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Transkript:

Rückblick oder Prognosen welche Daten benötigen wir www.pei.de Olaf Henseler Paul-Ehrlich-Institut Fachgebiet 7/4 Transfusionsmedizin Paul-Ehrlich-Str. 51-59 63225 Langen +49 6103 77-1862 +49 6103 77-1276 olaf.henseler@pei.de www.pei.de/tfg-21 KOLT 2015 Langen, 28. April 2015

Meldung nach 21 TFG Gesetz zur Regelung des Transfusionswesens (Transfusionsgesetz - TFG) 21 Koordiniertes Meldewesen (1) Die Träger der Spendeeinrichtungen, die pharmazeutischen Unternehmer und die Einrichtungen der Krankenversorgung haben jährlich die Zahlen zu dem Umfang der Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen, der Herstellung, des Imports und Exports und des Verbrauchs von Blutprodukten und Plasmaproteinen im Sinne von 14 Abs. 1 sowie die Anzahl der behandlungsbedürftigen Personen mit angeborenen Hämostasestörungen der zuständigen Bundesoberbehörde zu melden. Die Meldungen haben nach Abschluss des Kalenderjahres, spätestens zum 1. März des folgenden Jahres, zu erfolgen. Erfolgen die Meldungen wiederholt nicht oder unvollständig, ist die für die Überwachung zuständige Landesbehörde zu unterrichten. 2

Meldung nach 21 TFG Verordnung über das Meldewesen nach 21 und 22 TFG 1 Zweck und Anwendungsbereich der Verordnung Übersichtliche und einheitliche Gestaltung des Meldewesens effiziente Meldungen für eine optimale Auswertung 3

Meldung nach 21 TFG Ziele des koordinierten Meldewesens Überblick über den Versorgungsgrad mit Blutprodukten Erkennen von Trends in der Versorgung mit Blutprodukten Entscheidungshilfe zur Regulierung des Transfusionswesens Dokumentation der Versorgungslage in Europa Jährliche Erhebung des European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare EDQM (Europarat) Jährliche Erhebung durch Eurocet (European Registry for Organs, Tissues and Cells) im Auftrag der Europäischen Kommission 4

Erythrozytenkonzentrate (Herstellung) in Mio. Transfusionseinheiten 5

Erythrozytenkonzentrate (Verbrauch) in Mio. Transfusionseinheiten 6

Erythrozytenkonzentrate (Verbrauch) in Mio. Transfusionseinheiten 7

Erythrozytenkonzentrate Prozentualer Verfall Hersteller Anwender 8

Was können wir? Dokumentation der historischen Versorgungslage Zwischen den Jahren 2005 und 2010 stieg der Verbrauch von EK um 5%. Der pro Kopf Verbrauch von EK war in Deutschland im Jahr 2011 etwa 1,5 mal höher als in Frankreich oder im Vereinten Königreich. van Hoeven LR, Janssen MP, Rautmann G. The collection, testing and use of blood and blood Components in Europe, 2011 report. Council of Europe. 2014 Seit 2010 ging der Verbrauch von EK um 13% zurück. 9

Und was nicht! Es sind keine Aussagen zu den Ursachen eines steigenden oder fallenden Verbrauchs möglich. Die Daten sind keine Basis für Prognosen! 10

Wie sieht die Zukunft aus? Die Folgen einer alternden Bevölkerung Studien prognostizieren einen erhöhten Verbrauch +25% mehr EK in Mecklenburg-Vorpommern bis 2020 im Vergleich zu 2005 Greinacher A, Fendrich K, Brzenska R, Kiefel V, Hoffmann W: Implications of demographics on future blood supply: a population-based cross-sectional study. Transfusion 2011; 51:702-709 +10% bis 30% mehr EK in Baden-Württemberg bis 2030 im Vergleich zu 2007 Seifried E, Klueter H, Weidmann C, Staudenmaier, T, Schrezenmeier H, Henschler R, Greinacher A, Mueller MM: How much blood is needed? Vox Sanguinis 2011; 100:10-21 Gleichzeitig werden weniger Menschen für die Blutspende zur Verfügung stehen -27% in Mecklenburg-Vorpommern bis 2020 im Vergleich zu 2005 Greinacher A, Fendrich K, Brzenska R, Kiefel V, Hoffmann W: Implications of demographics on future blood supply: a population-based cross-sectional study. Transfusion 2011; 51:702-709 -11% in Baden-Württemberg bis 2030 im Vergleich zu 2007 Seifried E, Klueter H, Weidmann C, Staudenmaier, T, Schrezenmeier H, Henschler R, Greinacher A, Mueller M M: How much blood is needed? Vox Sanguinis 2011; 100:10-21 11

Wer braucht wie viel Blut (und weshalb)? Seifried E, Klueter H, Weidmann C, Staudenmaier, T, Schrezenmeier H, Henschler R, Greinacher A, Mueller MM: How much blood is needed? Vox Sanguinis 2011; 100:10-21 12

Wer braucht wie viel Blut (und weshalb)? Greinacher A, Fendrich K, Brzenska R, Kiefel V, Hoffmann W: Implications of demographics on future blood supply: a population-based cross-sectional study. Transfusion 2011; 51:702-709 13

Wer braucht wie viel Blut (und weshalb)? Tinegate H, Chattree S, Iqbal A, Plews D, Whitehead J, Wallis JP: Ten-year pattern of red blood cell use in the North of England. Transfusion 2013; 53:483-489 14

Darf s ein bisschen mehr sein? Was sollten wir über den Verbrauch wissen? Wie viele Patienten (Fälle) wurden im vergangenen Kalenderjahr transfundiert? Welche(s) Produkt(e) wurde(n) transfundiert? EK TK Plasma Weshalb wurden diese Patienten (Fälle) transfundiert? Innere/Hämatologie/Onkologie Chirurgie Gynäkologie/Geburtshilfe 15

Darf s ein bisschen mehr sein? Was sollten wir über den Verbrauch wissen? Wie viele Patienten (Fälle) wurden insgesamt behandelt? Innere/Hämatologie/Onkologie Chirurgie Gynäkologie/Geburtshilfe Weitere Patientendaten (Falldaten) (sowohl transfundierte als auch nicht transfundierte)? Geschlecht Altersklassen 16

Was haben wir davon? Prognosen zum Bedarf an Blutkomponenten unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung Transfusionsbedarf (Verhältnis der transfundierten Patienten zu nicht transfundierten Patienten (Fällen) pro Medizinischem Fachgebiet und Altersklasse) Transfusionsrate (Anzahl der Transfusionen pro Medizinischem Fachgebiet, Patient (Fall) und Altersklasse) Benchmarking für Anwender Vergleich der eigenen Transfusionspraxis mit Durchschnittswerten 17

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 18