Datum:03.05.2007 Telefon: 233-24165 Telefax: 233-989 24165 Herr Dunkel georg.dunkel@muenchen.de Referat für Stadtplanung und Bauordnung Stadtentwicklungsplanung an Herrn Stadtrat Hans Wolfswinkler an Herrn Stadtrat Guido Gast Rathaus Fußball Weltklasse / Verkehr - Kreisklasse Schriftliche Anfrage gemäß 68 GeschO von Herrn StR Hans Wolfswinkler, Herrn StR Guido Gast vom 14.03.2007, eingegangen am 14.03.2007 Sehr geehrter Herr Stadtrat Wolfswinkler, sehr geehrter Herr Stadtrat Gast, mit Schreiben vom 14.03.2007 haben Sie gemäß 68 GeschO folgende Anfrage an Herrn Oberbürgermeister gestellt, die vom Planungsreferat wie folgt beantwortet wird: Mit Schreiben vom 04.04.2007 wurde zur abschließenden Beantwortung der o.g. Stadtratsanfrage eine Terminverlängerung erbeten. In Ihrer Anfrage monieren Sie die Verkehrsströme an der Allianz- Arena und begründen dies mit Staus auf den Zubringerstraßen zur Autobahn noch über eine Stunde nach Spielende. Hierzu können wir Ihnen zunächst einige grundlegende Informationen zum Verkehrskonzept zur Arena in Fröttmaning geben: Ein wichtiger Baustein des Verkehrskonzeptes zur Arena in Fröttmaning sind die insgesamt 11.000 Pkw- Stellplätze. Bei einem durchschnittlichen Pkw- Besetzungsgrad von 3,0 Personen pro Pkw stehen damit für ca. 50% der Besucher Pkw- Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Stadion zur Verfügung. Bereits in der Phase der Standortsuche für ein neues Fußballstadion sind umfangreiche Untersuchungen zum Verkehrsaufkommen von Fußballstadien und deren leistungsfähiger Bewältigung durchgeführt worden. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sind für den dann ausgewählten Standort in Fröttmaning konkrete Vorgaben für das von den beiden Fußballvereinen ausgelobte Verhandlungsverfahren nach 3a, Ziffer 4c VOB/A zur Planung und Bau eines Fußballstadions in Fröttmaning getroffen worden. Dabei sind als wesentliche Kenngrößen die Grundbelastung der umliegenden Autobahnen, das erwartete Verkehrsaufkommen des neuen Stadions und dessen Herkunftsverteilung eingeflossen. Die Leistungsfähigkeit der Parkhäuser wurde aufgrund der zahlreichen Voruntersuchungen in Abstimmung zwischen den Vereinen und den beteiligten Behörden auf eine Entleerungszeit nach Spielende von ca. 2 Stunden ausgelegt. Diese Entleerungszeit war Grundlage für die /app/appdata062/opentransformer/tmp / opentransformer_renderer_input8194101619894179826.doc
Seite 2 von 5 Dimensionierung der Parkhausein- und ausfahrten, der Werner- Heisenberg- Allee, der Anschlussstellen zur A9 und A99 sowie der Autobahnen. Nach dem Ende der Fußball- Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hat das Planungsreferat von allen an der Planung und dem Betrieb der Arena beteiligten Fachdienststellen und der München- Stadion- GmbH als Betreiber der Arena Erfahrungsberichte zum Verkehrskonzept eingeholt. Die Erfahrungsberichte zeigen, dass sich das Verkehrskonzept in der Praxis sehr gut bewährt hat. Gemäß der Erfahrungsberichte beträgt die durchschnittliche Entleerungszeit der Parkhäuser bei ausverkauften Spielen ca. 1½ Stunden. Dies zeigt zum einen, dass die Planungsvorgabe von ca. 2 Stunden eingehalten wird und zum anderen, dass es wie in Ihrer Anfrage beschrieben teilweise zum Leidwesen einiger genervter Autofahrerinnen und Autofahrer auch über eine Stunde nach Spielende voll ausgelastete Zubringerstraßen zu den Autobahnen gibt. Weitere wichtige Bausteine des Verkehrskonzeptes zur Arena in Fröttmaning sind der leistungsfähige U- Bahnanschluss und die 350 Stellplätze für Reisebusse. Diese beiden Komponenten haben sich in der Praxis ebenfalls sehr gut bewährt. Speziell die Fußball- Weltmeisterschaft hat mit über 40.000 beförderten Personen pro Spiel die Leistungsfähigkeit der U- Bahn eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Planungsreferat wird eine ausführlichere Auswertung der Erfahrungsberichte zum Verkehrskonzept dem Stadtrat in den nächsten Monaten vorstellen. Zu den Einzelpunkten Ihrer Anfrage können wir Folgendes mitteilen: Frage 1: In welchen Gremien war die Planung für die verkehrliche Erschließung der Allianz- Arena? Das Verkehrskonzept zum neuen Fußballstadion in Fröttmaning ist in enger Zusammenarbeit aller an der Planung zum Stadion beteiligter Partnern entwickelt worden. Der bei diesem Großprojekt erhebliche Abstimmungsbedarf wurde in verschiedenen Arbeitskreisen behandelt. Die wesentlichen Arbeitskreise (Leitung) waren: Koordinierungsgruppe (Oberbürgermeister/Vereine) Koordinierungskreis (Schnittstellen- und Terminkoordinator) Lenkungskreis (Oberste Baubehörde, Staatssekretär)) Arbeitskreis Äußere Verkehrliche Erschließung (Autobahndirektion) Arbeitskreis Innere Erschließung (PLAN/BAU/Projektsteuerer) Lenkungskreis Fußball- WM 2006
Seite 3 von 5 Beirat Verkehrszentrale München (KVR) Außerdem ist das Verkehrskonzept ein wesentlicher Bestandteil der offiziellen Planungsverfahren (Raumordnungsverfahren, Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Planfeststellungsverfahren) gewesen, die bei diesem Projekt erforderlich waren und vom Stadtrat mehrheitlich beschlossen wurden. Mit Beschluss der Vollversammlung vom 29.01.2003 hat der Stadtrat darüber hinaus die Projektgenehmigung für die Straßen, Brücken und Rettungswege für die öffentliche Infrastruktur des Stadions Fröttmaning erteilt. Frage 2: Wie viel hat die verkehrliche Erschließung endgültig gekostet? Hierzu nimmt das Baureferat wie folgt Stellung: Im Rahmen der Bekanntgabe im Bauausschuss am 14.11.2006 zur Auswertung der 2005 fertiggestellten Projekte gab das Baureferat für den gesamten städtischen Anteil Öffentliche Infrastruktur Stadion Fröttmaning (einschließlich der U- Bahnhöfe Marienplatz und Fröttmaning) voraussichtliche Abrechnungskosten in Höhe von 100.060.000 EUR bekannt. Davon entfallen rund 22 Mio. EUR auf die ÖPNV- Erschließung und rund 78 Mio. EUR auf die Straßen- und Autobahnmaßnahmen. Frage 3: Sind Überlegungen im Gange, die seltsame Situation Stau bei der Zufahrt vor dem Spiel und Stau bei der Abfahrt nach dem Spiel durch Nutzung der dann unbefahrenen Gegenfahrbahnen oder durch einen nachträglichen Ausbau zu verbessern? Hierzu können wir Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Kreisverwaltungsreferat Folgendes mitteilen: Das Kreisverwaltungsreferat hat bereits vor der Entscheidung des Stadtrates für den Standort Fröttmaning für ein neues Fußballstadion darauf hingewiesen, dass dieser Standort aus Sicht des Motorisierten Individualverkehrs problematisch ist. Unter den gegebenen räumlichen Zwängen und unter Berücksichtigung, dass bei der Allianz- Arena aufgrund der exponierten Lage am Stadtrand und der in unmittelbarer Nähe verlaufenden Autobahnen A9 und A99 ein starkes Pkw- Aufkommen bei ausverkauften Spielen zu erwarten ist, wurden dementsprechend Parkhäuser mit einem Fassungsvermögen von 11.000 Stellplätze für notwendig erachtet.
Seite 4 von 5 Wie einige Spiele des FC Bayern gezeigt haben, ist selbst diese Zahl an Stellplätzen teilweise nicht ausreichend. Vielmehr wird neben den Stadion- Parkhäusern auch die in unmittelbarer Nähe befindliche P+R- Anlage Fröttmaning sowie das derzeit noch unbebaute Areal unmittelbar südlich dieser P+R- Anlage beparkt. Bei Champions- League- Spielen, aber auch bei einzelnen Bundesliga- Spielen sind im Stadionbereich und somit im unmittelbaren Stadionumfeld bis zu 13.000 Fahrzeuge und zusätzlich bis zu 350 Busse abgeparkt. Eine Ursache dafür, dass gerade bei Champions- League- Spielen diese hohe Zahl an Pkw s anfährt, ist der späte Beginn dieser Spiele. Bei einem Spielbeginn um 20.45 Uhr und damit verbunden einem regulären Spielende (ohne mögliche Verlängerung und Elfmeterschießen) frühestens um 22.30 Uhr ist es selbst für Fußballfans aus dem äußeren MVV- Bereich nahezu unmöglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen. Bleibt ein Fan bis Spielende im Stadion, muss er damit rechnen, dass er zwar noch mit der U- Bahn in die Innenstadt (Marienplatz/Hauptbahnhof) kommt, dann aber keinen Anschluss mehr an die S-Bahn oder an einen Regionalzug erhält. Bei Spielen mit möglicher Verlängerung ist selbst ein S-Bahn- Anschluss in aller Regel nicht mehr gegeben. Um die Abfahrt von 11.000 bis 13.000 Pkw s und 200 bis 350 Bussen in einem engeren als den derzeitigen ca. 1½ Stunden langen Zeitfenster zu ermöglichen, wäre ein erheblicher Ausbau der Verkehrsinfrastruktur erforderlich. So wären zum einen deutlich mehr Ausfahrtsspuren aus den Parkhäusern erforderlich, um die Leistungsfähigkeit der Parkhausausfahrt zu erhöhen. Zum anderen müsste die städtische Straßenfläche, die Anschlussstellen zu den Autobahnen sowie die anschließenden Autobahnstrecken in einer völlig anderen Dimensionierung ausgestaltet werden. Eine solche Änderung der Dimensionierung ist mit einem angemessenen Aufwand nicht möglich und wurde daher auch in der bisherigen Planungs- und Betriebsphase der Arena von keinem der an der Planung und am aktuellen Betrieb der Arena beteiligten Fachdienststellen oder dem Stadion- Betreiber gefordert. Die - für eine im Vergleich mit anderen Fußballstadien wohl einmalige Konzentration von Parkplätzen im engsten Bereich des Stadion - erreichte Entleerungszeit von ca. 1½ Stunden ist neben der für dieses Stadion geschaffenen Verkehrsinfrastruktur auch den vorhandenen Verkehrslenkungseinrichtungen sowie dem Einsatz sowohl der Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferates und der Autobahndirektion Südbayern im Verkehrsleitstand als auch der Polizei vor Ort zu verdanken. Der Vorschlag, unbefahrene Gegenfahrbahnen bei der Abfahrt zu nutzen, ist in der Praxis nicht realisierbar. Unbefahrene Gegenfahrbahnen gibt es nicht, da auch nach Spielende z.b. durch Taxis und Nutzer des provisorischen Parkplatzes südlich der P+R- Anlage in alle Richtungen an- und abgefahren werden muss. Des weiteren müsste bei einer Nutzung der Gegenspuren spätestens im Zufahrtsbereich zur Autobahn die erheblich leistungsmindernde Verflechtung erfolgen.
Seite 5 von 5 Mit freundlichen Grüßen gez. Prof. Thalgott Stadtbaurätin