonstant, das heißt, sie bestimmen damit das Genus des neu gebildeten Wortes (nur wenige Suffixe können mit mehreren Genera vorkommen: z. B. -at m., n. oder -eur m., f.). 18 Die Suffixe dienen ebenfalls zur Movierung (Sexusdifferenzierung) und zur Diminuierung (Verkleinerungsbildung). Zu den heimischen Suffixen gehören: z. B. -e, -er, -ler, -ner, -ling, -wesen. Es gibt aber auch Suffixe, die auch zur Kategorie der heimischen gehören, aber man zählt sie in der Gegenwartssprache zu unproduktiven Bildungstypen: -t, -de, -icht, -sal, -s. 19 Anderseits findet man im Deutschen auch viele Fremdsuffixe: z. B. -and (-end), -ant (- ent), -ar (-är), -eur, -ier, -ist, -it, -or. 20 Deonymische Suffixe haben sich aus Eigennamen entwickelt und üben im heutigen Deutsch eine appellative Funktion aus, d. h., das auf diese Weise entstandene 14 ENGEL, Ref. 7, S. 278 279. 15 ENGEL, Ref. 7, S. 279. 16 LOHDE, Ref. 6, S. 145. 17 LOHDE, Ref. 6, S. 145. 18 ENGEL, Ref. 7, S. 279. 19 LOHDE, Ref. 6, S. 90 113. 20 LOHDE, Ref. 6, S. 128 141. 12

Substantiv steht für eine Gattung gleichartiger Lebewesen und Dinge 21 im deutschen Wortbildungssystem Nomina agentis. Erwähnenswert sind die Suffixe -bold, -(e)rich, -jan (-ian): z. B. Saufbold (jemand, der viel Alkohol trinkt). 22 3.1.2.2.1. Movierung Die Movierung ist eine Art der Derivation, die für Genusänderung benutzt wird. Die Basen sind Personen- und Tierbezeichnungen. Das wichtigste Suffix ist -in und durch Anfügen dieses Suffixes entstehen immer Feminina: z. B. Lehrer Lehrerin. 23 Eine zunehmende Bedeutung hat -in-movierung vor allem auf dem Gebiet der Berufsbezeichnung. Andere Wortbildungssuffixe spielen nur geringe Rolle: -euse, -esse (-ess und -isse), -ice, -ine. Die Motionsbildungen kann man mittels Komposition umsetzen mittels kompositioneller Zweitglieder -frau und -mann; -weibchen und -männchen (nur Tiere). Geringere Frequenz haben -mädchen und -schwester. 24 Die Gegenwartssprache weist die Tendenz zur Neutralisierung der Sexusdifferenzierung männlich weiblich bei den Berufsbezeichnungen auf. Mittels der geschlechtsneutralen Kompositionsglieder wie -kraft oder -hilfe entstehen Wörter wie Lehrkraft oder Küchenhilfe. 25 Man kann auch maskuline Substantive zu den femininen Entsprechungen bilden, aber diese Gruppe von Substantiven movierte Maskulina kommen vor allem bei Tierbezeichnungen vor. 26 3.1.2.2.2. Diminuierung Die Verkleinerungsbildung hat im Deutschen mehrere Suffixe zur Verfügung: zwei wichtigste sind -chen und -lein. Diminutiva sind immer Neutra und Diminuierung begleitet oft Umlautung des Stammvokals. 27 21 GELHAUS, Hermann. Die Wortarten. In: Duden (Band 4). Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1995, S. 85., gemäß LOHDE, 2006. 22 LOHDE, Ref. 6, S. 126. 23 LOHDE, Ref. 6, S. 124. 24 LOHDE, Ref. 6, S. 125 25 LOHDE, Ref. 6, S. 126 26 LOHDE, Ref. 6, S. 126. 13

Es handelt sich aber nicht nur um die Verkleinerung, sondern Diminutiva tragen auch zugleich eine emotionale Konnotation (Vertraut- oder Bekanntheit). Die expressive Färbung kann manchmal so stark sein, dass sie eine primäre Rolle/Funktion spielt (Verkleinerung ist sekundär). Man kann zwei Bedeutungsmuster unterscheiden: a) meliorative Bedeutung (aufwertend, verbessernd): z. B. Kätzchen. b) pejorative Bedeutung (negativ, Ironie, Geringschätzung, Abneigung): z. B. Freundchen 28. Die Diminutivsuffixe sind nicht für die Schriftsprache so typisch, weil sie hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Außer -lein und -chen kann ich auch weitere Suffixe erwähnen, und zwar Suffix -el. Dieses Suffix kommt oft in den Zusammensetzungen oder in idiomatisierten Ausdrücken vor (z. B. Knöchel, Krümel). Suffix -i ist im Deutschen sehr produktiv, man findet es z. B. bei den vertraulichen Personenbezeichnungen wie Schatzi, Hansi, Klausi (Vornamenbereich). 29 3.1.3. Komposition Im Deutschen sind die Zusammensetzungen im Gegensatz zu andren Sprachen häufig vertreten. Es handelt sich um die Wortbildungsart, in der zwei selbständige Wörter zu einem neuen Wort eben dem Kompositum zusammengefügt werden. Dabei steht das Grundwort, die Basis, rechts, ihm wird das Bestimmungswort vorangestellt: Kinder + Wagen Kinderwagen. 30 Die Grundbedeutung des Kompositums trägt die Basis, sie stellt auch Genus und Deklinationsklasse des Wortes fest. Das Bestimmungswort modifiziert die Grundbedeutung des Kompositums und trägt den Wortakzent. 31 27 LOHDE, Ref. 6, S. 120 121. 28 LOHDE, Ref. 6, S. 122. 29 LOHDE, Ref. 6, S. 122. 30 ENGEL, Ref. 7, S. 283. 31 ENGEL, Ref. 7, S. 283. 14

Die Teile eines Kompositums kann man einfach aneinander reihen oder in einigen Fällen wird dabei ein Fugenelement eingefügt. 32 Seine Hauptaufgabe ist das Schließen der Nahtstelle zwischen den einzelnen Gliedern einer Komposition. 33 Man kann zwei Typen von Komposita unterscheiden, und zwar Determinativ- und Kopulativkomposita: Die Kopulativkomposita kommen eher selten vor. Beide Bestandteile des Kopulativkompositums sind gleichrangig, weil es zwischen diesen Bestandteilen die Relation sowohl als auch (z. B. Hemdbluse) oder die Relation teils teils (z. B. Strumpfhose) gibt. 34 Man kann sie oft in Berufssprachen, Fachsprachen (u. a. Mode, Zeitungssprache, Naturwissenschaften) und bei Namensbezeichnungen finden letztere mit oder ohne Bindestrich: z. B. Hosenrock, Hans-Peter, Annekathrin. 35 Die Determinativkomposita sind etwas schwierig zu spezifizieren, weil zwischen ihren Bestandteilen (Bestimmungswort und Basis) die semantische Beziehung sehr vielfältig ist. 36 Sie bestehen aus determiniertem Grundwort (Kernwort) und aus determinierendem Bestimmungswort: 37 z. B. Finanzmanager. Es gibt eine besondere Art des Determinativkompositums sog. Possessivkompositum 38 oder exozentrisches Kompositum, in dem die Bedeutung des Gesamtwortes nicht in der 32 ENGEL, Ref. 7, S. 284. 33 LOHDE, Ref. 6, S. 21. 34 ENGEL, Ref. 7, S. 283. 35 LOHDE, Ref. 6, S. 38. 36 ENGEL, Ref. 7, S. 283. 37 BOOIJ, G., Christian LEHMANN und Joachim MUGDAN. Morphologie: ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung [online]. Berlin: Walter de Gruyter, 2004, S. 1275. [zit. 2016-01-05]. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 17.2. ISBN 3-11-017278-X. Zugänglich aus: https://books.google.cz/books?id=wqikmipnjjyc&pg=pa1276&lpg=pa1276&dq=exozentrisches+komposi tum&source=bl&ots=mtapbnvygw&sig=pjk5kssuai4i5d3utli8n2uimzo&hl=cs&sa=x&redir_esc=y#v= onepage&q=exozentrisches%20kompositum&f=false 38 LOHDE, Ref. 6, S. 82. 15

des Grundwortes enthalten ist: Rotkäppchen ist kein rotes Käppchen, sondern eine Person, die ein solches Käppchen besitzt. 39 Zusammenbildungen sind Komposita, in denen ihre Basis allein nicht existiert und das Bestimmungswort oft kein Nomen ist: z. B. Zweibeiner aber *Beiner. Diese Komposita entstanden meistens aus den Sequenzen in Sätzen. 40 3.1.3.1. Metaphorische Personenbenennungen Zwischen bestimmten Personen und metaphorischen Bezeichnungen gibt es enge semantische Verbindungen. Viele von heterogenen Zusammensetzungen werden zur Charakterisierung von Personen verwendet. Und dazu dienen ausgewählte Bezeichnungen für Tiere, Verwandte, Vornamen und Gegenstände. 41 Die Übertragung von Tiereigenschaften auf Menschen benutzt man in vielen Sprachen wie ein Mittel zur Ausdrucksverstärkung: z. B. Unglücksrabe oder Brummbär, Frechdachs. Die Verwandtschaftsbeziehungen betonen im Kompositum (in Zweigliedposition) pejorativen Charakter der Zusammensetzung: Klatschbase (Frau verbreitende über jmdn. Gerüchte) oder Zechbruder (reichlicher Alkoholkonsument). 42 Man findet sie vor allem in der saloppen Umgangssprache. Auch die Vornamen in Zweigliedposition wirken salopp. Diese deonymische Komposita (das Erstelement ein Substantiv oder ein Verbstamm) haben ebenfalls eine negative Konnotation: z. B. Heulsuse (grundlos weinende weibliche Person). 43 Der Kreis der verwendeten Vornamen ist ziemlich klein; zudem erschienen einige in sehr 39 BOOIJ u. a., Ref. 37, S. 1276. 40 LOHDE, Ref. 6, S. 284. 41 LOHDE, Ref. 6, S. 83. 42 FLEISCHER, Wolfgang. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig, 1983, S. 108., gemäß LOHDE, 2006. 43 FLEISCHER, Wolfgang, Irmhild BARZ. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen, 1995, S. 135., gemäß LOHDE, 2006. 16

umgangssprachlicher bzw. abgekürzter Form wie Fritze (von Fritz), Suse (von Susanne), oder Michel (von Michael) Vgl.: Quasselfritze (jmd., der viel redet). 44 In Bezug auf die Gegenstandsbenennungen und Personen findet man in den Zusammensetzungen Substantive wie Tasche, Lappen oder Pilz: z. B. Plaudertasche (Synonym zu Klatschbase oder Quasselfritze). Aber diese Komposita können auch eine positive Konnotation haben: z. B. Glückspilz (Person habende oft Glück). 45 Diese Kompositionen sind aufgrund ihres metaphorischen Charakters ebenfalls Gegenstand der Phraseologie. Man benutzt für sie Termini Einwortidiome oder Einwortphraseologismen. 46 3.1.4. Wortkürzung Die Wortkürzung ist die letzte Art der Bildung neuer Wörter, die Kopfwörter und Abkürzungen erzeugt: 47 Bei den Kopfwörtern wird alles außer der ersten Silbe (manchmal alles außer Teilen bestimmter Silben) weggelassen. Die Kopfwörter spricht man als Silben aus: z. B. Abi Abitur, Azubi Auszubildender. 48 Die Abkürzungswörter bestehen aus den Anfangsbuchstaben einzelner Wörter oder Wortsilben. Zum kleineren Teil sind sie als Neuwörter sprechbar. Dies setzt eine entsprechende Verteilung von Konsonanten und Vokalen voraus: Asta Allgemeiner Studentenausschuss... 49 Es gibt aber große Zahl der nicht 44 SPALDING, Keith. Bunte Bilderwelt. Phraseologische Streifzüge durch die deutsche Sprache. Tübingen, 1996, S. 37., gemäß LOHDE, 2006. 45 LOHDE, Ref. 6, S. 84. 46 FLEISCHER, Wolfgang. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen, 1997., gemäß LOHDE, 2006. 47 ENGEL, Ref. 7, S. 286. 48 ENGEL, Ref. 7, S. 286. 49 ENGEL, Ref. 7, S. 286. 17

sprechbaren Abkürzungswörter, die man nur buchstabieren kann: z. B. TSG sprch. Tee-Ess-Gee Turn- und Sportgemeinschaft. 50 Durch Wortkürzungen entstehen weder neue Wörter, noch wird damit ein Wortartwechsel bewirkt. 51 Eher entsteht nach der Kürzung eine neue Variante des ursprünglichen Wortes. Dieses Verfahren wird vorrangig aus sprachökonomischen Gründen benutzt. Im heutigen Deutsch sind die Wortkürzungen sehr produktiv, vor allem in den Kommunikationsbereichen Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, Verwaltung, Presse und Werbung (aber ebenfalls in der Umgangssprache). 52 Die Kurzwörter tragen auch mithilfe der Komposition und der Derivation zur Entstehung von neuen Wortformen bei, weil man die Mehrzahl der Kurzwörter mit anderen ungekürzten Formen problemlos verbinden kann: z. B. Zitronenlimo, Schwimm- EM (Europameisterschaft). 53 Die Kurzwort-Neubildungen entstehen durch Derivation und ihre Ableitungssuffixe sind vor allem -i und -o. Das gebräuchlichere Suffix -i drückt neben Verkleinerungs- und Koseformen (Vornamenbereich) auch pejorative Konnotation aus: z. B. Vati (aus Vater), Michi (aus Michael), Ossi (aus Ostdeutscher), Profi (aus dem engl. professional = Berufssportler). 54 Teilweise negative Wertung hat auch das Suffix -o: z. B. Realo (aus Realpolitiker), Prolo (aus Prolet; unkultivierter Mensch). 55 Auf diese Weise entstandene Kurzformen kann man durch reduzierte Bildungen mit Suffix -er vollmachen. Dann spricht man über die Zusammensetzungen, in denen zweite Konstituente entfällt und durch -er ersetzt wird. Es handelt sich vor allem um die Sach- und Personenbezeichnungen: z. B. Fußballspieler Fußballer. 56 50 ENGEL, Ref. 7, S. 286. 51 LOHDE, Ref. 6, S. 54. 52 LOHDE, Ref. 6, S. 54. 53 LOHDE, Ref. 6, S. 57. 54 GREULE, Albrecht. Abi, Krimi, Sponti. Substantive auf -i im heutigen Deutsch. In: Muttersprache 94. 1983/84, S. 214., gemäß LOHDE, 2006. 55 LOHDE, Ref. 6, S. 57 58. 56 LOHDE, Ref. 6, S. 58. 18

3.2. Stilistik Die Stilistik behandelt den Stil von Texten und Rede. Die stilistische Analyse ist dann ein komplexer Prozess, zu dem man nicht nur viele Kenntnisse von Morphologie, Syntax und Lexikologie, sondern auch einen praktischen Umgang mit den Texten benötigt. 57 In dieser Arbeit werde ich mit den kurzen Passagen der Zeitungsartikel umgehen, ich konzentriere mich vor allem auf bestimmte ausgewählte Ausdrücke, und zwar Personenbezeichnungen. Also werde ich vornehmlich die Kenntnisse eines Teils der Stilistik, und zwar Mikrostilistik, benötigen und mit anderen Teilen (Makrostilistik, Stilschichten u. a.) werde ich mich nur teilweise beschäftigen. 3.2.1. Einleitung Was bedeutet eigentlich der Terminus Stil? In der Linguistik handelt es sich um [durch Besonderheiten geprägte] Art und Weise, etwas mündlich oder schriftlich auszudrücken, zu formulieren. 58 In meiner Analyse konzentriere ich mich vor allem auf die Wortebene, aber man sollte nicht vergessen, dass ebenfalls die mikrostilistischen Strukturen von den dominierenden Makrostrukturen beeinflusst werden. 59 Ich werde mich also auch mit den analysierten Texten, mit ihren Besonderheiten und mit ihrer Struktur beschäftigen. Die Makrostilistik behandelt den Text als das Ganze, sie erforscht Funktionalstile und Kommunikationsbereiche, weiter Texttypologie (Textsorte, Textmuster und Stilmuster), Textaufbau (Architektonik und Komposition), Stilzüge, Stilschichten (- ebenen) und Stilfärbungen. 60 Die Einordnung der Stilschichten und Stilfärbungen in die Makrostilistik ist in einigen Fällen umstritten, deshalb werden sie in der vorliegenden Arbeit als selbständige Kapitel behandelt. 57 MALÁ, Jiřina. Stilistische Textanalyse: Grundlagen und Methoden. 1. Aufl. Brno: Masarykova univerzita, 2009, S. 7. Spisy Masarykovy univerzity v Brně, Filozofická fakulta, 385. ISBN 978-80-210-5040-2. 58 DUDEN [online]. [zit. 2016-01-07]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/644796/revisions/1338787/view 59 MALÁ, Ref. 57, S. 24. 60 MALÁ, Ref. 57, S. 24 36. 19

Die Mikrostilistik beschäftigt sich mit den Stilelementen unter verschiedenen Aspekten unter dem lexikalischen, phraseologischen, grammatischen, phonetischen Aspekt und Wortbildungsaspekt, weiter mit den Stilfiguren und besonderen textstilistischen Leistungen (Metaphorik und Idiomatik). 61 Neben der Mikro- und Makrostilistik kommen noch die Stilfiguren vor. Es handelt sich um rhetorische Figuren, die den Kern der traditionellen Stilistik bilden. 62 3.2.2. Stilschichten Der lexikalische Bestand jeder Sprache kann in verschiedene Stilschichten eingeteilt werden, die eine bestimmte Höhenlage zur neutralen/normalsprachlichen Schicht, die als Ausgangslage gilt, aufweisen. 63 Man kann unterscheiden: a) normalsprachliche Stilschicht es handelt sich um breiteste Schicht der Sprache, ist neutral und weist keine Expressivität auf. 64 b) gehobene Stilschicht enthält dichterische Ausdrücke und ist für feierliche, offizielle, exklusive oder poetische Ausdrucksweise charakteristisch; sie befindet sich oberhalb der neutralen Stilschicht: z. B. die Fittiche, das Haupt. 65 c) umgangssprachlich-saloppe Stilschicht befindet sich unterhalb der neutralen Stilschicht, für sie ist Lockerheit, Ungezwungenheit und Nachlässigkeit typisch; sie kommt vornehmlich in der Alltagskommunikation vor; sie ist mehr oder weniger stark expressiv und gefühlsmäßig; Redewendungen dieser Stilschicht weisen oft Anschaulichkeit und Bildlichkeit (Metaphorik) auf: z. B. abkratzen, aus den Latschen kippen. 66 61 MALÁ, Ref. 57, S. 37 92. 62 MALÁ, Ref. 57, S. 56. 63 MALÁ, Ref. 57, S. 34. 64 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 65 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 66 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 20

d) vulgäre/derbe Stilschicht befindet sich ebenfalls unterhalb der neutralen Stilschicht und enthält grobe, abwertende und obszöne Ausdrücke und Schimpfwörter, die verächtliche Einstellung des Sprechers zeigen: z. B. verrecken. 67 3.2.3. Stilfärbungen Die Stilfärbungen (oder anders definiert als emotionale Markierungen 68 ) unterscheidet man folgend: a) scherzhaft (z. B. im Adamkostüm) b) vertraulich/familiär (z. B. Alterchen) c) pejorativ/abwertend (z. B. der Köter) d) verhüllend/euphemistisch (z. B. ableben = sterben) e) übertrieben/hyperbolisch (z. B. sich totlachen) f) spöttisch (z. B. Amtsmiene) g) Schimpfwort (z. B. Aas, Schwein) 69 3.2.4. Makrostilistik Aus dem Bereich der Makrostilistik konzentriere ich mich vor allem auf den Begriff der Kohärenz des Textes. 3.2.4.1. Textkohärenz Die Textkohärenz stellt eine themenbedingte (topikale) Ebene der Textkompositionsstruktur, und zwar Tiefenstruktur, dar (im Gegensatz zur Kohäsion Textoberfläche). Die Kohärenz hängt sehr eng mit dem Textinhalt zusammen, die Kohärenzketten stellen sprachstilistische Realisierung des Haupt- und Nebenthemas durch die Anordnung und Auswahl von lexikalisch-semantischen sowie grammatischen 67 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 68 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 69 MALÁ, Ref. 57, S. 35. 21

Stilmitteln dar. 70 Das Thema des Textes kommt u.a. durch Ketten semantisch äquivalenter Textelemente zustande, die auf Grund der lexikalisch-semantisch realisierten Wiederaufnahme eines im Text angeführten Sachverhalts entstehen. 71 Mit der Textkohärenz hängen unter anderem Äquivalenzbeziehungen zusammen, die auf der Bedeutungsähnlichkeit zwischen den Wörtern und Wortgruppen beruhen: Synonymie (stilistische Synonyme, Idiomatik, Metaphorik), Hyperonym-Hyponym-Beziehungen, die Antonymie und andere stilistische Formen (z. B. Periphrasen und Stilfiguren). 72 Synonymie und Antonymie sind zwei Typen von Bedeutungsbeziehungen. Synonymie bedeutet inhaltliche Übereinstimmung von verschiedenen Wörtern oder Konstruktionen 73, Antonymie stellt semantische Relation zwischen zwei Gegensatzwörtern (Antonymen) 74 dar. Hyperonym-Hyponym-Beziehung ist semantische Relation zwischen dem Oberbegriff (übergeordneter Begriff, Hyperonym) und Unterbegriff (untergeordneter Begriff, Hyponym), z. B. Tier: Hund, Vogel 75 3.2.5. Mikrostilistik Die Mikrostilistik widmet sich den Stilelementen unter verschiedenen Aspekten. Das Sprachsystem bietet jedem bei dem Produzieren eines Textes viele Möglichkeiten an, aus den vorhandenen sprachlichen Mitteln und Zeichen auszuwählen und sie unterschiedlich 70 MALÁ, Ref. 57, S. 27. 71 MALÁ, Ref. 57, S. 27. 72 MALÁ, Ref. 57, S. 28. 73 DUDEN [online]. [zit. 2016-03-14]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/767457/revisions/1243645/view 74 DUDEN [online]. [zit. 2016-03-14]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/723048/revisions/1140399/view 75 DUDEN [online]. [zit. 2016-03-14]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/722972/revisions/1255118/view, http://www.duden.de/node/701966/revisions/1149705/view http://www.duden.de/node/706004/revisions/1160679/view 22

zu kombinieren. 76 Ich wollte mich vor allem auf die Kategorien und Begriffe konzentrieren, die ich zur Analyse der Personenbezeichnungen benötigen werde. 3.2.5.1. SE unter dem lexikalischen Aspekt Die sprachlichen Elemente unter dem lexikalischen Aspekt bilden die Grundlage für die stilistische Auswahl. Man kann noch den Wortschatz in Bezug auf stilistische Zwecke nach verschiedenen Aspekten teilen und klassifizieren: 77 a) diachronisch (chronologisch; zeitlicher Aspekt) Gliederung der Lexik in veraltete und veraltende Lexeme und Phraseolexeme (Archaismen: z. B. der Troubadour) und Historismen (nicht mehr existierende historische Sachverhalte: z. B. der Kurfürst); weiter in Neologismen und Modewörter (z. B. der Job, das Happening); besondere Rolle haben die Anachronismen (zeitwidrig verwendete Wörter und Wendungen: z. B. Arche Noah (scherzhaft) für ein altes Auto) 78 b) diatopisch (räumliche, territoriale und regionale Beschränkung) Gliederung in Dialektismen (z. B. Zwetschge/Zwetschke), territoriale Dubletten (z. B. Fleischer/Fleischhauer/Metzger/Schlachter); weiter nationale Varianten: Austriazismen (z. B. Jänner, Erdäpfel, Marille, Karfiol) und Helvetismen (z. B. Velo, Billet) 79 c) diastratisch (sozialer Aspekt) Gliederung in verschiedene Gruppen-, Szenenoder Sondersprachen: Jugendsprache (z. B. das ist Hammer = Bewertung gut ); weiter zum Beispiel Künstler-, Sportlersprache, Sprache der Drogenszene oder verschiedener Musikszenen, Mediziner-, Politiker- oder Jägersprache haben einen Sonderwortschatz zur Verfügung (Slang, Berufsjargon); Sprache der deklassierten 76 MALÁ, Ref. 57, S. 37. 77 MALÁ, Ref. 57, S. 37. 78 FLEISCHER, Wolfgang, Georg MICHEL und Günter STARKE. Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Peter Lang, 1993. ISBN 3-631-30640-7., gemäß MALÁ, 2009. 79 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 23

Schichten der Gesellschaft das Argot, früher Rotwelsch (z. B. Kohldampf schieben = Hunger haben) 80 d) diatechnisch (Fachsprachen) Fachwörter (eindeutig und definitorisch festgelegt): z. B. Kraft, Strom, Spannung in der Physik, Phonem, Polysemie, Diachronie in der Linguistik 81 e) diaintergrativ (nach der Herkunft) Fremdwörter, Internationalismen, Entlehnungen können verschiedenartige stilistische Effekte hervorrufen: Fachwort im wissenschaftlichen Text (z. B. Diabetes), Exklusivität im publizistischen Text (z. B. der Bellizist = Krieger), Verhüllung (Euphemismen; z. B. transpirieren = schwitzen), Expressivität, komischen oder übertriebenen (hyperbolischen) Effekt im Alltag 82 f) diaevaluativ Emotionalität und emotionale Bewertung 83 (siehe 3.2.3. Stilfärbungen) 3.2.5.2. SE unter dem Wortbildungsaspekt Die Wortbildung bietet viele Möglichkeiten für Anordnung und Auswahl von stilistischen Mitteln an. Sehr häufig werden die Wortbildungsmittel für Erzielung expressiver Wirkung benutzt. Im heutigen Deutsch ist die beliebteste Art für Bildung neuer Wörter Zusammensetzung (Komposition). Man kann innerhalb der Wortzusammensetzung mithilfe verschiedener Kontraste die Expressivität hervorrufen: z. B. durch Augmentation (z. B. Riesenpleite), Intensivierung (z. B. Allerweltkerl) oder bildlich-intensivierende Merkmalshervorhebung (z. B. Glückspilz, Schreihals). 84 Vor allem in den Textsorten der Presse und Publizistik kommen sehr häufig die Bindestrichkomposita vor: z. B. Öko- Freak. 85 80 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 81 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 82 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 83 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 84 FLEISCHER u. a., Ref. 78, gemäß MALÁ, 2009. 85 MALÁ, Ref. 57, S. 38 39. 24

Man sollte aber nicht Ableitungen vergessen, weil sie ebenfalls ein wichtiges stilistisches Mittel darstellen. Die Suffixe -ei, -ling und -ler und das Präfix Ge- bei Substantiven können eine pejorative Stilfärbung aufweisen, z. B. Zitiererei, Schreiberling, Primitivling 86 Und damit die Möglichkeiten der Ableitung nicht enden. Die folgenden zwei Themen (Phraseologismen und Stilfiguren) berühren die Personenbezeichnungen nur teilweise, trotzdem wollte ich sie auch in meine Arbeit einreihen: 3.2.5.3. SE unter dem phraseologischen Aspekt Der Phraseologismus ist ein Oberbegriff für alle festen Wortgruppen, die eine syntaktische Einheit darstellen. 87 In den Texten dienen die Phraseologismen zur Erhöhung/Steigerung der (expressiven) Wirkung und Emotionalität. Diese festen idiomatischen Wortverbindungen werden in der Journalistik oft zur Charakterisierung der politischen und gesellschaftlichen Phänomene benutzt. 88 Für Phraseme (Phraseologismen oder Phraseolexeme) sind vor allem diese Merkmale typisch: Polylexikalität (Mehrgliedrigkeit), (relative) Festigkeit (Stabilität), Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit, Idiomatizität (= die Bedeutung nicht aus der einzelnen Gliedern erschließbar). Man kann sie in folgende Gruppen teilen: 89 a) Idiome teil- und vollidiomatisierte Wendungen (z. B. der blinde Passagier, ein schwerer Junge); zu dieser Gruppe gehören auch Vergleiche (z. B. wie ein begossener Pudel dastehen) und Paarformel (z. B. in Hülle und Fülle). In den Texten (aber auch in der Alltagskommunikation und in den Massenmedien) spielen Idiome oft eine bedeutende Rolle wegen ihrer konnotativen Markierungen (umgangssprachlich, salopp, derb, gehoben), Bildkräftigkeit (Metapher, 86 MALÁ, Ref. 57, S. 39. 87 MALÁ, Ref. 57, S. 39. 88 MALÁ, Ref. 57, S. 39. 89 MALÁ, Ref. 57, S. 40. 25

Metonymie, Synekdoche oder Periphrasen), Anschaulichkeit und Originalität. Sie werden wie Mittel des Humors, der Satire, oder der Ironie verwendet und durch ihre Variationen und Modifikationen können sie zur Expressivitätssteigerung beitragen. 90 b) Sprichwörter und weiter geflügelte Worte, Zitate, Sentenzen und Aphorismen; man nennt sie auch Parömien; diese, als Mikrotexte, sind bei der Argumentation in der Publizistik, im politischen Diskurs, aber auch im öffentlichen und privaten Alltag gebräuchlich. 91 c) Kollokationen (Nominationsstereotype) treten oft in der Publizistik sowie im Alltag auf (z. B. der Ernst der Sache, den Tisch decken); zur Phraseologie gehören aufgrund ihrer Festigkeit. 92 d) Funktionsverbgefüge (verbonominale Konstruktionen) sind einfache phraseologische Wendungen; man findet sie oft im offiziellen Verkehr, in der Fachkommunikation, aber auch in der Presse und Publizistik: z. B. in Kraft treten, Hilfe leisten. 93 e) pragmatische Phraseologismen es handelt sich um Gruß-, Wunsch- und Höflichkeitsformeln, Anrede- und Schlussformeln: z. B. Meine Damen und Herren. Man kann unter ihnen auch viele verschiedene expressive Ausrufe finden: z. B. Ach du grüne Neune!. 94 Die Klassen von Phraseologismen, die das Merkmal der Idiomatizität besitzen vor allem Idiome, und weiter Vergleiche, Paarformel, Sprichwörter und geflügelte Worte, weisen ebenfalls verschiedene Konnotationen (Stilschichten, Stilfärbungen) auf. Demzufolge tragen sie zur Affektivität, Emotionalität und Expressivität der Texte bei, 95 90 MALÁ, Ref. 57, S. 40. 91 MALÁ, Ref. 57, S. 41. 92 MALÁ, Ref. 57, S. 41. 93 MALÁ, Ref. 57, S. 41. 94 MALÁ, Ref. 57, S. 41. 95 MALÁ, Ref. 57, S. 42. 26

weil sie Wertungen der Einzelsprecher sowie der Sprachgemeinschaft widerspiegeln. 96 Zum Beispiel in Der Spiegel, den ich auch als eine Quelle für meine Analyse benötigen werde, befinden sich oft umgangssprachlich-saloppe Idiome, die auf allgemeine Tendenz zur Auflockerung der Pressesprache hinweisen, denn mit diesen Phrasemen drücken die Journalisten ihre Meinungen viel anschaulicher aus. 97 3.2.6. Stilfiguren Die Stilfiguren stellen besonders geartete Stilelemente dar, die ihren Ursprung schon in der antiken Rhetorik haben. Ihre Hauptaufgabe ist Ausdrucksvariation und Ausdrucksverstärkung (Expressivität): Hervorhebung, Pointierung, Kontrastierung, Veranschaulichung, Bewertung (Evaluation). Sie werden klassisch in Tropen (semantische Figuren des Ersatzes) und in syntaktische Stilfiguren eingeteilt. 98 Die syntaktischen Stilfiguren sind an Satzkonstruktion gebunden; zum Beispiel handelt es sich um die Anapher und Epipher, Epizeuxis (= Wiederholung); das Oxymoron (= Entgegensetzung); die Klimax oder das Zeugma (= Häufung). 99 3.2.6.1. Tropen Die Tropen stellen sprachliche Bilder dar, die die sinnlich wahrnehmbare Welt zu erfassen versuchen. 100 Sie arbeiten aufgrund der übertragenen Bedeutung oder Umschreibung. Zu den Tropen werden gerechnet: Metapher, Metonymie, Synekdoche (Synekdoche als Sonderart der Metonymie). Dann gibt es noch die Sonderarten der Metapher, und zwar Personifikation und Synästhesie (= Übertragung); die Periphrase (= Umschreibung) und ihre Sonderarten die Hyperbel, Litotes und der Euphemismus. Der 96, Vilmos und Regina HESSKY. Offene Fragen offene Antworten in der Sprachgermanistik. Tübingen: M. Niemeyer, 1992, S. 88. ISBN 3484311282., gemäß MALÁ, 2009. 97 MALÁ, Ref. 57, S. 46. 98 MALÁ, Ref. 57, S. 56. 99 MALÁ, Ref. 57, S. 56. 100 MALÁ, Ref. 57, S. 56. 27

Vergleich stellt den Übergang von den nicht figurierten lexikalisch-semantischen Mitteln zu den lexikalisch-semantischen Figuren dar. 101 3.2.6.1.1. Vergleich Die Figur des Vergleichs arbeitet mit dem Prinzip der Ähnlichkeit zweier verschiedener Sachverhalte der objektiven Realität. Es ist ein Mittel des bildhaften (anschaulichen) Ausdrucks auf Grund der direkten Wortbedeutung. 102 Die Grundlage dieser Figur bildet das sog. Tertium comparationis, das heißt, das Dritte oder das Gemeinsame. Tertium comparationis produziert die Ähnlichkeitsbeziehung zwischen dem bezeichneten Sachverhalt und dem bildhaften Ausdruck. 103 In dem Satz Petr ist wie ein Löwe. stellen das Dritte die Eigenschaften stark und furchtlos dar. Die Struktur des Vergleichs bilden die komparativen Partikeln wie, als, als ob. Die Vergleiche kann man sehr oft in der Belletristik, sowie in der Alltagsrede und Journalistik finden, wo manchmal sehr okkasionelle und originelle Vergleiche entstehen. 104 3.2.6.1.2. Metonymie Die Metonymie arbeitet mit dem Prinzip der Bezeichnungsverschiebung aufgrund der logischen Zusammenhänge: z. B. Werk/Autor Ich lese Elfriede Jelinek. oder Gefäß/Inhalt Der Wein steht im Keller. 105 Die Synekdoche wird für eine Sonderart der Metonymie gehalten. Sie beruht auf den quantitativen Beziehungen zwischen dem Gemeinten und seinem Ersatz pars pro toto oder totum pro parte: z. B. unter meinem Dach = in meinem Haus; Die Deutschen erlitten große Verluste. = die deutsche Armee. 106 101 MALÁ, Ref. 57, S. 56. 102 MALÁ, Ref. 57, S. 57. 103 MALÁ, Ref. 57, S. 57. 104 MALÁ, Ref. 57, S. 57. 105 MALÁ, Ref. 57, S. 58. 106 MALÁ, Ref. 57, S. 58. 28

Die Synekdoche sowie Metonymie kann man wieder (gleich wie andere Tropen) in der Alltags- und Medienkommunikation finden, wo sie zur Ausdrucksvariation und zur emotionalen Wertung (Vertrautheit u. a.) dienen. 107 3.2.6.1.3. Metapher Die Metapher in ihrer Grundauffassung stellt die Bedeutungsübertragung von einem Gegenstand auf einen anderen auf Grund der äußeren Ähnlichkeit dar: z. B. Tischbein, Baumkrone. Die Metaphern kommen in der Alltagkommunikation in ein bisschen anderer Form bei nominalen und verbalen Idiomen vor: z. B. blutiger Anfänger. Aber man findet sie auch in den Massenmedien sehr oft (z. B. Michael Jackson war Pop-König.), wo sie zur Veranschaulichung und Emotionalisierung der Aussage dienen und zugleich an der Auflockerung, Dynamisierung und Pointierung des publizistischen Stils teilhaben. 108 Erste Sonderart der Metapher ist Personifikation. Es handelt sich um die Übertragung der Eigenschaften eines Lebewesens auf etwas Unbelebtes (Abstraktes): z. B. Die Nacht jagte auf ihrem schwatzen Rosse, 109 Die Personifikation ist in der Alltagssprache sowie in der Belletristik, Publizistik und Fachsprache gebräuchlich. 110 Zweite Sonderart der Metapher ist Synästhesie. Unter der Synästhesie versteht man die metaphorische Übertragung aus einer Sinnesempfindung in den Bereich einer anderen Sinnesempfindung: z. B. helle und dunkle Töne. 111 Die Metaphern in der Pressesprache können nach Harald Reger verschiedene stilistische Funktionen haben, er unterscheidet: 112 a) dynamisierende Metaphern sind an die Bewegung gebunden, meistens bei Verben, häufiges Vorkommen vor allem in den Sportrubriken: z. B. jagen, bremsen u. a. 113 107 MALÁ, Ref. 57, S. 58. 108 MALÁ, Ref. 57, S. 57. 109 HEINE, Heinrich. Die Harzreise., gemäß MALÁ, 2009. 110 MALÁ, Ref. 57, S. 58. 111 MALÁ, Ref. 57, S. 58. 112 REGER, Harald. Metaphern und Idiome in szenischen Texten, in der Werbe- und Pressesprache. Hamburg: Buske, 1980. ISBN 3871184403., gemäß MALÁ, 2009. 29

b) konkretisierende Metaphern beruhen auf der Verdinglichung der Begriffe und Sachverhalte in optisch wahrnehmbare Gegenstände oder Benennung der sichtbaren Gegenstände anders, diese Metaphern sind an Substantive als Subjekte, Objekte oder Genitivattribute gebunden: z. B. Parteispitze, Spitzenreiter. 114 c) personifizierende Metaphern durch diese Metapher werden Personen in andere Personen umbenannt und menschliche Eigenschaften, Gefühle und Befindlichkeiten anthropomorphisiert oder Gegenstände, Begriffe und unbelebte Wesen personifiziert 115 : z. B. die Welt atmet auf. 116 d) sensorische Metaphern beruhen auf der Übertragung der Sinnesempfindungen, diese Metaphern sind vor allem an Adjektive gebunden, es kann sich um Tast- und Temperaturmetaphern, Geschmacks- und Farbübertragungen handeln: z. B. in glänzender Form. 117 3.2.6.1.4. Periphrase Die Periphrase wird als die Figur der Umschreibung gekennzeichnet. Umgeschrieben wird mit anderen Worten, wobei ein bestimmtes Merkmal hervorgehoben wird, entweder auf Grund einer übertragenen Bedeutung: König der Wüste (der Löwe) oder auf Grund einer direkten Wortbedeutung: Elbflorenz (Dresden). 118 Die Periphrasen können Komposita oder ganze Wortgruppen sein und sie dienen als eine andere Variation des Ausdrucks oder zu mehr treffender Charakterisierung von Personen, Tieren, Dingen, Vorgängen, Ortschaften u. a. Die Periphrasen können manchmal satirisch oder ironisch wirken. 119 Man unterscheidet noch 3 Sonderarten der Periphrase, und zwar: Euphemismen sind die Umschreibungen, die man zur Verhüllung des Peinlichen, Anstößigen oder Schrecklichen (Tod, Mord, Sterben, Sexualität, Alkoholismus u. a.) 113 REGER, Ref. 112, gemäß MALÁ, 2009. 114 REGER, Ref. 112, gemäß MALÁ, 2009. 115 REGER, Ref. 112, gemäß MALÁ, 2009. 116 REGER, Ref. 112, gemäß MALÁ, 2009. 117 REGER, Ref. 112, gemäß MALÁ, 2009. 118 MALÁ, Ref. 57, S. 59. 119 MALÁ, Ref. 57, S. 59. 30

benutzt, auch zum Beispiel in den phraseologischen Wendungen: die Augen für immer schließen (= sterben). 120 Litotes ist eine Umschreibung, mit der man etwas nur anders sagen will. Es handelt sich um Umschreibung durch Verneinung, wo das Ergebnis das verneinte Gegenteil auffälliger wirkt. Diese Form ist aber veraltend: 121 z. B. nicht der schlechteste Lehrer (= ein guter Lehrer). 122 Hyperbel ist eine Umschreibung, die mit der Übertreibung arbeitet. Das Ergebnis wirkt dann expressiv. Der Hyperbel kann man in der Alltagsrede (z. B. Jugendsprache), in der Publizistik oder Belletristik begegnen. Wie Beispiele kann ich anführen: himmelhoch, wie Sand am Meer. 123 3.2.6.1.5. Ironie Es handelt sich um eine Stilfigur, die eine Sonderstellung unter den anderen hat. Weil um die Ironie zu verstehen, muss man über gewisse Lebenserfahrungen verfügen und den entsprechenden Kontext samt der Intonation mit verfolgen 124, z. B. bei der Äußerung: Da blieb kein Auge trocken. Die Grundlage dieser Figur (Ironie allgemein) ist Behauptung des Gegenteils, also bei diesem Beispiel etwas wie: Das hat mir gerade noch gefehlt. Der Hörer muss das Gegenteil von der ausgesprochenen Aussage verstehen. 125 120 MALÁ, Ref. 57, S. 59. 121 MALÁ, Ref. 57, S. 59. 122 DUDEN [online]. [zit. 2016-01-21]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/720850/revisions/1204583/view 123 DUDEN [online]. [zit. 2016-01-21]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/705958/revisions/1343898/view 124 DIETZ, Hans-Ulrich. Zur Bedeutung rhetorischer Elemente im idiomatischen Wortschatz des Deutschen. Tübingen: 1999, S. 85., gemäß MALÁ, 2009. 125 DIETZ, Ref. 124, S. 85., gemäß MALÁ, 2009. 31

II. PRAKTISCHER TEIL In der Theorie habe ich mich den Methoden der lexikalischen sowie stilistischen Analyse der Wörter gewidmet. Jetzt werden diese Methoden direkt auf ausgewählte Ausdrücke aus den Online-Zeitungen (SPIEGEL ONLINE und Bild) angewendet. Im praktischen Teil dieser Arbeit kann man erstens etwas allgemein über das Phänomen der Online-Medien (Online-Zeitungen) finden, weiter dann Informationen über Bild und Der Spiegel und schließlich, vor der Analyse selbst, Bestimmung, welche Rubriken, Ausdrücke u. a. in diesen Medien behandelt werden. 4. Online-Zeitungen Seit der Mitte der neunziger Jahre sind viele deutschsprachige Zeitungen im Internet (World Wide Web) zu finden. Allgemein kann man sagen, dass die Online-Versionen der Zeitungen Dienste anbieten, die in den Printversionen nicht vorkommen: z. B. Archive, Links zu externen Seiten, interaktive Dienste wie Chat oder Diskussionsforen. Die Online- Versionen der Zeitungen werden ebenfalls täglich mehrfach aktualisiert. Die Mehrheit der Artikel wird hier kostenlos angeboten (Online-Zeitungen: Bild, Spiegel, Zeit, NZZ und weitere), einige haben den Premium-Bereich, in dem noch zusätzliche Dienste angeboten werden. 126 Online-Zeitungen sind Hypertexte auf dem WWW, sie sind somit mindestens potentiell multimedial, non-linear, interaktiv und virtuell. 127 Hypertext kann man folgendermaßen definieren: über Links verbundenes Netz aus Text-, Bild- und Dateneinheiten, in dem sich die Nutzer je nach Interesse bewegen können. 128 126 BURGER, Harald. Mediensprache: eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. 3., völlig neu bearbeitete Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2005, S. 430 431. ISBN 3-11- 017353-0. 127 BURGER, Ref. 126, S. 432. 128 DUDEN [online]. [zit. 2016-01-22]. Zugänglich aus: http://www.duden.de/node/676708/revisions/1376495/view 32

4.1. Spezifika der Online-Zeitungen Als typische Merkmale der Online-Zeitungen kann man diese vier wichtigsten unterscheiden: 4.1.1. Multimedialität Die Online-Zeitungen sind nicht nur der schriftliche Text, sondern sie bestehen auch aus auditiven, filmischen, fotografischen und grafischen Elementen. Die Fotos und Grafiken sind für die Zeitungen nichts Neues, aber hier befindet sich dieses Merkmal viel intensiver. 129 Abb. 1: Einstiegsseite von SPIEGEL ONLINE, 22. 1. 2016 130 Typisch für die Online-Zeitungen sind auch Fotoalben oder Fotostrecken ( auf der Abbildung oben), wo mehrere Fotos zu einem Ereignis zur Einsichtnahme angeboten werden. In der Reihe von Fällen kann man auch Filme zu einzelnen Ereignissen finden. 131 129 BURGER, Ref. 126, S. 432 433. 130 http://www.spiegel.de/ 33

4.1.2. Non-Linearität Die Rezeptionsabfolge ist in Online-Zeitungen (aber auch in den Printzeitungen) nicht linear (im Gegensatz zu den Fernseh- und Radiobeiträgen), aber sie ist vom Leser selbst bestimmt. Es gibt aber Ausnahmen, man kann ebenfalls in diesen Medien lineare Texte finden, vor allem handelt es sich um kürzere Texte. 132 Bei umfangreicherer Berichterstattung wird das entsprechende Thema aufgefächert, ähnlich wie bei Cluster- Texten in Printzeitungen. 133 Abb. 2: Non-Linearität; Artikel von SPIEGEL ONLINE: Übergriffe von Köln: Drei weitere Tatverdächtige festgenommen, 25. 1. 2016 134 131 BURGER, Ref. 126, S. 433. 132 BURGER, Ref. 126, S. 434. 133 BURGER, Ref. 126, S. 434. 134 http://www.spiegel.de/panorama/justiz/uebergriffe-von-koeln-drei-weitere-tatverdaechtigefestgenommen-a-1072601.html 34

4.1.3. Interaktivität Vom informationswissenschaftlichen Gesichtspunkt sind die Online-Zeitungen interaktiv, weil der Leser/Benutzer beeinflussen kann, welche Informationen ihm angezeigt werden. Viele Online-Zeitungen bieten auch die Möglichkeit an, sich eine personalisierte Version dieser Zeitungen zu schaffen (z. B. Bestimmung der Themen der Titelseite oder des Schriftbilds u. a.). 135 Vom linguistischen Gesichtspunkt sind die Online-Zeitungen interaktiv, weil sie ebenfalls Kommunikation mit anderen Lesern ermöglichen (bei den Printmedien nur die Möglichkeit, einen Brief zu schreiben und dann an die Redaktion per Post zu schicken). Also man kann in den Online-Zeitungen finden: Leserbriefe, Eintragungen in Gästebücher, Diskussionslisten und Chats. 136 Abb. 3: Beispiel aus dem Forum von SPIEGEL ONLINE, 25. 1. 2016 137 135 BURGER, Ref. 126, S. 439. 136 BURGER, Ref. 126, S. 439. 137 http://www.spiegel.de/forum/wirtschaft/kontinent-der-krisen-passiert-wenn-europa-scheitert-thread- 410824-1.html 35

4.1.4. Virtualität Der Begriff der Virtualität bei den Online-Zeitungen bedeutet, dass sie nicht an die Begrenzungen von Zeit, Menge und Raum gebunden sind. Die Online-Ausgabe einer Zeitung kann täglich mehrfach aktualisiert werden unterhalb der Schlagzeile findet man oft die Uhrzeit der letzten Aktualisierung. Deshalb ist manchmal schwer, die Grenze zwischen Tages- und Wochenzeitungen im Internet zu bestimmen. 138 Die Seitenzahlen oder Seitengrößen spielen in den Online-Zeitungen auch keine Rolle, auf einer Webseite können unzählig viele Seiten zur Verfügung stehen (etwa im Archiv). 139 Abb. 4: Zeit der Veröffentlichung (Aktualisierung) eines Artikels in SPIEGEL ONLINE, 25. 1. 2016 140 138 BURGER, Ref. 126, S. 446 447. 139 BURGER, Ref. 126, S. 447. 36

4.2. Analysierte Online-Zeitungen Zu meiner Analyse habe ich zwei Ikonen der deutschsprachigen Zeitungen zur Verfügung, und zwar eine seriöse Zeitung Der Spiegel und eine Boulevardzeitung Bild. Jetzt werde ich diese zwei Medien aus der Nähe betrachten: 4.2.1. Der Spiegel Der Spiegel bezeichnet sich selbst als Deutschlands bedeutendstes Nachrichten-Magazin. Er wird von Spiegel-Verlag produziert, der seinen Sitz in Hamburg hat. Auf der Webseite der Spiegel-Gruppe 141 kann man erfahren, dass für dieses Magazin gründliche Recherche und verlässliche Qualität typisch sind und dass er für investigativen Journalismus steht. Weiter kann man hier eine Erklärung finden, dass er politisch unabhängig, niemandem (außer sich selbst und seinen Lesern) verpflichtet ist und dass er keiner Partei oder wirtschaftlichen Gruppierung nahe steht. SPIEGEL ONLINE (www.spiegel.de) ist dann gemäß der Webseite Spiegel- Gruppe 142 die führende Nachrichten-Seite im deutschsprachigen Internet (sie ist schnell, aktuell, präzise, hintergründig und unterhaltsam). Datum der Entstehung von SPIEGEL ONLINE ist 25. Oktober 1994. Seit diesem Zeitpunkt kann man hier täglich Nachrichten, Analysen, Interviews, Reportagen, Kommentare, Videos und Fotos (kostenlos im Web) finden. Die Themen reichen von Politik bis Sport, von Wirtschaft bis Gesundheit. 143 SPIEGEL ONLINE ist auch die wichtigste deutschsprachige Informationsplattform für 140 http://www.spiegel.de/politik/ausland/michael-bloomberg-der-mann-der-amerika-vor-trump-bewahrenkoennte-a-1073663.html 141 SPIEGEL-GRUPPE [online]. 2016 [zit. 2016-01-25]. Zugänglich aus: http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/navigation/440fbe98baf7e2f8c1256fd5004406d D?OpenDocument 142 SPIEGEL-GRUPPE [online]. 2016 [zit. 2016-01-25]. Zugänglich aus: http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/navigation/cef3a44164aed9bbc1256f720034cb AC?OpenDocument 143 SPIEGEL-GRUPPE [online]. 2016 [zit. 2016-01-25]. Zugänglich aus: http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/navigation/cef3a44164aed9bbc1256f720034cb AC?OpenDocument 37

Leser im Ausland, monatlich werden mehr als 25 Millionen Visits von Nutzern außerhalb Deutschlands gezählt. Vom linguistischen Gesichtspunkt sind für das Magazin Der Spiegel diese Merkmale charakteristisch: a) Lexik: expressive und exklusive Ausdrücke, eigenartiger Stil treffend, schlagfertig, witzig, humorvoll, ironisch, Kontraste zwischen exklusivem und umgangssprachlich-saloppem Wortschatz, Fremdwörter, bewertende Adjektive, weiter Metaphorik und Idiomatik b) Syntax: längere Sätze (logische Gedankenführung). 144 Wenn man formale Gestaltung und Inhalt des Spiegels betrachtet, kann man darauf aufmerksam machen, dass im Spiegel festgelegte Rubriken/Ressort sind und dass seine Sprache vor allem Sprache der Information ist. 145 Im Spiegel kann man auch einige der allgemeinen Tendenzen von solider Presse betrachten, wie zum Beispiel Tendenz zur Verkürzung der Satzlänge oder Einfachsätze, Ellipsen in Schlagzeilen, Rückgang der Satzgefüge und Zunahme von Nominalgruppen. 146 144 MALÁ, Jiřina. Sprache der Massenmedien [pdf]. 4. 12. 2012. Zugänglich aus: https://is.muni.cz/auth/el/1421/podzim2012/njii_35/sprachemm.pdf 145 MALÁ, Ref. 144. 146 MALÁ, Ref. 144. 38

Abb. 5: Einstiegsseite von SPIEGEL ONLINE, 26. 1. 2016 147 4.2.2. Bild Die Bild-Zeitung stellt Europas größte Tageszeitung dar. Diese Zeitung wird in Berlin produziert und jeden Tag ist Bild gemäß der Seite axelspringer.de 148 voll von Exklusivmeldungen und gibt so den Lesern einen Informationsvorsprung. Bild.de spricht über sich selbst 149 wie über Deutschlands größtes News- und Entertainment-Portal. Jeden Tag bietet dieses Portal aktuelle Nachrichten und Themen, Bilder und Videos aus den Bereichen News, Wirtschaft, Politik, Show, Sport, und Promis an. In dem Jahre 1996 entstand die Seite BILD ONLINE als Internetangebot von Europas größter Tageszeitung BILD. Bild.de hat monatlich 297 Millionen Leser. 147 http://www.spiegel.de/ 148 http://www.axelspringer.de/media/index.html 149 BILD.de: Mehr Web geht nicht!. Bild [online]. [zit. 2016-01-25]. Zugänglich aus: http://www.bild.de/corporate-site/ueber-bild-de/bild-de/artikel-ueber-bild-de-17520982.bild.html 39

Die Seite Bild.de gehört gleichermaßen wie Bild-Zeitung zu Axel Springer SE Verlag. Auf der Webseite dieses Verlags 150 kann man weiter erfahren, dass für Bild.de erstklassiger Journalismus, innovatives Design, moderne Webtechnologie und eine Vielzahl an hochwertigen Bewegtbildinhalten charakteristisch sind. Vom linguistischen Gesichtspunkt sind für die Zeitung Bild diese Merkmale charakteristisch: a) Lexik: umgangssprachlich-saloppe Ausdrucksweise, Vulgarismen, Kraftausdrücke, Hyperbeln, Metaphern, expressive Adjektive, Vertraulichkeit. b) Syntax: kurze parataktische Sätze, Ausrufe, Aufforderungen, rhetorische Fragen. 151 In Bezug auf formale Gestaltung und Inhalt der Bild-Zeitung kann man darauf aufmerksam machen, dass Bild keine festen Rubriken hat und dass seine visuelle Seite für es typisch ist: auffälliges Logo, Farbdruck, große Varianz der Schriftgrößen und Schrifttypen (Balkenüberschriften, Fettdruck, großformatige Fotos). Den Inhalt bilden vor allem die sog. human interests Skandale, Sensationen, Katastrophen, Nervenkitzel, Stars, Prominenten, Adel, Verbrechen, Gewalt, Sport, Paranormales/Kurioses, Krankheiten, Diäten. Typisch für die Bild-Zeitung ist auch das sog. Infotainment, das heißt Information + Entertainment. 152 150 BILD.de. axel springer [online]. Axel Springer SE, 2016 [zit. 2016-01-25]. Zugänglich aus: http://www.axelspringer.de/media/index.html 151 MALÁ, Ref. 144. 152 MALÁ, Ref. 144. 40

Abb. 6: Einstiegsseite von Bild.de, 26. 1. 2016 153 5. Analytischer Teil 5.1. Methoden der Analyse Nach der Einleitung in die Problematik, Erklärung der Termini und Vorstellung der ausgewählten Online-Zeitungen komme ich zu der Analyse selbst. Ich werde mich mit den Personenbezeichnungen in den Online-Zeitungen SPIEGEL ONLINE und Bild.de beschäftigen. Die Ausdrücke zur Analyse werden aus den Rubriken Politik, Sport, Kultur und Panorama von SPIEGEL ONLINE und Politik, Sport und Unterhaltung von Bild.de ausgewählt. Diese Auswahl zieht beide Seiten der (Presse)Sprache in Erwägung, die offizielle sowie die lockere. Erstens beginne ich mit der seriösen Presse, also mit Der Spiegel (SPIEGEL ONLINE). Immer wird zuerst ein kurzer Auszug aus einem Artikel angeführt, weil ebenfalls nötig ist, den Kontext der Wörter zu kennen. Dann kommt es zur Kennzeichnung 153 http://www.bild.de/ 41