Eine Übersicht Ergänzung zur PM-Basispräsentation Für Projektmitarbeiter, Projektmanager und Projektplaner Stand: 09/2012



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Projektmanagement: Netzplantechnik Eine Übersicht Ergänzung zur PMBasispräsentation Für Projektmitarbeiter, Projektmanager und Projektplaner Stand: 9/212 Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion zum nichtkommerziellen Gebrauch mit Quellenangabe gestattet. Reproduktion auch auszugsweise zum kommerziellen Gebrauch sowie der Gebrauch für Vortragszwecke sind nur mit schriftlicher Bewilligung des Verfassers gestattet. Sie finden diese und weitere Präsentationen unter (> Klick): http://www.peterjohannconsulting.de/index.php?menuid=downloads Zusammengestellt von H. Peterjohann zur Verteilung an Interessierte / für eine eintägige Schulung Version.3 vom 3.9.212 86 Seiten Seite 1 von 86

Motivation und Einordnung (1/2) Die Netzplantechnik wurde viele Jahre mit dem Projektmanagement gleichgesetzt. Heutzutage wird sie als Disziplin selten explizit angewendet, sondern ist mit ihren Möglichkeiten in entsprechende SoftwareSysteme (innerhalb der Projektplanung) eingeflossen. Dennoch ist es für Projektmitarbeiter hilfreich, die Netzplantechnik zu verstehen, denn man gewinnt ein Grundverständnis der Detailplanungen in Projekten. Betrachtet man die verschiedenen Begriffe und Erklärungen zur Netzplantechnik in der Literatur, so stellt man fest, dass diese nicht immer einheitlich sind. Oftmals sind die Darstellungen entweder sehr kurz oder passen nicht in aktuelle ProjektKontexte. Diese Ausarbeitung stellt alle wesentlichen Bestandteile der Netzplantechnik vor und liefert dabei ein konsistentes Bild. Über die hier enthaltenen Beispiele und Checklisten werden Projektmitarbeiter in die Lage versetzt, die Netzplantechnik auch praktisch einzusetzen. Vorwort Seite 2 von 86

Motivation und Einordnung (2/2) In dieser Ausarbeitung wird schwerpunktmäßig die Netzplantechnik mit der Vorgangsknotendarstellung beschrieben. Weiterführende Methoden oder andere Darstellungsformen werden nur am Rande gestreift. Zuordnung: Nach PMI (/PBG8/, /PBG8d/, /PBG12/) gehört die Netzplantechnik zum Wissensgebiet Terminmanagement. Laut DIN 699 /DIN9/ ist die Netzplantechnik ein auf Ablaufstrukturen basierendes Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steuerung, Überwachung von Abläufen. Insbesondere gehören die Ablauf und Terminplanung zur Netzplantechnik. Bitte beachten Sie: Diese Ausarbeitung basiert (zu Beginn) auf der umfangreicheren Projektmanagement Basispräsentation, die ebenfalls frei auf der Website des Autors (http://www.peterjohannconsulting.de) verfügbar ist. Deshalb werden die dort beschriebenen Grundlagen des Projektmanagements hier nicht dargestellt. Vorwort Seite 3 von 86

Formale Grundlagen dieser Ausarbeitung Diese Präsentation ist für sich eigenständig, kann also ohne Sekundärquellen nachvollzogen werden Die hier gewählte Darstellung ist zwischen reiner Präsentation und ausformuliertem Text angesiedelt. Daher kann es sein, dass einige Angaben nicht unmittelbar verständlich sind In dieser Ausarbeitung sind Übungen, Fragen, Tipps und Checklisten enthalten, die zur Verständnisvertiefung dienen Auf Literatur (Bücher) wird im Text in der Form /Buch12/ verwiesen; die Literaturliste findet sich im Anhang. Weblinks sind ebenfalls im Anhang enthalten: Sie werden im Text in ähnlicher Form wie Bücher zitiert Vorwort Seite 4 von 86

Übungen, Fragen, Tipps und Checklisten Einige Folien sind besonders herausgehoben, da sie vom Leser / Teilnehmer besondere Aktivitäten erwarten; folgende vier Sonderfolien gibt es: Übung Fragen Tipps Eine Übung beschreibt eine Aufgabe, die durch den Leser selbst oder besser in einer (Klein)Gruppe gelöst werden sollte. Es wird immer eine Dauer mitangegeben, d.h. eine Zeitvorgabe, wie lange die Bearbeitung benötigen sollte. Musterlösungen existieren im Allgemeinen hierfür nicht. Kontrollfragen, die zur Überprüfung des Lernziels / des Gelernten dienen und daher individuell beantwortbar sein sollten. Musterlösungen existieren, werden aber hier nicht veröffentlicht. Empfehlungen und Ratschläge zumeist unmittelbar aus der Praxis kommend. PM Netzplantechnik Checkliste Checklisten dienen zur Überprüfung, ob alles richtig gemacht wird (in konkreten Projekten). Es werden nur kurze Checklisten verwendet; Langfassungen werden hier nicht veröffentlicht. Vorwort Seite 5 von 86

Ziel dieser Ausarbeitung (für den Leser) Nach dem Durcharbeiten dieser Präsentation sollten Sie folgendes Verständnis erworben haben: Sie kennen den klassischen Planungsprozess in Projekten Die Erstellung von Vorgangslisten ist Ihnen geläufig Aus Vorgangslisten können Sie Netzpläne aufbauen Die Basisbegriffe der Netzplantechnik sind Ihnen bekannt Sie können Netzpläne manuell durchrechnen, indem Sie Foreward und BackwardBerechnungen durchführen Der kritische Pfad ist Ihnen bekannt Sie wissen, welche Möglichkeiten der Optimierung die Netzplantechnik bietet Zielgruppe: Projektmitarbeiter, Projektmanager und Projektplaner Voraussetzungen: Erste Erfahrungen in Projekten; Grundlagen des PMs sind bekannt Schwierigkeitsgrad: Gering bis mittel Vorwort Seite 6 von 86

Aufbau dieser Präsentation Diese Präsentation ist wie folgt gegliedert: Kapitel 1 liefert die theoretischen Grundlagen: Es werden die Definitionen zur Netzplantechnik vorgestellt sowie der Weg vom Projektstrukturplan zur Vorgangsliste (in Projekten), die den Ausgangspunkt für den Netzplan darstellt, beschrieben. Im Kapitel 2 werden die zentralen Begriffe, Werkzeuge und Methoden zur Netzplantechnik präsentiert, so dass hiermit Netzpläne durchgerechnet werden können. Das Kapitel 3 beschreibt die Möglichkeiten der Verwendung von Netzplänen im Detail. Zudem werden die drei Netzplanarten beschrieben, von denen im praktischen Einsatz jedoch nur noch eine Anwendung findet. In Kapitel 4 werden abschließend Beispiele und Übungen vorgestellt. Im Anhang sind die Literaturliste, eine Liste mit Weblinks zur Netzplantechnik sowie weitere Zusatzinformationen zu finden. Vorwort Seite 7 von 86

Gliederung Gliederung 1. Einleitung und Grundlagen 9 26 2. Vom Ablaufplan zum Netzplan 27 53 3. Die Netzplantechnik im Detail 54 68 4. Übungen und Fragen zur Netzplantechnik 69 76 A. Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt 77 86 Seite 986 Seite 8 von 86

Kapitel 1: Einleitung und Grundlagen Kapitel 1 Seite 926 Einfache Definitionen Umfassende Definition nach DIN 699:29 Der Planungsprozess (Grundsätzliches, Schematische Übersicht, Vom PSP zum Terminplan) Die Vorgangsliste (Bedeutung, Beschreibung, Zuordnung von Arbeitspaketen und Vorgängen, Beispiel 1 (einfach), Beispiel 2 (aus einem Projektstrukturplan)) Von der Vorgangsliste zum Ablaufplan Beispiel eines Ablaufplans Hier vorgenommene Festlegungen Übung 1: Erstellen einer Vorgangsliste Übung 2: Erstellen eines Ablaufplans aus einer Vorgangsliste Fragen zum Kapitel Einleitung und Grundlagen Seite 9 von 86

Einfache Definitionen In der Wikipedia steht /#WikiNetzplan/: Die Netzplantechnik verwendet Netzpläne, die temporale und finale Verkettung von Aktionen beschreiben. Sie findet ihre Anwendung insbesondere in der Terminplanung von Projekten. Hierüber wird deutlich, dass die Netzplantechnik sich mit der Ablauf und Terminplanung auseinandersetzt und Vorgänge oder Aktionen miteinander verknüpft. Mit der Netzplantechnik können Sie den hierarchischen, statischen Aufbau des Projektstrukturplanes in eine dynamische Struktur überführen. Während der Strukturplan den Aufbau eines Projekts abbildet, zeigt der Netzplan den Ablauf eines Projekts. /#GPMNetzplan/ Eine Darstellungsform (Tabelle oder Diagramm) ist hierüber nicht festgelegt. Einleitung und Grundlagen Seite 1 von 86

Umfassende Definition nach DIN 699:29 Gemäß DIN 699:29 /DIN9/ umfasst die Netzplantechnik (engl. network technique, network scheduling): auf Ablaufstrukturen basierende Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steuerung, Überwachung von Abläufen wobei Zeit, Kosten, Ressourcen und weitere Größen berücksichtigt werden können. Zum Netzplan (engl. network, network schedule) steht dort: graphische oder tabellarische Darstellung einer Ablaufstruktur, die aus Vorgängen bzw. Ereignissen und Anordnungsbeziehungen besteht. Daher erlaubt die DIN folgende verschiedene Darstellungsmöglichkeiten: Terminliste (der Begriff Vorgangsliste ist gebräuchlicher) Balkenplan (auch als Balkendiagramm, GanttDiagramm oder Chart bezeichnet) Netzplan (inkl. zeitmaßstäblicher Netzplan, auch als vernetzter Balkenplan bezeichnet) Da Terminlisten und Balkenpläne nicht nur unvernetzt, sondern auch vernetzt, also mit Abhängigkeiten, dargestellt werden können, werden alle diese Planarten unter dem Titel Netzplantechnik behandelt. Einleitung und Grundlagen Seite 11 von 86

Der Planungsprozess (1/3): Grundsätzliches Mit dem Projektstart (mit Unterzeichnung des Projektauftrags und während der Durchführung des KickOffMeetings) beginnt die Planung des Projekts. Hierzu wird zunächst der Projektstrukturplan erstellt, der die Arbeitspakete als kleinste Einheiten beinhaltet. Die Arbeitspakete werden dann über die Vorgangsliste in eine logische Reihenfolge (mit zeitlichen Abhängigkeiten) gebracht. Aus der Vorgangsliste ergibt sich der (vorläufige) Terminplan, der wiederum als Basis für den Kapazitätsplan dient. Die Kosten und der Kostenverlauf werden abschließend im Kostenplan ermittelt. Sollte sich im Verlauf des Planungsprozesses zeigen, dass die ermittelten Werte nicht zu den Projektzielen passen, so müssen (und können) einzelne Planungsstufen erneut durchlaufen werden. Einleitung und Grundlagen Seite 12 von 86

Der Planungsprozess (2/3): Schematische Übersicht 1 Projektstrukturplan (PSP) Was? Bei Bedarf: Iteration 2a Vorgangsliste Was? Wann? 2b Arbeitspakete Was? Fokus der Netzplantechnik! 3 Terminplan Wer? Wann? direkte Abfolge Bei Bedarf: Iteration 4 Kapazitätsplan Wer? Wieviel? Nebenschritte optionale Rücksprünge 5 Kostenplan Wieviel? Wann? Einleitung und Grundlagen Seite 13 von 86

Der Planungsprozess (3/3): Vom PSP zum Terminplan 1 Projektstrukturplan 2a Vorgangsliste 2b Arbeitspaket (beschreibungen) 3 Terminplan Fokus der Netzplantechnik! Einleitung und Grundlagen Seite 14 von 86

Die Vorgangsliste (1/5): Bedeutung In den ersten Planungsschritten entsteht der Projektstrukturplan, dessen kleinste Elemente die Arbeitspakete bilden. Diese wiederum können aus kleineren Arbeitsschritten bestehen, die Aktivitäten genannt werden. Listet man die Arbeitspakete tabellarisch, so erhält man die Vorgangsliste, in der auch logische Abhängigkeiten (über VorgängerNachfolgerBeziehungen) erfasst werden. Die Vorgangsliste ist die Basis aller weiteren Planungen und kann für sich bearbeitet werden, ohne dass der Projektstrukturplan oder die Arbeitspakete betrachtet werden müssen. In dieser Ausarbeitung wird daher die Vorgangsliste als Basis für alle weiteren Planungen verwendet. Sie muss nicht unbedingt aus einem Projekt stammen, sondern kann beliebige Vorgänge auflisten. Wichtig ist jedoch, dass logische Abhängigkeiten und idealerweise auch Vorgangsdauern vorhanden sind, so dass hieraus Ablaufpläne erstellt werden können, die dann mit den Methoden der Netzplantechnik bearbeitet werden können. Einleitung und Grundlagen Seite 15 von 86

Die Vorgangsliste (2/5): Beschreibung Die Vorgangsliste (engl. activity list): Die Vorgangsliste ist eine tabellarische Aufzählung von Vorgängen eines Projekts (auch Projektprozesse genannt). Typischerweise werden die Arbeitspakete aus dem Projektstrukturplan zu Vorgängen der Vorgangsliste, indem Dauer, Aufwand, Vorgänger (als PSP Code) und Nachfolger (auch als PSPCode) notiert werden. Hierdurch werden die logischen Abhängigkeiten aufgezeigt. AP x.y Vorgang x.y Wenn man der Vorgangsliste weitere Vorgangseigenschaften hinzufügt, kann sie auch für weitere Zwecke verwendet werden, so z.b. für das Controlling. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger Einleitung und Grundlagen Seite 16 von 86

Die Vorgangsliste (3/5): Zuordnung von Arbeitspaketen und Vorgängen Bei der Zuordnung von Arbeitspaketen zu Vorgängen gibt es drei Möglichkeiten: Ein Arbeitspaket entspricht einem Vorgang Ein Arbeitspaket entspricht mehreren Vorgängen (die Aktivitäten werden zu Vorgängen) Mehrere Arbeitspakete werden zu einem Vorgang zusammengefasst Üblicherweise wird von einer 1:1Anordnung ausgegangen. 1:1 AP x.y 1:n AP x.y AP x.y Vorgang x.y Vorgang x.y1 Vorgang x.y2 n:1 Vorgang x.(y+z) AP x.z Einleitung und Grundlagen Seite 17 von 86

Die Vorgangsliste (4/5): Beispiel 1 (einfach) Dieses Beispiel zeigt eine (mögliche) Vorgangsliste für den Neukauf und Einbau einer Küche sowie dem Ausbau der alten Küche. Ob hier ein Projektstrukturplan mit Arbeitspaketdefinitionen zugrunde liegt ist unerheblich. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger A Küchenplan erstellen 1 Tag 1 PT B, D B Auswahl treffen und bestellen 7 Tage 2 PT A C C Anlieferung koordinieren 21 Tage 2 PT B E D Alte Küche abbauen 1 Tag 2 PT A E E Neue Küche einbauen 1 Tag 2 PT C, D F F Neue Küche inbetriebnehmen 1 Tag 1 PT E Einleitung und Grundlagen Seite 18 von 86

Die Vorgangsliste (5/5): Beispiel 2 (aus einem Projektstrukturplan) PSPCode 1. Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger Planung Hier ist ein umfangreiches Beispiel (aus der PMBasis Präsentation) dargestellt. Man erkennt, dass die Vorgangsliste schnell sehr lang werden kann. 1.1 1.2 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 2.1 2.2 Entwurfsplanung erstellen Genehmigungsplanung durchführen 1.3 Ausführungsplanung 2. Rohbau planen Fenster planen Dach planen Sanitär planen Realisierung Ausführung begleiten Beschaffung durchführen 5 Tage 5 PT 1 Tage 2 PT 1 Tage 4 PT 1 Tage 1 PT 1 Tage 2 PT 1 Tage 2 PT 9 Tage 1 PT 6 Tage 1 PT 1.2; 1.1 1.3.1; 1.3.2 1.2 1.3.2; 1.3.3 1.2 1.3.1 2.1 1.3.1 2.1; 2.2 1.3.3, 1.3.4 2.3; 2.4 1.3.4 2.4 2.3 Fortschritt überwachen 9 Tage 5 PT 2.1 2.4 Abrechnung überprüfen 3 Tage 5 PT 2.1, 2.2 Einleitung und Grundlagen Seite 19 von 86

Von der Vorgangsliste zum Ablaufplan (1/2) Aus der Vorgangsliste entsteht durch grafische Anordnung der Vorgänge gemäß der VorgängerNachfolgerBeziehung ein einfacher Netzplan, der sogenannte Ablaufplan. Typischerweise werden dabei die Vorgänge durch Rechtecke beschrieben, in denen die eindeutige Nummer (hier: PSPCode) notiert ist. Für die Darstellung der logischen Abfolge werden gerichtete Pfeile verwendet, die jeweils zwei Vorgänge verbinden und die Bedeutung folgt nach haben hier beispielsweise nach A folgt B oder B wird nach A ausgeführt. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger A Mache etwas * * B A B serielle Abfolge Einleitung und Grundlagen Seite 2 von 86

Von der Vorgangsliste zum Ablaufplan (2/2) Wenn ein Vorgang zwei (oder mehr) Nachfolger besitzt, so z.b. nach A folgen B und D ( B und D werden nach A ausgeführt ), so werden im Ablaufplan zwei gerichtete Pfeile von dem Vorgang zu den Nachfolgevorgängen gezogen. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger A Mache etwas * * B, D A B D In dieser einfachen Form spielen Dauer oder Aufwand (zunächst) keine Rolle. parallele Abfolge Einleitung und Grundlagen Seite 21 von 86

Beispiel eines Ablaufplans (Neue Küche) Die Vorgangsliste aus unserem Beispiel 1 ist recht einfach in einen Ablaufplan zu überführen. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger A Küchenplan erstellen 1 Tag 1 PT B, D B Auswahl treffen und bestellen 7 Tage 2 PT A C C Anlieferung koordinieren 21 Tage 2 PT B E D Alte Küche abbauen 1 Tag 2 PT A E Ein Ablaufplan hat immer genau einen Start Vorgang (hier A) und genau einen Ende Vorgang (hier F). E F A Neue Küche einbauen 1 Tag 2 PT Neue Küche inbetriebnehmen 1 Tag 1 PT B C D E C, D F E F Einleitung und Grundlagen Seite 22 von 86

Hier vorgenommene Festlegungen Wir unterscheiden hier zwischen der Vorgangsliste (Tabelle) und dem Netzplan (= Ablaufplan, grafische Umsetzung der Vorgangsliste). Diese Unterscheidung ist in der Literatur und in den Definitionen nicht immer strikt. Aus der Vorgangsliste kann immer ein Netzplan erstellt werden, aus einem vollständigen Netzplan immer eine Vorgangsliste: Dies ist die Grundlage aller ProjektmanagementSoftwareProgramme. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger A B Küchenplan erstellen Auswahl treffen und bestellen 1 Tag 1 PT B, D 7 Tage 2 PT A C B C C Anlieferung koordinieren 21 Tage 2 PT B E A E F D E Alte Küche abbauen 1 Tag 2 PT Neue Küche einbauen 1 Tag 2 PT A E C, D F D F Neue Küche inbetriebnehmen 1 Tag 1 PT E Einleitung und Grundlagen Seite 23 von 86

Übung 1: Erstellen einer Vorgangsliste Dauer: 2 Min. Erstellen Sie eine Vorgangsliste (ohne Projekt oder Projektstrukturplan) für eine der folgenden Aufgaben: Kochen einer Kanne Kaffee Ein Biergartenbesuch mit mehreren Personen Aufstellen eines Weihnachtsbaums Bitte verwenden Sie nicht mehr als 8 Vorgänge und erfassen Sie alle Vorgangsinformationen. Benutzen Sie zur Beschreibung der Vorgänge Verben. PSPCode Vorgangsname Dauer Aufwand Vorgänger Nachfolger Keine Musterlösung! Einleitung und Grundlagen Seite 24 von 86

Übung 2: Erstellen eines Ablaufplans aus einer Vorgangsliste Erstellen Sie einen Ablaufplan aus der Vorgangsliste aus der Übung 1. Dauer: 5 Min. Hinweis: Verwenden Sie die VorgangsCodes anstatt der Vorgangsnamen, damit die Darstellung übersichtlich bleibt. Keine Musterlösung! Einleitung und Grundlagen Seite 25 von 86

Fragen zum Kapitel 1. Skizzieren Sie den Planungsprozess in Projekten 2. Was ist der Unterschied zwischen (Projekt)Aktivitäten und (Projekt)Vorgängen? 3. Was ist der Unterschied zwischen Dauer und Aufwand? 4. Welche Informationen müssen in der Vorgangsliste mindestens enthalten sein, um einen Ablaufplan/Netzplan erstellen zu können? Einleitung und Grundlagen Seite 26 von 86

Kapitel 2: Vom Ablaufplan zum Netzplan Kapitel 2 Seite 2753 Die einfache Netzplandarstellung Beispiel eines einfachen Netzplans (Küche) Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (Grundlagen, Generelle Einteilung, Beispiele, Mögliche Darstellungsformen, Weitere Darstellungsformen) Typische Fragestellungen bei der Ablauf und Terminplanung Erfassung und Darstellung von einzelnen Vorgängen in Vorgangsknoten Die sechs Größen zur Beschreibung von Vorgangsknoten Die Berechnung von Netzplänen (Grundlagen, Vorwärtsrechnung, Rückwärtsrechnung, Darstellung der Vorwärts und Rückwärtsrechnung, Pufferzeitenermittlung) Die sechs Größen zur zeitlichen Beschreibung von Vorgangsknoten Übung 3: Durchrechnen eines Vorgangsknotens (Aufgabe, Lösung) Typische Aufgabenstellung in den Übungen zur Netzplantechnik Übung 4: Durchrechnen eines Netzplans (Aufgabe, Lösung) Der kritische Pfad (Definition, Darstellung, Anmerkungen) Zusätzliche Start und EndeVorgänge Fragen zum Kapitel Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 27 von 86

Die einfache Netzplandarstellung Will man nicht nur die reine logische Abfolge von Vorgängen beschreiben (wie in A. dargestellt), so schreibt man die Dauer (in beliebiger Einheit, üblicherweise Tage) des Vorgangs in Klammern einfach zum Vorgang hinzu und erhält einen Netzplan (siehe B.). Visualisiert man die Dauer über die Breite des Vorgangrechtecks und stellt den Zeitabstand zwischen den Vorgängen ebenfalls dar, so erhält man einen Balkenplan (siehe C.). A. Ablaufplan (ohne Dauer) A B B. Netzplan (mit Dauer) A (8) B (1) C. Balkenplan A B 5 1 15 2 Dauer Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 28 von 86

Beispiel eines einfachen Netzplans (Küche) Die Vorgänge unseres Küchenbeispiels ergeben angeordnet und mit Angabe der Dauer für die Umsetzung folgende Darstellung (Netzplan): B (7) C (21) A (1) E (1) F (1) D (1) Gegenüber der reinen Ablaufdarstellung lässt sich sehr schnell erkennen, an welcher Stelle besonders viel Zeit bei der Umsetzung benötigt wird. Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 29 von 86

Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (1/5): Grundlagen Der aus der Vorgangsliste gewonnene Ablaufplan (mit der logischzeitlichen Abfolge der Vorgänge) kennt neben der seriellen und der parallelen Anordnungsbeziehung vier weitere, die über VorgängerNachfolger definiert werden und sowohl nach DIN wie auch nach PMI standardisiert sind: 1. Normalfolge (NF): Ein Vorgang kann erst beginnen, wenn der Vorgänger abgeschlossen ist 2. Anfangsfolge (AF): Ein Vorgang kann erst beginnen, wenn der Vorgänger begonnen hat 3. Endfolge (EF): Ein Vorgang kann erst beendet werden, wenn der Vorgänger beendet wurde 4. Sprungfolge (SF): Ein Vorgang kann erst beendet werden, wenn der Vorgänger begonnen wurde Die vier Anordnungsbeziehungen sind auf den nachfolgenden Folien dargestellt und mit Beispielen erläutert. Üblicherweise wird fast durchgängig die Normalfolge verwendet! Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 3 von 86

Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (2/5): Generelle Einteilung EA = EndeAnfang DIN: NF Normalfolge PMI: FS FinishtoStart AA = AnfangAnfang DIN: AF Anfangsfolge PMI: SS StarttoStart am häufigsten! Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 2 kann erst beginnen, wenn Vorgang 1 abgeschlossen ist. Vorgang 1 muss abgeschlossen sein, bevor Vorgang 2 beginnen kann. Vorgang 2 kann erst beginnen, wenn Vorgang 1 begonnen hat. Vorgang 1 muss begonnen haben, bevor Vorgang 2 beginnen kann. EE = EndeEnde DIN: EF Endfolge PMI: FF FinishtoFinish AE = AnfangEnde DIN: SF Sprungfolge PMI: SF StarttoFinish eher selten! Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 2 kann erst abgeschlossen werden, wenn Vorgang 1 abgeschlossen ist. Vorgang 1 muss abgeschlossen sein, bevor Vorgang 2 enden kann. Vorgang 2 kann erst abgeschlossen werden, wenn Vorgang 1 beginnt. Vorgang 1 muss begonnen haben, bevor Vorgang 2 abgeschlossen werden kann. Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 31 von 86

Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (3/5): Beispiele EA = EndeAnfang DIN: NF Normalfolge PMI: FS FinishtoStart AA = AnfangAnfang DIN: AF Anfangsfolge PMI: SS StarttoStart Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 Der Rohbau muss fertig sein, bevor das Dach aufgebaut werden kann. Die Software muss getestet sein, bevor sie eingesetzt wird. Der Bau kann begonnen werden, wenn die Materialien geliefert wurden. Mit Beginn des Codierens kann mit dem Testen begonnen werden. EE = EndeEnde DIN: EF Endfolge PMI: FF FinishtoFinish AE = AnfangEnde DIN: SF Sprungfolge PMI: SF StarttoFinish Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 Die Dokumentation kann erst abgeschlossen werden, wenn das Produkt fertig getestet wurde. Die Heizungsanlage kann erst in Betrieb genommen werden, wenn die Elektrik fertig ist. Die eigene Stromversorgung darf erst in Betrieb genommen werden, wenn die externe Stromversorgung aufgenommen wurde. Die alte Anlage darf erst außer Betrieb gehen, wenn die neu gebaute Ersatzanlage angelaufen ist. Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 32 von 86

Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (4/5): Mögliche Darstellungsformen EA = EndeAnfang NF = Normalfolge FS = FinishtoStart Vorgang 1 Vorgang 2 AA = AnfangAnfang AF = Anfangsfolge SS = StarttoStart Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 AA Vorgang 1 Vorgang 2 EE = EndeEnde EF = Endfolge FF = FinishtoFinish Vorgang 1 Vorgang 2 Vorgang 1 Vorgang 2 AE = AnfangEnde SF = Sprungfolge Vorgang 1 Vorgang 2 SF = StarttoFinish Vorgang 1 Vorgang 2 EE Vorgang 1 Vorgang 2 AE Vorgang 1 Vorgang 2 Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 33 von 86

Die Anordnungsbeziehungen von Vorgängen (5/5): Weitere Darstellungsformen Minimale Zeitabstände Darstellung im Netzplan tl > Darstellung im Balkenplan tl = tl < FS (NF, Normalfolge) A tl B A B A B A B tl = time lag = Zeitverzögerung = Zeitabstand Ohne weitere Angaben ist tl = SS (AF, Anfangsfolge) FF (EF, Endfolge) SF (SF, Sprungfolge) A A A tl tl tl B B B A A A B B B A A B A B B B B B A A A Vom Ablaufplan zum Netzplan /Schwarze1a/ Seite 34 von 86

Typische Fragestellungen bei der Ablauf und Terminplanung Folgende, für den Projektablauf relevante Fragen sollen bei der Termin und Ablaufplanung unter Einsatz der Netzplantechnik beantwortet werden: Wann kann frühestens ein Vorgang begonnen werden? Wann muss ein Vorgang spätestens beginnen (um das Projekt nicht zu verzögern)? Wann kann ein Vorgang frühestens beendet werden / fertig sein? Wann muss ein Vorgang spätestens beendet werden / fertig sein? Welche Vorgänge müssen besonders beachtet werden, damit sich eine Verzögerung nicht automatisch auf den Endtermin des Projekts auswirkt? Wie groß ist der zeitliche Spielraum (Puffer) in einem Projekt? Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 35 von 86

Erfassung und Darstellung von einzelnen Vorgängen in Vorgangsknoten (1/2) Um weitere Fragen der Durchführung von Vorgangsabfolgen beantworten zu können, werden die relevanten Informationen in eine Schablone eingetragen, die im Folgenden auch als Vorgangsknoten bezeichnet wird: FAZ Code FEZ Vorgangsname SAZ Dauer SEZ Hierbei bedeuten im Einzelnen: Vorgangsname = (Selbsterklärender) Name des Vorgangs (aus der Vorgangsliste) Code = eindeutige Nummer für den Vorgang (aus der Vorgangsliste) Dauer = Dauer in Zeiteinheiten (aus der vollständigen Vorgangsliste) FAZ = frühester Anfangszeitpunkt (Erläuterung später) SAZ = spätester Anfangszeitpunkt (Erläuterung später) FEZ = frühester Endzeitpunkt (Erläuterung später) SEZ = spätester Endzeitpunkt (Erläuterung später) Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 36 von 86

Erfassung und Darstellung von einzelnen Vorgängen in Vorgangsknoten (2/2) Im ersten Schritt werden nur die Informationen in die Vorgangsschablone eingetragen, die aus der Vorgangsliste bekannt sind: Dies sind der Vorgangsname, der Code (oder in Projekten: Der PSPCode) und die für die Durchführung benötigte Dauer. Vorgangscode und Vorgangsname werden dann verschmolzen und die Dauer des Vorgangs in runden Klammern hinzugefügt. An die Stelle von Code und Dauer rutschen Gesamtpuffer (GP) und Freier Puffer (FP), deren Bedeutung später erläutert wird. FAZ Code FEZ Vorgangsname SAZ Dauer SEZ FAZ Vorgangsname (Dauer) SAZ GP FP FEZ SEZ A Küche planen 1 Tag Küche planen (1) Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 37 von 86

Die Berechnung von Netzplänen (1/5): Grundlagen Die Berechnung von ganzen Netzplänen erfolgt durch das Berechnen aller Einzelknoten mit einem fest vorgegebenen Algorithmus. Dieser ist dreigeteilt es wird wie folgt vorgegangen: 1. Es wird zunächst mit der Vorwärtsrechnung die früheste Lage eines Netzplans bestimmt, d.h. es wird berechnet, wie lange eine Netzplanabfolge dauern wird 2. Bei der Rückwärtsrechnung wird bestimmt, was die spätesterlaubte Lage von Vorgängen ist 3. Anschließend werden die Pufferzeiten (Gesamtpuffer, Freier Puffer) berechnet Damit ist dann ein Netzplan komplett durchgerechnet und steht für weitere Betrachtungen und Optimierungen zur Verfügung. Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 38 von 86

Die Berechnung von Netzplänen (2/5): Vorwärtsrechnung Bei der Vorwärtsrechnung wird wie folgt vorgegangen: 1. Erster Vorgang FAZ Start = 2. Ende Vorgang i FEZ i = FAZ i + D i Der früheste Endzeitpunkt jedes Vorgangs (FEZ i ) ergibt sich aus dem frühesten Anfangszeitpunkt jedes Vorgangs FAZ i plus der Dauer dieses Vorgangs D i 3. Anfang Nachfolger j FAZ j = Max (FEZ i aller Vorgänger von j) Der früheste Anfangszeitpunkt jedes Vorgangs FAZ j errechnet sich aus dem Maximum der frühesten Endzeitpunkte aller Vorgänger Alle Vorgänge werden durchgerechnet. Damit sind die FAZ und FEZ aller Vorgänge bekannt. i j nach /Patzak8/ Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 39 von 86

Die Berechnung von Netzplänen (3/5): Rückwärtsrechnung Zur Rückwärtsrechnung werden folgende Berechnungsvorschriften angewandt: 4. Letzter Vorgang FEZ Ende = SEZ Ende (Annahme hier) 5. Anfang Vorgang j SAZ i = SEZ j D j Der späteste Anfangspunkt jedes Vorgangs SAZ j ergibt sich aus dem spätesten Endzeitpunkt jedes Vorgangs SEZ j minus der Dauer dieses Vorgangs D j 6. Ende Vorgänger i SEZ i = Min (SAZ j aller Vorgänger von j) Der späteste Endzeitpunkt jedes Vorgangs SEZ i errechnet sich aus dem Minimum der spätesten Anfangszeitpunkte SAZ j aller Nachfolger von i i j nach /Patzak8/ Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 4 von 86

Die Berechnung von Netzplänen (4/5): Darstellung der Vorwärts und Rückwärtsrechnung 1. Vorwärtsrechnung: FEZ und FAZ werden berechnet. 2. Rückwärtsrechnung: SEZ und SAZ werden berechnet. 2 3 FAZ GP FEZ Maximum FAZ GP FEZ FAZ GP FEZ FAZ GP FEZ Vorgang i (D i ) Vorgang j (D j ) Vorgang i (D i ) Vorgang j (D j ) SAZ FP SEZ SAZ FP SEZ SAZ FP SEZ SAZ FP SEZ FAZ GP FEZ 5 Minimum FAZ GP FEZ Vorgang k (D k ) SAZ FP SEZ 6 Vorgang l (D l ) SAZ FP SEZ nach /Patzak8/ Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 41 von 86

Die Berechnung von Netzplänen (5/5): Pufferzeitenermittlung Die Berechnung der Pufferzeiten erfolgt nachdem die Vorwärts und die Rückwärtsrechnung bereits durchgeführt wurden. Die Berechnung des Gesamtpuffers ist relativ einfach (siehe 1), die des Freien Puffers etwas aufwendiger (siehe 2). 1 FAZ GP 2 FEZ SAZ Vorgang i (Dauer) FP SEZ GP = SEZ FEZ = SAZ FAZ FAZ SAZ GP Vorgang i (Dauer) FP FEZ SEZ FP (i) = Min [FAZ(N(i))] FEZ(i) i = Knoten / Vorgang i N = Nachfolgerknoten (Vorgang) FAZ Nachfolger Vorgang i (Dauer) SAZ FAZ SAZ GP FP GP FP FEZ SEZ FEZ Nachfolger Vorgang i (Dauer) SEZ Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 42 von 86

Die sechs Größen zur zeitlichen Beschreibung von Vorgangsknoten Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 43 von 86

Übung 3: Durchrechnen eines Vorgangs(knotens) (1/2) Aufgabe Der hier dargestellte Vorgangsknoten soll durchgerechnet werden; bestimmen Sie die sechs Werte für FAZ, FEZ, SAZ, SEZ, GP und FP. Dauer: FAZ GP FEZ 1 Min. B (6) B (6) SAZ FP SEZ Lösung auf der nächsten Folie! Vorgaben: Vorgang B hat eine Dauer von 6 Zeiteinheiten, beginnt frühestens am Zeitpunkt 2 und muss spätestens zum Zeitpunkt 12 beendet sein Vorgang B hat drei Nachfolger; diese haben folgende FAZen: 1, 14 und 16 Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 44 von 86

Übung 3: Durchrechnen eines Vorgangsknotens (2/2) Lösung Die Lösung stellt sich im Detail wie folgt dar (Schritte 1 bis 6): 2 2 8 1 2 3 B (6) B (6) 2 B (6) 8 12 rote Pfeile = Vorgaben von außen 4 Vorgaben: Vorgang B hat eine Dauer von 6 Zeiteinheiten und beginnt frühestens am Zeitpunkt 2 (= FAZ) 2 B (6) 8 5 Eintragen: Frühester Endzeitpunkt FEZ = FAZ + Dauer, = 2 + 6 = 8 2 4 B (6) 8 6 Vorgabe: Spätester Endzeitpunkt SEZ= 12 2 4 B (6) 8 1, 14, 16 6 12 6 12 6 2 12 Eintragen: Spätester Anfangszeitpunkt SAZ= SEZ Dauer, = 12 6 = 6 Berechnung: Gesamtpuffer GP = SEZ FEZ = SAZ FAZ = 12 8 = 4 Berechnung: Freier Puffer FP = Min (FAZ (i+1)) FEZ = Min {1, 14, 16} 8 = 1 8 = 2 Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 45 von 86

Typische Aufgabenstellung in den Übungen zur Netzplantechnik Typischerweise werden in den Übungen zur Netzplantechnik Netzpläne vorgegeben, die dann durchgerechnet werden sollen. Die Fragestellungen lauten dann in etwa so: 1. Berechnen Sie die frühesten und spätesten Anfangs und Endzeitpunkte in allen Vorgangsknoten 2. Berechnen Sie die Pufferzeiten 3. Was ist der kritische Pfad? Grafisch finden sich dann einfache Darstellungen, in denen nur Rechtecke verwendet werden, in denen Großbuchstaben und Dauern in Klammern angegeben sind. A (2) B (6) C (4) Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 46 von 86

Übung 4: Durchrechnen eines Netzplans (1/2) Aufgabe Der Netzplan unseres Küchenbeispiels soll durchgerechnet werden; bestimmen Sie die Werte für FAZ, FEZ, SAZ, SEZ, GP und FP in allen Knoten. Dauer: 2 Min. Auswahl treffen und bestellen (7) Anlieferung koordinieren (21) Küchenplan erstellen (1) Neue Küche einbauen (1) Neue Küche inbetriebnehmen (1) Lösung auf der nächsten Folie! Alte Küche abbauen (1) Die maximale Gesamtdauer beträgt 31 Tage. Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 47 von 86

Übung 4: Durchrechnen eines Netzplans (2/2) Lösung Lösung / Ergebnis: 1 8 8 29 Auswahl treffen und bestellen (7) Anlieferung koordinieren (21) 1 8 8 29 1 29 3 3 31 Küchenplan erstellen (1) Neue Küche einbauen (1) Neue Küche inbetriebnehmen (1) 1 29 3 3 31 1 27 2 Alte Küche abbauen (1) 28 27 29 Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 48 von 86

Der kritische Pfad (1/3): Definition Der kritische Pfad (weniger gebräuchlich: kritischer Weg) ist eine Folge von Vorgängen eines Netzplans, bei denen der Gesamtpuffer minimal (im Allgemeinen = ) ist, d.h. die Vorgänge direkt aufeinander folgen. Die Änderung der Dauer eines dieser kritischen Vorgänge beeinflusst die Gesamtdauer des Projekts direkt. Nach DIN 699 ist der kritische Pfad (engl. critical path): Weg in einem Netzplan, der für die Gesamtdauer des Projekts (bzw. des Netzplans) maßgebend ist. (Anmerkung: Die Pufferzeiten der Ereignisse bzw. Vorgänge auf dem kritischen Weg sind die kleinsten im ganzen Netzplan im Normalfall sind sie gleich Null). Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 49 von 86

Der kritische Pfad (2/3): Darstellung Der kritische Pfad wird üblicherweise durch rote Linien zwischen den kritischen Vorgängen gekennzeichnet. B (7) C (21) A (1) E (1) F (1) D (1) Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 5 von 86

Der kritische Pfad (3/3): Anmerkungen 1. Es ist die längste Vorgangsfolge im Netzplan, 2. der die kürzest mögliche Projektdauer bestimmt. 3. Kritische Vorgänge ist die Bezeichnung für Vorgänge auf dem kritischen Pfad. 4. Es müssen auch alle anderen Vorgänge, die nicht auf dem kritischen Pfad liegen, beobachtet werden, da spezielle Termine oder kritische Ressourcen nicht über den kritischen Pfad beschrieben werden. 5. Es gibt in einem Netzplan mindestens einen kritischen Pfad. 6. Es können auch mehrere kritische Pfade in einem Netzplan existieren. 7. Kritische Pfade sind nicht statisch und können im Netzplan wechseln. 8. Auf dem kritischen Pfad gibt es keinen Puffer. nach /Wuttke12/ Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 51 von 86

Zusätzliche Start und EndeVorgänge Bei Netzplänen kann es vorkommen, dass es mehr als einen StartVorgang oder mehr als einen EndeVorgang gibt. In diesem Fall greift die Berechnungsvorschrift nicht mehr. Daher können zwei künstliche Vorgänge hinzugefügt werden, um so ein Durchrechnen zu ermöglichen: Der StartVorgang und der EndeVorgang. Beim StartVorgang fallen die FAZ und SAZ heraus, der FEZ wird auf Null gesetzt (und SEZ ergibt sich aus der Rückwärtsrechnung). Beim Ende Vorgang gibt es keine FEZ und SEZ, die FAZ entspricht der Gesamtdauer. A (..)... F (..) Start? n? Ende G (..)... L (..) Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 52 von 86

Fragen zum Kapitel 1. Nennen Sie die vier möglichen Anordnungsfolgen von Vorgängen! 2. Was ist ein Ablaufplan, was ein Balkenplan? 3. Was ist der Freie Puffer eines Vorgangs? Was ist der Gesamtpuffer? 4. Skizzieren Sie den Ablauf einer Netzplanberechnung! 5. Was ist der kritische Pfad? Kann man ihn immer ermitteln? Vom Ablaufplan zum Netzplan Seite 53 von 86

Kapitel 3: Die Netzplantechnik im Detail Kapitel 3 Verkürzung der Durchlaufzeiten in Netzplänen Vor und Nachlaufzeiten von Vorgängen (Beschreibung, Grafische Darstellung) Kalendrierung und Terminierung von Vorgängen (Vorgehen, Projektkalender) Zur Berechnung der Zeitpunkte Netzplanarten (Übersicht; Darstellungen, Vergleich 1; Vergleich 2; VKN, VPN und EKN im Beispiel) Die CriticalChainMethode Der Durchführungsstand nach DIN 699:291 Fragen zum Kapitel Seite 5468 Die Netzplantechnik im Detail Seite 54 von 86

Verkürzung der Durchlaufzeiten in Netzplänen Nach Durchrechnung der Netzpläne kann es sein, dass die berechnete Gesamtdauer größer ist, als die (für das Projekt) zur Verfügung stehende Zeit. Dann ergibt sich die Aufgabe, die Gesamtdurchlaufzeit eines Netzplans zur verkürzen. Folgende Maßnahmen dienen der Verkürzung von Durchlaufzeiten: Überlappung (engl. fast tracking), d.h. Parallelisieren von Vorgängen, die eigentlich sequentiell/seriell ablaufen Verdichtung oder Stauchung (engl. crashing), worunter die Reduzierung der Dauer einzelner Vorgänge verstanden wird Beide Methoden setzen am kritischen Pfad an, da sich Änderungen hier sofort auf die Gesamtdurchlaufzeit auswirken. Die Netzplantechnik im Detail Seite 55 von 86

Vor und Nachlaufzeiten von Vorgängen (1/2): Beschreibung Die Vorlaufzeit (engl. lead) eines Vorgangs bezeichnet die Zeit, die ein Vorgang früher starten oder enden kann als der Vorgänger startet oder endet. Die Nachlaufzeit oder Verzögerung (engl. leg) beschreibt die Zeit, die ein Vorgang später starten oder enden muss als der Vorgänger startet oder endet. Beispiele: Vorlaufzeit: Der Bezug des Hauses kann schon zwei Tage vor Beendigung der Gartenarbeiten erfolgen. Nachlaufzeit: Ein Konzept wird mit der Post verschickt dann muss eine Zustellzeit von z.b. einem Tag eingeplant werden, bevor der nächste Vorgang (Konzept prüfen) starten kann /Wuttke12/. Die Netzplantechnik im Detail Seite 56 von 86

Vor und Nachlaufzeiten von Vorgängen (2/2): Grafische Darstellung Eine Nachlaufzeit wird in den Netzplänen durch das Hinzufügen der Dauer an den Vorgangspfeilen gekennzeichnet. Beim zeitmaßstäblichen Balkenplan wird der Vorgangspfeil auf eine entsprechende Länge ausgedehnt. Anmerkung: Die Netzplanrechnung funktioniert auch unter Einbeziehung von Vor und Nachlaufzeiten. Netzplan Balkenplan TL = 3 A (8) B (1) A B 5 1 15 2 Dauer Die Netzplantechnik im Detail Seite 57 von 86

Kalendrierung und Terminierung von Vorgängen (1/2): Vorgehen Um die Frage zu beantworten, an welchem Tag ein Vorgang innerhalb einer Vorgangsfolge begonnen oder beendet werden kann, werden die relativen Zeiten in den Vorgängen in absolute Termine (= Datumsangaben) umgerechnet dies wird als Kalendrierung (engl. calendar planning) bezeichnet. Beispiel: 1 8 Datumsvorgabe: Tag 1 = 5.7 5.7 12.7 Auswahl treffen und bestellen (7) Auswahl treffen und bestellen (7) 1 8 5.7 12.7 Problemkreis: An welchen Tagen wird überhaupt für das Projekt gearbeitet? Die Netzplantechnik im Detail Seite 58 von 86

Kalendrierung und Terminierung von Vorgängen (2/2): Projektkalender Der Projektkalender zeigt auf, an welchen Tagen für das Projekt gearbeitet wird. Es werden arbeitsfreie Zeiten (Wochenenden und Feiertage) berücksichtigt, so dass sich genaueres Bild ergibt, wann welche Teile des Projekts bearbeitet oder beendet werden. Alle gängigen SoftwareProgramme zum Projektmanagement können einen Projektkalender erstellen. Die Netzplantechnik im Detail Seite 59 von 86

Zur Berechnung der Zeitpunkte Bei der Berechnung der Zeitpunkte können zwei Ansätze verwendet werden: 1. Mathematisch (Standard mit Null) Hier wird der Beginn auf Null gesetzt. Dauert ein Vorgang eine Zeiteinheit, so ist er am Ende des ersten Tages beendet. 2. Datumsbezogen (SoftwareProgramme mit Eins) Dabei wird er Beginn auf Eins gesetzt. Dadurch ergibt sich bei einer Vorgangsdauer von einem Tag, dass das Ende am nächsten Tag erfolgt. Standard Software Programme 1 Start (8) Start (8) 8 9 Ende des achten Tags Beginn des neunten Tag Die Netzplantechnik im Detail Seite 6 von 86

Netzplanarten (1/5): Übersicht Neben dem hier vorgestellten Vorgangsknotennetz, bei dem die Vorgänge durch Rechtecke und die Beziehungen zwischen ihnen durch Pfeile dargestellt werden, gibt es weitere Netzplanarten. Hier sind insbesondere das Vorgangspfeilnetz und das Ereignisknotennetz zu nennen, die inzwischen aber kaum noch eingesetzt werden, da das Vorgangsknotennetz in fast allen ProjektmanagementSoftwareSystemen zum Einsatz kommen. Das Vorgangspfeilnetz und das Ereignisknotennetz tauchen jedoch ab und an in der Literatur und werden daher hier kurz vorgestellt. Die Netzplantechnik im Detail Seite 61 von 86

Netzplanarten (2/5): Darstellungen Vorgangsknotennetz (VKN): Die Vorgänge werden beschrieben und durch Knoten (Rechtecke) dargestellt. FAZ Code FEZ Vorgangsname SAZ Dauer SEZ Vorgangspfeilnetz (VPN): Die Vorgänge werden beschrieben und durch Pfeile dargestellt. Code Start Vorgangsname Dauer Code Ende Ereignisknotennetz (EKN): Die Ereignisse werden beschrieben und durch Knoten dargestellt. Code Ereignis Zeitpunkt Dauer Code Ereignis Zeitpunkt Die Netzplantechnik im Detail Seite 62 von 86

Netzplanarten (3/5): Vergleich 1 Bezeichnung Vorgangsknotennetzplan (Activity on Node) Vorgangspfeilnetzplan (Activity on Arrow) Ereignisknotennetzplan Methode PDM (Precedence Diagramming Method) ADM (Arrow Diagramming Method) Kürzel VKN (AON) VPN (AOA) EKN Beschreibung Die Vorgänge werden beschrieben und durch Knoten (Rechtecke) dargestellt. Die Vorgänge werden beschrieben und durch Pfeile dargestellt. Die Ereignisse werden beschrieben und durch Knoten dargestellt. Der Knoten symbolisiert einen Vorgang eine Abhängigkeit ein Ereignis Ein Pfeil symbolisiert eine Abhängigkeit einen Vorgang eine Abhängigkeit Verwendung in allen gängigen Büchern und SoftwareProgrammen; dies ist Standard! selten selten Die Netzplantechnik im Detail Seite 63 von 86

Netzplanarten (4/5): Vergleich 2 Es wird generell zwischen den folgenden drei Netzplanarten unterschieden: Vorgangsknotennetzplan (Activity on Node) Vorgangspfeilnetzplan (Activity on Arrow) Ereignisknotennetzplan Kürzel VKN (AON) VPN (AOA) EKN Beschreibung Vorgänge: Knoten Abhängigkeiten: Pfeile Ereignisse: entfallen Vorgänge: Pfeile Abhängigkeiten: entfallen Ereignisse: Knoten Vorgänge: entfallen Abhängigkeiten: Pfeile Ereignisse: Knoten Darstellung Vorgang PM Netzplantechnik Abhängigkeit Vorgang Vorgang Abhängigkeit Ereignis Ereignis Ereignis Ereignis Verwendung in allen gängigen Büchern und SoftwareProgrammen; dies ist Standard! selten selten Beispiel Loch graben Baum pflanzen Platz gefunden Loch graben Loch erstellt Quelle: selbst Ereignis Abhängigkeit Ereignis Die Netzplantechnik im Detail Seite 64 von 86

Netzplanarten (5/5): VKN, VPN und EKN im Beispiel VKN Bau der Pumpstation Start Trasse vorbereiten Graben ausheben Rohre verlegen Graben zuschütten Druckprüfung Hier sind die drei Netzplanarten anhand von Beispielen dargestellt (aus /Schwarze1a/). VPN EKN Trasse vorbereiten Graben ausheben Bau der Pumpstation Rohre verlegen Pumpstation fertig Graben zuschütten Armaturen montieren Armaturen montieren Druckprüfung Anfang Trasse vorbereitet Graben ausgehoben Rohre verlegt Graben zugeschüttet Ende Druckprüfung Armaturen montiert Die Netzplantechnik im Detail Seite 65 von 86

Die CriticalChainMethode Die CriticalChainMethode (weniger üblich: Methode der kritischen Kette ) ist ein Ansatz zur Optimierung von Netzplänen, in dem einzelne Vorgänge keine Pufferzeiten mehr enthalten. Stattdessen werden die Pufferzeiten kumuliert und an das Ende des Projekts als Ganzes angehängt. Um die CriticalChainMethode anwenden zu können, muss von vorneherein pufferfrei geplant werden. Der Erfolg hängt also davon ab, inwieweit die Schätzungen von den Mitarbeitern pufferfrei erfolgen, also insbesondere Sicherheitszuschläge nicht eingerechnet werden. Die Netzplantechnik im Detail Seite 66 von 86

Durchführungsstand nach DIN 699:291 Der Netzplan kann auch zur Nachverfolgung des IstStands (Durchführungsstands) herangezogen werden. Hierzu werden die Vorgangsknoten mit Strichen versehen, die folgende Bedeutung haben: DIN 699 ff. 29 Angefangen Beendet Entfällt (sofern Verbleiben im Plan zu Dokumentationszwecken erwünscht) Die Netzplantechnik im Detail Seite 67 von 86

Fragen zum Kapitel 1. Welche Methoden zur Optimierung eines Netzplans kennen Sie? 2. Wie werden aus mathematischen Datumsangaben kalendarische Angaben? 3. Nennen Sie die drei Netzplanarten! 4. Warum hat sich der Vorgangsknotennetzplan durchgesetzt? Die Netzplantechnik im Detail Seite 68 von 86

Kapitel 4: Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Kapitel 4 Tipps zur Einübung der Netzplantechnik Übung 5: Einfacher Netzplan mit 4 Vorgängen (Aufgabe, Lösung) Übung 6: Netzplan mit 7 Vorgängen (Aufgabe, Lösung (Grafik), Lösung (Tabelle)) Fragen (zur Netzplantechnik insgesamt) Seite 6976 Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 69 von 86

Tipps zur Einübung der Netzplantechnik Drucken Sie die 5 Seiten mit den Berechnungsvorschriften aus und gehen Sie 1:1 danach vor Papier und Bleistift sind geeignete Hilfsmittel Nehmen Sie (zu Beginn) nicht zu komplexe Beispiele. Bei mehr als 12 Vorgängen wird es unübersichtlich Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 7 von 86

Übung 5: Einfacher Netzplan mit 4 Vorgängen (1/2) Aufgabe Dauer: 1 Min. Betrachten Sie folgenden Netzplan. 1. Berechnen Sie die frühesten und spätesten Anfangs und Endzeitpunkte in allen Vorgangsknoten 2. Berechnen Sie die Pufferzeiten 3. Was ist der kritische Pfad? A (5) B (6) Lösung auf der nächsten Folie! C (4) D (8) Die maximale Gesamtdauer ist nicht vorgegeben. Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 71 von 86

Übung 5: Einfacher Netzplan mit 4 Vorgängen (2/2) Lösung Lösung / Ergebnis: 5 5 2 11 A (5) B (6) Start 1 5 4 7 5 2 13 13 13 Ende 13 C (4) D (8) 1 1 5 5 13 Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 72 von 86

Übung 6: Netzplan mit 7 Vorgängen (1/3) Aufgabe Dauer: 2 Min. Betrachten Sie folgenden Netzplan. 1. Berechnen Sie die frühesten und spätesten Anfangs und Endzeitpunkte in allen Vorgangsknoten 2. Berechnen Sie die Pufferzeiten 3. Was ist der kritische Pfad? 4. Stellen Sie die Lösung auch als Tabelle dar A (4) C (6) F (3) D (3) G (7) Lösung auf der nächsten Folie! B (2) E (12) nach /Wuttke12/ Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 73 von 86

Übung 6: Netzplan mit 7 Vorgängen (2/3) Lösung (Grafik) Lösung / Ergebnis: 4 4 1 1 1 1 13 A (4) C (6) F (3) 4 14 2 2 1 23 Start 4 13 9 D (3) 9 7 16 16 16 G (7) 23 23 23 Ende 23 11 2 4 16 B (2) E (12) 11 2 13 4 16 Der kritische Pfad lautet: AEG nach /Wuttke12/ Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 74 von 86

Übung 6: Netzplan mit 7 Vorgängen (3/3) Lösung (Tabelle) Lösung / Ergebnis: Vorgang (Activity) Dauer (Duration) FAZ (ES) FEZ (EF) SAZ (LS) SEZ (LF) GP (TF) FP (FF) A 4 4 4 B 2 2 11 13 11 2 C 6 4 1 14 2 1 D 3 4 7 13 16 9 9 E 12 4 16 4 16 F 3 1 13 2 23 1 1 G 7 16 23 16 23 nach /Wuttke12/ Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 75 von 86

Fragen (zur Netzplantechnik insgesamt) 1. Was ist ein Netzplan? 2. Wie kommen Sie vom Projektstrukturplan zur kompletten Projektplanung? Nennen Sie die einzelnen Pläne! 3. Was ist ein Balkenplan? 4. Mit welchen Techniken können Sie die Durchlaufzeiten reduzieren? 5. Was sind Leads & Legs? 6. Was ist der kritische Pfad? 7. Gibt es immer einen kritischen Pfad? Kann es mehrere geben? Übungen und Fragen zur Netzplantechnik Seite 76 von 86

Anhang: Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Anhang Literatur Weblinks Sprüche (zum Planen allgemein) Historische Entwicklung der Netzplantechnik Weitere öffentliche Präsentationen des Autors Kontakt zum Autor Seite 7786 Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Seite 77 von 86

Literatur (1/3) /Andler11/ Nicolai Andler: Tools für Projektmanagement, Workshops und Consulting: Kompendium der wichtigsten Techniken und Methoden, Publicis Corporate Publishing, Erlangen 4. Auflage 211, ISBN 9783895783982 /DIN9/ GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: DINNORMEN IM PROJEKTMANAGEMENT. DINTaschenbuch 472, BeuthVerlag 29, ISBN 9783 41178187 /Fiedler9/ Rudolf Fiedler: Controlling von Projekten: Mit konkreten Beispielen aus der Unternehmenspraxis Alle Aspekte der Projektplanung, Projektsteuerung und Projektkontrolle, Vieweg + Teubner, Wiesbaden 5. Auflage 29, ISBN 97838348 8899 /GPM12/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 5. Auflage 212, ISBN 978392484149 /Goldratt2/ Eliyahu M. Goldratt: Die Kritische Kette. Das neue Konzept im Projektmanagement, Campus, Frankfurt 22, ISBN 97835933791 /Jenny9/ Bruno Jenny: Projektmanagement. Das Wissen für den Profi, Vdf Hochschulverlag, Zürich 2. Auflage 29, ISBN 978372813291 Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Seite 78 von 86

Literatur (2/3) /Kerzner8/ Harold Kerzner: Projektmanagement Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung, mitpverlag, Bonn 2. Auflage 28, ISBN 9783826616662 /Litke5/ HansDieter Litke: Projektmanagement für die Praxis, Hanser, München 25, ISBN 978344622975 /Lessel12/ Wolfgang Lessel: Pocket Business. Projektmanagement: Projekte effizient planen Projekte erfolgreich umsetzen, Bibliographisches Institut, Mannheim 4. Auflage 212, ISBN 9783411869992 /Patzak8/ Gerold Patzak, Günter Rattay: Projektmanagement, Linde, Wien 5. Auflage 28, ISBN 978371431496 /PBG8/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Fourth Edition 28, ISBN 978193389517 /PBG8d/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide). Vierte Ausgabe, Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania 28, ISBN 978193389661 /PBG12/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Fifth Edition 212, ISBN 9781935589679 Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Seite 79 von 86

Literatur (3/3) /Schelle8/ Heinz Schelle, Roland Ottmann, Astrid Pfeiffer: Projektmanager, GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 3. Auflage 28, ISBN 9783924841263 /SchuWi2/ Heinz SchulzWimmer: Projekte managen, Haufe, München 22, ISBN 978344847868 /Schwarze1a/ Jochen Schwarze: Projektmanagement mit Netzplantechnik, NWB, Herne 1. Auflage 21, ISBN 97834825666 /Schwarze1b/ Jochen Schwarze: Aufgaben zur Netzplantechnik, NWB, Herne 5. Auflage 21, ISBN 9783482562259 /Techt11/ Uwe Techt, Holger Lörz: Critical Chain. Beschleunigen Sie Ihr Projektmanagement, Haufe, München 2. Auflage 211, ISBN 978344812512 /Wuttke12/ Thomas Wuttke, Peggy Gartner, Steffi Triest: Das PMPExamen Für die gezielte Prüfungsvorbereitung, mitp, Bonn 6. Auflage 212, ISBN 978382669183 6 Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Seite 8 von 86

Weblinks (1/2) /#GPMNetzplan/ Beschreibung der Netzplantechnik (deutsch): http://www.gpminfocenter.de/pmmethoden/netzplantechnik; eingesehen am 3.9.212 /PMag/ Deutschsprachiges OnlineMagazin zum Projektmanagement das ProjektMagazin (kostenpflichtig): http://www.projektmagazin.de; eingesehen am 1.9.212 /#PMagCritChain1/ ProjektMagazin 16/21 (25.8.21): Über Hürden zum Erfolg Critical Chain im Praxiseinsatz, Autor: Kay Schulz: http://www.projektmagazin.de/artikel/criticalchainimpraxiseinsatz_7284; eingesehen am 3.9.212 Legende für die nachfolgenden Folien so werden die Weblinks klassifiziert: / / Verweis auf Website generell /*/ Verweis auf eine Website, die als BuchErgänzung dient /#/ Verweis auf einzelnes Thema auf einer Website /#V/ Verweis auf ein Video (auf einer Website) mit Minutenangabe und Sprache Literatur, Weblinks, Sprüche und Kontakt Seite 81 von 86