Diese Pilotstudie zeigt, dass Rhythmik / Musik- und Bewegungspädagogik die Multiplen Intelligenzen sichtbar werden lässt.

Ähnliche Dokumente
Begabungsförderung ab August 09 Informationen zum Konzept

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW

Auf die Haltung kommt es an!

Deutsche Schule Madrid Pädagogisches Qualitätsmanagement. Interne Evaluation März Ausgewählte Ergebnisse

Projekt wohl:finden durch Stärkung des Selbstwertgefühls der SchülerInnen

Dieser Fragebogen dient als Instrument, um einerseits erstmals mit Ihnen in Kontakt zu kommen und andererseits einen ersten Überblick zu erhalten.

MÄDCHEN UND TECHNIK - INTERVIEW

LIECHTENSTEINER SCHACHVERBAND

Rückmeldung zur Qualitätsanalyse. Comenius - Grundschule, Dortmund bis

Kollegiale Unterrichtshospitation

Der Maßstab ein fächerübergreifendes Projekt M / GWK in der 1. Klasse

Pilotierung der Unterrichtsbeispiele im Schuljahr 2007/2008. Naturwissenschaften

Testleiterbefragung. Einleitung. Fragestellung. Methode. Wie viele Schüler/innen zeigten das folgende Verhalten?

Auswertungen. Indikatoren für guten Unterricht bzw. wirkungsvolle Klassenführung

Evaluation des Workshops. Methoden der Berufsorientierung für Frauen

2.1 Was heißt Bewerbung?

Ministerium für Schule und Weiterbildung. Ergebnisse der Vergleichsarbeiten (VERA), Klasse 3, 2008

Die Bedeutung von chemischen Experimenten aus didaktischer Sicht

Begabungs- und Begabtenförderung an der Primarschule Arlesheim: Elternbrief BBF

Handelnde Verfahren der Texterschließung von Gedichten in einer 4. Klasse

Rost, D. H. & Schilling. S. (1999). Was ist Begabung? In Hessisches Kultusministerium (Hrsg.), Hilfe, mein Kind ist hochbegabt!

Bremer Institut für Pädagogik und Psychologie (bipp)

Diese vorläufige Fassung wurde dann auf der Basis der Erfahrungen überarbeitet und auf der Fachkonferenz vom beschlossen.

Fragebogen Trainer und Trainerinnen Sportoberschule Mals

Studentische Rückmeldungen zu Studium und Lehre

Polytechnische Schule Wr.Neustadt

Lehrerfragebogen zur Unterrichtsstunde

Schülerfragebogen zur Beurteilung des Unterrichts

Der MI-Selbsttest - "Wo liegen meine Stäken?

Der gestörte Unterricht in der Grundschule

Evaluationsprojekt der Klasse 3a zur vollständigen und sorgfältigen Erledigung der Hausaufgaben (2012/2013)

Klassenzimmer 2.0. Ethische Bedenken bei der Verwendung digitaler Medien in der Primarstufe. Menzenbach Manuela Ottendorfer Krista Steiner Simone

Ziele der Entwicklungsvorhaben für das Schuljahr 2012/13 Zeit-, Maßnahmen- und Budgetplanung Bereich Unterrichtsentwicklung

"Sag mir wie ist Afrika?"

Zielsetzung der Materialien

Lernzeiten am Söderblom-Gymnasium. Ein weiterer Baustein zur individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler des Söderblom-Gymnasiums Espelkamp

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Wintersemester 2011/12

Schüler/innen-Befragung zu den Lernstudios der 1. Oberstufe Real Gesamtbericht

Abteilung für Externe Evaluation an der AHS. Materialpaket für schulische Gruppen zur Vorbereitung auf das Abstimmungsgespräch

Pilotierung der Unterrichtsbeispiele im Schuljahr 2008/2009 Englisch

Kooperatives Lernen Solveig Hummel Lima, Mai 2008

Zwischenergebnisse 5 Berufseinstieg und subjektive Verunsicherung

Ich-Werkstatt Konzept

Konzept zur Leistungsbewertung. Physik. Gymnasium Letmathe

Studie: Wie differenziert gehen Patienten mit Arztbewertungen um?

SCHULNOTEN: STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Evaluation Lernstudio - Schülerinnen und Schüler

Kombinatorik mit dem Dominospiel (Klasse 4)

Grundschule Fleestedt

Leseförderung an der St.-Augustinus-Schule

Die Schule Individuelles Lernen in altersgemischten Gruppen

Schulinterne Evaluation im Rahmen des Projektes MSRG - Mehr Schulerfolg! Susanna Endler

Die Bedeutung von Kompetenzen, Interessen und Anforderungen bei der Berufswahl KOMPETENZANALYSE PROFIL AC und individuelle Förderung

Gesundheitsförderung macht Schule 27. Mai 2010, Wien.

Weiterführung. Zukunft. Durchführung Vergangenheit

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Sommersemester 2017

Leseprobe aus: Bleeksma, Mit geistiger Behinderung alt werden, ISBN Beltz Verlag, Weinheim Basel

Unterrichtseinheit über Kinderarbeit in der Türkei

Zyklisch evaluieren 1 (Auszug aus dem Leitfaden zur Selbstevaluation )

Elternbefragung zur Schulqualität 2016

Ready-Steady-Go! Ein biographisches Planspiel zur Berufserkundung und Lebensplanung. Ready, Steady, Go!; DGB-Jugend Baden-Württemberg 1

Feedback-Kultur als Strategie der Veränderung Erfahrungsbericht aus dem Fontane-Gymnasium, Rangsdorf!

Potenzial & Perspektive Ein Analyseverfahren für neu Zugewanderte

Die Bedeutung der Musikalischen Früherziehung für die kindliche Entwicklung

Ärztliche Psychotherapie für bestimmte Patientengruppen

DOWNLOAD. Sachtexte verstehen: Das Protokoll. Die Kinderkonferenz. Ulrike Neumann-Riedel. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Mathematik - Erleichterung des Übergangs

Elternabend Schulpflege 25. März 2015

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Sommersemester 2017

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Wintersemester 2011/12

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Sommersemester 2015

Landschaften zum Lernen, Staunen und Wohlfühlen. Sabine Müller MA

Grundschule Hugstetten Selbstevaluation im Schuljahr 2013/14. Eltern-Fragebogen: Leseförderung an der Grundschule Hugstetten

Didaktik der Arithmetik Klasse 1-3 SS 2009 Hans-Dieter Rinkens

Erfolgsforum wertschätzende Kommunikation

Konzept zur Förderung besonders begabter Kinder

Wie intelligent ist mein Kind?

Ich löse Rechengeschichten. eine Unterrichtseinheit. Rechengeschichten (Bilder und Text), Lerntagebuch

Lehrveranstaltungsevaluation Ergebnisse der Studierendenbefragung im Wintersemester 2016/17

RCAE Research Center for Applied Education. Lernfortschrittsblatt SCHREIBEN. Begleitdokument

Interview mit Prof. Dr. Daniela Schmeinck von der Universität zu Köln

Ergebnisbericht Kompetenztest 2012/2013 Mathematik, Klasse 3

Projekt Stellwerk gegen Schulverweigerung

Selbstbestimmtes Lernen im jahrgangsübergreifenden Unterricht und verbindliche Anforderungen

>lfr: Medienerziehung in der Grundschule. Gerhard Tulodziecki Ulrike Six u.a.

BAUSTEIN 5 / THEMENEINHEIT 2 Analyse mit dem Opfer und mit der Gruppe

KINDER, WAS FÜR EIN LEBEN!

Vorwort Einleitung Bedeutung des Themas Unterrichtsqualität in der Gegenwart Fragestellungen und Hypothesen...

Woche 3: VAKOG Lernen mit allen Sinnen

4.5 Leitfaden zum Arbeitsmaterial Schlüsselqualifikationen

Mathematische Begabung und ihre Förderung im Unterricht. Volker Ulm, Universität Augsburg

Umfrage Zufriedenheit der Vereine

Erkenntnisse aus dem Wissensaudit

Die standardisierte schriftliche Reifeprüfung in Mathematik 27. Ermitteln Sie die Steigung der dieser Geraden entsprechenden linearen Funktion!

Forum 5: Partizipation in der Schule Widerspruch oder Chance. KPH Wien, 1. März 2013, Prof. Dr. Willi Stadelmann

Beschreibe die Hauptfigur. Inwiefern empfindest du diese Figur als wirklich?

Bewegung und Sport Ergebnisse der Online-Befragung (November 2013)

Sumbiosis Pro VERHANDLUNGSTRAINING ABLAUF

Transkript:

Diese Pilotstudie zeigt, dass Rhythmik / Musik- und Bewegungspädagogik die Multiplen Intelligenzen sichtbar werden lässt. Vorwort: Die Idee, Rhythmikstunden als Demonstration kindlicher Begabungen zu nutzen, entstand durch die vielen positiven Rückmeldungen von KlassenlehrerInnen, nachdem sie ihre eigene Klasse im Rahmen des Bewegten Lernens beobachteten. Sie waren durchwegs begeistert und überrascht, so schnell und eindeutig die Anlagen ihrer SchülerInnen zu sehen bzw. wieder-zuerkennen. Für mich als Rhythmikerin mit mehr als zwanzig Jahren Berufserfahrung war das nichts Neues. Faszinierend ist es allerdings immer wieder, aufzuzeigen, was Rhythmik leisten kann. Mit meinem Buch: Vielfältig ist der Mensch Rhythmik auch! wurde der Versuch unternommen menschliche Vielfalt sichtbar und messbar zu machen. Die Zielsetzung war auch, mit Hilfe von Rhythmik die Multiplen Intelligenzen nach Gardner sichtbar werden zu lassen. Dies geschah in der Absicht, es Lehrpersonen zu ermöglichen, genaue Angaben über die Begabungen ihrer Schüler machen zu können und was für ein gedeihliches Klassen- und Lernklima noch viel wichtiger erscheint die Einsicht zu gewinnen, dass jedes Kind seine Stärken hat und lernfähig ist, wenn es diese Stärken benützen darf. Der Aufbau und Ablauf Pilotstudie war folgendermaßen strukturiert: Die Organisation Das Projekt fand an der Volksschule Langenzersdorf in Niederösterreich statt. Langenzersdorf ist ein Ort im Norden von Wien und hat zirka 8600 Einwohner. Damals und heute besuchen rund 300 Kinder diese Schule. Das Interesse der Eltern für die Wahl der richtigen weiterführenden Schule in Wien oder in Niederösterreich ist groß. Deshalb entschloss ich mich, je einen Buben und ein Mädchen aus einer zweiten und einer vierten Klasse zur Beweisführung auszuwählen. Alle Kinder hatten Deutsch als Muttersprache. Aus folgenden Gründen wurde diese Auswahl getroffen. Kinder der 2. Klasse haben sich schon in den Schulalltag eingelebt. Sie kennen ihren Lehrer, ihre Lehrerin gut und können mit neuen Situationen, wie z.b. einer fremden Person und einem neuen Angebot gut umgehen. Andererseits kennt auch der/die 1

PädagogIn seine/ihre Kinder schon gut und wird deren Anlagen besser beschreiben können als noch im ersten Schuljahr. Viele PädagogInnen vertreten außerdem die Auffassung, dass es erst in der zweiten Klasse sinnvoll ist, etwaigen auftretenden Teilleistungsstörungen und/oder Legasthenie effizient entgegen zu wirken, da die Kinder in der ersten Klasse noch zu sehr mit der Eingewöhnung beschäftigt sind. Demnach kann die Lehrkraft für die noch verbleibenden zwei Jahre in der Grundschule aufschlussreiche Einblicke in das Potential ihrer Schützlinge gewinnen. In einer 4. Klasse steht der Schulwechsel vor der Tür, und viele Eltern wollen eine optimale Beratung für die kommende Entscheidung. Sie können ihre Kinder sicherlich einschätzen, doch sind viele für eine ergänzende Meinung einer Fachfrau, eines Fachmannes dankbar. Die TeilnehmerInnen der Pilotstudie haben unterschiedlich viele Geschwister und jeweils einen intakten Familienverband. Der Nachname, die berufliche Situation der Eltern, das Alter der Eltern oder Geschwister, die geschwisterliche Reihenfolge oder andere Bedingungen (Freizeitgestaltung, zusätzliche Förderungen, Hobbys u. ä.) erschienen für die Erhebung nicht relevant. Die Durchführung Im Laufe des Frühjahres 2005 wurden in den jeweiligen Klassen vier Rhythmikstunden gehalten. 1 Im Durchschnitt nahmen 27 Kinder daran teil. Die Stunden hatten die Dauer einer Unterrichtseinheit, also 50 Minuten und wurden vielfältig angelegt, damit die Kinder ihre Fähigkeiten in möglichst vielen Bereichen unter Beweis stellen können. Die angestrebte Verfeinerung der Aussagen bezüglich der Einstufungen wurde erreicht, bzw. waren die 3. und 4. Rhythmiksequenz auf die, in der 1. und 2. Sequenz noch nicht so deutlich sichtbar gewordenen Förderbereiche hin konzipiert. Mit anderen Worten, die Stärken und Schwächen der Kinder waren bereits nach zwei Stunden erkennbar und wurden durch zwei weitere Stunden bestätigt. Eine schulinterne Kollegin oder die Klassenlehrerinnen haben die Rhythmikstunden gefilmt, da die Autorin als Leiterin der Einheiten auf das gesamte Geschehen während der Stunde zu achten hatte. Erst anschließend wurden die ausgewählten Kinder anhand der Videoaufzeichnungen von mir genauer beobachtet. Die Stunden Insgesamt wurden je vier Stunden für die zweiten und vierten Klassen zur gleichen Thematik abgehalten. 1 Ursprünglich waren nur 2 Stunden vorgesehen, doch nach eingehender Beobachtung der Kinder waren die Aussagen zu spekulativ. Eine seriöse Meinungsbildung war nicht möglich. So entschloss sich sie Autorin, zwei weitere Rhythmikeinheiten zu halten. 2

Die Stunden unterschieden sich aufgrund des unterschiedlichen Alters der Kinder in Dauer und Schwierigkeitsgrad der einzelnen Aufgaben. Teilweise wurde die Abfolge der Übungen verändert. Auch endete nicht jede Einheit gleich, da die jeweilige Entwicklungsstufe der Kinder einen anderen Abschluss sinnvoll erscheinen ließ. Forschungsmethoden, Auswertung und Ergebnisse Vor dem Beginn der Untersuchung erhielten sowohl die Eltern als auch die Klassenlehrerinnen einen von der Autorin ausgearbeiteten Fragebogen, den sie nach Erhalt ausfüllten und verschlossen retournierten. Die Autorin bediente sich strukturierter Beobachtung anhand von Videoanalysen. Die Auswertung erfolgte durch ein Fünf Punkte System. Von trifft völlig (5 Punkte) bis trifft überhaupt nicht zu (1 Punkt). Es konnten natürlich auch Mittelwerte vergeben werden. Die Eltern und Lehrerinnen gaben zu jeder Frage ihre Bewertung ab. Zu jeder Intelligenz passten sechs Fragen. Daraus ergab sich pro Bereich ein möglicher zu erreichender Höchststand von 30 bzw. ein Tiefststand von sechs Punkten. Folgende Formel wurde zur Auswertung angewandt: eindeutige Stärke durchschnittlich möglicher Förderbedarf 30 > 24 < 18 > 12 < 6 Die sich ergebenden Summen wurden durch die Fragenanzahl (6) wieder geteilt. Das Resultat war eine Zahl (auch Dezimalzahl) von 1 5, die auf einer Grafik eingetragen wurde. Die Meinung der Eltern und Lehrerinnen konnte so mit meiner Einschätzung der Kinder anschaulich verglichen werden. Die Werte der Autorin richteten sich ebenfalls nach der fünfstelligen Skala, wobei versucht wurde die Qualität der kindlichen Handlungen mit dieser Punktevergabe sichtbar und damit vergleichbar zu machen. Als Beobachtungskriterien galten die mittels Video beobachteten Ausführungen der jeweiligen Aufgaben und das Verhalten während der jeweiligen Stunde (Wortmeldungen, Interesse, Aufmerksamkeit, Kreativität oder eben Desinteresse, Aussteigen u. ä.). Jeder Wert wurde pro Bereich demnach 4x notiert, zusammengezählt und wieder durch vier geteilt. Daraus ergaben sich ebenfalls Werte von 1 bis 5, die dem Durchschnitt meiner Beobachtungen auf den Gebieten der acht Intelligenzen entsprachen. Im Interesse der Objektivität dieser Pilotstudie wurden die Fragebogen der Eltern und Lehrkräfte erst ausgewertet, nachdem sich die Autorin über die Qualität der Intelligenzen der Kinder ein Bild gemacht hatte. 3

Folgende 2 Grafiken zeigen beispielhaft die Ergebnisse der ausgewerteten Meinungen: P2 männlich (2. Klasse) 5,00 4,50 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 Sprachlich Logisch - Mathematisch Räumlich Musikalisch Körperlich Naturalistisch Eltern Lehrerin Autorin P3 weiblich (4.Klasse) 5,00 4,50 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 Sprachlich Logisch - Mathematisch Räumlich Musikalisch Körperlich Naturalistisch Eltern Lehrerin Autorin Interpersonal Intrapersonal Interpersonal Intrapersonal 4

Durch den Vergleich aller Grafiken konnte Folgendes festgehalten werden. Die Einschätzungen der Lehrerinnen sind tendenziell höher als die der Eltern und der Autorin. Im räumlichen und im musikalischen Bereich stimmen alle Bewertungen am meisten überein. Die Lehrerinnen sehen tendenziell mehr Potential auf sprachlicher Ebene und auf dem interpersonalen Bereich. Die Grafiken ergeben größtenteils kein homogenes Bild. Auch ist kein Muster erkennbar. Es stellt sich die Frage, ob eine groß angelegte Studie aussagekräftiger wäre. Resumée und Erfolg der Studie Die subjektive Bewertung des Betrachters (der Autorin) in Zahlen ausdrücken zu wollen, ist im Hinblick auf die Verwertbarkeit für die grafische Darstellung effektiv, auch wenn sie in Hinblick auf den hohen Individualisierungsgrad vielleicht bedenklich erscheint. Die Aussagekraft der Grafiken hatte hier Vorrang. Die persönliche Interpretation aller Beteiligten wurde veranschaulicht, dieses Bestreben ist demnach gelungen. Denkbar ist, dass das Bewusstsein, gefilmt zu werden, das Verhalten beeinflusst hat. Für die Auswertung der Studie waren die Aufnahmen jedoch notwendig. Ein persönlicher Erfolg der Studie ist, dass die Kinder der ersten Klassen der Volksschule Langenzersdorf nun seit fünf Jahren regelmäßig Rhythmik unter Anleitung der Autorin erleben. Die Unterrichtsstunde wird zu gleichen Teilen als Sachunterrichts- und Musikstunde aus dem Stundenpool entnommen, damit sie vormittags im Regelunterricht stattfinden kann. Die Kinder bewegen sich in einem Mehrzweckraum mit ausreichendem Platzangebot. Das Honorar trägt die Gemeinde. Aufgrund der Erfahrung kann nun bestätigt werden, dass bereits innerhalb weniger Stunden die Kinder ihre Stärken zeigen und somit zur Bestimmung des besten Lernweges den wesentlichen Beitrag durch ihr Handeln selbst leisten. Natürlich wird im Zuge dessen auch deutlich, wer Defizite hat. Dazu Ingrid Schäfer in ihrer Arbeit Graphomotik für Grundschüler. im Umgang mit räumlichen Gegebenheiten (Begrenzungen spüren, Raumschemata erfahren) im Umgang mit Objekten (erkundendes, eroberndes Handhaben) vollzieht sich grundlegend und aufbauend der Schreib-Lernprozess. Werden Sozial-, Körper-, Raum-, Objekterfahrungen als Basis betrachtet, gilt es auf diesen Ebenen, festigend anzusetzen...indem mit den Stärken der Kinder gearbeitet und ihren individuellen Fähigkeiten entsprochen wird (Ingrid Schäfer, S. 14, Dortmund 2002) 5

Diese Tatsache erkennen die klassenführenden LehrerInnen natürlich sehr schnell. Dadurch ist die Zusammenarbeit für beide Seiten ausgesprochen bereichernd, die Motivation neue Wege des Lernens zu beschreiten groß. Entgegen der ursprüngliche Annahme, dass optimale Förderung erst ab dem 2. Schuljahr sinnvoll ist, kann heute festgestellt werden, dass das Erkennen des individuellen Lernweges nicht früh genug stattfinden kann. Schlussfolgerungen und Konsequenzen Viele Kinder und Jugendliche stecken beim Lernen in einer Sackgasse. Sie versuchen mit Methoden zu arbeiten, die zwar bei anderen Menschen gut funktionieren, aber bei ihnen selbst nicht. Das ist für die Betroffenen frustrierend, häufig unverständlich und aus der Sicht der Eltern, LehrerInnen und anderer Personen ihrer Umgebung ebenso. Mit jedem Mal, bei dem sie sich vergeblich bemühen die Dinge doch zu verstehen, nimmt der Glaube an die eigenen Fähigkeiten immer mehr ab. Für diese SchülerInnen kann es der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen sein zu erfahren, wie sie mit ihren Stärken arbeiten können, bzw. wie LehrerInnen und Eltern dieses Bestreben unterstützen können. Das Erkennen der Stärken und Schwächen kann eine Lern-Strategie sein: Mit seinen starken Seiten schwächere ausgleichen! Tomatis bezeichnet das Ohr als Weg zum Schulerfolg. (Auch eine Parallelität zur Rhythmik, da durch den Einsatz der Stimme, das Modulieren von Lauten und Silben, Integrationsmechanismen gebildet werden.) Rhythmiker und Befürworter von Gardners Theorien wissen: Wenn es über einen Wahrnehmungskanal nicht gut läuft, muss eben ein anderer zur Vermittlung herangezogen werden. Glücklicherweise hat der Mensch viele Möglichkeiten, er ist vielseitig. Vielleicht wird die Vorstellung, dass es den Begriff Teilleistungsstörung in Zukunft gar nicht mehr gibt Wirklichkeit. Denn wenn es idealistisch gesehen völlig normal erscheint, dass Menschen von vielen Seiten also vielseitig Wissen erwerben können, so mutet die Bezeichnung Leistungs-Störung unpassend an, da es im Zugang zum Lernstoff keine Hindernisse mehr gibt. Wichtig ist, dass Erziehende die Vielfalt der Schüler erkennen und wertschätzend damit umgehen, und dass Schüler und Eltern wissen, welcher Lerntyp das Kind ist. Diese Lerntypen bzw. Lernprofile mit Hilfe von Rhythmik herauszufinden, war Ziel dieser Untersuchung. Die gezielte tiefgehende Beobachtung einiger weniger Kinder in der Gruppe zeigte, welche Möglichkeiten der Rhythmisch-musikalische Zugang in Hinblick auf Erkennung und Förderung von Begabungen bietet. Repräsentativität im Sinne der Quantität war nicht im Interesse der Autorin, weil sie den Fokus vom Individuum und seiner Entwicklung hin zu anderen Fragestellungen verschoben hätte. Die wesentlichen Erkenntnisse wären dadurch verschleiert worden. 6