Die Transaktionskostentheorie (Kurs 41661)

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Transkript:

Organisation: Theorie, Gestaltung, Wandel (31661) (Kurse 41661, 41662, 41663) Die Transaktionskostentheorie (Kurs 41661) Dr. Christian Julmi Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Organisation und Planung Univ.-Prof. Dr. Ewald Scherm 1

Grundlagen der Institutionenökonomik Übernahme der Annahmen der Neoklassik Modifikation neoklassischer Annahme Unvollständige Information der Akteure Berücksichtigung von Raum- und Zeitdifferenzen Begrenzte Rationalität der Akteure 2

Forschungsrichtungen der Institutionenökonomik Die Institutionenökonomik bildet einen Gattungsbegriff für eine Vielzahl von Theorieansätzen. Drei zentrale Forschungsrichtungen Die Theorie der Verfügungsrechte Die ökonomische Vertragstheorie Die Transaktionskostentheorie Die Transaktionskostentheorie stellt eine der einflussreichsten Theorien der Organisationsforschung dar. 3

Grundgedanke der Transaktionskostentheorie Reale Märkte weisen Funktionsschwächen auf, die Kosten verursachen. Die verursachten Kosten können durch institutionelle Arrangements reduziert werden (z. B. hierarchische Organisation). Entsprechend werden diejenigen institutionellen Arrangements gewählt, die aufgrund minimaler Kosten die höchste Effizienz aufweisen. Der Analysegegenstand dieser effizienzorientierten Analyse ist die Transaktion. 4

Weiter und enger Begriff der Transaktion Weites Begriffsverständnis Transaktion ist die Übertragung einer materiellen oder immateriellen Leistung über eine technisch trennbare Schnittstelle Enges Begriffsverständnis Gegenstand der Transaktion sind Tauschvorgänge Begrenzung auf den Austausch von Verfügungsrechten Das weite Begriffsverständnis ist leichter auf organisatorische Phänomene anwendbar. 5

Der Begriff der Transaktionskosten Transaktionskosten beziehen sich auf die Kosten der Verwirklichung von Transaktionen im Sinne einer Leistungsübertragung von Schnittstellen. Kosten sind nicht notwendig monetär, sondern beziehen sich auf alle bei einer Transaktion erlittenen Opfer und Nachteile. Die Verwirklichung einer Transaktion bezieht sich auf die Vorbereitung, Durchführung und Kontrolle der Leistungsübertragung. 6

Unterscheidung von Transaktionskostenarten (1/2) Anbahnungskosten: Kosten für die Informationssuche und -beschaffung über potenzielle Transaktionspartner und ihre Konditionen Vereinbarungskosten Kosten für die Verhandlungen über die Transaktionen und deren vertraglicher Fixierung Abwicklungskosten Kosten für die Durchführung der Transaktion 7

Unterscheidung von Transaktionskostenarten (2/2) Kontrollkosten Kosten für die Sicherstellung der Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengen- und Preis- sowie eventuellen Geheimhaltungsvereinbarungen Anpassungskosten Kosten für die Durchsetzung von Termin-, Qualitäts-, Mengen- und Preisänderungen aufgrund veränderter Bedingungen während der Laufzeit von Vereinbarungen 8

Das Organizational Failures Framework von Williamson Verhaltensannahmen Transaktionsatmosphäre/ Transaktionshäufigkeit Transaktionsbedingungen begrenzte Rationalität Opportunismus Informationsverkeilung Unsicherheit/ Komplexität Spezifität/ strategische Bedeutung 9

Kostenreduktion durch institutionelle Arrangements Zentrale institutionelle Arrangements Markt Hierarchie/Organisation Wesentliche Aspekte eines Effizienzvergleichs Anreizintensität Kontrollmechanismen Anpassungsfähigkeit 10

Kosten durch die Etablierung institutioneller Arrangements Marktliche Transaktionen Hohe Anreizintensität Geringe Verhaltenskontrolle Hohe kurzfristige Anpassungsfähigkeit Hierarchische und organisationsinterne Leistungserstellung Geringe Anreizintensität Weit reichende Verhaltenskontrolle Hohe langfristige Anpassungsfähigkeit 11

Kritische Würdigung Vielfältige Anknüpfungspunkte für die Analyse + organisatorischer Probleme - Unklare Definitionen und Operationalisierungen der Begriffe und daraus folgende Messprobleme Allgemeine Unterstellung eines opportunistischen - Verhaltens 12

Viel Erfolg bei Ihrer Klausur! 13