LAG HEP Baden-Württemberg www.heilerziehungspflege-ausbildung.de c/o Ev. Fachschule für Heilerziehungspflege Sudetenweg 92 74523 Schwäbisch Hall Heilerziehungspfleger/-in ein Beruf mit Zukunft c/o Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege Schwäbisch Hall 74523 Schwäbisch Hall Sudetenweg 92 (Sonnenhof) Telefon: (07 91) 50 02 29 Telefax: (07 91) 50 02 04 martin.herrlich@hepschule-sha.de Martin Herrlich 30.06.2010 Erarbeitung einer neuen Landesheimpersonalverordnung Positionierung der Landesarbeitsgemeinschaft der Fachschulen für Heilerziehungspflege in Baden-Württemberg Im Rahmen der ersten Anhörungen zur neuen Landesheimpersonalverordnung wurde der Beruf Heilerziehungspflege mehrfach - vor allem bezüglich seiner behandlungspflegerischen Kompetenz - hinterfragt. Wir vermuten, dass hinter dieser Ansicht zu geringe Kenntnisse über den aktuellen Stand der Ausbildung in Heilerziehungspflege stehen. Da sich Beruf, Ausbildung und Zugangsvoraussetzungen in der Heilerziehungspflege in den letzten Jahren maßgeblich und umfassend entwickelt haben, erlauben wir uns auf einige dieser Veränderungen hinzuweisen: APrOHeilErzPfl und Bildungsplan als Grundlage der Ausbildung In Baden-Württemberg findet die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin an Fachschulen für Sozialwesen der Fachrichtung Heilerziehungspflege statt. Rechtsgrundlage der Ausbildung ist die Verordnung des Sozialministeriums über die Ausbildung und Prüfung an den Fachschulen für Sozialwesen der Fachrichtung Heilerziehungspflege (Heilerziehungspflegeverordnung APrOHeilErzPfl) vom 13. Juli 2004, die die KMK Rahmenrichtlinie umsetzt. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Ausbildungsstätten für Heilerziehungspflege in Baden-Württemberg (LAG-HEP) ist ein Zusammenschluss von 18 Fachschulen für Heilerziehungspflege. www.heilerziehungspflege-ausbildung.de Vorstand: Martin Herrlich, Kurst Brust, Kai Hölcke
LAG HEP Seite 2 Als Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung werden in 7 der oben genannten APrO- HeilErzPfl genannt: mittlerer Bildungsabschluss, eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung oder eine mindestens einjährige geeignete praktische Tätigkeit in Einrichtungen und Diensten des Sozial- und Gesundheitswesens unter Anleitung durch eine Fachkraft die gesundheitliche Eignung, ausreichende deutsche Sprachkenntnisse. WTP oder TTP Die Ausbildung wird in Baden-Württemberg entweder im Wechsel-Theorie-Praxis (WTP: Phasen an der Fachschule und in der Praxis in Diensten und Einrichtungen der Behindertenhilfe wechseln ab) oder mit Schwerpunkt der Theorieausbildung in den ersten beiden Ausbildungsjahren ( Theorie-Theorie-Praxis: TTP ) angeboten. Die angeleitete Fachpraxis dient der Verknüpfung von Theorie- und Praxislernen und spielt in beiden Ausbildungs-Formen eine zentrale Rolle. 2009: neuer Bildungsplan der LAG HEP Der im Jahre 2009 überarbeitete Bildungsplan Heilerziehungspflege, herausgegeben von der LAG HEP (zum Download unter www.heilerziehungspflege-ausbildung.de) ist kompetenzorientiert formuliert. Beschrieben werden die von den Heilerziehungspflegeauszubildenden in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen und die Inhalte anhand derer die Kompetenzen entwickelt werden. Profis für (Sozial-)Pädagogik UND Pflege Das Berufsprofil der Heilerziehungspfleger und somit auch die Ausbildung ist von einer Zweigipfligkeit gekennzeichnet. Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger verstehen sich als (sozial-)pädagogisch und pflegerische Fachkräfte mit entsprechender Anerkennung nach Heimpersonalverordnung 5 und 6. Gleichberechtigte Teilhabe ist dabei bei allen professionellen Handlungen des Heilerziehungspflegers handlungsleitend, sowohl im Feld der Pflege, als auch im Feld der Pädagogik. Ausgegangen wird dabei immer von den jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnissen des Menschen mit Behinderung. Die emotionalen, sozialen, somatischen und kognitiven Bedürfnisse einer Person werden dabei als unteilbares Ganzes gesehen und unterstützt.
LAG HEP Seite 3 Zwei Gipfel ein Dach: das Kompetenzprofil Heilerziehungspflege Diese beiden Ausbildungs- und Tätigkeitsschwerpunkte in der Heilerziehungspflege werden stimmig gebündelt im Kompetenzprofil Heilerziehungspflege (sozusagen als Dach ) und ausgeführt in den Leitfäden Erziehung, Bildung, Assistenz und Pflege in der Eingliederungshilfe (alle Papiere sind herausgegeben von der BAG HEP. Sie finden sie zum Download unter: http://www.bag-hep.de/index.php?id=4). Pflege als gestalteter Bildungsprozess Genau durch diese Zweigipfligkeit ergibt sich die spezifische Besonderheit heilerziehungspflegerischen Fachlichkeit in der Pflege: Pflege wird über einen rein somatischen Pflegebegriff hinaus immer auch als gestalteter Bildungsprozess verstanden. Es geht nicht nur darum Menschen in Ihrer Körperlichkeit und den daraus eventuell entstehenden Unterstützungsbedarfen wahrzunehmen. Vielmehr zielt das heilerziehungspflegerische Pflegeverständnis immer auf die Wahrnehmung der ganzen Person, die begleitet und unterstützt wird. Ziel ist es, Menschen mit vielfältigen Unterstützungsbedarfen und Behinderungen vor dem Hintergrund des Paradigmenwechsels weg von der Betreuung, hin zur teilhabeorientierten Assistenz zu unterstützen. Für die Heilerziehungspflege ist Pflege immer in Richtung Teilhabe orientiert. Im von der BAG HEP (Bundesarbeitsgemeinschaft der Fachschulen für Heilerziehungspflege) erstellten Leitfaden Heilerziehungspflegerische Kompetenzen Pflege in der Eingliederungshilfe (zum Download unter www.bag-hep.de, Veröffentlichungen) wird dies auf Seite 4 zusammengefasst: Der Begriff Pflege ist im Sinne der charakteristischen Ganzheitlichkeit in der Heilerziehungspflege als ein bedeutender und integraler Bestandteil des heilerziehungspflegerischen Handelns zu verstehen. ( ) Dabei werden die klassischen Formen der Grundpflege, die erweiterte Grundpflege und die Behandlungspflege ebenso wie die klientenzentrierten Ansprüche nach größtmöglicher Selbstbestimmung, Selbstversorgung und Unabhängigkeit integriert. Dabei planen Heilerziehungspfleger verantwortlich und multidisziplinär sämtliche Prozesse der Grundpflege und Behandlungspflege, die im Rahmen ihrer Aufgaben im ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen und Diensten für Menschen mit Behinderung anfallen. (siehe Leitfaden Seite 5).
LAG HEP Seite 4 Die dazu notwendigen Kompetenzen der Heilerziehungspflegerin werden im zitierten Leitfaden ausführlich dargestellt. Abschließend werden in einer Übersicht (ab Seite 12) die jeweiligen Aufgaben im pflegerischen Feld der Heilerziehungspflege und die dazu notwendigen Grund- und Behandlungspflegerischen Kompetenzen 1 aufgelistet. Pflege in der Ausbildung an Fachschulen in Baden-Württemberg Im pflegerisch-medizinischen Lernbereich werden in der Ausbildung zur Heilerziehungspflege insgesamt 490 (von 2000) Stunden Theorieunterricht (in 3 Jahren) in den Fächern: Gesundheits- und Krankheitslehre und Pflege Psychiatrie und Neurologie und Hauswirtschaft vermittelt. Darüber hinaus werden Inhalte aus dem medizinisch-pflegerischen Lernbereich in der angeleiteten Fachpraxis von 400 Stunden durch Fachkräfte vermittelt. Ein mehrwöchiges Praktikum im pflegeorientierten Arbeitsbereich ist zwingend vorgeschrieben. Im Bildungsplan der LAG HEP sind ab Seite 37 die pflegerischen Inhalte der Ausbildung und die erworbenen Kompetenzen der Absolventen formuliert. Teilhabe als zentrale Perspektive Teilhabe ist für die Heilerziehungspflege die zentrale Perspektive. Durch die assistierende Unterstützung zielen die professionellen Begleiter auf die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Wie im SGB XII gefordert ist es Ziel drohende Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern. Vor diesem Anspruch erhält der Begriff Bildung eine zentrale Bedeutung, Bildung verstanden als die produktive Verarbeitung von Informationen, die für die unterstützte Person subjektiv bedeutungsvoll sind. Die Heilerziehungspflegerin assistiert, unterstützt und ermutigt solche Bildungsprozesse in allen Lebensphasen. Dabei ist die Begleitung oft unter erschwerten individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen zu leisten und personorientiert zu gestalten. Die Umsetzung der Idee Inklusion (verstanden als Zugang zur Welt, als Partizipation und hochwertigen individuellen Angeboten für alle) macht für die Heilerziehungspflege auch im Bereich der Pflege keinen Halt. (vergleiche Leitfaden Erziehung, Bildung, Assistenz der BAG HEP, zum Download unter www.bag-hep.de, S. 4ff). 1 Das Thema Behandlungspflege in der Behindertenhilfe ist auch in der im Dezember 2008 verabschiedeten Leitlinie für stationäre Einrichtungen der LIGA der freien Wohlfahrtspflege sehr gut dargestellt und problematisiert. Hier wird zum Beispiel die pflegefachliche Unklarheit der Begriffe Grund- und Behandlungspflege erläutert. Gewarnt wird davor ausschließlich bestimmte Berufsgruppen für die einen oder anderen Maßnahmen zuständig zu erklären. Hier wird sogar eine Gefahr erkannt: Das Vorliegen einer formalen Berufsqualifikation (z.b. Gesundheits- und Krankenpflege) bietet allein noch keine Gewähr für eine individuumsgerechte, kontextgerechte und fachlich einwandfreie Qualität. Die Bindung an das Vorhandensein einer bestimmten Berufsqualifikation kann sogar Teilhabechancen einschränken. (S. 16) Zum Download z.b. unter.: http://www.beb-ev.de/files/pdf/2008/sonstige/2008-12-03leitlinie_gesamt.pdf
LAG HEP Seite 5 Heilerziehungspfleger als Fachkräfte für die Grund- und Behandlungspflege in der Eingliederungshilfe Der im Rahmen der Anhörungen zur Landesheimpersonalverordnung eingebrachte Vorschlag, Heilerziehungspfleger als Fachkräfte für die Grund- und Behandlungspflege von Menschen mit Behinderung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe grundsätzlich anzuerkennen, ist in Augen der LAG HEP eine Lösung, die sehr viele Probleme minimieren könnte. Heilerziehungspflegerinnen sind die einzigen Fachkräfte in der Behindertenhilfe, die über fundierte pädagogische, pflegerische und gemeinwesenorientierte Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen und diese miteinander vernetzen. (Kompetenzprofil der BAG HEP S. 10) Teilhabe braucht diese Vernetzungskompetenz zwischen Pflege und Pädagogik! Heilerziehungspflege d i e Profession die verbindet Aufgrund des skizzenhaft beschriebenen Profils der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger ist diese Berufsgruppe auch in besonderem Maße in multiprofessionellen Teams d i e Berufsgruppe, die eine verbindende Funktion zwischen rein somatisch orientierten Pflegeberufen und anderen Berufsgruppen herstellen kann. Was wir wollen! In der LAG-HEP haben sich in Baden-Württemberg alle 18 Fachschulen für Heilerziehungspflege zusammengeschlossen. Insgesamt sind an unseren Fachschulen zurzeit über 2000 FachschülerInnen in Ausbildung. Dabei werden Sie von rund 400 DozentInnen mit unterschiedlichsten Stellenumfängen begleitet und angeleitet. Heilerziehungspflege - ein Beruf mit Zukunft. So steht es auf der Homepage der LAG- HEP (www.heilerziehungspflege-ausbildung.de). Diese Zukunft wollen wir für die FachschülerInnen der Heilerziehungspflege sichern. Letztlich zielt das professionelle Handeln der Heilerziehungspflege darauf, Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Gestaltung Ihrer Zukunft zu begleiten. Für die LAG HEP Martin Herrlich M.A Vorstand der