Welche Unterstützung können auslandsorientierte Handwerksunternehmen von ihrer Handwerksorganisation erwarten? Dr. Klaus Müller an der Forschungsinstitut im Deutschen Handwerksinstitut e.v. 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 1
Inhalt Größenordnung, Charakteristika und Probleme eines Auslandsengagements von Handwerksunternehmen Aufgaben der Außenwirtschaftsberatungsstellen bei den Handwerkskammern Vorstellung der Unterstützungsleistungen für Handwerksunternehmen 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 2
Bedeutung des Auslandsengagements im Handwerk aktuelle abgesicherte Daten fehlen! abgesicherte Daten von 1994 (Handwerkszählung): 3,1 % der Handwerksunternehmen im Ausland tätig 1,8 % des handwerklichen Umsatzes im Ausland erzielt seitdem sicher Anstieg des Auslandsengagements Gründe dafür EU-Erweiterung Konjunktur in Deutschland durch Ausland getragen stärkere Förderung des handwerklichen Auslandsengagement lt. ZDH-Umfrage (2000) 50% der Betriebe Export gesteigert derzeit grobe Schätzung: 5 % der Handwerksunternehmen im Ausland tätig 3 % des handwerklichen Umsatzes im Ausland erzielt 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 3
Stufe 3 internationaler Markt (ca. 5 % aller Handwerksbetriebe) 3-Stufen-Pyramide zur Internationalisierung im Handwerk Stufe 2 überregionaler Markt 1) (ca. 8,5 % aller Handwerksbetriebe) Stufe 1 wohnortnaher Markt (ca. 88,5 % aller Handwerksbetriebe) 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 4
Charakteristika des Auslandsengagements von Handwerksunternehmen Einstieg i.d.r. nicht strategisch geplant, sondern durch günstige Gelegenheit, zufällig oft mentale Barriere vor Auslandsgeschäften relativ groß Dienstleistungsgehalt des handwerklichen Absatzes ins Ausland relativ hoch Handwerk setzte vor allem Spezialitäten und Nischenprodukte im Ausland ab Grenznahe Auslandsgeschäfte (Arbeiten über der Grenze) haben große Bedeutung erster Einsieg häufig über Huckepackverfahren 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 5
Spezielle Probleme eines Auslandsengagements im Handwerk (im Mittelstand) begrenzte personelle Ressourcen (Auslandsgeschäfte i.d.r. Chefsache) schwierige Finanzierung geringe Eigenkapitalquote schwierige Einschätzung Bonität Auslandspartner Kreditvolumen relativ gering Fixkostensprung bei Auslandsengagement 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 6
Außenwirtschaftsförderung durch die Handwerksorganisation primär Aktivitäten durch Handwerkskammern (HWK) und Vereinigungen von Handwerkskammern bei 3 Kreishandwerkerschaften (alle grenznah) Beratungsstelle Fachverbände entfalten praktisch keine Aktivitäten Zentrale Aktivität: Außenwirtschaftsberatungsstellen (teilweise auch tituliert als Export- oder EU-Beratungsstelle) Unterschiede zwischen Handwerkskammern relativ groß 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 7
Entwicklungstendenzen Außenwirtschaftsaktivitäten (Wie haben sich die Außenwirtschaftsaktivitäten Ihrer HWK in den letzten 5 Jahren entwickelt?) Von 52 hier antwortenden HWK... gaben an, dass die Außenwirtschaftsaktivitäten in den letzten 5 Jahren stark gestiegen seien: 11 HWK gestiegen seinen: 26 HWK etwa gleich geblieben: 15 HWK gesunken seien: 0 HWK Auch gegenüber einer vergleichbaren Befragung von 1993 ist insgesamt eine erhebliche Steigerung festzustellen. Dieses Ergebnis ist auch insofern bemerkenswert, da die Landesfinanzierung teilweise in letzter Zeit zurückgefahren worden ist. Viele HWK haben dies durch vermehrte Eigenmittel kompensiert oder sogar überkompensiert. 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 8
Tätigkeitsfelder Außenwirtschaftsberatungsstelle Unterstützungsleistungen für Unternehmen Vermittlung weiterführende Kontakte, Beratungsangebote, Fördermöglichkeiten Recherchen Vernetzung Öffentlichkeitsarbeit 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 9
Unterstützungsleistungen für Unternehmen Beratung, Beantwortung von Anfragen Herausgabe Newsletter, Internet-Angebot Erstellung Informationsblätter, Broschüren etc. Veranstaltungen im Inland Unternehmerreisen ins Ausland Beteiligungen auf internationalen Fachmessen Sprachkurse 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 10
Beratung, Beantwortung von Anfragen Fähigkeit zu Auslandsgeschäften Zoll-, Einfuhrbestimmungen Arbeitserlaubnis steuerrechtliche und allgemein rechtliche Fragen Gründung Niederlassung im Ausland Gründung grenzüberschreitenden Kooperationen Finanzierungsfragen, Fördermöglichkeiten etc. Besonderheiten: bei einigen grenznahen Kammern Spezialisierung auf Nachbarland Grenzüberschreitendes Beratungsnetzwerk 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 11
Herausgabe Newsletter Inhalte aktuelle Außenwirtschaftsnachrichten Länderinformationen, Zollinformationen Veranstaltungskalender Messekalender Kooperationsangebote Fördermöglichkeiten Ausschreibungen Hinweise auf interessante Veröffentlichungen Links zu weiterführenden Informationen Ansprechpartner teilweise nicht mehr per Versand, sondern als E-Mail, Infos in Internet 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 12
Internet-Plattform Gefunden wird das Internetangebot der HWK im Bereich Außenwirtschaft meist über die Rubriken Beratung und Betriebsberatung. Bei einigen HWK auch über die Suchfunktion. Der Zeitaufwand ist allerdings sehr unterschiedlich. Einige HWK haben (oft in Kooperation mit anderen Trägern) gesonderte Internet- Adressen entweder auf Landesebene: Bayern, NRW, Hessen als grenzüberschreitendes Netzwerk: Transinfonet, Grenzoffensive als Verbund vieler Kammern: ARGE 28, Hanse-Parlament für eine bestimmte Aktivität: Gemeinschaftsstand auf Messe in Luxemburg Die Inhalte ähneln denen eines Newsletters, aber Vorteil: längerfristige Verfügbarkeit zusätzliche Möglichkeiten: unmittelbare Links, Download, Interaktivität 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 13
Informationsblätter, Broschüren Ziele: Weitergabe Informationen über Situation auf wichtigen Auslandsmärkten bzw. Arbeitsmöglichkeiten im Ausland Information für Betriebe über Förderangebot Herausstellung Bedeutung handwerkliche Auslandsgeschäfte Erstellung häufig in Kooperation mit anderen Außenwirtschaftsstellen, teilweise gegenseitiger Austausch bzw. Übernahme von Broschüren Meist kostenlose Abgabe an Handwerksbetriebe, gesonderte Preisvereinbarungen für andere Interessenten Problem: Nutzung durch Dritte (freie Unternehmensberater) Beispiele: Länderleitfaden Irland, Belgien,... Fit für das Auslandsgeschäft Merkblatt für Arbeiten in der Schweiz Recht für Handwerker Italien 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 14
Veranstaltungen im Inland Veranstaltungen verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen: Motivierung von potenziellen Exporteuren Information zu Veränderungen oder Bedingungen auf wichtigen Auslandsmärkten Informationen über EU-Osterweiterung (Fördermittel!). Unterscheiden lassen sich: Informationsveranstaltungen - Seminare länderbezogene - themenbezogene - allgemeine Veranstaltungen Themenzentrierte Veranstaltungen laufen meist besser als allgemeine Länderveranstaltungen. Ausnahme: Grenzregion 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 15
Ziele sind Unternehmerreisen ins Ausland Finden von Geschäfts-, Kooperationspartnern Gewinnen von Eindrücken über den ausländischen Markt Formen: Delegationsreisen, Unternehmertreffen, Messebesuche, Partnerschaftstreffen Auslandsreisen finden häufig in Kooperation mehrerer HWK oder mit anderen Partnern (IHK) statt. Die wichtigsten Zielländer sind derzeit mit Abstand die EU-Beitrittsstaaten (v.a. Polen, Tschechien, Baltikum) Wichtigstes bisheriges EU-Land ist Frankreich. Hier spielen aber auch häufig nichtkommerzielle Gesichtspunkte eine große Rolle (Partnerschaften). Weitere bedeutende Zielländer: Italien, Spanien, Österreich 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 16
Beteiligungen an internationalen Fachmessen 3 Bundesländer bieten größere Anzahl von gesonderten Gemeinschaftsbeteiligungen des Handwerks an: Bayern, Baden-Württemberg, NRW Wichtige Zielländer: Italien, Österreich, MOEL Wichtigste Messen: Internationale Herbstmesse Bozen, AF-L Artiganato Fiera Mailand, Internationale Herbstmesse Luxemburg Internationale Fachmessen im Inland haben nur eine untergeordnete Bedeutung Messebeteiligung i.d.r. gefördert durch Wirtschaftsministerium. Fördermöglichkeiten unterschiedlich: individuelle Förderung, Kleingruppenförderung, Gemeinschaftsstand Probleme: Akquirierung von Teilnehmern, Homogenität der Teilnehmer, Länderübergreifende Stände nicht möglich, Förderbudget relativ gering 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 17
Sprachkurse Bevorzugte Sprachen: Französisch, Englisch, Niederländisch auch: Polnisch, Russisch, Spanisch Probleme: Kurse kommen nicht immer zustande unterschiedliches Niveau der Teilnehmer Abstimmung der Kurse mit Messen, Unternehmerreisen gelingt meist nicht Besonderheiten: Einbeziehung interkultureller Aspekte (z.b. Umgangsformen) Bezug auf konkrete Anwendung, z.b. Französisch auf der Baustelle, Korrespondenz auf Englisch Konkrete Schulung vor Ort, z.b. Wirtschaftsenglisch für Mitarbeiter der Kfz- Branche 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 18
Zusammenfassung Außenwirtschaftspotenzial im Handwerk vorhanden große Bedeutung der Außenwirtschaftsberatungsstellen bei den Handwerksorganisationen breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten für Betriebe notwendig: Erhöhung der Unterstützung durch einige Handwerkskammern notwendig: noch stärkere Vernetzung der Außenwirtschaftsberatungsstellen 08.03.2004 Außenwirtschaftstag Handwerk IHM 2004 19