André Kramer Atlantis - Eine durchaus wahre Geschichte? Ancient Booklet ebook Ancient Mail Verlag Werner Betz Europaring 57, D-64521 Groß-Gerau Tel.: 0 61 52/5 43 75, Fax: 0 61 52/94 91 82 www.ancientmail.de Email: ancientmail@t-online.de Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-95652-004-4 1
Inhalt 1. Einleitung 2. Timaios und Kritias 2.1 Timaios 2.2 Kritias 2.3 Vorabanalyse der beiden Dialoge 2.3.1 Kontextuelle Zusammenschau 2.3.2 Entstehung und natürliche Gegebenheiten von Atlantis 2.3.3 Aufbau der Staatsorganisation 2.3.4 Moralischer Verfall von Atlantis und der Bericht vom großen Krieg 2.3.5 Atlantis als Realität oder rein literarisches Werk? 3. Eine durchaus wahre Geschichte? 3.1 Woher stammt der Name Atlantis? 4. Der Seevölkersturm als historische Wahrheit hinter Atlantis? 5. Fazit 6. Quellennachweis 7. Über den Autor 2
1. Einleitung Atlantis, ein Thema das viele Fachleute und Laien gleichermaßen in ihren Bann zu ziehen vermag und die Fantasie von Generationen angeregt hat. Der griechische Philosoph Platon beschrieb das (dys-)utopische Inselreich in seinen beiden Dialogen Kritias und Timaios und umschreibt in diesen ein bronzezeitliches Inselreich von gewaltiger Ausdehnung, das sich der Dekadenz hingibt und im Zuge ihres Größenwahns glaubt, sich die ganze Welt untertan machen zu können. Atlantis ist eine kollektive Idee von etwas geworden, das bei jedem andere Vorstellungen hervorruft. Filme und Bücher, sowohl in Romanform als auch als Sachbuch, geben Zeugnis von dieser Vorstellungsvielfalt. Die Frage, die seit annähernd 2500 Jahren über diesem Thema kreist, ist die, ob Atlantis nur eine Fantasie Platons war? Musste einfach der passende Gegenspieler zu Platons Idealstaat Ur-Athen her, den Platon in seinen Dialogen Kritias und Timaios beschreiben wollte? Oder ist Atlantis doch eine Realität, eine untergegangene Kultur jenseits der Säulen des Herakles? Atlantis wurde schon auf der ganzen Welt vermutet, von Kreta bis nach Südamerika, von der Antarktis bis zur norddeutschen Hochseeinsel Helgoland. Die Ansätze reichen von archäologisch begründeten, bis hin zu eher an Science-Fiction erinnernden Ideen mit einem sehr hohen Spekulationsgrad. Allerdings mussten die Vertreter der jeweiligen Thesen verschiedene Angaben Platons weit auslegen. Nie passten alle Angaben zu der jeweiligen These und so bleibt die Existenz und Lokalisierung von Atlantis nach wie vor ein Rätsel. Ausgehend von Platons Text und auch dem Kontext des Berichteten soll hier ein weiteres Mal der Frage nach dem mysteriösen Inselkontinent nachgegangen werden. 3
Abbildung Nr. 1: Platon, er erschuf das Rätsel Atlantis (Foto: André Kramer, in der Kunsthalle in Kiel) 4
2. Timaios und Kritias Beschäftigt man sich mit Atlantis, scheint es zunächst unumgänglich, sich mit den Dialogen Kritias und Timaios auseinanderzusetzen, in denen Atlantis eine Teilbedeutung zukommt und die im Gesamtkontext zu betrachten sind. Trotzdem sollen alle wesentlichen Zitate, Atlantis betreffend, hier wiedergegeben werden, auch wenn dies ggf. langwierig erscheinen mag. Nur so lässt sich Motivlage und die Frage nach der Historizität von Atlantis überhaupt bewerten. Platon stellte seine philosophischen Theorien in fiktiven Gesprächen verschiedener Protagonisten dar, um so gleich die Gegenargumente auszuhebeln. Teilnehmer beider Dialoge sind Sokrates, Timaios, Kritias und Hermokrates. In der Chronologie von Platons Schaffen gelten Kritias und Timaios als späte Dialoge. 1 2.1 Timaios Timaios ist der erste Dialog, in dem Atlantis auftaucht. Sokrates leitet ihn ein und erinnert an das letzte Gespräch und seine Ausführungen zum Staat, aus was für Männern er zu bestehen habe und wie ein solcher geführt und organisiert sein solle. 2 Dann soll der Theorie die Praxis folgen und Sokrates gibt an: Denn gerne möchte ich jemanden darstellen hören, wie er (der Staat, Anmerk. A. Kramer) diejenigen Kämpfe, welche einem Staate zukommen, gegen andere Staaten bestehen würde, indem er auf eine würdige Weise zum Kriege geschritten wäre und nunmehr während desselben das der in ihm herrschenden Erziehung und Bildung Entsprechende sowohl in der Ausführung durch Taten als in der Verhandlung in Worten der jedesmalig anderen Staaten gegenüber leisten würde. 3 1 Vgl. Bordt o. J., S. 35 2 Vgl. Loewenthal 1969, S. 93 3 a. a. O., S. 96 5