Postmortale Organspende Macht den Hirntod eines Menschen zur Chance auf mehr Lebensqualität und mehr Lebenszeit für mehrere andere Menschen. Bringt enorme psychische Belastungen für die Beteiligten mit sich, die zu seelischen Veränderungen führen. Ist lebensgefährlich und lebensverlängernd zugleich
Eigene Entscheidung Angehörigenstimmen: Das hat er selbst so entschieden. Es war sein Wunsch. Er wollte helfen. Ich kann das nicht entscheiden! Ich habe ihn allein gelassen. Ich wusste nicht, was sie alles mit ihm anstellen. Ich habe ihnen erlaubt, ihn auszuweiden! Es war gut so wie es ist. Das tröstet mich. Ein Teil von meinem Sohn lebt weiter.
Rechtzeitig genügend Information Was wird da wirklich gemacht? Welche Fragen möchte ich beantwortet haben? Wen informiere ich wer sorgt für mich, wenn ich es selbst nicht kann? Wiedervorlage : Ist das, was ich damals schrieb, jetzt noch meine Meinung?
Entscheidungsfreiheit Die Widerspruchslösung anderer Länder greift m.e. zu weit in das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen ein. Das Prinzip: Wenn Du Dich nicht informierst und Nein sagst, dann dürfen wir mit Deinem Körper dies und das machen ist mehr als fragwürdig es ist abzulehnen. Moralischer Druck ist eine große Gefahr für die Entscheidungsfreiheit.
Geben + Nehmen??? Würden Sie ein gespendetes Organ für sich akzeptieren? Wenn ja: Wächst Ihnen daraus eine Verpflichtung, selbst Organe zu spenden? Organspenden sind freiwillige Entscheidung der Spenderin. Die Empfängerin muss med. begründete Voraussetzungen erfüllen, mehr nicht. Organhandel ist aus guten Gründen bei uns verboten. Nur wer spendet darf auch nehmen würde aus der Organspende eine Art Organtauschhandel machen und ist abzulehnen.
Hirntod ist emotional kaum zu fassen Tot =? Stillstand, kein Atem, kein Puls, Körper kühlt aus, Gerüche, etc. spürbare Sinneseindrücke. Hirntot = Warm, rosig, beatmet, Puls, Nierenfunktion, Schwangerschaft kann fortgeführt werden.
Juristisch: Ja. Ist hirntot wirklich ganz tot? Emotional nein. Aber wann wird aus dem Prozess Sterben der Stillstand Tod? Wenn ich dazu den unabwendbaren Verfall des Körpers und der Organe abwarten muss dann sollte ich das tun. Dann komme ich als Spender nicht mehr in Frage. Und das ist in Ordnung.
Begleitung muss ausgebaut werden Immer wieder müssen Angehörige unter großem Zeitdruck entscheiden, ob dem hirntoten Angehörigen Organe entnommen werden. Sie sind damit in der Regel überfordert. Bis das geändert werden kann müssen wir dieser Realität begegnen. Sie brauchen kompetente, unabhängige Beratung. Derzeit bietet das die DSO an, das muss m.e. dringend systematisch ergänzt werden, denn
Aus der Homepage der DSO Die DSO hat sich zum Ziel gesetzt, allen Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich die notwendige Transplantation zu ermöglichen. Persönlich kenne ich einige DSO-Mitarbeitende. Sie alle nehmen die Neutralität sehr ernst und wollen nicht, dass Angehörige ihre Entscheidung bereuen. Angesichts der Dramatik braucht es hier aber eine klare Trennung, um allein schon dem Verdacht einer Interessenkollision zu begegnen.
Differenzierung gegen Drama (1) Die Organspendekampagnen betonen: 12.000 Menschen warten, täglich sterben drei, weil sie kein Organ kriegen. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Andere Teile: Die drei sterben, weil sie schwer krank sind. Das haben sie mit uns gemeinsam. Schwer erträglich ist dabei die Hilflosigkeit: Dass wir eine Therapie kennen, sie ihnen aber nicht zugänglich machen können, weil Ressourcen (Organe) fehlen.
Differenzierung gegen Drama (2) Hilflosigkeit ist angesichts des Todes genau das, was jede Sterbende, jede Angehörige, jede Ärztin weltweit erlebt. Das Schicksal, die nötige Therapie nicht bekommen zu können, verbindet unsere Patienten mit einem Großteil der Menschen armer und ärmster Länder. Wir sterben alle, weil wir nicht an ein Heilmittel gegen eine Krankheit und letztlich den Tod herankommen.
Differenzierung gegen Drama (3) Die Organspendekampagnen werben mit Patientinnen und Patienten, denen es nach der Transplantation sehr gut geht. Die Wahrheit ist differenzierter: Das Leben mit einem gespendeten Organ kennt viele Facetten der Gesundheit. Immunsuppression ist Pflicht, der Körper wird sein Leben lang versuchen, das Organ loszuwerden. Nebenwirkungen sind mitunter erheblich.
Meinung der Kirchen Organspende kann Tat der Nächstenliebe sein. Auferstehung? Körperliche Unversehrtheit spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Bringschuld für Organe? Nein. Verpflichtung, ein Organ anzunehmen? Nein. Organhandel? Nein.
Persönliche Meinung (1) Ich glaube (ich muss den Ärzten glauben, weil ich medizinischer Laie bin), dass ich im Sterben sehr weit fortgeschritten bin, wenn nach geltenden Bestimmungen der Hirntod diagnostiziert wird. Ich werde auch verändert, schwerst behindert - nicht mehr wieder kommen können. Deshalb erlaube ich diesen massiven, aggressiven Eingriff in meinen Körper. Mein Ziel ist es dabei, anderen Menschen, die vom Tod stark bedroht sind, aber viel größere Lebenschancen haben als ich, beim Leben zu helfen.
Persönliche Meinung (2) Ich nehme in Kauf, dass mein Sterbeprozess dadurch verändert, evtl. beschleunigt wird. Es kann sein, dass ich mich dadurch an meinem Leben gegenüber Gott schuldig mache in diesem Fall vertraue ich auf seine Gnade. Ich weiß, dass meine Frau und meine Kinder mit dieser Entscheidung Schwierigkeiten haben. Ich traue ihnen zu, dass sie das bewältigen und ich mute es ihnen zu.
Zuletzt Ich bin ein kritischer Befürworter der postmortalen Organtransplantation. Die in dieser medizinischen Methode liegenden Chancen sind m.e. zu groß um sie nicht zu nutzen. Ich befürworte den Ausbau medizinischer Methoden, die ethisch vertretbar sind und die Notwendigkeit postmortaler Organspenden verringern.
Evangelische Klinikseelsorge Erlangen Kein Weg ist umsonst, jeder Weg getragen von Gott. Nur mit Umwegen kommen wir ans Ziel. Unverletzt bleibt auf diesem Weg niemand. Auch Gott nicht. Sein Heil umfängt auch den Tod, der unser irdisches Leben beendet.