https://klardenker.kpmg.de/bio-hacker-wollen-die-natur-ueberlisten-und-streben-die-unsterblichkeit-an/ Bio-Hacker wollen die Natur überlisten und streben die Unsterblichkeit an KEYFACTS - Cyborgs halten den menschlichen Körper für fundamental fehlerhaft - Menschliche Körperteile sollen durch künstliche Organe ersetzt werden - Datenschützer und Arbeitsrechtler stehen der Entwicklung skeptisch gegenüber Wer kennt das nicht. Morgens schmerzt der Rücken, beim Sport zwickt das Knie, die Haare werden weniger und die Fältchen rund um die Augen lassen sich auch nicht mehr allein auf das fröhliche Gemüt zurückführen. Die einen akzeptieren das alles gelassen als den Lauf der Dinge, andere versuchen, ihr Leben lang dagegen anzukämpfen mit kleinen medizinischen Eingriffen, noch mehr Sport oder dem ein oder anderen pflanzlichen Wundermittel. Es gibt allerdings eine Gruppe von Menschen, die sich mit den Unzulänglichkeiten des Körpers einfach nicht abfinden will. Tim Cannon ist einer von denen, die den menschlichen Körper für 1/5
fundamental fehlerhaft halten und mit aller Macht gegen seine Imperfektion ankämpfen. Der Amerikaner ist Mitbegründer von Grindhouse Wetware, einem Zusammenschluss von Bio- Hackern, Cyborgs, Programmierern und Bastlern, die in Pittsburgh an der Verschmelzung von Mensch und Technik arbeiten. Cannon hat sich zur Selbstoptimierung vor einem Jahr ein Körperfunktionsmessgerät namens Circadia in den linken Unterarm implantieren lassen. Der selbst hergestellte, nicht medizinische Chip ist fünf Mal drei Zentimeter groß, misst Cannons Blutwerte und sendet die per Bluetooth an sein Smartphone. Außerdem beleuchtet es mit drei LEDs sein Tattoo von innen. Circadia ist nicht sein erster Fremdkörper. Unter der Kuppe seines linken Ringfingers trägt Cannon schon länger einen Magneten mit dem er elektromagnetische Felder wahrnehmen kann. In der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger sitzt ein RFID- Funkchip, mit dem er Türschlösser oder sein Handy sichern will. Lösungen für alle Probleme der Menschheit In den nächsten zehn Jahren will der 35-Jährige anfangen, menschliche Körperteile durch künstliche Organe zu ersetzen. Das ultimative Ziel sei es, sagte er bei einem Vortrag in Berlin, die Biologie hinter uns zu lassen. Langfristig bedeutet das eines: Unsterblichkeit. Die Hardware des Menschen ist dafür bisher allerdings ungeeignet. Ginge es nach Cannon würde er sein Bewusstsein aus seinem Körper auslagern, in irgendetwas, was nicht in jeder Sekunde weiter verrottet. Natürlich halten viele Cannon vor allem für einen Fantasten. Doch es gibt auch Menschen, die glauben, die großen, komplexen Probleme unserer Spezies lösen zu können, wenn man nur den richtigen Algorithmus, die richtige Technik verwendet. 10 % der amerikanischen Bevölkerung nennen sich Cyborgs: Das heißt, sie haben einen Herzschrittmacher, eine komplexe Prothese oder ein Implantat im Ohr. In Schweden sind die Ziele der Bio-Hacker vor allem praktischer Natur. Hannes Sjöblad beispielsweise braucht keine Karte mehr, um in sein Büro zu kommen. Der 37-jährige IT- Spezialist hat mit seinen Kollegen der Bio-Hacker-Gruppe Bionyfiken einen Chip entwickelt, der zweimal zwölf Millimeter klein ist und unter die Haut gepflanzt wird. Ich habe diverse Aktivitätsarmbänder ausprobiert und finde, dass sie nicht sehr gut sind. Die Technik soll ja das Leben der Menschen vereinfachen, nicht umgekehrt, sagte Sjöblad vor kurzem der Zeitung Dagens Nyheter. Das muss doch besser gehen, dachte sich der Tüftler. Wenn Sjöblad nun mit seiner Hand in die Nähe eines geeigneten Lesegeräts kommt, ist er identifiziert. Im Bürokomplex Epicenter, dem Vorzeigeobjekt eines schwedischen 2/5
Immobilienentwicklers, lassen sich durch den Chip die Türen öffnen, der Kopierer reagiert ebenfalls auf eine kurze Handbewegung, nur die Kantine muss noch umgerüstet werden. Ein Leben ohne Pin-Codes Knapp 200 Euro kostet das Einsetzen der Erfindung. Nicht wenig für ein Spielzeug, mit dem man fast noch nichts anfangen kann. zwölf Millimeter klein ist und unter die Haut gepflanzt wird. Ich habe diverse Aktivitätsarmbänder ausprobiert und finde, dass sie nicht sehr gut sind. Die Technik soll ja das Leben der Menschen vereinfachen, nicht umgekehrt, sagte Sjöblad vor kurzem der Zeitung Dagens Nyheter. Das muss doch besser gehen, dachte sich der Tüftler. Wenn Sjöblad nun mit seiner Hand in die Nähe eines geeigneten Lesegeräts kommt, ist er identifiziert. Im Bürokomplex Epicenter, dem Vorzeigeobjekt eines schwedischen Immobilienentwicklers, lassen sich durch den Chip die Türen öffnen, der Kopierer reagiert ebenfalls auf eine kurze Handbewegung, nur die Kantine muss noch umgerüstet werden. Ein Leben ohne Pin-Codes Knapp 200 Euro kostet das Einsetzen der Erfindung. Nicht wenig für ein Spielzeug, mit dem man fast noch nichts anfangen kann. Die Technik ist nicht neu. Bei Haustieren wird das Verfahren längst eingesetzt. Chips speichern die Identitätsnummer, Angaben zum Besitzer und die Behandlungsdaten des Tierarztes. So weit wird es beim Menschen so schnell nicht kommen. Nicht nur Ärzte verurteilen die Eingriffe, die keinen therapeutischen Hintergrund haben. Vor allem Datenschützer und Arbeitsrechtler stehen der Entwicklung hierzulande skeptisch gegenüber. Es geht um die körperliche Unversehrtheit und um die Sicherheit der gespeicherten Informationen. Bei Systemen, die nicht noch eine zusätzliche Bestätigung erfordern, wie beispielsweise die Eingabe eines Pin-Codes, ist die Gefahr eines Hackerangriffs besonders groß. Die Daten können sehr leicht ausgelesen werden. Dennoch: Sie werden weiter experimentieren. Wer weiß, vielleicht öffnen wir bald alle Türen mit einem Fingerzeig. Doch bis dahin ist noch ein wenig Zeit zum Beispiel für einen Bachblüten- Tee. Der sorgt für Gelassenheit. Und die verlängert auf jeden Fall das Leben. 3/5
Klardenker Redaktion KPMG Nachricht schreiben Unsere Services ZUSAMMENGEFASST»Ginge es nach Cannon würde er sein Bewusstsein aus seinem Körper auslagern, in irgendetwas, was nicht in jeder Sekunde weiter verrottet.«cyborgs glauben daran, dass die Technik der Schlüssel zur Lösung aller menschlichen Probleme ist. Auf die akademische Forschung und die etablierte Medizin wollen sie sich dabei aber nicht verlassen. Deshalb experimentieren sie mit eigenen Erfindungen und dem eigenen Körper. Immer mehr Menschen glauben, dass sie mit der entsprechenden Technik die Grenzen des menschlichen Daseins überwinden können. Das langfristige Ziel ist die Unsterblichkeit. Doch nicht alle sind davon begeistert. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten. 4/5
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