Die neuen Börsensegmente für. Mittelstandsanleihen. Anforderungen und Zukunftsperspektiven



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Transkript:

Anforderungen und Zukunftsperspektiven Die neuen Börsensegmente für Mittelstandsanleihen DIPL.-KFFR. CARMEN MAUSBACH UND PROF. DR. DIETHARD B. SIMMERT* Mittelständische Unternehmen hatten bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Mit der Errichtung der neuen Börsensegmente für Mittelstandsanleihen hat sich dies jedoch gravierend geändert. Mittlerweile gibt es bereits fünf Handelsplattformen, auf denen entsprechende Anleihen platziert werden können. Das Thema Mittelstandsbonds als alternative Finanzierungsform besitzt daher auch eine große Relevanzfür (größere) mittelständische Unternehmen. I. Der Markt für Unternehmensanleihen: Hohe Dynamik infolge der Finanzmarktkrise Unternehmensanleihen bzw. Corporate Bonds haben seit der Krise deutlich an Attraktivität gewonnen. Dies liegt zum einen daran, dass es während der Krise eine zumindest partielle Kreditklemme im mittelständischen Unternehmenssektor gab, die Sicherung der Liquidität aber ganz oben aufder Agenda der Unternehmen stand. Betroffen waren vor allem kleine Unternehmen, die vermehrt berichteten, dass Banken ihren unternehmerischen Handlungsspielraum durch eine niedrige Kreditvergabe oder auch durch eine Verschärfung der Kreditbestimmungen drastisch eingeschränkt haben. Hinzu kam, dass die Zinslast aufgrund von Bonitätsherabstufungen empfindlich gestiegen ist. Diese Entwicklung hat einen Großteil der Unternehmen vorsichtig gemacht und teilweise auch notgedrungen zur Suche nach alternativen Finanzierungsinstrumenten bewogen. Ein weiterer Grund für diederzeitzubeobachtendedynamik am Markt für Unternehmensanleihen ist die Tatsache, dass die Schuldendenkrise sowohl in den USA als auch in Europa das Verhältnis der Investoren zu Aktienanlagen stark belastet hat. So vergeht derzeit kaum ein Tag, ohne dass die Medien über eine marode US-Wirtschaft oder weitere EU-Pleitekandidaten berichten. Angesichts dieser Unsicherheiten nahmen auch die Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten dramatisch zu. NebenAktiensindaberauchdeutsche Staatsanleihen fürviele Investoren keineoptimalewahl.zwargeltendiesealssicher, sie werfen gegenüber Unternehmensanleihen jedoch nur magere Renditen ab. Aktuell liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei 2,03 % (Stand: 6. 2. 2012, Quelle: Börse Stuttgart). Aus einem offensichtlichen Mangel an Anlagealternativen sind Mittelstandsbonds daher in den vergangenen Monaten vermehrt in den Fokus der Anleger gerückt. Auch ein Blick aufdie Kapitalmarktstatistik der Deutschen Bundesbank bestätigt, dass sich die Emission von Unternehmensanleihen einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Nicht zuletzt dazu beigetragen hat das derzeit niedrige Zinsniveau, dasden Unternehmen diemöglichkeit verschafft, sich günstig über den Kapitalmarkt zu finanzieren. So hat die EZB den Leitzins am 8. 12. 2011 nochmals gesenkt aufnunmehr 1,0 %. II. Handelsplattformen für Mittelstandsanleihen 1. Überblick Bereits im vergangenen Jahr haben die Börsen damit begonnen, regulierte Segmente für Mittelstandsanleihen zu schaffen. Vorreiter ist die Börse Stuttgart, die im Mai 2010 mit der Handelsplattform Bondm ein innovatives Marktsegment im Anleihenhandel konzipiert hat. Durch die Schaffung dieses Segments haben mittelständische Unternehmen in Deutschland erstmalig eine Plattform erhalten, über die Anleihen auch bei privaten Anlegern erfolgreich platziert werden können. Weitere Segmente folgten daraufhin (vgl. Übersicht 1): Übersicht 1: Segmente für Mittelstandsanleihen Börse Plattform aktiv seit Börse Stuttgart Bondm Mai 10 Börse München m:access November 10 Börsen Hamburg/ Hannover Mittelstandsbörse Deutschland Januar 11 Börse Frankfurt Entry Standard Februar 11 Börse Düsseldorfder mittelstandsmarkt April 11 * Dipl.-Kffr. Carmen Mausbach ist freie Wirtschaftsjournalistin. Prof. Dr. Diethard B. Simmert ist Studiengangsleiter Corporate Finance in Dortmund, Frankfurt und Hamburg. 86 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den NWB-BB 3/2012

2. Börse Stuttgart mit Bondm Die Plattform Bondm ist im Freiverkehr der Börse Stuttgart angesiedelt. Sie richtet sich an den industriellen und industrienahen Mittelstand und steht solchen Unternehmen offen, die sich verpflichten, ein über die übrigen Regelungen des Freiverkehrs hinausgehendes Mindestmaß an fortlaufender Transparenz und Publizität gegenüber Anlegern und Investoren einzuhalten. Emittenten, welche die Plattform Bondm zur Fremdkapitalbeschaffung nutzen möchten, müssen bestimmte Bedingungen erfüllen. So ist zunächst sowohl ein Antrag aufeinbeziehung des Wertpapiers in den Freiverkehr der Börse Stuttgart als auch ein Antrag zur Aufnahme des Wertpapiers in das Teilsegment Bondm zu stellen. Im Rahmen der Antragstellung sind folgende Dokumente vorzulegen: die aktuelle Satzung oder der aktueller Gesellschaftsvertrag des Emittenten, ein aktuell beglaubigter Handelsregisterauszug, der Jahresabschluss desletzten Geschäftsjahrs vor Antragstellung, ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligtes Wertpapierprospekt, ein Factsheet, das sowohl Angaben zum Wertpapier als auch zum Emittenten enthält, und ein Finanzkalender. Darüber hinaus besteht die Verpflichtung, einen Bondm- Coach bzw. einen Kapitalmarktspezialisten zu mandatieren, der den Emittenten sowohl im Emissionsprozess als auch während der Laufzeit bei der Einhaltung der Folgepflichten unterstützt. Diese Kapitalmarktspezialisten verfügen über eine langjährige Erfahrung bei der Beratung von mittelständischen Kapitalgesellschaften. Im Rahmen des Emissionsprozesses beurteilen sie die Kapitalmarktfähigkeit und -orientierung des Unternehmens. Zudem beraten und begleiten sie das Unternehmen von der Analyse über die Strukturierung bis hin zur eigentlichen Emission und der anschließenden Einbeziehung in das Handelssegment Bondm. Zudem achtet der Kapitalmarktexperte darauf, dass keine Covenants der anderen Finanzierungswege eines Unternehmens (z. B. durch Banken) verletzt werden. Jöhnk/Jöhnk, Financial Covenants: Klare Vorgaben für Kreditnehmer, NWB-BB 6/2011 S. 177 ûfaaad-83274 ] Die im Rahmen des Coachmodells der Börse Stuttgart akkreditierten Gesellschaften sind i. d. R. Corporate Finance Spezialisten oder aufdie Finanzierungsberatung und das Kapitalmarktgeschäft spezialisierte Banken. Momentan sind neun Kapitalmarktspezialisten zugelassen, davon zwei Kreditinstitute. Weitere Akkreditierungen von Coaches stehen kurz vor dem Abschluss. Ferner benötigt der Emittent eine Zahlstellenbank. Diese betreut den Emittenten bei der wertpapiertechnischen Abwicklung der Anleihe. Des Weiteren führt die Zahlstelle im Auftrag der Emittentin alle Kapitalmaßnahmen mit der Anleihe durch. Dazu zählen Kuponzahlungen oder die Tilgung der Anleihe. Zugleich ist ein Emittentenrating vorgeschrieben, das nicht älter als zwölfmonate sein darf. Bei Ratings im Handelssegment Bondm handelt es sich prinzipiell um Emittentenratings, es sei denn, im Factsheet wird explizit aufein Anleiherating verwiesen. Auch das Emittentenrating muss der Emittent zusammen mit dem Bestätigungsschreiben der Ratingagentur dem Antrag beifügen. Die Stückelung der Anleihen muss zudem privatkundenfreundlich sein und darf deshalb maximal 1.000 betragen. DarüberhinausmussderAntragsteller die Geltung des Regelwerks für das Handelsegment Bondm anerkennen. Unter bestimmten Umständen sieht die Börse Stuttgart allerdings in Bezug aufdas Emittentenrating und die Mandatierung eines Bondm-Coaches Erleichterungen vor. Derartige Verpflichtungen entfallen z. B., wenn das Unternehmen bereits Aktien platziert hat und diese an einer inländischen Wertpapierbörse zum regulierten Markt zugelassen sind. Nach der Aufnahme des Wertpapiers in das Handelssegment Bondm muss der Emittent zudem Folgepflichten hinsichtlich Transparenz und Publizität erfüllen. Dazu zählt u. a. die Veröffentlichung von Halbjahres- und Jahresberichten sowie Ad-hoc-Mitteilungen bei wichtigen Ereignissen (vgl. Übersicht 2). Damit die Anleihen von den Anlegern auch nachgefragt werden, bietet die Börse Stuttgart eine Art Vertriebsunterstützung an. Diese besteht darin, dem Anleger eine Vielzahl von Informationen über die Anleihe und das Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Aufder Homepage der Börse Stuttgart werden neben dem Wertpapierprospekt, den testierten Jahresabschlüssen, Halbjahresberichten und dem Finanzkalender auch Quasi-Ad-hoc-Meldungen veröffentlicht. Zusätzlich können füreineersterisikoeinschätzung sowohl das Emittentenrating als auch das jährliche Folgerating aufder Homepage eingesehen werden. Ein wöchentlicher Anleihe-Newsletter informiert zudem über anstehende Neuemissionen. Übersicht 2: Wesentliche Voraussetzungen für dieaufnahmevon Wertpapieren in das Segment Bondm und Folgepflichten Zulassungsvoraussetzungen Listingantrag Freiverkehr Börse Stuttgart Antrag zur Aufnahme des Wertpapiers in das Teilsegment Bondm Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses ggf. Bondm-Coach-Betreuungsvertrag Veröffentlichung eines BaFin-geprüften Wertpapierprospekts ggf. Emittentenrating Emittenten- und Anleihe-Factsheet Finanzkalender Mindeststückelung der Anleihe von maximal 1.000 Das Wertpapier darfkeine nachrangige Verbindlichkeit des Emittenten darstellen, es sei denn, es liegt ein höchstens drei Monate vor Antragstellung erstelltes Emittentenrating vor Beachtung Regelwerk Folgepflichten des Emittenten Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses innerhalb von neun Monaten (einschließlich Anhang, Lagebericht und Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers) NWB-BB 3/2012 87 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den

Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses innerhalb von neun Monaten (einschließlich Anhang, Lagebericht und Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers) Veröffentlichung eines Halbjahresabschlusses nach den Vorgaben für den regulierten Markt innerhalb von drei Monaten nach Halbjahresende Quasi-Ad-hoc-Pflicht ggf. jährliches Folgeemittentenrating Pflege Finanzkalender und Factsheet Bondm-Coach-Betreuung Quelle: Börse Stuttgart Das Entgelt fürdieaufnahmein das Handelssegment Bondm beträgt 1.500, hinzu kommt ein jährliches Notierungsentgelt in Höhe von 1.500. Die Kosten für die Nutzung der Bondm-Zeichnungsbox sind von mehreren Faktoren abhängig und werden bilateral zwischen dem Emittenten und der Euwax AG, die das Zeichnungsorderbuch führt, vereinbart. Sie sind somit nicht öffentlich. Das Mindestemissionsvolumen für Anleihen im Mittelstandssegment Bondm liegt bei 25 Mio.. Wird die Anleihe während der gesamten Zeichnungsfrist jedoch nicht voll platziert, so wird die Globalurkunde aufdas bis zum Ende der Zeichnungsfrist gezeichnete Volumen festgelegt. www.boerse-stuttgart.de 3. Börse München mit m:access Neben der Börse Stuttgart bietet auch die Börse München eine Mittelstandsbörse an. Die Zulassungsvoraussetzungen entsprechen weitgehend denen von Bondm. Gefordert wird jedoch zusätzlich, dass der Emittent seit mindestens drei Jahren als Unternehmen bestehen muss. Im Rahmen der Folgepflichten ist zudem die Teilnahme an einer jährlich organisierten Analystenkonferenz vorgesehen. Diese wird von der Börse München für alle m:access-teilnehmer organisiert und zeitnah mit der Platzierung der Anleihe verbunden. Sie hat den Zweck, Analysten und Journalisten und somit die breite Öffentlichkeit auf die Anleiheemissionen aufmerksam zu machen. Zudem unterstützt die BörseMünchen dieunternehmen in Sachen Finanzmarktkommunikation und berätsie in allen Belangen ganz individuell. Im Unterschied zur Börse Stuttgart wird allerdings kein Emittenten-Factsheet gefordert undessindauchnurdiekernaussagen des geprüften Jahresabschlusses zu veröffentlichen. Zur Vertriebsunterstützung bietet die Börse München dem registrierten Nutzer kostenlose Realtime-Kursinformationen an. Zudem gelangt der interessierte Anleger mit einem Klick aufdie Website des Unternehmens, aufder diverse Informationen abgerufen werden können (Unternehmensmeldungen, Unternehmenskalender, Kernaussagen des Jahresabschlusses etc.). Daneben bietet die Börse München eine Funktionalität an, mittels derer Zeichnungsaufträge im Rahmen der Emission erteilt werden können. Es handelt sich um eine Funktionalität, die der Funktionalitäteiner Zeichnungsbox entspricht. Wie in Stuttgart muss auch in München das Mindestvolumen der Emission 25 Mio. betragen, ferner werden in das Segment m:access nur Anleihen mit kleiner Stückelung aufgenommen (1.000 Nominale). Klassischerweise werden die bei der Emission einer Anleihe erforderlichen Dienstleistungen vom Emissionsexperten,d.h. von einem emissionsbegleitenden Institut bzw. einer Bank erbracht. Dies setzt auch das Regelwerk voraus, das die Begleitung durch einen Emissionsexperten vorschreibt. Dieser Emissionsexperte kann sich seinerseits spezialisierter Dienstleister bedienen. Die Börseselbstbietetjedochkeine nor- mierten Dienstleistungen an, unterstützt den Emittenten aber mit ihrem Netzwerk, insbesondere bei der Suche nach geeigneten Partnern, welche die Emission strukturieren und begleiten. Vorschriften der Börse, wie die Emission vollzogen wird, bestehen nicht. Zur Kommunikationsunterstützung entsteht aktuell zusätzlich zu m:access eine eigene Ausschreibungs- bzw. Vermittlungsplattform namens Mandato, aufder institutionelle Anleger und professionelle Asset-Manager zusammengebracht werden sollen und sich m:access-unternehmen institutionellen Anlegern (auch kleineren wie etwa Stiftungen) vorstellen können. www.maccess.de, www.bayerische-boerse.de 4. Börsen Hamburg/Hannover mit Mittelstandsbörse Deutschland Auch die Börsen Hamburg/Hannover bieten mit der Mittelstandsbörse Deutschland ein Handelssegment speziell für mittelständische Unternehmen an, die eine Alternative zur klassischen Kreditfinanzierung suchen und über die Anleihe- Emission frisches Fremdkapital akquirieren wollen. Das Konzept zielt dabei stark aufeine enge Kooperation mit den Kreditinstituten ab. Dies hat den Zweck, dass bereits im Vorfeld die Kapitalmarktfähigkeit des Unternehmens geprüft und eine geeignete Finanzierungsstrategie erarbeitet werden kann. Entschließt sich das Unternehmen hingegen direkt und ohne Einschaltung der Hausbank an die Börse zu gehen, finden zunächst intensive Vorgespräche statt, in denen sich der bereitgestellte Kapitalmarktpartner (mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG) einen Überblick über das Unternehmen verschafft. In einem zweiten Schritt werden die weiteren Formalitäten fürdiebegebungderanleihegeklärt, wie z. B. das Volumen und die Laufzeit sowie die Platzierungsmöglichkeiten. Zugleich werden die Einzelheiten zu den Regularien dessegmentserörtert. Der Kapitalmarktpartner der Mittelstandsbörse Deutschland bietet teilweise in enger Zusammenarbeit mit externen Partnern anschließend weitere Leistungen zur Begleitung der Emission an. Das Angebot reicht u. a. von der Erstellung eines Prospekts über ein Credit Research bzw. einem Rating bis hin zur Nutzung von Vertriebskanälen und entsprechender Kommunikationswege. Hinweis Im Gegensatz zu den Börsen Stuttgart und München ist allerdings ein Vertrag mit einem Kapitalmarktpartner nicht zwingend vorgeschrieben. 88 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den NWB-BB 3/2012

Vielmehr entscheidet das Unternehmen selbst, welche Dienstleistungen des Kapitalmarktpartners es bei der Kapitalaufnahme über die Mittelstandsbörse Deutschland nutzen möchte. Dementsprechend stellt das Unternehmen sein individuelles Leistungspaket aus den einzelnen angebotenen Modulen entsprechend dem Baukastenprinzip zusammen. Ferner sind auch die Voraussetzungen und Folgepflichten weniger streng: So ist z. B. ein Emittentenrating keine zwingende Voraussetzung für den Zugang zum Segment. Auch gibt es kein Mindestvolumen und keine Mindeststückelung. Erforderlich sind aber ein gebilligter Prospekt, die Vorlage eines Jahresabschlusses, die Einhaltung der Ad-hoc- Publizität und ein jährlich aktualisiertes Unternehmenskurzporträt. Zur Vertriebsunterstützung bieten auch die Börsen Hamburg/Hannover eine spezielle Zeichnungsfunktionalität an, über die private Anleiheinvestoren an der Zeichnung von Anleihen direkt teilnehmen können. Aufgrund des modular aufgebauten Dienstleistungsangebots machen die Börsen Hamburg/Hannover keine Angaben zu den entstehenden Kosten, denndiesehängen von den in Anspruch genommenen Leistungen und dem Emissionsvolumen ab. Sofern der Vertrieb allerdings über die Zeichnungsbox erfolgt, werden dem Emittenten seitens der Börse weder eine einmalige Einbeziehungsgebühr noch laufende Notierungsgebühren in Rechnung gestellt. www.boersenag.de 5. Börse Düsseldorf mit der mittelstandsmarkt An der Börse Düsseldorfkönnen kapitalmarktfähige Unternehmen unter dem Dach des mittelstandsmarkts neben Aktien und Mezzanine-Strukturen auch Anleihen bei Anlegern platzieren, die interessante Investitionsmöglichkeiten suchen. Der Mittelstandsmarkt umfasst damit drei Kapitalformen für Unternehmen, wobei Anleihen im Freiverkehr der Börse notiert sind (vgl. Übersicht 3): 10 Mio. die Börse Düsseldorffür ihre Anleiheemissionen nutzen. Ferner schreibt die Börse Düsseldorf als einzige Börse Kapitalmarktneulingen ein Mindestrating von BB vor. Wie bei den Börsen Stuttgart und München darfdie Mindeststückelung maximal 1.000 betragen. Die Börse Düsseldorf macht damit auch kleinere Anlagebeträgesowieeinebessere Handelbarkeit an der Börse möglich. Auch werden Unternehmen von einem durch die Börse zugelassenen Kapitalmarktpartner begleitet, der bereits Erfahrungen mit Kapitalmaßnahmen hat und über eine unzweifelhafte Reputation verfügt. Die Transparenz wird im Wesentlichen durch einen BaFin-gebilligten Verkaufsprospekt hergestellt sowie durch die jährliche Veröffentlichung eines Emittentenratings, das jedoch unter bestimmten Umständen optional ist. Zielgruppen sind sowohl private als auch institutionelle Investoren. Die Zeichnungsabwicklung kann über das Börsensystem Xontro erfolgen, an das alle Kreditinstitute angeschlossen sind. Zudem können sich Anleger für einennewsletter registrieren. Die Vertriebsunterstützung der Börse Düsseldorfwird insbesondere durch drei Marketingpakete erreicht, wobei sich die Leistungen nach dem platzierten Anleihevolumen richten: 10 Mio. bis 25 Mio., 25 Mio. bis 50 Mio. und 50 Mio.. Beispiel Bei einem Anleihevolumen von 10 bis 25 Mio. beinhaltet das Marketingpaket u. a. ein TV-Interview zur Anzeige auf der Homepage des mittelstandsmarkts und zur eigenen Nutzung, die einmalige Veröffentlichungeines viertelseitigen Portraits in einer überregionalen Zeitung (Welt, Süddeutsche, FAZ), drei Mitteilungen über den vwd group financial wire (50.000 Nutzer im Bankenbereich an Dialog-Terminals), eine Wallpaper-Schaltungauf einer externen Finanzseite (z. B. onvista, wallstreet-online, finanztreff, ariva etc.), Onlinewerbung über die lokalen Wirtschaftsportale der regionalen Tageszeitungen (ca. 100 Portale) und Aufnahme in den Newsletter von onvista (80.000 Nutzer). www.boerse-duesseldorf.de, www.dermittelstandsmarkt.de Übersicht 3: Struktur der Börse Düsseldorf Hinweis Im Gegensatz zur Börse Stuttgart und München können Unternehmen mittelständische AGs und GmbHs bereits ab einem Anleihevolumen von 6. Börse Frankfurt mit Entry Standard Nach Angaben der Börse Frankfurt eignet sich der Entry Standard für junge, wachsende und mittelständische Unternehmen, die einen alternativen Finanzierungsbedarfhaben. Unternehmen, die eine Anleihe am Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse begeben möchten, müssen ebenfalls gewisse Standards erfüllen. So ist auch hier ein von der BaFin gebilligter Wertpapierprospekt notwendig. Außerdem fordert die Frankfurter Wertpapierbörse von den Anleihen-Emittenten eine Bonitätsprüfung durch eine anerkannte Rating-Agentur, sofern ein Unternehmen noch nicht an der Börse im regulierten Markt notiert ist. Hinweis Allerdings setzt die Frankfurter Wertpapierbörse im Gegensatz zur Börse Düsseldorfkein Min- NWB-BB 3/2012 89 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den

destrating voraus. Auch aufdie formale Festlegung eines Mindestemissionsvolumens verzichtet sie ganz, ebenso aufformale Voraussetzungen in Bezug aufdie Unternehmensgröße oder Branche. Da die Wertpapiere auch für Privatanleger attraktiv sein sollen, gibt es bei der Mindeststückelung ebenfalls eine Obergrenze von 1.000. Auch muss der Emittent beim Entry Standard einen externen erfahrenen Berater engagieren, einen sog. Deutsche Börse Listing Partner. Dieser berät und unterstützt die Anleiheemittenten in Bezug aufdie Kapitalmarktfähigkeit, die Strukturierung der Anleihen und die Risikobeuteilung. Zudem stellt er Investorenkontakte her und berät bei der Einhaltung der Folgepflichten. Die Folgepflichten beziehen sich auf die Veröffentlichung aktueller Jahres- und Halbjahresberichte und jährliche Folgeratings. Zudem müssendieemittenteneinereihevonfinanzkennzahlen zur Kapitaldienstdeckung, zur Verschuldung und zur Übersicht 4: Wesentliche Voraussetzungen für die Aufnahme von Wertpapieren in das jeweilige Handelssegment und Folgepflichten des Emittenten Börse Stuttgart Börse München Börsen Hamburg/ Hannover Börse Düsseldorf Börse Frankfurt Veröffentlichung eines BaFin geprüften Wertpapierprospekts Emittentenrating Vorlage eines Factsheet/ Kurzportrait bei Antragstellung Vertrag mit einem Emissionsexperten/ Kapitalmarktpartner ja ja ja ja ja ja, unter best. Umst. Emittent) ja, unter bestimmten Umständen ja nein ja, unter best. Umst. ja (Wertpapier) Emittent) Emittent) ja, unter best. Umst. Anleihe) ja nein ja ja (Deutsche Börse Listing Partner) Vorlage eines JA bei Antragstellung ja ja, (die letzten drei) ja ja (die letzten drei) ja Mindestdauer des Bestehens des Unternehmens keine Vorgaben Untern. muss seit 3Jahrenbestehen keine Vorgaben keine Vorgaben keine Vorgaben Angaben Mindestplatzierungsvol. 25 Mio. 25 Mio. keine Vorgaben 10 Mio. keine Vorgaben Angaben zur Mindeststückelung 1.000 1.000 keine Vorgaben 1.000 1.000 Mindestrating Kapitalmarktneulinge keine Vorgaben keine Vorgaben keine Vorgaben BB keine Vorgaben Zulässigkeit von Nachranganleihen ja ja ja ja, aber höhere regul. Anforder. nein Kontinuierliche Veröffentlichung des Jahresabschlusses als Folgepflicht Kontinuierliche Veröffentl. von Halbjahresberichten (Folgepflicht) ja nur Kernaussagen ja ja ja ja nein nein ja ja Pflege Finanzkalender (Folgepflicht) ja ja ja ja ja Pflege Emittenten-Factsheet/ ja nein ja nein ja Kurzportrait (Folgepflicht) Quasi-Ad-hoc-Publizität ja ja ja ja ja Folgeemittentenrating ja, unter best. Umst. ja nein ja, unter best. Umst. ja, unter best. Umst. Beibehaltung des Emissionsexperten/Kapitalmarktpartners über die gesamte Laufzeit ja ja nein ja ja Veröffentlichung von Unternehmenskennzahlen keine Vorgaben keine Vorgaben keine Vorgaben keine Vorgaben ja, unter best. Umst. aber Jährliche Analystenkonferenz nein ja nein nein nein Zulassungs- bzw. Einbeziehungsgebühr 1.500 2.500 nein, sofern Vertrieb über Zeichnungsbox erfolgt 3.000 1.250 Jährliche Notierungsgebühren 1.500 in Abhängigkeit nein, sofern der nein 5.000 vom Emissionsvolumenungsbox Vertrieb über Zeich- erfolgt Weitere Gebühren Kosten für die Nutzung der Bondm- Zeichnungsbox sind von mehreren Faktoren abhängig nein k. A. Entgelt für Nutzung der Zeichnungsbox (0,4 % vom gesamten Platzierungsvol.) k. A. 90 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den NWB-BB 3/2012

Kapitalstruktur regelmäßig publizieren. Zugleich müssen Unternehmen eine Art Quasi-Ad-hoc-Pflicht beachten, indem sie konkrete kursbeeinflussende Informationen unverzüglich veröffentlichen. Zur Vertriebsunterstützung bietet die Frankfurter Wertpapierböse eine Entry-Standard-Konferenz an, auf der sich die Unternehmen präsentieren und mit institutionellen Anlegern in Kontakt treten können. Darüber hinaus informiert die Deutsche Börse sowohl aufihrer Website als auch in einem Newsletter regelmäßig über Neuemissionen. Zudem werden Anleihen während der Zeichnung in den relevanten Finanzpublikationen intensiv beworben. www.boerse-frankfurt.de 7. Die einzelnen Regelwerke im Überblick: Der Unterschied liegt im Detail Die Transparenzstandards, die die Emittenten erfüllen müssen, sind an allen Börsen im Wesentlichen gleich. Dennoch weisen die jeweiligen Handelsplattformen in Bezug auf die Transparenz einige markante Unterschiede auf. So fällt auf den ersten Blick auf, dass die Börsen Hamburg/Hannover die geringsten Vorgaben haben, weil sie sowohl aufdas Emittentenrating als auch aufeinen verpflichtenden Betreuungsvertrag mit einem Kapitalmarktpartner verzichten. Auch muss die Stückelung der Anleihen an allen Börsen außer in Hamburg/Hannover maximal 1.000 betragen. Des Weiteren gibt es auch Unterschiede bei dem geforderten Emissionsvolumen. So liegt das Mindestvolumen in Stuttgart und München bei 25 Mio. und in Düsseldorfbei 10 Mio.. Frankfurt und Hamburg/Hannover verzichten hingegen auf ein Mindestemissionsvolumen. Übersicht 4 auf S. 90 stellt die wesentlichen Voraussetzungen für die Aufnahme von Wertpapieren in das jeweilige Handelssegment und die wesentlichen Folgepflichten des Emittenten überblicksartig dar. Für Unternehmen stellt die Etablierung spezieller Mittelstandssegmente einen Meilenstein in der Finanzierung dar. Denn bisher wurden die Anleihen mittelständischer Unternehmen nicht an der Börse gehandelt, so dass Kapitalgeber nur schwer zu finden waren. Vor allem Privatanleger hatten angesichts fehlender Handelsmöglichkeiten keinen Zugang zu dem Markt. Unternehmermüssen füreineerfolgreichebörseneinführung allerdings eine Reihe von Erfordernissen erfüllen, was die Transparenz fördert und letztlich den Bondinvestoren zugute kommt. Dem Kommunikationsprozess mit den Anleiheinvestoren und einer kontinuierlichen Berichterstattung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.von diesen Kriterien wird es auch abhängen, welche Plattform sich letztendlich behaupten und im Wettbewerb bestehen kann. AUTOREN Dipl.-Kffr. Carmen Mausbach ist seit 2002 als freie Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin für mehrere Fachverlage tätig. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die redaktionelle Mitarbeit im BuS-Netzwerk für Betriebswirtschaftliche und Steuerliche Fachinformationen (www.bus-hillmer.de), Kontakt: c.mausbach@online.de. Prof. Dr. Diethard B. Simmert übernahm 1997 eine Professur an der ISM in Dortmund. Seitdem bereitet der Finanzexperte Studierende im Bachelor- Studiengang Corporate Finance auf verantwortungsvolle Führungspositionen vor. Parallel ist er Vorstandssprecher des Institut für Rating und Corporate Finance im Mittelstand (IRCF) an der ISM und macht sich durch wissenschaftliche Fachpublikationen einen Namen. Seit 2001 ist er Mitglied des Kuratoriums der Wissenschaftsförderung der Sparkassen- Finanzgruppe e. V. (DSGV) in Bonn. Beermann, Der Börsengang eine Finanzierungsalternative für den Mittelstand?, NWB-BB 6/2007 S. 172 ûtaaac-46001 ] FAZIT Für Anleger sind Mittelstandsanleihen derzeit insbesondere wegen ihrer hohen Zinskupons und der niedrigen Mindestanlagevolumina attraktiv und damit eine echte Alternative zu Staatsanleihen oder auch Aktien. Für Mittelstandsanleihen spricht u. a. auch, dass viele Unternehmen trotz der Krise solide mit Kapital und Liquidität ausgestattetsindunddie Ausfallquoten auf einem historisch niedrigen Niveau liegen. Dennoch sollten Anleger auch bei Mittelstandsbonds die Risiken nicht aus dem Blick verlieren. Denn wie für den Aktienmarkt gilt auch hier die Devise, dass eine höhere Rendite nur bei einem entsprechend höheren Risiko erreicht werden kann. NWB-BB 3/2012 91 NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den