Zwischen Stöffchen und Steinkauz

Ähnliche Dokumente
Konzept zur Erhaltung der Streuobstwiesen in Iffezheim

Streuobstwiesenschutz Gemeinsam mehr erreichen. Foto: G. Hein

Pflegemaßnahmen in Streuobstwiesen

Ersatzpflanzungen. beim Langerwischer Obstgarten e.v

Hessen-Liste der Arten und Lebensräume Regionalkonferenz Nordhessen

8. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg

Erhaltung von Genressourcenim Streuobstbau in Nordrhein-Westfalen. Lydia Bünger

Familie Thaller vlg. Wratschnig

LEBENSRAUM LANDSCHAFTS- ELEMENTE 6-10 SACH INFORMATION NATURNAHE LEBENSRÄUME

Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie

Lengericher Wegrain-Appell

Hessen-Liste der Arten und Lebensräume. Regionalkonferenz Südhessen zur Umsetzung der hessischen Biodiversitätsstrategie

Postfach Stuttgart FAX: 0711/ oder 2379 (Presse)

Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in einer Hand

Pflege und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen

BIOTOP KARTIERUNG BAYERN

Regierungspräsidium Darmstadt

Besonderer Teil 1. Vorbemerkung 4 2. Übersicht 4 3. Förderungsmaßnahmen 4-7

Ländliche Entwicklung in Bayern

geprüft werden können. Gerne beantworten wir weitergehende Fragen zum Leitfaden und zur Einrichtung von Kultur-Natur-Erbe-Flächen.

Projekt: Höhlenbäume im urbanen Raum

Wasserstraßen-Neubauamt Magdeburg Kleiner Werder 5c Magdeburg Telefon:

Landschaftspflegeverband. Passau e. V.

zum Schutz der Natur Ein Projekt der Biologischen Stationen Aachen, Düren und Euskirchen In Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums ELER

Die Umsetzung des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ländliche Entwicklung (ELER) in Bayern

Verordnung über die Leistungen der Förderung im Privatwald und die zu entrichtenden Kostensätze. Vom 1. Juni 2007

1. Welche Erkenntnisse hat sie über den Umfang des Flächenvorrats des naturschutzrechtlichen

Leitfaden für den Obstbaumschnitt am Hochstamm Thüringer Schule für naturgemäßen Obstbaumschnitt Dipl. -Ing. agr. Michael Grolm

Verbundprojekt Lebendige Agrarlandschaften Landwirte gestalten Vielfalt!

Wir übernehmen Verantwortung.

Globale Ziele lokal umsetzen: Die Agenda 2030 & die SDGs vor Ort

Erfahrungen mit produktionsintegrierter Kompensation durch ökologischen Landbau in Thüringen

Landschaftspflege in M-V Aspekte des Umgangs mit Kulturlandschaft

BANU. Aufgaben der NAH. Bundesweiter Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg. Markt Höchberg WALDNATURSCHUTZ IM GEMEINDEWALD

Informationsblatt für Bewirtschafter von GVO-Anbauflächen zur Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung

Biodiversität im Siedlungsraum: Zustand und Potenziale

Die AG Biologische Vielfalt und Unternehmen in der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen

Gemeinsam. für den Wald

Aktiv für den Gartenrotschwanz

Nachhaltigkeit durch Förderung? Strategien der Agrarumweltförderung in Sachsen

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP

Warum benötigt Hessen eine Biodiversitätsstrategie? Warum benötigt Hessen eine Biodiversitätsstrategie?

Bewerbung für den Umweltpreis des Landkreises Rheinland-Pfalz Lokale Agenda 21 Wörth am Rhein

Erhalt von Obstwiesen - eine Ideensammlung für Kommunen, Vereine und Verbände -

Ulrich Ahlke Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Wiese in Leichter Sprache

Obst und Gemüsebau in Wien

Aufgaben des Jägers 10 Diskussion rund um die Jagd

Systemwechsel bei der Umsetzung der EU-Agrarpolitik in Deutschland. Bioland-Pressekonferenz, Internationale Grüne Woche

Kompensationsmaßnahmen auf Streuobstwiesen: Ein Praxisbericht

Die Kinzigaue im Raum Langenselbold. Aspekte des Naturschutzes

Pläne des BMELV zur Förderung der. On-farm-Erhaltung

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Bamberg, den

Kommunale Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Überblick und Rahmenbedingungen

Streuobstaktivitäten. ten im Burgenland. Dipl.-Ing. Christian Holler. Wasserwirtschaft

Artenschutz in Frankfurt am Main

Altlasten und altlastverdächtige Flächen in kommunaler Verantwortung

Rolle der Kommunen für die nachhaltige Entwicklung Baden-Württembergs

Bioenergie und Landschaftspflege. Christof Thoss Konferenz Energetische Nutzung von Landschaftspflegematerial 01.März Berlin

Befreiung für land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen nach 3 Nr. 7 Satz 1 Buchstabe a Kraftfahrzeug steuergesetz

Stationenlernen Honigbiene und Streuobstwiese

Was passiert mit alten Einfamilienhausgebieten? Siedlungsentwicklung im Bestand

Streuobstwiesen Paradiese aus Menschenhand

Hessens Landkreise wollen gestalten statt verwalten

Dienst leistungen für Land und Leute

Widerspruch oder Selbstverständlichkeit?

Kommunale Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Überblick und Rahmenbedingungen

Natur. Leben. Kultur.

Vielfalt stärken 2 Ansätze des Bergischen Landes Mehrwert für Region, Landwirtschaft und die (Agro-)Biodiversität

2. Licher Frühstücksseminar. Zur Machbarkeit kommunaler Haushaltskonsolidierungen Ein Erfahrungsbericht aus 20 Jahren Kommunalberatung

Landschaftserhaltungsverbände in Baden-Württemberg Aufgaben, Organisation, Finanzierung

Agrarförderung in Hessen und wie sie in benachteiligten Regionen wie dem Odenwald ankommt

Eine Stiftung für die Natur

Lebensraum Feldflur Beispiele aus Bayern

Der Selfkant - Eine Regionalmarke entsteht

Die ÖPUL- Naturschutzmaßnahme in Tirol

"Meine Universität ist die Natur" - Sepp Holzer

agu Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen Unser Friedhof lebt Ein Projekt der Ev. - luth. Landeskirche Hannovers

Rahmenbedingungen für die Grünlandwirtschaft

Kommunale Entwicklungszusammenarbeit und Lokale Agenda 21

BEBAUUNGSPLAN NR. 140 A UNTER DER HOHEMARK FRANKFURT INTERNATIONAL SCHOOL NATURSCHUTZRECHTLICHE EINGRIFFS- / AUSGLEICHSBETRACHTUNG

Mittelerzgebirgischen Feldhecken

HESSEN AKTIV: 100 KOMMUNEN FÜR

Neubau der B 34 Ortsumfahrung Wyhlen. Abstimmung des Artenschutzgutachtens Vorstellung des Maßnahmenkonzeptes Freitag, 29.

Umsetzung der WRRL in Bayern Fördermöglichkeiten

VORANSICHT. M 2 Was ist eigentlich eine Streuobstwiese?

Weil wir länger leben als ihr - Ein Vortrag von Lea und Mira Jessenberger und Elisabeth Spiecker

Förderung von Innovationen in Öffentlichen Bibliotheken

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

UnternehmensNatur Hamburg

Streuobstbau in Baden-Württemberg

Die Fokusregion Lübeck NWM präsentiert sich. Dr. Ursula Kühn, Hansestadt Lübeck

Praxisbeispiele und Visionen zur nachhaltigen Entwicklung unserer Kulturlandschaft durch Bodenordnungsmaßnahmen

des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Flächenbelegung durch Energiepflanzenanbau in Schleswig-Holstein

Bewerbung U Ortsgruppe Niederselters e.v. zum Umweltpreis 2013

ÖkoAktionsplan. Gemeinsam für mehr ökologischen Landbau in Thüringen

Weichen stellen, Schranken öffnen. Projektmanagement für die DB

Transkript:

Zwischen Stöffchen und Steinkauz Streuobstinitiativen der hessischen LPV Barbara Fiselius

Tradition in Genuss und Herstellung - u.a. von Apfelwein Stöffche

Ergebnisse der hessischen Biotopkartierung für Streuobst Quelle: Christian Geske Hessen Forst, Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) Kartiert wurden Landschaftsprägend flächig ausgebildete Bestände 17.567 Streuobstbiotope Ca. 9.140 ha entspricht ca. 11,2% der Gesamtfläche der kartierten Biotope Andere Schätzungen aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gehen von einer Obstbaumzahl zwischen 800.000 bis 1 Mio. aus bis vor ca. 20 Jahren

Besondere Schutzgüter Steinkauz Nebenschwerpunkt der bundesweiten Verbreitung in Süd - He und Umgebung in Streuobstwiesen 750 bis 1000 Reviere Verbreitungsgebiet des Steinkauzes in der BRD Gartenrotschwanz 50er Jahr in He 10.000 Brutreviere, heute 2500 bis 4500, Verantwortungsart der hessischen Biodiversitätsstrategie Quelle: Adebar und VSW FFM

Besondere Schutzgüter artenreiche Glatthaferwiesen: drastischer Rückgang von Wirtschaftswiesen meist extensiver Nutzung - Rückzugsbereich in Streuobstgebieten

Rückgang: nicht genau bekannt Schätzungen: Bestand Hessen 1938-12 Mio. Bäume Heute - max. 1 Mio. Regional zu differenzieren: Zwischen 65 und 90% Beispiel Main-Taunus-Kreis Drastischer Rückgang der Streuobstwiesen seit 30 Jahren aufgrund der Ausweitung der Siedlungsflächen, Zählung von 1951 als 100 % zu Grunde gelegt Heutiger Bestand dazu Rest von 8 %

Fördermöglichkeiten für Maßnahmen im Streuobst HALM seit 2015 Hessisches Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen: 5 jährige Verträge: 6 pro Baum und Jahr, 55 pro Neupflanzung Ausgleichsabgabe nach hessischen Naturschutzgesetz Kommunale Programme Projektförderungen Sponsoren, Spenden, Stiftungen

Angesichts großer regionaler Unter- schiede der LPVen bei ihrer Arbeit, der Vielfalt der Projekte, ihres Alters (alle Ü 20) können nur Prinzipien der Arbeit und Beispiele auf- gezeigt werden Merkmale der Arbeit der hessischen LPVen 1. Gut fachlich gegründet und differenziert 2. Naturschutzausrichtung 3. Menschenfreundlichkeit 4. Vermarktung mit betrachten 5. Lokal sehr spezifisch 6. Wichtig: Kommunikation und Beratung 7. Ökonomischer Aspekt immer im Auge 8. Ausgetretene Pfade verlassen 9. Generationenübergreifendes Denken 10. Hilfe zur Selbsthilfe geben

1. Gut fachlich gegründet und differenziert Schlüssige Gesamtkonzepte für Gebiete erstellt Beispiel Betreuung durch den LPV GI seit 1997, Gutachten zur Tier- und Pflanzenwelt Angepasste Sanierung des gesamten Areals, Bewirtschaftung Organisiert, Beteiligung örtl. Vereine Nachpflege

1. Gut fachlich gegründet und differenziert Weiterentwicklung Obstbaumschnitt- und Sanierungstechnik Vorrang Baumerhaltung und Erhalt der ökologischen Wertigkeit Vorsichtige Sanierung, Erhalt der Kronenform, Entlastungschnitte Belassung von Höhlen und Totholz Kein Schema F

1. Gut fachlich gegründet und differenziert Einsatz von moderner angepasster Technik

2. Naturschutzausrichtung Grundlegende Untersuchungen zu Lebensraumansprüchen Beispiel DBU-Projekt Streuobstwiesen und Fledermäuse Vogelschutzwarte Ffm

2. Naturschutzausrichtung Grundlegende Untersuchungen zu Lebensraumansprüchen Beispiel DBU-Projekt Streuobstwiesen und Fledermäuse Ergebnisse Hohe Artenvielfalt auch der Fledermäuse in Obstwiesen Obstwiesen sind regional ein bedeutender Bestandteil der Habitate im Gesamtlebensraum Saisonale Nutzung der Obstwiesen! (Baumhöhlen, Nahrung) Nutzung im Verbund mit anderen Lebensräumen Pflegezustand wichtig (Unterwuchs, Baumhöhlen) Braunes Langohr Bechsteinfledermaus Fransenfledermaus

2. Naturschutzausrichtung Erhebungen zu besonderen Tier- und Pflanzenarten Beispiel Speierlingskartierung Maintal Über 100 Bäume festgestellt, Auf weniger als 100 ha, dichtestes Vorkommen in Hessen Pflegekonzeption

3. Menschenfreundlichkeit Betreten erlaubt!!!! Feste und Führungen

3. Menschenfreundlichkeit Betreten erlaubt!!!! Feste und Führungen Familienerntetage im Main Taunus Streuobstfest Maintal Main Kinzig

4. Vermarktung mit betrachten Aufpreisvermarktung EU-Biozertifizierung über den Landschaftspflegeverband Main-Taunus Streuobst e. V. als Biobetrieb Dadurch wird ein höherer Preis für die Obsterzeuger erzielt

4. Vermarktung mit betrachten Aufpreisvermarktung

4. Vermarktung mit betrachten Mobile Keltereien Marthas mobile Mosterei

5. Lokal sehr spezifisch Beispiel Teilgemarkungskonzept Judenberg

5. Lokal sehr spezifisch Beispiel lokale Arbeitskreise seit über 15 Jahren funktionierend Naturschutzverbände Amt für ländlichen Raum Privatleute und Grundstücksbesitzer Schema Kommune Lokale Kelterei Imker Landwirte Obst- und Gartenbauverein

6. Kommunikation und Beratung Märkte, Messen, Materialien

6. Kommunikation und Beratung Börsen, Vermittlung bei Verpachtung Kelkheim Vermittlung 42 neue Pachtverträge Für Streuobstwiesen Online Börse: Grundstücke, Dienstleistungen, Ernte, Imker Erntebörse

6. Kommunikation und Beratung Organisation von Obstbaumbestellungen Hochstämmige Obstbäume alter Sorten Beratung hinsichtlich Standort und Verwendungszweck Beispiel Main-Kinzig Ca. 7.500 Bäume in 5 Jahren

Merkmale der Arbeit 7.Ökonomischer Aspekt im Auge Beispiel Ökopunkte Herrichtung von verbuschten Streuobstwiesen für das Ökokonto der Kommune im Main- Taunus - Kreis, Verpachtung an Familien, die die langjährige Pflegeverpflichtung übernehmen Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet Limes (Wetterau, Main- Kinzig) Ziel: jährlich 100 Bäume pflanzen (seit 2013) Pflanzung auf Privatgrundstücken, Zweckverb. kauft Bäume, Bauhof pflanzt, Privatleute übernehmen Anschlusspflege

8.Ausgetretene Pfade verlassen Gebietskonzept Weidenkaute mit Lotsin Realisierung eines naturschutzrechtlichen Ausgleich Fläche der Stadt Maintal, ca. 8 ha verpachtet an Privatleute, Pflege gegen Nutzung Einsatz einer Lotsin zur Unterstützung der Bewirtschafter Fachliche Beratung, Kurse am eigenen Baum Unterstützung durch die Stadt bei der Unterwuchspflege Anschaffung und Einsatz Hochstamm tauglicher Gerätschaft Wiederaufnahme der Unterwuchsnutzung als Heuwerbung

9.Generationenübergreifendes Denken Umweltpädagogik Unterricht im grünen Klassenzimmer Obstwiese Integration von Kindern mit körperlichen / geistigen Einschränkungen Integration von Kindern mit Migrationshintergrund

9.Generationenübergreifendes Denken Gründung regionales Streuobstzentrum Veranstaltungen Kurse Umweltpädagogik Kinderprojekt Äppelbistro Hofladen Feste Erlebnisgarten Streuobstbewirtschaftung Keltern Projekte

10. Hilfe zur Selbsthilfe Kurse: naturschutzgerechter Obstbaumschnitt Obstbaumschnittkurse, Praktiker Seminare, Inforunden bedarfsgerechte Zeiten für Berufstätige

10. Hilfe zur Selbsthilfe Kurse: naturschutzgerechter Obstbaumschnitt Geräteverleih Tiroler Steigtanne Hochentaster Teleskopsäge Raupenschere Bügelsäge Freischneider Landschaftsobstbauer 1-Jähriger Lehrgang mit 7 Modulen seit 7 Jahren

10. Hilfe zur Selbsthilfe Kurs: Fortbildung für Umweltpädagogen zum Thema Streuobst