Sulzgrube. Naturschutzgebiet. Im Blickfeld

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Transkript:

Naturschutzgebiet Sulzgrube Die Sulzgrube ist eines der ältesten Naturschutzgebiete im Kanton Basel- Landschaft. Nach der Stillegung des Steinbruchs im Jahre 1918 konnte sich hier ungestört ein wertvolles Lebensraum- Mosaik entwickeln, welches von den stellenweise noch offenen Schutthalden über den lichten Föhren-Pionierwald bis hin zum dichten Gebüsch und geschlossenen Buchenwald reicht. Die Sulzgrube ist Lebensraum für unzählige Tierarten und über 200 verschiedene Pflanzenarten viele davon sind bei uns selten oder in ihrem Bestand gefährdet. Damit die Sulzgrube nicht verbuscht und die wertvollen offenen Flächen nicht vom Wald verdrängt werden, müssen diese regelmässig gemäht und ausgeholzt werden. Die Landschaft Im Blickfeld Der Sulzkopf ist für seine Aussicht berühmt. Der Blick schweift über Muttenz und Basel bis weit in die Rheinebene hinein und vom Blauen im Schwarzwald bis hin zu den fernen Vogesen. Der einmalige Ausblick inspirierte im Verlaufe der Jahrhunderte viele Maler und Fotografen. So ist eine eindrückliche Bilderreihe entstanden, welche die grossen Veränderungen in der Landschaft zeigt. Der Siedlungsraum hat sich stark ausgeweitet und die traditionelle und vielfältige Kulturlandschaft verdrängt. Umso wertvoller sind die Reste der noch verbliebenen naturnahen Lebensräume geworden: die Sulzgrube und die beiden von hier aus sichtbaren Muttenzer Naturschutzgebiete am Wartenberg und in der Rütihard-Rothallen. Ausblick vom Sulzkopf 1824 (Aquarell Samuel Birmann, KKB) Ausblick vom Sulzkopf 1952 (Foto F. Strübin) Ausblick vom Sulzkopf heute

Föhrenwald Gefranster Enzian Der Pionierwald Föhren, Orchideen und Schmetterlinge Blicken wir vom Sulzkopf auf die Sulzgrube, so fällt der lockere Waldföhren-Bestand auf, der sich wie eine kleine Insel inmitten des ausgedehnten Buchenwaldes befindet. Die tiefwurzelnde Waldföhre kann im Gegensatz zur Buche die trockenen und nährstoffarmen Standortverhältnisse auf den Terrassenflächen gut ertragen. Dieser lichte Föhren-Pionierwald auf den mageren Felsrasen ist das Kleinod der Sulzgrube. Über 50 charakteristische und seltene Arten der Föhrenwälder und der Magerrasen kommen hier vor darunter viele Orchideen, Golddistel und Gefranster Enzian. Auch zahlreiche Vögel, Schmetterlinge und andere Kleintiere leben hier. Für viele dieser Arten ist die Sulzgrube zu einem der letzten Rückzugsgebiete geworden, weil Magerwiesen und Pionierflächen in der Umgebung fast vollständig verschwunden sind. Russischer Bär Mauereidechse

Der Steinbruch Stufe um Stufe Der Steinbruch wurde im Jahre 1787 eröffnet. Über ein Jahrhundert lang wurden hier die Kalke des Hauptrogensteins abgebaut. Stufe um Stufe. So entstand die charakteristische treppenartige Terrassenlandschaft. Die massiven Kalke aus der Sulzgrube waren früher begehrte Bausteine. Viele Bauten in Basel sind damit erstellt worden. Mit der aufkommenden Betonbauweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand jedoch der bewährte Baustoff keine Verwendung mehr. Deshalb wurde die Sulzgrube im Jahre 1918 stillgelegt. Rasch wurde dieser vom Menschen nicht mit direkter Absicht geschaffene neue Lebensraum von der Natur zurückerobert und reichhaltiger ausgestattet als zuvor! Die Geologie Unter der Lupe Die Felswände des Steinbruchs erzählen Geschichte. Der Sulzkopf liegt am Nordrand des Gempenplateaus im Tafeljura. Diese flache Sediment-Tafel aus Mergeln und Kalken ist bei der Absenkung des Rheingrabens mosaikartig in mehrere Schollen zerbrochen. Dabei enstanden tiefe Gräben und herausragende Horste, die durch die Erosion weiter zu Bergen und Tälern herausmodelliert wurden. Die Scholle des Sulzkopfes ist leicht nach Westen gekippt. Sie besteht aus den gut gebankten (geschichteten), weiss-beigen Kalken des Hauptrogensteins, welche vor etwa 170 Millionen Jahren im seichten, warmen Jura-Meer abgelagert worden sind. Unter der Lupe betrachtet erkennt man schön gerundete, schalig aufgebaute Kalkkügelchen (Ooide), die durch Kalkablagerungen an winzigen Kalkschalenteilchen gebildet wurden. Die Ooide wurden früher für versteinerte Fischeier (Rogen) gehalten, was dem Gestein seinen Namen eintrug. E S E W N W S t i e r e n w a l d S u l z k o p f Varians-Schichten + Callovien Hauptrogenstein mit Nerineenbank Unterer Dogger Opalinuston Der Steinbruch 1808 (Aquarell von Peter Birmann, KKB) Hauptrogenstein unter der Lupe

Die Schutthalden Bewegtes Gestein Es ist erstaunlich, wie über Jahrzehnte hinweg die Schutthalden an den Terrassenböschungen offen geblieben und nur stellenweise mit Gebüschen bewachsen sind. Das liegt vor allem an der Steilheit der Böschungen und dem sehr beweglichen Gehängeschutt aus zerbrochenen, kantigen Kalksteinen. Die auftretenden Zug- und Scherkräfte beanspruchen das Wurzelwerk der Pflanzen sehr stark, was viele Arten nicht ertragen. Durch kleine Rutschvorgänge werden immer wieder frische offene Flächen geschaffen, welche zuerst von Pionierpflanzen, Moosen und Farnen besiedelt werden mit der Zeit gesellen sich auch andere Arten dazu. Besonders häufig ist der Ruprechtsfarn, eine zierliche und leicht zu erkennende Farnart. An manchen Stellen kann man bereits Orchideen bewundern. Und vielleicht erhaschen Sie eine flinke Mauereidechse, die sich gerade auf einem warmen Stein sonnt. Natur und Mensch Ein stimmungsvolles Fest! Die prächtige Aussicht und die einladenden Feuerstellen machen den Sulzkopf zu einem beliebten Festplatz in der Natur. Nach einem festlichen Sommer gleicht jedoch die darunter liegende Sulzgrube eher einer kleinen Abfallhalde als einer Naturoase. Auch die wilden Feuerstellen in der Grube inmitten der Orchideenwiesen und die vielen Trampelpfade schaden dem Naturschutzgebiet und trüben das sonst stimmige Bild. Benutzen Sie deshalb die bei der Sulzkopfhütte eingerichteten Picknick-Plätze und die Abfallbehälter. Machen Sie in der Grube selbst kein Feuer. Bleiben Sie bei ihrer Pirsch auf den markierten Wegen. Klettern Sie nicht hier, sondern in den zahlreichen erlaubten Klettergebieten der Region. Mit etwas Sorgfalt und Rücksicht auf die Natur bewahren Sie sich selbst und anderen diese stimmungsvolle Umgebung für Ihr Fest!

N a t u r s c h u t z g e b i e t v o n r e g i o n a l e r B e d e u t u n g 14 Engental Planhintergrund: Swisstopo (BA013264) 13 Sulzkopf P 11 Schlund Eigentalstrasse 12 Wanderweg Muttenzer Höhenweg 14 Stationen des Muttenzer Höhenweges erlaubte Feuerstellen P Parkplatz Aussichtspunkt Picknick-Platz Sulzkopfhütte Felswände Föhren-Pionierwald Terrassenböschungen, Schutthalden Grenze Naturschutzgebiet Anreise Benutzen Sie bitte die öffentlichen Verkehrsmittel. Von Basel (Aeschenplatz) mit BLT-Tram Nr. 14 bis Muttenz-Dorf. Signalisierter Wanderweg ca. 30 Minuten bis zur Sulzgrube und durch die Grube zum Aussichtspunkt Sulzkopf. Variante: Folgen Sie dem abwechslungsreichen Muttenzer Höhenweg (siehe Literatur) bis zum Sulzkopf (mit Abstecher in die Sulzgrube). Literatur «Muttenzer Höhenweg Ein Dialog mit der Natur in der Region Basel», Gemeinde Muttenz, 1993. «Augen-Blicke Bilder zum Landschaftswandel im Baselbiet», Karl Martin Tanner, 1999, Verlag Kanton BL. «Natur und Landschaft der Region Basel» CD-ROM, Heinz Schneider und Beat Ernst, 1999, Christoph Merian Verlag, Basel. Landeskarte 1:25 000, Blatt 1067 Arlesheim Kontakte und Prospektbezug Gemeindeverwaltung Muttenz, 4132 Muttenz. Amt für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft, Rheinstrasse 29, 4410 Liestal, Telefon 061 925 55 84. Kanton Basel-Landschaft Amt für Raumplanung Forstamt beider Basel Konzept und Gestaltung: www.marcelamstutz.ch / www.theofurrer.ch Photos: P. Imbeck, T. Furrer, M. Amstutz, Abb.: aus «Muttenzer Höhenweg», KKB. Kupferstichkabinett Basel