Hören mit den Augen? Menschen die alle das Problem des Nicht- oder Schlechthörens haben. Man unterscheidet zwischen 3 Gruppen: 1. Gehörlose: Menschen die von Geburt an, bzw. vor dem Spracherwerb vollständig ertaubt sind. Es ist kein Sprachverständnis vorhanden. 2. Schwerhörige: Menschen mit einem mehr oder weniger starken Hörverlust, der sich durch Hörgeräte ausgleichen lässt. Allerdings hören sie in keinem Fall so gut wie ein Hörender. Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 1
3. Ertaubte: Menschen die während oder nach dem Erwerb der Lautsprache durch Krankheit oder Unfall die Hörfähigkeit eingebüßt haben. Sie sind im vollen Besitz der Lautsprache und sprechen in der Regel gut verständlich. Für alle drei Gruppen gilt, dass tägliche Verrichtungen wie. z.b. Behördengänge, Arztbesuche, selbst Einkäufe mit erheblichen Problemen verbunden sind, da eine gesicherte Kommunikation nur in Ausnahmefällen möglich ist. Gerade bei Gehörlosen wird auf Grund der merkwürdigen Sprache häufig von Dummheit ausgegangen. Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 2
Diese Einschätzung ist grundverkehrt, da auftauchende Probleme nicht auf intellektueller, sondern ausschließlich auf kommunikativer Ebene zu finden sind. In einer Gruppe mit ständig wechselnden Sprechern ist jeder, der nicht oder schlecht hört, nach kurzer Zeit überfordert und kann dem Gespräch nicht mehr folgen. Fazit: Wer nicht, oder nur wenig hört ist nicht zwangsläufig dumm oder inkompetent! er braucht nur manchmal etwas mehr Zeit zum Verstehen, und die Geduld seiner hörenden Mitmenschen! Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 3
Kommunikationsverhalten vor dem Ansprechen auf Schulter oder Arm tippen winken, auf den Tisch klopfen, auf den Boden stampfen, Licht ein- und ausschalten sind Rufsignale Gehörlose nie von hinten ansprechen Blickkontakt suchen während Gespräches direkt anschauen, damit von den Lippen abgelesen werden kann auf Themen hinweisen damit dem Gespräch besser gefolgt werden kann möglichst Hochdeutsch sprechen keinen Dialekt normal sprechen, nicht schreien deutlich und nicht zu schnell sprechen möglichst 70 cm Abstand halten, um einen optimalen Blickwinkel zum Lippen ablesen zu ermöglichen es muss genügend Licht auf das Gesicht des Partners fallen Gegenlicht vermeiden beim Bart darauf achten, dass er den Mund nicht bedeckt nicht mit Zigarette oder Kaugummi im Mund sprechen, da das Mundbild verzerrt wird Gehörlose extra begrüssen Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 4
Kommunikationsmittel Zum Sprachinstrument der Gebärdensprache gehören: manuelle Komponente Hände und Arme (Handzeichen) nicht manuelle Kopfhaltung Gesichtsausdruck (Mimik) Blick Mundbild Oberkörper Ohne die manuelle Komponente ist das Gebärden unmöglich! Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 5
Satzmimik Aussagesatz = keine Veränderung des Gesichtsausdruckes Fragesatz = Augenbrauen hochziehen, Kopf nach vorn beugen Befehlssatz = Augenbrauen zusammenziehen, Kopf ruckartig nach vorn Zustimmung/Bejahung = Satz wird mit Kopfnicken begleitet Verneinung = Satz wird mit Kopfschütteln begleitet Bitte = Kussmund, abgewinkelte Handoberfläche streicht über Wange Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 6
Einführung in die Gebärdensprache Gebärdensprache ist die Sprache (Verständigungsmittel) mit der sich Gehörlose verständigen. Sie ist ein System von Gebärden und Bewegungen mit linguistisch (sprachwissenschaftlich) festgelegter Bedeutung. Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 7
Gebärdensprache ist nicht überall auf der Welt gleich! Es gibt mehrere nationale Varianten von Gebärdensprache, sowie regionale Dialekte innerhalb einer nationalen Variante! Die rechtliche Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache DGS erfolgte in Deutschland im Jahr 2002 mit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes. Die Gebärdensprache ist eine eigenständige Sprache mit vollständiger Grammatik. Ist komplex wie andere Sprachen. Die Wahrnehmung erfolgt nicht akustisch, sondern visuell Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 8
Varianten der Gebärdensprache: LautsprachBegleitende Gebärdensprache LBG LautsprachUnterstützende Gebärdensprache LUG LBG (Lautsprachbegleitende Gebärdensprache) und LUG (Lautsprachunterstützende Gebärdensprache) sind Hilfsmittel der deutschen Lautsprache. Es ist daher visualisierte Lautsprache, also keine eigenständige Sprache. LBG = hier wird jedes Wort von einer Gebärde begleitet LUG = hier werden weniger Gebärden verwendet weil man ein größeres Gewicht auf das Ablesen vom Mund der DolmetscherIn legt Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 9
DGS wird hauptsächlich von Gehörlosen verwendet; ist eine vollwertige Sprache mit eigenständiger Grammatik ist eine natürliche ursprüngliche Sprache LBG und LUG werden hauptsächlich von Schwerhörigen und Ertaubten verwendet; sind keine eigenständige Sprache, sondern ein Hilfsmittel der Deutschen Lautsprache; haben keine eigenständige Grammatik, sind der Deutschen Lautsprache angepasst; sind künstliche Sprachen, es gibt einen (Gebärden) Lexikonbestand der größtenteils aus der Gebärdensprache übernommen ist Gebärden zum mitmachen Pronomen, Familie Verwandtschaft entnommen: Gebärden-Lexikon 1 und 2 Günter Maisch/Fritz-H. Wisch, Verlag hörgeschädigte Kinder GmbH, Hamburg Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 10
Fingeralphabet Alle Buchstaben der deutschen Schriftsprache können mit Hilfe des Fingeralphabetes wiedergegeben werden. Für jeden Buchstaben gibt es ein entsprechendes Zeichen, wie die folgenden Abbildungen zeigen. siehe Seite 13: Fingeralphabet So können Wörter mit den Fingern buchstabiert (oder in die Luft geschrieben) werden. Das Fingeralphabet ist deshalb auch eine Kommunikationshilfe für Hörende und Gehörlose. Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 11
Lied mit Gebärden einüben 1. Willst du stets glücklich sein, dann mach es so: diene dem Herrn allein und du wirst froh, diene dem Herrn allein und du wirst froh. 2. Willst du geliebet sein, liebe zuerst! Liebe kann nur gedeihn, wenn du sie nährst, Liebe kann nur gedeihn, wenn du sie nährst. 3. Willst du gesegnet sein, wandle im Licht! Strahlt es ins Herz hinein, irrest du nicht, strahlt es ins Herz hinein, irrest du nicht. Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 12
Deutsches Fingeralphabet Friedhelm Skibba Mai 2009 Seite: 13