Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren Lernfeld 2 1 Grundlagen des Rechnungswesens Wird mit AK nachgeliefert Wenn der Inhaber eines Autohauses sich eines Tages wundert, warum kaum noch Geld in der Kasse ist, und die Hausbank sich weigert, Überweisungsaufträge durchzuführen, kann es daran liegen, dass er keinen Überblick über seine Einnahmen und Ausgaben hat. Welche Instrumente gibt es, um ständig über die finanzielle Situation des Betriebes informiert zu sein? 1.1 Aufgabenbereiche des Rechnungswesens Das Rechnungswesen im Autohaus und in anderen Unternehmen umfasst in der Regel folgende Bereiche: die Geschäfts- oder Finanzbuchführung, die Kosten- und Leistungsrechnung, die Statistik sowie die Planungsrechnung. Bereiche des ReWe
10 Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren 1.2Vermögen und Kapital Inventur, Inventar, Aufgaben Bilanz Die Geschäfts- oder Finanzbuchführung Sie erfasst den Wertestrom (Einnahmen und Ausgaben hervorgerufen durch Einkäufe und Verkäufe) zwischen dem Autohaus und der Außenwelt (Kunden, Hersteller, andere Lieferer, Kreditinstitute, Versicherungen, staatliche Stellen usw.) und registriert die Veränderungen auf der Vermögensund der Schuldenseite eines Unternehmens. Sie ermittelt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens im Vergleich von Aufwendungen und Erträgen. Sie dokumentiert alle betrieblichen Entscheidungen, die zum Erfolg (Gewinn oder Verlust) eines Unternehmens beigetragen haben. vgl. Lernfeld 6 Die Kosten- und Leistungsrechnung Erfassen sämtlicher Kosten nach Kostenarten, Abgrenzung der Kosten und Leistungen von den nicht betriebsbedingten Aufwendungen und Erträgen, Verteilen der Kosten auf Kostenstellen sowie Zurechnung der Kosten auf Kostenträger. Die Statistik Sammlung betrieblichen und außerbetrieblichen Zahlenmaterials, Aufbereitung des Zahlenmaterials in Tabellen, Ermittlung von betrieblichen Kennzahlen sowie grafische Umsetzung des Zahlenmaterial zur besseren Veranschaulichung Die Planungsrechnung Mit Hilfe der Zahlen aus den ersten drei Bereichen wird die zukünftige betriebliche Entwicklung geplant.
Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren 11 1.2 Vermögen und Kapital Inventur, Inventar, Bilanz 1.2.1 Zeitpunkt und Arten der Inventur Dabei unterscheidet man: Stichtagsinventur, a) klassische Inventur, genau am Stichtag 31. Dezember b) ausgeweitete Stichtagsinventur: +/ 10 Tage Abweichung vom genauen Stichtag Zeitlich versetzte Inventur, Drei Monate vor und zwei Monate nach dem Bilanzstichtag. Alle Zu- und Abgänge bis zum Bilanzstichtag müssen erfasst werden. Permanente Inventur, wichtig für das Vorratsvermögen (Waren). Bestandsaufnahmen verteilt sich auf das ganze Jahr. Veränderungen werden fortlaufend erfasst. Hilfsmittel: Lagerbücher, Lagerkarteien oder -dateien (Warenwirtschaftssystem). Stichprobeninventur nach 241 HGB, Aufstellung des Inventars mit anerkannten mathematischen-statistischen Methoden aufgrund von Stichproben. Die geordnete Ablage der Inventurunterlagen, wie Vorräte und Anlagenverzeichnisse (Zähllisten), Konten- und Depotauszüge der Kreditinstitute, Debitoren- (Kundenlisten), Protokolle, Grundbuchauszüge, erfüllt die gesetzlich vorgeschriebene Inventurfunktion. Die in der Inventur ermittelten Bestände sind maßgeblich für die später zu erklärende Handels- und Steuerbilanz ( 240 ff., 5 EStG). 1.2.2 Das Inventar Das Inventar gliedert sich in drei Teile: Das Vermögen des Betriebes, wobei in Anlage- und Umlaufvermögen eingeteilt wird. Zum Anlagevermögen zählen die Wertgegenstände, die für längere Zeit im Betrieb vorhanden sind, z. B. das Geschäftsgebäude. Zum Umlaufvermögen gehören die Vermögensposten, die nur für kurze Zeit gegeben sind und sich ständig verändern. So nehmen die vorhandenen Waren- oder Kassenbestände täglich zu und ab. Hierbei teilt man das Umlaufvermögen nach dem Flüssigkeits- oder Liquiditätsgrad ein. Waren müssen erst noch verkauft werden, Forderungen lassen sich schneller in Geld umwandeln, das Bankguthaben kann jederzeit ausgezahlt werden und der Kassenbestand stellt bares Geld dar. Die Schulden des Betriebes, wobei in langfristige und kurzfristige Schulden (Fremdkapital) unterteilt wird. Hypothekenschulden werden z. B. auf Jahre hinaus zurückgezahlt; Warenschulden (Verbindlichkeiten an Lieferer) werden oft innerhalb von vier Wochen beglichen. Teil I Teil II Das Eigenkapital oder Reinvermögen Summe des Vermögens Summe der Schulden Eigenkapital oder Reinvermögen Teil III
12 Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren Die Aufnahme aller Vermögensteile und Schulden durch Zählen, Messen, Wiegen und Schätzen nennt man Inventur. Die geordnete Darstellung der Vermögensteile und Schulden nennt man Inventar. Das Inventar gliedert sich in Vermögen, Schulden und Eigenkapital. Das Eigenkapital (Reinvermögen) wird folgendermaßen ermittelt: Vermögen Schulden = Eigenkapital!!!! Beispiel für ein Inventar nach Formvorschrift (GoB): Inventar zum 31. Dezember 20.. des Autohauses Ludwig Jahn e. K., Neumünster EUR EUR A. Vermögen I. Anlagevermögen 1. Betriebs- und Geschäftsausstattung lt. Aufstellung Anl. 1 65.310,00 2. Vorführwagen 18.500,00 II. Umlaufvermögen 1. Waren a) Teile und Zubehör lt. Aufstellung, Anl.2 424.826,00 b) Neuwagen 580.650,00 c) Gebrauchtwagen 540.000,00 1.545.476,00 2. Forderungen gegenüber Kunden lt. Aufstellung Anl. 3 49.990,00 3. Guthaben bei Kreditinstituten a) Postbank, lt. Auszug vom 31.12.20... 37.430,00 b) Volksbank Neumünster lt. Auszug vom 31.12.20... 15.650,00 53.080,00 4. Kassenbestand lt. Kassensturz 6.257,00 Gesamtvermögen 1.738.613,00 B. Schulden I. Langfristige Schulden Darlehen Volksbank Neumünster 800.000,00 II. Kurzfristige Schulden Verbindlichkeiten aus Lief. und Leistungen lt. Anl. 4 140.000,00 Summe der Schulden 940.000,00 C. Ermittlung des Reinvermögens Summe des Vermögens 1.738.613,00 Summe der Schulden 940.000,00 Reinvermögen 798.613,00
Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren 13 1 Erstellen Sie das Inventar des Autohauses Klaus Lage OHG, Schwerin, zum 31.12. des Vorjahres, Beträge in EUR. Vermögen: Grundstücke und Bauten 600.000,00 Fuhrpark 80.200,00 Geschäftsausstattung 127.000,00 Bankguthaben 29.100,00 Kassenbestand 4.300,00 Forderungen an Kunden lt. Aufstellung 38.200,00 Warenvorräte Neuwagen 294.000,00 Gebrauchtwagen 189.000,00 Teile und Zubehör 201.000,00 Schulden Darlehen Deutsche Bank, Schwerin 650.000,00 Verbindlichkeiten lt. Aufstellung 25.400,00???? 1.2.3 Vom Inventar zur Bilanz Bilanzgleichgewicht Bei der Bilanz muss die Summe des Vermögens (Aktiva) immer gleich der Summe des Eigen- und Fremdkapitals (Passiva) sein. Für die Vermögensposten kann es nur zwei Kapitalgeber geben: den Geschäftsinhaber (Eigenkapital) Fremde (Fremdkapital) Gleichgewicht von Aktiva und Passiva Steckt ein Geschäftsinhaber aus seinem Privatbereich 1.000,00 EUR in die Betriebskasse, so nimmt die linke Seite (Vermögensposten Kasse) um 1.000,00 EUR zu; außerdem hat sich aber auch die rechte Seite (Eigenkapital) um 1.000,00 EUR erhöht.
14 Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren Bekommt ein Kaufmann vom Lieferer Waren im Wert von 2.000,00 EUR und zahlt diese nicht gleich, so nehmen auf der linken Seite die Waren und auf der rechten Seite die Schulden (Fremdkapital) in gleicher Höhe zu. Aus dem Gesagten ergibt sich demnach folgende Gleichung: Vermögen = Eigenkapital + Fremdkapital Bilanzgliederung Bevor wir die Grundform einer Bilanz darstellen, sei noch auf einige Begriffe eingegangen: Die linke Seite der Bilanz nennt man Aktivseite; sie gibt an, wie das Kapital im Betrieb angelegt ist. Die rechte Seite heißt Passivseite; sie zeigt auf, woher das Vermögen stammt. Die Darstellungsform (Form der Gegenüberstellung) nennt man Kontenform. Das Wort Konto stammt ebenfalls aus dem italienischen und bedeutet soviel wie Rechnung. Schematisch ergibt sich folgendes Bilanzbild: Vom Inventar unterscheidet Mittelverwendung (= Investition) Wofür? Aktiva Bilanz Passiva Betriebsvermögen Eigenkaptial Fremdkapital Mittelherkunft (= Finanzierung) Woher? sich die Bilanz weiterhin dadurch, dass hier einzelne Posten zu größeren Einheiten zusammengefasst werden. Man erfasst also nicht die Forderungen gegenüber den einzelnen Kunden, sondern spricht nur noch von dem Sammelposten Forderungen. Wenn wir nun das Inventar des Autohauses Ludwig Jahn, e. K. zu Grunde legen, lässt sich folgende Bilanz erstellen: Aktiva Bilanz zum 31. Dezember 20.. Passiva I Anlagevermögen I. Sachanlagen 1. Betr.- und 65.310,00 Geschäftsausstattung 2. Vorführwagen 18.500,00 I Eigenkapital 798.613,00 II Fremdkapital 1. Darlehen 800.000,00 2. Verbindlichkeiten 140.000,00 II Umlaufvermögen 1. Waren 1.545.476,00 2. Forderungen 49.990,00 3. Banken 53.080,00 4. Kasse 6.257,00 1.738.613,00 1.738.613,00
Bestände und Wertströme erfassen und dokumentieren 15 Die dargestellte Bilanz ist in 242, 247 HGB vorgeschrieben. Nicht nur die Aktiengesellschaften, sondern auch andere kaufmännische Unternehmensformen haben sich danach zu richten. Umlaufvermögen Zum Umlaufvermögen gehören, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, die Vermögensposten, die nur für kurze Zeit gegeben sind und sich danach verändern. So nehmen die Waren- oder Kassenbestände täglich zu und ab. Das Umlaufvermögen teilt man nach dem Flüssigkeits- oder Liquiditätsgrad ein. Waren müssen erst noch verkauft werden, Forderungen lassen sich schneller in Geld umwandeln, das Bankguthaben kann jederzeit ausgezahlt werden und der Kassenbestand stellt bares Geld dar. Das Bilanz-Beispiel zeigt weiterhin, dass der leere Raum auf der Passivseite durch einen Schrägstrich ausgefüllt ist. Diesen Schrägstrich nennt man in der Fachsprache Riegel oder Buchhalternase. Die Bilanz muss mit Ort und Datum der Erstellung versehen sein und ist vom Geschäftsinhaber oder dem Geschäftsführer eigenhändig zu unterschreiben. In der Bilanz werden die Vermögensposten auf der Aktivseite dem Eigen- und Fremkapital auf der Passivseite gegenübergestellt. Die Vermögensseite wird in Anlage- und Umlaufvermögen untergliedert. Das Umlaufvermögen ist nach der Liquidität der einzelnen Posten eingeteilt. Die Passivseite unterteilt sich in Eigen- und Fremdkapital. Das Fremdkapital ist in langfristiges und kurzfristiges Fremdkapital untergliedert. 1 Erstellen Sie die Bilanz für den Kfz-Teilehändler Klaus Lage, e. K. zum 20..-12-31 Aktiva Geschäftsausstattung 258.000,00 Waren (Zubehör- und Teile) 121.226,00 Forderungen 115.238,00 Postbank 25.818,00 Kasse 8.624,00 Passiva Eigenkapital bitte ermitteln Darlehen 40.000,00 Verbindlichkeiten 52.238,00????