Einbürgerungsvoraussetzungen für die Anspruchseinbürgerung gem. 10 des Staatsangehörigkeitsgesetzes

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Transkript:

Einbürgerungsvoraussetzungen für die Anspruchseinbürgerung gem. 10 des Staatsangehörigkeitsgesetzes Die Anspruchseinbürgerung ist die häufigste Form der Einbürgerung in den deutschen Staatsverband. Erfüllt ein Einbürgerungsbewerber die folgenden Voraussetzungen, so hat er einen Anspruch darauf in den deutschen Staatsverband eingebürgert zu werden. Voraussetzungen: Ein Anspruch auf Einbürgerung besteht, wenn der Einbürgerungsbewerber: 1.) die erforderliche Mindestaufenthaltszeit erfüllt, 2.) im Besitz eines ausreichenden Aufenthaltstitels ist, 3.) seinen Lebensunterhalt ohne Inanspruchnahme von SGB II oder SGB XII Leistungen sicherstellt, 4.) straffrei ist, 5.) im Besitz von ausreichenden Kenntnissen der deutschen Sprache ist, 6.) über Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse in Deutschland (staatsbürgerliche Kenntnisse) verfügt, 7.) seine bisherige(n) Staatsangehörigkeit(en) aufgibt oder verliert. Dies sind die Voraussetzungen, die grundsätzlich alle erfüllt sein müssen. Durch verschiedene Erlasse werden Ausnahmen hiervon geregelt! Zudem ist es erforderlich, dass Sie einen Antrag auf Einbürgerung stellen. Dieser ist formgebunden. Im Folgenden finden Sie Informationen zu den einzelnen Einbürgerungsvoraussetzungen und einigen Ausnahmen:

Der Einbürgerungsantrag Um die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben ist es erforderlich, dass ein Antrag auf Einbürgerung in den deutschen Staatsverband gestellt wird. Jeder Einbürgerungsbewerber der das 16. Lebensjahr vollendet hat, muss ein eigenes Antragsformular ausfüllen. Dies gilt auch, wenn ein oder mehrere Kinder unter 16 Jahren ohne die Eltern in den deutschen Staatsverband eingebürgert werden sollen. In diesem Fall müssen die sorgeberechtigten Eltern den Antrag für die Kinder unterschreiben. Ist nur ein Elternteil sorgeberechtigt, muss dies bei der Antragsabgabe entsprechend nachgewiesen werden. Wenn mindestens ein Elternteil zusammen mit einem Kind unter 16 Jahren einen Antrag auf Einbürgerung in den deutschen Staatsverband stellen möchte, so ist es ausreichend, wenn unter Punkt 4. des Einbürgerungsantrages Angaben zu meinen Kindern angekreuzt wird, dass das minderjährige Kind miteingebürgert werden soll. Das Antragsformular beinhaltet eine Loyalitätserklärung, die von jedem Einbürgerungsbewerber der das 16. Lebensjahr vollendet hat bei der Antragsabgabe persönlich unterschrieben werden muss. Bitte beachten Sie, dass das Antragsformular erst bei Antragsabgabe persönlich unterschrieben werden muss, da die Personenidentität der antragstellenden Person mit der unterzeichnenden Person durch das Gegensiegeln des Beamten bestätigt wird! 1. Die erforderliche Mindestaufenthaltszeit Der Einbürgerungsbewerber muss sich grundsätzlich seit acht Jahren rechtmäßig in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten. Das bedeutet, dass der rechtmäßige gewöhnliche Aufenthalt im Inland in den der Einbürgerung in den deutschen Staatsverband vorausgehenden acht Jahren grundsätzlich ununterbrochen bestanden haben muss. Der rechtmäßige Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland beginnt mit der Ausstellung der ersten Aufenthaltserlaubnis. Daher ist es möglich, dass die rechtmäßige Aufenthaltszeit in der Bundesrepublik Deutschland nicht identisch

ist mit der tatsächlichen Aufenthaltszeit (z.b. wenn die erste Aufenthaltserlaubnis erst nach mehreren Monaten nach der Ersteinreise erteilt wird). Anrechenbare rechtmäßige gewöhnliche Aufenthaltszeiten sind im Inland sind Zeiten in denen der Einbürgerungsbewerber: - ein Aufenthaltsrecht als freizügigkeitsberechtigter Unionsbürger/ Staatsangehöriger der Schweiz oder eines EWR-Staates - eine Niederlassungserlaubnis - eine Aufenthaltserlaubnis, eine Aufenthaltsberechtigung, -bewilligung oder -befugnis besessen hat oder - vom Erfordernis eines Aufenthaltstitels befreit war - der Aufenthalt des Ausländers als heimatloser Ausländer kraft Gesetzes erlaubt war - eine Erlaubnisfiktion bestanden hat. Es ist zu beachten, dass Zeiten einer Duldung nicht auf die Mindestaufenthaltszeit angerechnet werden können. Aufenthaltsgestattungszeiten können nur in den Fällen der unanfechtbaren Anerkennung als Asylberechtigte angerechnet werden und in den Fällen der unanfechtbaren Feststellung der Voraussetzungen des 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes (ausländischer Flüchtling). Ausnahmen: Miteinbürgerung eines Ehegatten: Bei einem Ehegatten der miteingebürgert werden soll, genügt ein rechtmäßiger Aufenthalt im Inland von vier Jahren bei zweijähriger Dauer der ehelichen Lebensgemeinschaft. Miteinbürgerung von Kindern: Ein miteinzubürgerndes Kind, das im Zeitpunkt der Einbürgerung das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, soll sich seit 3 Jahren im Inland aufhalten. Bei miteinzubürgernden Kindern unter sechs Jahren genügt es, wenn das Kind sein halbes Leben im Inland verbracht hat. Die Miteinbürgerung eines Minderjährigen Kindes, das im Zeitpunkt der Einbürgerung das 16. Lebensjahr bereits vollendet hat, setzt in der Regel voraus, dass es selbstständig eingebürgert werden könnte, sprich die Mindestaufenthaltszeit von acht Jahren erfüllt hat. Eine selbstständige Einbürgerung von Kindern (ohne Eltern) unter acht Jahren kommt wegen der fehlenden Mindestaufenthaltszeit grundsätzlich nicht in Betracht!

Zertifikat Integrationskurs: Bei Einbürgerungsbewerbern, die eine Bescheinigung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge über die erfolgreiche Teilnahme an einem Integrationskurs nachweisen können, wird die Mindestaufenthaltszeit von acht auf sieben Jahre verkürzt. Aufenthaltsunterbrechungen: Eine Unterbrechung des gewöhnlichen Aufenthalts im Inland liegt in der Regel vor, wenn der Einbürgerungsbewerber sich länger als 6 Monate (zusammenhängend) im Ausland aufgehalten hat. Eine Unterbrechung der Rechtmäßigkeit des Aufenthalts liegt in der Regel vor, wenn der Einbürgerungsbewerber sich in der Bundesrepublik Deutschland aufgehalten hat, ohne eine gültige Aufenthaltserlaubnis zu besitzen (z.b. wenn die Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis nicht rechtzeitig beantragt wurde). Es muss im Einzelfall von der Einbürgerungsbehörde geprüft werden, ob Aufenthaltsunterbrechungen einer Einbürgerung entgegenstehen, oder ob z.b. rechtmäßige Aufenthaltszeiten vor der Aufenthaltsunterbrechung auf die erforderliche Mindestaufenthaltszeit angerechnet werden können! 2. Besitz eines ausreichenden Aufenthaltstitels Ein Ausländer muss im Zeitpunkt der Einbürgerung ein unbefristetes Aufenthaltsrecht haben (z.b. eine Niederlassungserlaubnis, unbefristete Aufenthaltserlaubnis). Eine befristete Aufenthaltserlaubnis ist für eine Einbürgerung nur dann ausreichend, wenn sie für andere Aufenthaltszwecke als den in den 16, 17, 20, 22, 23 Absatz 1, 23a, 24, 25 Absatz 3 bis 5 des Aufenthaltsgesetzes erteilt wurde. 3. Sicherstellung des Lebensunterhalt ohne Inanspruchnahme von SGB II oder SGB XII Leistungen Der Einbürgerungsbewerber soll bei einer Anspruchseinbürgerung in der Lage sein den Lebensunterhalt für sich und seine unterhaltsberechtigten Familienangehörigen ohne Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Zweiten (SGB II "Hartz IV") oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) zu erbringen.

Ein SGB II oder SGB XII Leistungsbezug steht einer Anspruchseinbürgerung aber nur dann entgegen, wenn dieser Leistungsbezug vom Einbürgerungsbewerber zu vertreten ist. Der Leistungsbezug ist unter anderem dann von einem Einbürgerungsbewerber zu vertreten (und steht somit einer Einbürgerung entgegen), wenn er durch ihm zurechenbares Handeln oder Unterlassen die Ursache für einen fortdauernden Leistungsbezug gesetzt hat. Dies ist z.b. gegeben, wenn der Einbürgerungsbewerber sich nicht hinreichend um eine Arbeitsstelle bemüht, der Arbeitsplatz wegen Nichterfüllung arbeitsvertraglicher Pflichten oder arbeitsvertragswidrigem Verhaltens verloren gegangen ist oder dass aus anderen Gründen Hinweise auf Arbeitsunwilligkeit bestehen. Durch Regelabfragen beim Sozialamt und Jobcenter werden Auskünfte darüber eingeholt, ob der Einbürgerungsbewerber Leistungen bezieht und wie die Bemühungen des Einbürgerungsbewerbers sind in absehbarer Zeit aus dem Leistungsbezug ausscheiden zu können. In Einzelfällen wird der Einbürgerungsbewerber von der Einbürgerungsstelle aufgefordert seine Bewerbungsbemühungen nachzuweisen. Ausnahmen: Der Bezug von Leistungen während der Schulzeit, während der Ausbildungszeit und des Studiums (z.b. durch die Zugehörigkeit zu einer Bedarfsgemeinschaft) ist von einem Einbürgerungsbewerber regelmäßig nicht zu vertreten. 4. Straffreiheit Grundsätzlich soll der Einbürgerungsbewerber nicht wegen einer rechtswidrigen Tat zu einer Strafe verurteilt worden sein. Um dies feststellen zu können, werden von der Einbürgerungsbehörde Regelanfragen an das Landeskriminalamt, das Bundeszentralregister und an den Verfassungsschutz gesandt. Ausnahmen: Bei der Einbürgerung bleiben außer Betracht: - die Verhängung von Erziehungsmaßregeln oder Zuchtmitteln nach dem Jugendgerichtsgesetz - Verurteilungen zu einer Geldstrafe bis zu 90 Tagessätzen - Verurteilungen zu Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt und nach Ablauf der Bewährungszeit erlassen worden sind.

Bei mehreren Verurteilungen zu Geld- und Freiheitsstrafen sind diese zusammenzuzählen. Treffen Geld- und Freiheitsstrafe zusammen, entspricht ein Tagessatz einem Tag Freiheitsstrafe. Übersteigt die Strafe oder die Summe der Strafen geringfügig die 90 Tagessätze (wobei nach derzeitiger Erlasslage 21 Tagessätze als geringfügig angesehen werden), so wird von der Behörde im Einzelfall entschieden, ob diese außer Betracht bleiben kann. Hierbei ist auch die Sozialprognose des Einbürgerungsbewerbers zu beurteilen. Ergo: Wenn der Einbürgerungsbewerber insgesamt zu mehr als 111 Tagessätzen verurteilt worden ist und diese noch nicht aus dem Bundeszentralregister gelöscht wurden, ist eine Einbürgerung nach derzeitiger Erlasslage nicht möglich. So lange die Verurteilungen im Bundeszentralregister aufgeführt werden, sind sie für eine Einbürgerung beachtlich. Die Löschungsfristen im Bundeszentralregister können je nach Höhe der Verurteilung bis zu 15 Jahre betragen. Ist eine Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt und die Bewährungszeit noch nicht abgelaufen, prüft die Einbürgerungsbehörde, ob der Einbürgerungsantrag abgelehnt oder das Verfahren bis zum Erlass der Freiheitsstrafe nach Ablauf der Bewährungszeit ausgesetzt wird. 5. Besitz von ausreichenden Kenntnissen der deutschen Sprache Unabhängig von der Art der Einbürgerung (Anspruchs-, Ehegatten-, Ermessenseinbürgerung) und des Alters des Antragstellers muss ein Einbürgerungsbewerber grundsätzlich über ausreichende schriftliche und mündliche Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen und diese auch nachweisen können. Nachweis: Die erforderlichen Sprachkenntnisse sind in der Regel nachgewiesen, wenn der Einbürgerungsbewerber (einer der folgenden Nachweise reicht aus!) : a) das Zertifikat Deutsch auf dem Niveau B1 oder ein gleichwertiges oder höherwertiges Sprachdiplom erworben hat.

b) eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme an einem Sprachkurs im Rahmen eines Integrationskurses erhalten hat oder das Zertifikat "Integrationskurs" vorweisen kann. c) einen Hauptschulabschluss oder wenigstens gleichwertigen deutschen Schulabschluss erworben und im Fach Deutsch mindestens die Note "ausreichend" erworben hat. d) in die 10. Klasse einer weiterführenden Schule (Realschule, Gymnasium oder Gesamtschule) versetzt worden ist und im Fach Deutsch mindestens die Note "ausreichend" erworben hat. e) ein Studium an einer deutschsprachigen Hochschule oder Fachhochschule erfolgreich abgeschlossen hat. f) eine deutsche Berufsausbildung (keine Umschulungsmaßnahme!) erfolgreich abgeschlossen hat. Bei minderjährigen Einbürgerungsbewerbern, die noch keinen Schulabschluss erwerben konnten, reicht es aus, wenn sie über eine altersgemäße Sprachentwicklung verfügen. Diese soll anhand von Zeugnissen nachgewiesen werden und ist gegeben, wenn das Kind vier Jahre eine deutschsprachige Schule mit Erfolg (in die nächsthöhere Klasse versetzt worden ist) besucht hat und im Fach Deutsch (grundsätzlich durchgehend) die Note "ausreichend" erzielt wurde. Ausnahmen: a) Von der Voraussetzung der ausreichenden Kenntnis der deutschen Sprache wird abgesehen, wenn der Einbürgerungsbewerber wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit bzw. Behinderung nicht in der Lage ist, diese Voraussetzungen zu erfüllen. Nicht jede Krankheit oder Behinderung führt dazu, dass die ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache nicht nachgewiesen werden müssen, sondern nur diejenigen, die den Einbürgerungsbewerber an der Erlangung der Kenntnisse hindern, insbesondere die Unfähigkeit, sich mündlich oder schriftlich zu artikulieren sowie angeborene oder erworbene Formen geistiger Behinderung. Daher ist die Vorlage eines Schwerbehindertenausweises alleine in der Regel nicht ausreichend, um von dem Erfordernis des Nachweises der ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache entbunden werden zu können.

Vielmehr muss sich der Einbürgerungsbewerber, sofern ein Ausschlussgrund nicht offensichtlich ist, sich durch ein ärztliches Attest bestätigen lassen, dass er aufgrund seiner Krankheit oder Behinderung dauerhaft oder auf unabsehbare Zeit nicht in der Lage ist sich die ausreichenden deutschen Sprachkenntnisse anzueignen bzw. einen Sprachtest zu absolvieren. Der ärztliche Befund kann und wird in der Regel durch das Gesundheitsamt gegengeprüft werden und wird in der Regel gegengeprüft. In diesem Fall wird der Einbürgerungsbewerber zur Vorsprache beim Gesundheitsamt geladen. b) Von der Voraussetzung der ausreichenden Kenntnis der deutschen Sprache wird auch abgesehen, wenn der Einbürgerungsbewerber wegen seines Alters nicht in der Lage ist, diese Voraussetzungen zu erfüllen. Die Zulassung einer Ausnahme von der Voraussetzung ist immer eine Einzelfallprüfung der Behörde! Des Weiteren muss der Einbürgerungsbewerber geltend machen, dass er aufgrund seines Alters nicht mehr in der Lage ist einen Nachweis über die ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache zu erbringen. Von einer altersbedingten Unmöglichkeit der Erfüllung der Anforderung ist in der Regel bei Einbürgerungsbewerbern über 65 Jahren auszugehen, es sei denn, dass sie z.b. trotz eines 8-jährigen Aufenthaltshalts keine Deutschkenntnisse aufweisen. Es wird darauf hingewiesen, dass es noch weitere Ausnahmen von einer altersbedingten Befreiung gibt, auf welche an dieser Stelle nicht eingegangen wird. c) Von österreichischen Einbürgerungsbewerbern wird kein Nachweis der ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache verlangt. 6. Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse in Deutschland (staatsbürgerliche Kenntnisse) Unabhängig von der Art der Einbürgerung (Anspruchs-, Ehegatten-, Ermessenseinbürgerung) muss ein Einbürgerungsbewerber (ab dem 16. Lebensjahr) grundsätzlich über Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse in Deutschland (im Folgenden staatsbürgerliche Kenntnisse) verfügen und diese auch nachweisen können.

Nachweis: Die erforderlichen staatsbürgerlichen Kenntnisse sind in der Regel nachgewiesen, wenn der Einbürgerungsbewerber: a) einen Einbürgerungstest (nicht zu verwechseln mit einem Orientierungskurs!) erfolgreich absolviert hat oder b) einen Abschluss einer deutschen Hauptschule oder einen vergleichbaren oder höheren Schulabschluss einer deutschen allgemeinbildenden Schule nachweisen kann oder c) den Test Leben in Deutschland mit mindestens 17 Punkten bestanden hat. Andere Abschlüsse (z.b. deutsche Berufsausbildung, Studium an einer deutschen Hochschule oder Fachhochschule, Abschluss an einer deutschsprachigen Schule im Ausland) sowie auch der erfolgreiche Abschluss eines Integrationskurses oder ein zuerkannter Hauptschulabschluss einer Berufsschule oder Abendschule (da keine allgemeinbildenden Schulen) stellen insoweit keinen Regelnachweis für die staatsbürgerlichen Kenntnisse dar. Ausnahmen: a) Von der Voraussetzung der staatsbürgerlichen Kenntnisse wird abgesehen, wenn der Einbürgerungsbewerber wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit bzw. Behinderung nicht in der Lage ist, diese Voraussetzungen zu erfüllen. Nicht jede Krankheit oder Behinderung führt dazu, dass die staatsbürgerlichen Kenntnisse nicht nachgewiesen werden müssen, sondern nur diejenigen, die den Einbürgerungsbewerber an der Erlangung der Kenntnisse hindern, insbesondere die Unfähigkeit, sich mündlich oder schriftlich zu artikulieren sowie angeborene oder erworbene Formen geistiger Behinderung.

Daher ist die Vorlage eines Schwerbehindertenausweises alleine in der Regel nicht ausreichend, um von dem Erfordernis des Nachweises der staatsbürgerlichen Kenntnisse entbunden werden zu können. Vielmehr muss der Einbürgerungsbewerber, sofern ein Ausschlussgrund nicht offensichtlich ist, sich durch ein ärztliches Attest bestätigen lassen, dass er aufgrund seiner Krankheit oder Behinderung dauerhaft oder auf unabsehbare Zeit nicht in der Lage ist sich die staatsbürgerlichen Kenntnisse anzueignen bzw. einen Einbürgerungstest zu absolvieren. Der ärztliche Befund kann durch das Gesundheitsamt gegengeprüft werden und wird in der Regel gegengeprüft. In diesem Fall wird der Einbürgerungsbewerber zur Vorsprache beim Gesundheitsamt geladen. b) Von der Voraussetzung der staatsbürgerlichen Kenntnisse wird auch abgesehen, wenn der Einbürgerungsbewerber wegen seines Alters nicht in der Lage ist, diese Voraussetzungen zu erfüllen. Die Zulassung einer Ausnahme von der Voraussetzung ist immer eine Einzelfallprüfung der Behörde! Des Weiteren muss der Einbürgerungsbewerber geltend machen, dass er aufgrund seines Alters nicht mehr in der Lage ist, einen Nachweis über die staatsbürgerlichen Kenntnisse zu erbringen. Von einer altersbedingten Unmöglichkeit der Erfüllung der Anforderung ist in der Regel bei Einbürgerungsbewerbern über 65 Jahren auszugehen. Es wird darauf hingewiesen, dass es Ausnahmen von einer altersbedingten Befreiung gibt, auf welche an dieser Stelle nicht eingegangen wird.

7. Aufgabe der bisherige(n) Staatsangehörigkeit(en) Ein Grundgedanke im deutschen Staatsangehörigkeitsrecht ist es, bei der Einbürgerung das Entstehen von Mehrstaatigkeit zu vermeiden. So setzt, sofern der Einbürgerungsbewerber nicht staatenlos ist, der Einbürgerungsanspruch grundsätzlich voraus, dass der Bewerber aus seiner bisherigen Staatsangehörigkeit ausscheidet oder diese verliert. Ausnahmen: Der Einbürgerungsbewerber muss seine bisherige Staatsangehörigkeit in folgenden Fällen nicht aufgeben (nicht abschließend): a) Bei Staatsangehörigen aus anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und bei Staatsangehörigen der Schweiz gilt ohne Einschränkung die Einbürgerung unter dauerhafter Hinnahme von Mehrstaatigkeit (von deutscher Seite). Ob Mehrstaatigkeit tatsächlich entsteht, hängt vom Recht des ausländischen Staates ab. b) Wenn der Einbürgerungsbewerber aus einem Land kommt, das seinen Bürgern regelmäßig die Entlassung aus der Staatsangehörigkeit verweigert oder in deren Staatsangehörigkeitrecht die Aufgabe der Staatsangehörigkeit nicht vorgesehen ist. Betroffen hiervon sind gegenwärtig Einbürgerungsbewerber aus Afghanistan, Algerien, Eritrea, Iran, Kuba, Libanon, Marokko, Syrien, Thailand und Tunesien. c) Die bisherige Staatsangehörigkeit muss auch nicht aufgegeben werden, wenn von dem anderen Staat unzumutbare Bedingungen für die Entlassung gestellt werden, z.b. überhöhte Gebühren für die Entlassung von mehr als 1.280,- (dieser Betrag gilt nicht für das Freikaufen aus einer Wehrpflicht! Siehe unten!). d) Eine dauerhafte Hinnahme von Mehrstaatigkeit wird auch hingenommen, wenn der Einbürgerungsbewerber als Asylberechtigter oder Flüchtling (nicht Kontingents- flüchtling) anerkannt worden ist und die Voraussetzungen zum Zeitpunkt der Einbürgerung noch fortbestehen. Lässt der ausländische Staat die Entlassung erst nach der Einbürgerung oder nach Erreichen eines bestimmten Lebensalters (z.b. Volljährigkeit) zu, wird die Einbürgerung mit der schriftlichen Auflage versehen, in der dem Einbürgerungsbewerber aufgegeben wird bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einen geeigneten Nachweis über den Verlust seiner bisherigen Staatsangehörigkeit vorzulegen. Zur Durchsetzung der Auflage kann (auch mehrfach und mit steigenden Beträgen) ein Zwangsgeld angedroht und festgesetzt werden.

Es gibt weitere Ausnahmen und Regelungen (insbesondere, wenn die Entlassung aus der bisherigen Staatsangehörigkeit von dem Ableisten oder Freikaufen aus einem Wehrdienst abhängig gemacht wird oder bei älteren Personen), die aber an dieser Stelle nicht alle aufgeführt werden können. Bei Fragen zur Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit oder Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit können Sie sich gerne mit der Einbürgerungsbehörde in Verbindung setzen.