Grundlagen und Behandlung der Osteoporose Informationen für Patienten 2010 HEXAL AG
Inhalt Einführung Calcium und Calciumbedarf Vitamin D und Vitamin D-Bedarf Ursachen der Osteoporose und Risikofaktoren Symptome und Komplikationen Diagnose Therapie der Osteoporose Werden Sie selbst aktiv! Fazit 2
Einführung In Deutschland sind ca. 6 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt Frauen leiden häufiger an Osteoporose als Männer, jede 3. Frau und jeder 5. Mann über 60 Jahre ist betroffen Als Folge der Osteoporose erleiden jährlich mehr als 130.000 Menschen in Deutschland einen Oberschenkelhalsbruch oder andere Knochenbrüche 3
Was ist Osteoporose? Osteoporose = Knochenschwund Stoffwechselerkrankung der Knochen Es kommt zur Verminderung von Knochenmasse und Störung der Knochenstruktur Der Knochen verliert seine Stabilität und wird porös Schmerzen und Knochenbrüche sind die Folge 4
Aufbau des Skeletts Das Skelett des Menschen hat etwa 210 Knochen Funktion der Knochen: Fortbewegungs-/Stützfunktion Schutz innerer Organe Mineralspeicher (in den Knochen werden 1-1,5 kg Calcium gespeichert!) Calcium und Phosphat werden in Form von Hydroxylapatit in das Knochengewebe (Matrix) eingelagert und sorgen für die stabile Struktur des Knochens 5
Knochenstoffwechsel Knochen sind eine ständige Baustelle Knochenaufbau und Knochenabbau stehen in einem Wechselspiel Zellen, die Knochen aufbauen = Osteoblasten Zellen, die Knochen abbauen = Osteoklasten Im ca. 30. Lebensjahr ist die Knochenmasse maximal aufgebaut, danach überwiegt der Knochenabbau Knochen werden stark durchblutet und haben einen hohen Stoffwechsel 6
Stabile Knochen Merke: Damit die Knochen stabil bleiben, muss der Körper ausreichend mit Calcium und Vitamin D versorgt werden! Knochen verhalten sich ähnlich wie Muskeln: Sie müssen trainiert werden, damit sie richtig funktionieren können Bewegung und Sport sind für die Stabilität der Knochen sehr wichtig 7
Calcium Calcium ist wichtig für: Stabilität der Knochen Funktion der Nerven und Muskeln Blutgerinnung Aktivierung von Enzymen und Hormonen 99 % des Calciums im menschlichen Körper sind im Knochen und in den Zähnen gespeichert Durch Hormone wird gesteuert, ob Calcium im Knochen gespeichert oder ob es aus dem Knochen ins Blut freigesetzt wird 8
Calciumbedarf Täglicher Calcium-Bedarf hängt vom Alter ab: bis 4 Jahre 600 mg 4 10 Jahre 700 900 mg 10 19 Jahre 1100 1200 mg Erwachsene aller Altersgruppen Osteoporose-Patienten 1000 mg max. 1500 mg Die über die Nahrung zugeführte tägliche Menge an Calcium liegt durchschnittlich nur bei ca. 500 mg! Grundlagen und Behandlung der Osteoporose 2010 HEXAL AG 9
Vitamin D Der Körper braucht Vitamin D, um Calcium aufnehmen und in den Knochen einlagern zu können Vitamin D kann bei Sonnenbestrahlung (UV-Strahlung) vom Körper selbst gebildet werden Vitamin D ist auch in Lebensmitteln enthalten, z.b. in Lebertran, Hering und Eigelb Merke: Ohne Vitamin D kann Calcium nicht ausreichend in die Knochen eingelagert werden 10
Vitamin D-Bedarf Die empfohlene Tagesmenge an Vitamin D beim Gesunden beträgt 200-400 I.E. (I.E. = Internationale Einheiten) Die empfohlene Tagesmenge eines Osteoporose-Patienten bei unzureichender Versorgung beträgt 800 2000 I.E. Ein junger, gesunder Mensch kann den Bedarf durch ein tägliches Sonnenbad von mindestens 30 Minuten decken Im Alter können Menschen Vitamin D nicht mehr ausreichend selbst bilden, eine Vitamin D-reiche Ernährung ist wichtig 11
Was passiert bei Osteoporose? (1) Bei Osteoporose entstehen poröse Knochen Das Wechselspiel von Knochenauf- und abbau ist gestört Entweder wird zu wenig Calcium in den Knochen eingelagert oder es wird zu viel Calcium aus dem Knochen herausgelöst Die Knochen verlieren dadurch an Masse und ihre Struktur wird geschädigt ( porös ) Durch die Schädigung wird der Knochen spröde und kann viel leichter brechen Dieser Prozess verläuft häufig unbemerkt und über viele Jahre hinweg 12
Was passiert bei Osteoporose? (2) Zum Vergleich: Stellen Sie sich eine stabile Mauer vor, aus der man ein paar Steine entfernt hat Zunächst bleibt die Mauer noch stehen, es bilden sich jedoch um die Lücken herum Verformungen Die Mauer bekommt nach und nach immer größere Lücken und wird dadurch immer instabiler Schließlich kann die Mauer ganz einstürzen 13
Wie kommt es zur Osteoporose? Man unterscheidet zwei Formen der Osteoporose: Primäre Osteoporose: Tritt v.a. im Alter auf Kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden Sekundäre Osteoporose: Entsteht als eine Folge von anderen Erkrankungen oder deren Behandlung Grundlagen und Behandlung der Osteoporose 2010 HEXAL AG 14
Risikofaktoren Erbliche Veranlagung Calcium- und/oder Vitamin D-Mangel Bewegungsmangel Rauchen Wechseljahre Entfernung der Eierstöcke Untergewicht Alkohol Bestimmte Medikamente, z. B. Glukokortikoide Bestimmte Krankheiten 15
Wechseljahre und Osteoporose Häufig tritt Osteoporose nach den Wechseljahren (Menopause) auf Nach den Wechseljahren werden weniger weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) gebildet Östrogene haben einen schützenden Effekt auf das Knochenskelett Nach den Wechseljahren fehlt dieser Schutz durch Östrogene dadurch steigt das Osteoporoserisiko 16
Glukokortikoide und Osteoporose Erhöhtes Osteoporoserisiko bei Patienten, die über eine längere Zeit Glukokortikoide einnehmen müssen Diese Patienten sollten vorbeugend behandelt werden Eine tägliche Zufuhr von Calcium (1000-1500 mg) und Vitamin D (800-2000 I.E.) ist zu empfehlen; eventuell weitere Medikamente Auch andere Medikamenten-Gruppen können eine Osteoporose fördern (z. B. Antiepileptika, Schilddrüsenhormone) 17
Symptome Schmerzen, vor allem am Rücken Steifigkeit Rundrückenbildung ( Witwenbuckel ) Körpergröße nimmt ab (mehr als 4 cm), da die Wirbelsäule in sich zusammensackt Vermehrt Knochenbrüche, vor allem Bruch des Oberschenkelhalses Osteoporose-Bäuchlein : vorgewölbter Bauch, der durch die zusammengesackte Wirbelsäule entsteht Tannenbaum-Phänomen : Hautfalten am Rücken, die einem Tannenbaum ähnlich sehen 18
Komplikationen Der Oberschenkelhalsbruch ist die schwerwiegendste Komplikation der Osteoporose Ein Aufenthalt im Krankenhaus mit Operation sowie eine anschließende Reha-Behandlung sind die Folge Bei älteren Menschen besteht danach die Gefahr einer anhaltenden Behinderung Merke: Eine Osteoporose muss so früh wie möglich erkannt und therapiert werden, um die schwerwiegenden Folgen zu vermeiden 19
Diagnose Arzt-Patienten-Gespräch: Osteoporosefälle in der Familie, Schmerzen, Knochenbrüche etc. werden erfragt, Risikoprofil wird erstellt Körpergröße, Gewicht und Knochenmasse werden erfasst Skelett wird auf Verformungen und Bewegungseinschränkungen untersucht Eventuell Röntgen der Wirbelsäule Blutuntersuchungen (um eventuelle Begleiterkrankungen erkennen zu können) Knochendichtemessung (DXA-Methode) 20
Diagnose: DXA-Methode DXA = Doppelröntgen-Absorptiometrie (Dual Energy X-ray Absorptiometry) Goldstandard zur Messung der Knochendichte, weltweit standardisiert Messung an Lendenwirbelsäule und Hüfte Geringe Strahlenbelastung Ermittelt wird der sogenannte T-Wert: Er gibt die Knochendichte im Vergleich zu der eines jungen, gesunden Erwachsenen an Je niedriger der T-Wert, desto höher ist das Risiko für einen Knochenbruch 21
Therapie-Ziele Schmerzen beseitigen Weiteren Knochenabbau verhindern Lebensqualität des Patienten erhalten Beweglichkeit des Patienten erhalten Risiko für weitere Stürze vermindern 22
Therapie-Grundsätze Die Behandlung der Osteoporose besteht aus drei Säulen: Medikamentöse Therapie Gezielte Ernährung Individuelles Bewegungsprogramm 23
Therapie-Möglichkeiten Knochengesunde Ernährung ( siehe Vortrag: Richtige Ernährung bei Osteoporose) Basistherapie mit Calcium und Vitamin D Schmerztherapie Bewegungstherapie Medikamente, die den Knochen stabilisieren 24
Basistherapie Tagesdosis für Osteoporose-Patienten: 1000-1500 mg Calcium 800-2000 I.E. Vitamin D Calcium und Vitamin D gibt es in Form von Brausetabletten, Kautabletten, Tabletten, Dragees, Trinkampullen 25
Schmerztherapie Bei Osteoporose entstehen häufig Wirbelbrüche oder Verformungen am Skelett, die zu chronischen Schmerzen führen können Schmerzen sollten unbedingt gelindert werden, (schmerzbedingte Einschränkung der Beweglichkeit soll überwunden werden) Bei der Einnahme von Schmerzmitteln gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig Auch Krankengymnastik und physikalische Therapie kann Schmerzen lindern 26
Bewegungstherapie Körperliche Aktivität ist für den Knochenstoffwechsel sehr wichtig Körperliche Bewegung stärkt neben den Knochen auch noch Gelenke und Muskeln Leichtes Ausdauertraining (z.b. Radfahren, Schwimmen, Walking) Übungen zur Muskelkräftigung Gymnastische Übungen; dabei wird auch der Gleichgewichtssinn trainiert, das Risiko für Stürze und Brüche wird dadurch verringert 27
Medikamentöse Therapie Zur Therapie werden Medikamente eingesetzt, die den Knochen stabilisieren sollen Bisphosphonate Raloxifen Weitere Medikamente Merke: Basis jeder Therapie ist die Gabe von Calcium und Vitamin D! 28
Bisphosphonate (1) Goldstandard in der Osteoporose- Therapie Wirkung: Hemmung des Knochenabbaus und Stärkung des Knochens Risiko für Knochenbrüche wird verringert, Knochendichte wird erhöht Einnahme in Form von Tabletten oder als Infusion Behandlung über 3-5 Jahre 29
Bisphosphonate (2) Einnahmehinweise: Die Tabletten sollten Sie mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück in aufrechter Körperhaltung mit einem großen Glas Leitungswasser (200 ml) einnehmen (danach nicht wieder ins Bett legen) Vor der Einnahme anderer Medikamente sollten Sie mindestens einen Abstand von 30 Minuten einhalten, auch Calcium darf auf keinen Fall zusammen mit Bisphosphonaten eingenommen werden 30
Raloxifen Wirkung: Raloxifen ist zwar selbst kein Hormon, besitzt jedoch eine ähnliche Wirkung auf den Knochen wie Östrogene (weibliche Hormone) Knochendichte nimmt zu, Risiko für Wirbelkörperbrüche nimmt ab Risiko für Brustkrebs und für Herz-Kreislauf- Erkrankungen nimmt ab Einnahme in Form von Tabletten (unabhängig von Tageszeit und Mahlzeit) über 3-5 Jahre Mögliche Nebenwirkungen: Beinvenenthrombosen und Hitzewallungen 31
Weitere Medikamente Calcitonin Teriparatid Parathyroidhormon Strontium-Ranelat 32
Werden Sie selbst aktiv! Bewegen Sie sich regelmäßig Ernähren Sie sich gesund und calciumreich Achten Sie darauf, dass Sie ausreichend Zeit an der frischen Luft verbringen Rauchen Sie nicht Schränken Sie Ihren Alkoholkonsum ein Tragen Sie nichts Schweres Nehmen Sie z.b. die Treppe anstelle des Fahrstuhls Meiden Sie Aktivitäten mit hohem Sturzrisiko, z.b. Skifahren 33
Sturzvermeidung Das Risiko zu stürzen, muss so gering wie möglich gehalten werden Ein erster Bruch, der durch einen Sturz ausgelöst wird, zieht häufig weitere Stürze nach sich Es droht ein Teufelskreis mit der Gefahr starker Schmerzen und erheblichen Einschränkungen des Patienten Der besonders häufige und gefährliche Oberschenkelhalsbruch kann durch Tragen eines Hüftprotektors verhindert werden 34
Vorsicht Stolperfallen (1) Verhindern Sie, dass Ihre Teppiche auf dem Boden rutschen können und fixieren Sie abstehende Teppichränder Legen Sie Badewanne und Dusche mit Antirutschmatten aus Lassen Sie Haltegriffe an Toilette, Badewanne etc. anbringen Lassen Sie an allen Treppen Geländer anbringen Versehen Sie glatte Treppenstufen mit einem Gleitschutz Tragen Sie rutschsichere Hausschuhe 35
Vorsicht Stolperfallen (2) Sichern Sie herumliegende Kabel Achten Sie stets auf eine ausreichende Beleuchtung Legen Sie für den nächtlichen Toilettengang eventuell eine Taschenlampe bereit Vorsicht mit Schlafmitteln, diese verlangsamen das Reaktionsvermögen und führen beim nächtlichen Toilettengang häufig zu Stürzen Meiden Sie Bodennässe und Glatteis Tragen Sie sicheres Schuhwerk 36
Fazit Osteoporose muss so früh wie möglich erkannt und auch therapiert werden, um das Risiko für Folgen so gering wie möglich zu halten Ohne Therapie droht Patienten eine starke Einschränkung der Lebensqualität und Mobilität Patienten müssen selbst aktiv werden: knochengesunde Ernährung ausreichende Bewegung allgemein gesunde Lebensführung 37
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 2010 HEXAL AG