Heinz Gerhard: Fernsehen: Leitmedium im digitalen Zeitalter?

Ähnliche Dokumente
Nutzungsindikatoren Fernsehen und Internet

auffinden auffindbar machen auffindbar sein Wie Medienunternehmen den veränderten Medienalltag gestalten können

Zeitungen: Pflichtbestandteil von Medienrepertoires?

ARD und ZDF ohne jugendliche Zuschauer?

MEDIENNUTZUNG VON KINDERN. Aktuelle Erkenntnisse der Markt-/Mediaforschung Status: Mai 2016

Fernsehen und Internet Konkurrenz, Ergänzung, Bereicherung?

Medien der Zukunft: 7 Thesen. Zürich, 5. Mai 2011

Hintergrundinformationen Workshop Technik im TV

Medienstrukturen und Mediennutzung in einer digitalen Medienwelt

Mediennutzungs- und Informationsverhalten: So geht die Schweizer Bevölkerung mit der Medienvielfalt um. Media Use Index 2009 Die wichtigsten Grafiken

FGW-Umfragen Glaubwürdigkeit Medien für ZDF 2015/16. für heute und heute-journal Stand

Demographischer Wandel, Kohorten- und Alterseffekte als Treiber der Mediennutzung

Radio-PR. Ihre Themen im Radio

Machen Sie mehr aus Ihrem Event!! Aufzeichnung und! TV-Ausstrahlung Ihrer gesamten Veranstaltung! FAN Television. Informationen

Das Internet als Wahlkampfinstrument:

Wer sind die Nutzer? und wie nutzen sie die Medien?

Still watching TV! Nutzungsmodi in der Post-TV Ära

Public Value im deutschen Fernsehen Daten, Fakten und Tendenzen

Schwarzbild droht! Sind Sie betroffen?

zur Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T) in Nordrhein-Westfalen

TV im Orchester der Medien

Programm für alle Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Automatisierte Medienbeobachtung. Immer wissen was passiert!

Die Inszenierung des Sports in der Massenkommunikation

Relevanz der Medien für die Meinungsbildung

Analogabschaltung. von Eugen Himmelsbach

Alle Informationen für die Umstellung. Starttermin des Regelbetriebs von DVB-T2 HD: 29. März Kleine Antenne. Großes Fernsehen.

Kleine Antenne. Großes Fernsehen. Alle Informationen für die Umstellung. Starttermin für die erste Stufe von DVB-T2 HD: 31.

Kleine Antenne. Großes Fernsehen. Alle Informationen für die Umstellung. Starttermin für die erste Stufe von DVB-T2 HD: 31.

Generationsbeziehungen: Medieninhalte und Mediennutzung

Ist Deutschland bereit für 3DTV?

Medien im Social Web

Die digitalen Aktivisten und ihre Medien

Mediennutzung und Integration der türkischen Bevölkerung in Deutschland

Wie es Euch gefällt Gratifikationen von Bewegtbild

Outsourcing der Contentproduktion. Reinhard Neudorfer

10 gute Gründe für ein crossmediales Jugendangebot von ARD und ZDF

Agenda TV NEWS JUNI 2014

Nahaufnahmen Jugend und Medien: JIMplus 2008

Chancen und Risiken im Internet. lic. phil. Martin Hermida

28. Stuttgarter Tage der Medienpädagogik 2005

Senderliste der Stadtwerke Bamberg

Brutto-Werbemarkt Deutschland

Die Grundverschlüsselung aus Sicht eines Plattformbetreibers

Fernsehen der Zukunft

Zuhause Kabel Fernsehen

Medienlandschaft Niederlande

In einer Woche erreicht RTL 58% der lux. Bevölkerung

Die strategische Ausrichtung des Schweizer Fernsehens. Ingrid Deltenre Fernsehdirektorin SF

Fakten und Trends zur Mediennutzung von Kindern

Talfahrt der Tagespresse eine Ursachensuche

Relevanz der Medien für die Meinungsbildung

Chronik zur Geschichte der öffentlichen Kommunikation in der Bundesrepublik Deutschland

Die analoge Satellitenabschaltung in Deutschland

Anhörung EMEK. Stiftung Mediapulse Mediapulse AG für Medienforschung. Mediapulse AG, FvW/FB Januar 2016

From Public Service Broadcasting to Public Service Media

Die meisten Teilnehmer waren Schüler oder Studenten; berufstätig waren zum Zeitpunkt der Umfrage 24 der 146 Befragten.

Neue Medien und elterliche Kontrolle

Fernsehen für Oberfranken Ihr Medienpartner in der Region. Mediadaten 2016

Viel fernsehen, wenig lernen

Wolfgang J. Koschnick (Hrsg.) FOCUS-Jahrbuch Schwerpunkt: Die Zukunft der klassischen elektronischen Medien

JIM-STUDIE Zusammenfassung

German Entertainment and Media Outlook

Wie nutzen die Schweizer Radio und TV?

Kern-Ergebnisse Projektgruppe ARD/ZDF-Multimedia 12. Oktober 2016

FIFA WM 2006 mit der SRG SSR idée suisse. 9. Juni 9. Juli 2006

Ihr Rechercheergebnis

Brutto-Werbemarkt Deutschland

TeleVision Programmübersicht. Stand Juni 2014

Screenlife 2016: Wie es Euch gefällt Gratifikationen von Bewegtbild

Die Wettbewerbsbedingungen für den 52. Grimme-Preis 2016

Programmhighlights im Januar 2017 bei E! Entertainment

Medienmarken in der Digitalisierung Der steinige Weg vom Massenmedium zum digitalen Freund

Von großen und kleinen Screens Basisdaten kindlicher Mediennutzung. Birgit Guth Leiterin Medienforschung SUPER RTL

Vorwort...V. Grundlagen des Medienmanagements...1

Unsere Inhalte bewegen die Schweiz. Mit Qualität, die Standards setzt. Jederzeit.

Relevant Set Sendervielfalt Sendernutzung. Unterföhring, 26. Juli 2012

Pressekonferenz Die Zukunft von IPTV

Online: Basismedium effektiver und effizienter Werbekampagnen

Catch the Moment: Anwendung der TUS in der SRG

IHK-zertifizierte Weiterbildung im ZDF

Unternehmenspräsentation November 2007

Was muss man Wissen und was ist zu tun?

1 OSV Tourismusforum 14. September Digitalisierung in der touristischen Praxis

Deine Esslingen App. Jetzt kostenlos downloaden ganz einfach! Zeitgleich auch alle Infos im Web unter esslingen.appyshopper.com

VORANSICHT. Auf CD: Power-Point- Präsentation/ Tafelapplikationen. Von Clarissa Bittner, Oberschleißheim Illustrationen: Julia Lenzmann

Mobile Activity Trends 2015 I Smart Connections

Seminar Grundlagen des Rundfunkjournalismus (WS 2015/16) Dipl.-Journ. Johannes R. Gerstner

Häufigkeit und Formen von Product Placement in verschiedenen Genres des deutschen Fernsehens

Presseinformation. Programmstrategien Ein Szenario Stoffentwickler und ihre Optionen für den Content der Zukunft.

ASTRA - TV Programme - frei Empfangbar

SCREEN LIFE Bärbel Bolten, Ipsos. 11. TV-Wirkungstag, 22. Mai 2014

SP:Elektro Kilger. Kompetenz im Münchner Süden. Senderliste digital frei empfangbarer Kabelprogramme. Stand Irrtümer vorbehalten

Sinus-Milieus: Das Mediennutzungsverhalten der «Modernen Performer»

WAS IST DIGITALRAD O? ZUKUNFT DES RADIOS DAB + DAS PLUS FÜR D E

DER TV-MARKT IN DEN USA Übersicht

Fernseh GmbH Niederdorf Chemnitzer Str Niederdorf - Fachgeschäft für Heimelektronik und Haushalttechnik - Tel.

Auszug ACTA Allensbacher Computerund Technik-Analyse Berichtsband. Download:

Wege in die Medien. Perspektiven für Geisteswissenschaftler. Dr. Ludwig Maaßen. Ausbildungsleiter des Bayerischen Rundfunks.

TERRESTRIK CONTENT VIA IP SATELLIT. Kunden und Partner. Österreichische Rundfunksender GmbH & Co KG

Transkript:

Heinz Gerhard: Fernsehen: Leitmedium im digitalen Zeitalter? Kurzvortrag Symposium Hans-Bredow-Institut: Medienrepertoires sozialer Milieus im medialen Wandel Perspektiven einer übergreifenden Nutzungsforschung 11. / 12. 9. 2008, Universität Hamburg ZDF Zweites Deutsches Fernsehen Programmplanung Medienforschung Dr. Heinz Gerhard 55100 Mainz Telefon +49(0)6131 70-5259 Fax +49(0)6131 70-5215 Web zdf.de E Mail gerhard.h@zdf.de Programmplanung / Medienforschung 1

Was ist ein Leitmedium? - Indikatoren für eine Definition eines Leitmedium müssen belastbar sein - Nutzungsdauer - zugewiesene Bedeutung - allgemeine Bedeutung # Bedeutung für einem selbst - funktionale Positionierung - breite Positionierung # enge Positionierung - Vermutung: lean forward -Medien werden in Wahrnehmung des Publikums leichter zum Leitmedium als lean back -Medien - Problem: Prognosefähigkeit von Aussagen - interessegeleitete Prognosen - mögliche Prolongierungsfalle Programmplanung / Medienforschung 2

Leitmedium Fernsehen - Indikator Nutzungsdauer - TV weist mit 211 (3+) bzw. 225 Min (14+ / 1. Halbjahr 2008) die höchste Nutzungsdauer aller Medien auf - vor Hörfunk (186 Min.) und weit vor dem Internet (58 Min.) Zeitung: 28 Min., Tonträger: 33 Min., Buch: 25 Min., Zeitschrift: 12 Min., Video: 4 Min. - die TV-Nutzung ist nach stetiger Zunahme und einer Nutzungsspitze 2006 (WM) auf hohem Niveau weitgehend stabil - Indikator Bedeutung - selbst internetaffine Studien (IBM / ZEM) sehen TV (30%) noch vor dem Internet (25%) und dem Hörfunk (21%) als wichtigstes Medium - Indikator funktionale Positionierung - TV: breiteste funktionale Positionierung: Information, Fiction, Unterhaltung, Events, Allroundmedium kognitiv und emotional - Radio: aktuell, Nebenbeinutzung, Moodmanager emotional - Print: Hintergrund, informativ kognitiv - Internet: individuell verfügbares Informations- und Servicemedium kognitiv Programmplanung / Medienforschung 3

Leitmedium 14-19jährige - 14-19jährige: aktuell höhere Nutzungsdauer Internet (120 Min.) als TV (100 Min.) und Hörfunk (97 Min.) - belastbare Aussagen für ein zukünftiges Medienverhalten der 14-19jährigen müssen normalisierende kohortenspezifische Aspekte berücksichtigen - einfache Prolongierung des aktuellen Medienbudgets der 14-19jährigen in die Zukunft führt mit Sicherheit zu Fehlschlüssen Programmplanung / Medienforschung 4

TV goes Internet - Gattungseigenschaften von TV selbst verändern das Internet vom Textmedium zum Bewegtbildmedium - die Zunahme von Bewegtbildern im Internet (z. B. You Tube, Abrufbarkeit von TV- Sendungen live oder zeitversetzt bei ZDF, ARD, RTL, SAT.1 / PRO 7) führt potentiell zu einer Funktionserweiterung für die Positionierung des Internet - Frage: ist eine abgerufene oder live gesehene Sendung eines TV-Senders im Internet Fernsehen oder Internet? - gleiches gilt für Hörfunk - große TV-Anbieter werden mit ihren TV-Angeboten ergänzend zu ihrer klassischen Verbreitung eine zunehmende Rolle im Internet spielen - erste Positionierungen der Sender finden statt Programmplanung / Medienforschung 5

Dynamik der Digitalisierung im TV - beim TV wird die weiter zunehmende Digitalisierung zu einer Zunahme der empfangbaren Sender und somit zu einer auf hohem Niveau weitgehend stabilen Nutzungsdauer von TV führen - Deutschland im internationalen Vergleich bei Digitalisierung im Mittelfeld (ca. 40%) d. h. noch Zuwachspotential - mehr Zuschauer werden mehr TV-Programme und Teledienste empfangen und nutzen - Folgen für TV-Akzeptanz und Marktanteilsverteilung der Anbieter - gleichzeitig Marktanteilszunahme an den Rändern des TV-Marktes bei weiterer Existenz von ca. 6 8 großen öffentlich-rechtlichen und kommerziellen TV- Anbietern - ca. hälftige Marktanteilsverteilung zwischen öffentlich-rechtlichen (ca. 45%) und kommerziellen (ca. 50%) Free TV-Sendern - spezielle Situation von Pay TV in Deutschland aufgrund des wettbewerbsintensiven Free TV-Markts - größter Treiber der Akzeptanz und der Marktanteilsverteilung werden weiterhin die TV-Inhalte sein Programmplanung / Medienforschung 6