Herausforderung chronische Krankheiten Wie sichern wir die Qualität in der Versorgung von Menschen mit Diabetes?

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Transkript:

Herausforderung chronische Krankheiten Wie sichern wir die Qualität in der Versorgung von Menschen mit Diabetes? Parlamentarischer Abend, 25.02.2016

Ausgangssituation Derzeit leben mehr als sechs Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland, jedes Jahr kommen etwa 300.000 Menschen hinzu. 95 Prozent davon leiden unter Diabetes Typ 2, für den es einen engen Zusammenhang zwischen Lebensstil und Erkrankung gibt. Besorgniserregend ist auch die hohe Dunkelziffer. Laut Robert Koch Institut 2012 gibt es 1,3 Millionen Erkrankte, die nichts von ihrer Erkrankung wissen. Bei der Altersgruppe der 70-79-Jährigen sind mittlerweile 20 Prozent an Diabetes Typ 2 erkrankt. Diabetes Typ 2 wird durchschnittlich erst zehn Jahre nach Ausbruch festgestellt. Die Zahl der Betroffenen ist nach Untersuchungen des Robert-Koch Instituts zwischen 1988 und 2012 um 38 Prozent gestiegen, der größere Teil davon nicht altersbedingt. Pro Jahr werden ca. 40.000 Amputationen, 2.000 Erblindungen und circa 2.300 Niereninsuffizienzen mit Dialysepflicht durch den Diabetes verursacht. Die Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten ist deutlich reduziert. Psychische Erkrankungen wie Depressionen treten im Zusammenhang mit Diabetes etwa doppelt so häufig auf wie in der Normalbevölkerung. Auch soziale Einschränkungen aufgrund der Erkrankung sind gehäuft. Diabetes ist eine chronische Erkrankung. Ihr Verlauf hängt eng mit der Qualität der Behandlung und dem Selbstmanagement der Betroffenen zusammen. Eine frühzeitige Diagnose und individuell ausgerichtete, moderne, leitlinienbasierte Behandlung, so wie sie die DDG empfiehlt, sorgt für eine dauerhaft bessere Blutzuckereinstellung und verzögert dadurch das Auftreten von Folgeerkrankungen. Pro Jahr entstehen durch Diabetes und seine Folgen Kosten von rund 35 Milliarden für Behandlung, Pflege, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Circa 80 Prozent der Kosten entstehen durch die Folgen eines schlecht eingestellten Diabetes, der dann häufig zu Begleiterkrankungen führt. Damit ist nicht nur sehr viel menschliches Leid verbunden, auf die Dauer wird es sich unser Gesundheitssystem auch kaum leisten können, die stetig steigenden Kosten zu finanzieren. Die wachsende Zahl der Betroffenen sowie die Notwendigkeit medizinische Innovationen für die Patienten zu entwickeln und verfügbar zu halten, macht es notwendig, Qualität und Effizienz des heutigen Systems zu hinterfragen. Begrenzte Ressourcen verlangen nach neuen Lösungen, um die wachsende Zahl von Patienten angemessen zu versorgen.

Aus Sicht der DDG müssen zwei Ziele in den Mittelpunkt der politischen Aktivitäten gerückt werden: 1. Versorgungsstrukturen, die sicherstellen, dass die Betroffenen sektorenübergreifend eine qualitätsgesicherte, interdisziplinäre und wohnortnahe Behandlung erfahren. 2. Präventionsmaßnahmen, die darauf zielen, die Lebensumstände so zu verändern, dass allen Bürgern ein gesundheitsbewusstes Leben erleichtert wird. Da Prävention nicht das Thema dieses Papiers ist, wird hierzu auf die Forderungen zur Stärkung der Verhältnisprävention der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) verwiesen: www.dank-allianz.de Wie ist eine gute Versorgung der Menschen mit Diabetes möglich? Die ärztliche, medizinische und psychologische Versorgung der Menschen mit Diabetes erfolgt in Deutschland heute in einem Versorgungssystem auf drei Ebenen: - Etwa 90 Prozent der Patienten mit Diabetes Typ 2 werden von ihrem Hausarzt betreut (Ebene 1). - 10 Prozent der Patienten, insbesondere die Patienten, die aufwendiger zu versorgen sind oder an Diabetes Typ 1 leiden, werden in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis (Ebene 2) behandelt, von denen es in Deutschland ca. 1.100 gibt. Dazu gehören auch Krankenhausambulanzen. - Im stationären Bereich gibt es rund 160 Kliniken, die durch die DDG für die Behandlung von Menschen mit Diabetes zertifiziert sind, die aufgrund Ihres Diabetes in die Klinik kommen (Hauptdiagnose). - Darüber hinaus können sich seit 2013 auch Kliniken zertifizieren lassen, die nicht über eine diabetologische Fachabteilung verfügen, jedoch häufig Patienten mit Diabetes als Nebendiagnose behandeln. Dies stellt sicher, dass Menschen mit Diabetes, die sich z.b. einer orthopädischen Operation oder einem kardiovaskulärem Eingriff unterziehen, optimal behandelt und vor Komplikationen geschützt werden. Von den 18,5 Millionen Patienten, die jedes Jahr in Deutschland stationär behandelt werden, haben ca. 6 Millionen auch einen Diabetes (Nebendiagnose). In der Versorgungsqualität der Menschen mit Diabetes gibt es in Deutschland große regionale Unterschiede. Das hängt mit der Ausbildung und Zahl der zur Verfügung stehenden Experten und der Zahl und Qualität der zertifizierten Einrichtungen zusammen. Das wird z.b. deutlich an der wesentlich geringeren Amputationsrate in spezialisierten Einrichtungen. Die Rate von Majoramputationen liegt hier bei ca. 3%, während sie in der Allgemeinversorgung zwischen 10

20% liegt. Die Qualität der Versorgung lässt sich auch daran ablesen, wie gut der Übergang zwischen Hausarzt- und Facharztversorgung, ambulanter und stationärer Versorgung, Pflege oder Reha funktioniert: Wichtige Informationen und Erkenntnisse fallen nicht selten zwischen die Sektorengrenzen und führen dazu, dass die Versorgung der Patienten hinter den Möglichkeiten und dem aktuellem Kenntnisstand zurückbleiben. Die Folgen sind beispielsweise Doppeluntersuchungen und eine Zunahme der Krankenhauseinweisungen - verbunden mit einer unnötigen Erhöhung der Kosten. Die Folgen für die Patienten sind nicht weniger bedeutend: Es kommt zu einer Einschränkung der Lebens- und häufig auch Überlebensqualität, Verunsicherung und Demotivation, was bei einer Krankheit, die stark vom Selbstmanagement der Patienten abhängt, hoch problematisch ist. Die Qualität der Versorgung im Sinne der Patienten, aber auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, lässt sich nur durch eine sektorenübergreifende und flächendeckende Versorgungslandschaft für den Diabetes sowie andere Begleiterkrankungen erreichen. Die DDG hat dafür mit ihren Angeboten für die Qualifikation von Ärzten und medizinischem Fachpersonal sowie den Zertifizierungen von Einrichtungen wichtige Weichen gestellt. Damit lässt sich Struktur-, Ergebnisund Prozessqualität verbessern. Doch dafür sollten die Qualifikationen der DDG staatlich anerkannt werden und der Mangel an gut ausgebildeten Diabetes-Experten und zertifizierten Einrichtungen insbesondere im ländlichen, teils unterversorgten Raum behoben werden. Nur gemeinsam mit Hausärzten, Kliniken, anderen Facharzt- und Berufsgruppen im Gesundheitswesen lässt sich eine optimale Versorgung der Patienten sicherstellen. Optimal versorgt heißt hierbei: qualitätsgesichert (leitlinienbasiert), interdisziplinär und sektorenübergreifend. Ein Modell dafür gibt es mit der Versorgungslandschaft Diabetes, die vom Deutschen Hausärzteverband gemeinsam mit dem Bundesverband Niedergelassener Diabetologen e.v. (BVND) und dem Bundesverband Diabetologen in Kliniken e.v. (BVDK) entwickelt wurde. Es ist derzeit das einzige integrative, sektoren-übergreifende Konzept für die Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus in Deutschland, das aber leider noch nicht umgesetzt ist. Mit Hilfe dieses Konzeptes ist es möglich, eine reibungsfreie, wohnortnahe Versorgung mit guter Basisbetreuung im Hausarztbereich und qualifizierten Schwerpunkteinrichtungen und Krankenhäusern sicherzustellen. In Modellversuchen konnte gezeigt werden, dass sich dadurch Krankenhauseinweisungen verringern und Doppeluntersuchungen vermeiden lassen.

Was muss sich ändern? 1. Die von der DDG angebotenen Qualifikationen Diabetologe/in DDG (bisher ausgebildet: 4.100), Diabetesberater/in DDG (3.700) und Diabetesassistent/in (7.600) sollten staatlich anerkannt werden und damit ein für Patienten und Behandler unmissverständliches Qualitätssiegel werden. 2. Die von der DDG entwickelten Qualitätskriterien für Einrichtungen in der ambulanten und stationären Versorgung sollten von staatlichen Instituten wie dem IQTiG aufgegriffen und in der Fläche ausgerollt werden. 3. Das zwischen Hausärzten und Diabetologen ausgearbeitete Konzept für die Versorgungslandschaft Diabetes sollte für eine qualitätsgesicherte Versorgung Menschen mit Diabetes genutzt werden und ggf. auf weitere chronische Krankheitsbilder übertragen werden. Dieses Modell könnte vom Innovationsfonds finanziert und in einer Pilotregion realisiert werden. Die sektoralen Mauern verschwenden Geld, behindern die Versorgung und mindern die Lebensqualität der Patienten. 4. Die Registerforschung muss weiter entwickelt werden, um Versorgungsqualität verlässlich messbar zu machen und sollte Bestandteil einer Nationalen Diabetesstrategie sein 5. Bei der Definition medizinischer Standards für die Versorgung von Menschen mit Diabetes ist die stärkere Einbindung der medizinisch-wissenschaftlichen Expertise, wie sie die DDG vertritt, unerlässlich. Die Versorgung von Menschen mit Diabetes muss im Sinne der Patienten, aber auch im Interesse unseres Gemeinwesens, langfristig medizinisch und wirtschaftlich gesichert werden. Das gilt für andere große Volkskrankheiten zum Teil in ähnlicher Weise: Hier geht es darum, die nicht mehr zeitgemäßen transsektoralen Grenzen aufzubrechen. Die Diabetologie ist als Querschnittsfach durch und durch interdisziplinär ausgerichtet. Aufgrund ihrer Spezialisierung auf den Stoffwechsel des Menschen hat sie eine umfassende, ganzheitliche Sicht auf medizinische Zusammenhänge und Probleme. Durch ihre Qualifizierungs- und Zertifizierungsprogramme für unterschiedliche Sektoren und Berufsgruppen hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft ein Versorgungsnetz geschaffen, das beispielgebend genutzt werden kann. Die hinter diesem Fach stehenden Expertinnen und Experten sind daher in besonderer Weise ideale Partner, um geeignete Modelle für eine optimale Versorgung von chronisch kranken Patienten zu entwickeln.