Indikatoren für Ergebnisqualität in der Pflege

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Transkript:

Tagung Wirkungsorientierung in der Diakonie Berlin, 8. November 2016 Indikatoren für Ergebnisqualität in der Pflege Dr. Klaus Wingenfeld Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld Pflegeprozess Einschätzung Evaluation Ergebnisbeurteilung Zielformulierung Durchführung Planung 1

Besonderheit Pflege: 20 Jahre externe Prüfungen mit ausgeprägter Dokumentationslastigkeit Qualitätsberichte und Pflegenoten ohne Aussagekraft Konsequenz: Weit verbreitete Skepsis gegenüber Dokumentationstätigkeiten Kompetenzverlust 2

Was sind Pflegeergebnisse? Wo kann Pflege Einfluss nehmen? Gesundheitliche Situation Selbstpflegekompetenz Allgemeine Lebenssituation, soziale Beziehungen Bedürfnisbefriedigung, Wohlbefinden Beurteilung der Leistung durch Klienten Neuer Ansatz zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Langzeitpflege Verfügbar seit Anfang 2011 Entwickelt im Auftrag des BMG und des BMFSFJ Inzwischen gesetzliche Vorgabe (SGB XI), aber noch nicht umgesetzt Anwendungserfahrungen in ca. 380 stationären Pflegeeinrichtungen (Projekte) 3

Neue Methoden ( Indikatoren ) & Empfehlung: Neue Verzahnung von interner Qualitätssicherung und externen Prüfungen Bereiche der Ergebnisqualität 1. Erhalt und Förderung von Selbständigkeit 2. Schutz vor gesundheitlichen Schädigungen und Belastungen 3. Unterstützung bei spezifischen Bedarfslagen 4. Wohnen und hauswirtschaftliche Versorgung* 5. Tagesgestaltung, Kommunikation und soziale Beziehungen* Außerdem: Zusammenarbeit mit Angehörigen* *Größtenteils erfasst über Befragungen der Bewohner und Angehörigen 4

Vorgehen in der Einrichtung Systematische Ergebniserfassung im Abstand von sechs Monaten (Frist: zwei Wochen) Teilweise Erfassung von Routinedaten, teilweise Einschätzungen nach externen Vorgaben Ergebniserfassung durch qualifizierte Fachkräfte, im Idealfall durch Bezugspflegende Vollerhebungen, keine Stichproben Weitere Merkmale des Indikatorenansatzes Vergleichende Qualitätsbeurteilung, weitgehend orientiert an Mittelwerten Kennzahlen und bewertende Aussagen (z.b. Neuentstehung eines Dekubitus bei 22,3% der Bewohner mit starken Mobilitätseinbußen Ergebnisqualität = weit unter dem Durchschnitt ) Weiterentwicklung externer Qualitätsprüfungen 5

Anteil der Bewohner, bei denen in den letzten sechs Monaten ein Dekubitus entstanden ist (Bei hohem Risiko: Bewohner mit Mobilitätsbeeinträchtigungen) 50% 40% 30% 20% 10% 0% 172 Einrichtungen 44 Ergebnisse der NRW-Projekte EQisA (DiCV Köln/IPW) und EQMS (DiCV Münster/IPW), September 2013 X X X X X 6

Erhaltene oder verbesserte Mobilität bei kognitiv beeinträchtigten Bewohnern (6 Monate) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 95 Einrichtungen Ergebnisse der NRW-Projekte EQisA (DiCV Köln/IPW) und EQMS (DiCV Münster/IPW), September 2013 Bewohnerbefragung: Schmeckt Ihnen das Mittagessen hier gut? % der Bewohner mit positiven Antworten 100 80 60 40 20 0 Einrichtungen 7

Konsequenzen für die Einrichtungen Erhöhte Eigenverantwortung Aufwertung, Verbesserung und Reorganisation des QM (z.b. auch: Pflegevisiten) Interne Transparenz Veränderte Dokumentations- und Einschätzungsinstrumente Qualitätswettbewerb bei größeren Trägern Wirkung auf die Mitarbeiter Verbesserte Information über den Bewohner Aufdeckung fachlicher Grenzen Abkehr von der Schuldfrage erweist sich als schwierig Erhöhte Motivation zur individuellen Qualitätssicherung Vor allem: Stärkung des fachlichen Selbstbewusstseins 8

Ambulante Pflege und Ergebnisqualität Auftrag? Einfluss der Angehörigen? Häufigkeit des Pflegeeinsatzes? SGB XI: Nur Hilfen bei Alltagsverrichtungen? Verschränkung SGB XI und SGB V im praktischen Handeln Bessere Bedingungen für die Beurteilung durch Klienten Fazit Ergebnisindikatoren in der Pflege Ziele und Anwendungskontext entscheiden über Anforderungen und Methoden Hohe Anforderungen an Fachlichkeit und Organisation Aufwertung des internen Qualitätsmanagements Integration in den Versorgungsprozess im Alltag; wenig Chancen für Extraerhebungen Effektive Form der Qualitätssicherung Nebeneffekt: Förderung der Berufsmotivation bei gut qualifizierten Fachkräften 9

Danke für Ihre Aufmerksamkeit. www.uni-bielefeld.de/ipw 10