Sprachen Christian Spiegelberg Chinesische Wirtschaftsethik und der Geist des Kapitalismus Max Weber und die Sozialistische Marktwirtschaft in der VR China Studienarbeit
Philipps-Universität Marburg FB 06: Geschichte und Kulturwissenschaften Fachgebiet Sinologie Wintersemester 2006/2007 PS: Landeskunde China I Chinesische Wirtschaftsethik und der Geist des Kapitalismus Max Weber und die Sozialistische Marktwirtschaft in der VR China Christian Spiegelberg Diplom Soziologie 5. Semester
Gliederung I. Einleitung... 3 II. Max Webers Wirtschaftsethik des Konfuzianismus... 4 1. Protestantische Ethik und Geist des Kapitalismus... 5 2. Konfuzianische Ethik... 6 A. Literatenstand... 6 B. Patrimonialismus... 7 C. Orthodoxie und Heterodoxie... 8 D. Konfuzianische Rationalität... 9 3. Kritische Würdigung... 10 III. Wirtschaftliche Entwicklung in Südostasien... 12 IV. Konfuzianischer Kapitalismus... 13 V. Fazit... 17 VI. Literaturangabe... 18 2
I. Einleitung Max Webers (1864-1920) Werk Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 1 wurde bereits 1920 publiziert. In dieser klassischen Studie arbeitet Weber die Rolle, die der Protestantismus für die Entstehung des modernen Kapitalismus darstellte, heraus. Um diese These zu prüfen, untersuchte er auch die Zusammenhänge, welche zwischen den anderen Weltreligionen, darunter dem Konfuzianismus, und der jeweiligen Wirtschaftsethik bestanden. Jedoch konnte Weber nirgendwo eine solch einzigartige kapitalistische Struktur wiedererkennen, wie sie sich in Europa herausgebildet hatte. Der dabei entstandene Wissensfundus über den Konfuzianismus und über China, dem Kernland, in dem sich diese Ideen ursprünglich verbreiteten, prägte das Konfuzianismusbild in Europa grundlegend. Bis in die sechziger Jahre hinein war die Meinung vorherrschend, dass die chinesische Tradition einem nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung im Wege stehe. 2 Heute beherrscht ein anderes Bild die Öffentlichkeit. Seit dreißig Jahren verzeichnet China zweistellige Wirtschaftswachstumsraten und stieg so von einem Entwicklungsland zu einer der größten Volkswirtschaften der Erde auf. Zur Erklärung dieses einmaligen wirtschaftlichen Erfolges wird heute erstaunlicherweise die chinesische Kultur herangezogen. Die unter kommunistischer Herrschaft lange Zeit verpönten ur-konfuzianischen Werte wie Disziplin, Pflichtbewußtsein oder Familienzusammenhalt erfreuen sich großer Beliebtheit bis weit hinein in die chinesische Führungsschicht. Einige Beobachter sprechen gar vom konfuzianischen Kapitalismus 3. Im Folgenden soll Webers Studie rezensiert werden, um so herauszuarbeiten, was nach Webers Meinung die Herausbildung des Kapitalismus in China verhinderte. Anschließend sollen die Erklärungsansätze, welche Chinas heutigen Aufschwung auf die konfuzianische Tradition zurückführen, auf deren Vereinbarkeit mit der Studie Webers hin betrachtet werden, sowie deren Kritiker zu Wort kommen. Dabei soll die These vertreten werden, dass Erklärungsmuster, welche auf konfuzianische Werte für den wirtschaftlichen Aufschwung zurückgreifen, keineswegs im Gegensatz zu Webers Analysen stehen, allerdings Gefahr laufen, zur Legitimation autoritärer Herrschaft missbraucht zu werden. 1 Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie. Tübingen: Mohr 1920. Bd. 1. Nachdruck, 1988 2 Shmuel Noah Eisenstadt, Über die Beziehung zwischen Konfuzianismus, Entwicklung und Modernisierung. in Krieger, Silke, Trauzettel, Rolf (Hg.), Konfuzianismus und die Modernisierung Chinas. Mainz: v. Hase & Koehler 1990, S. 444 3 Beispielsweise in: Yergin, Daniel, Stanislaw, Joseph, Staat oder Markt. Die Schlüsselfrage unseres Jahrhunderts. Übersetzt aus dem Englischen von Andreas Simon, The commanding heights. Frankfurt/Main; New York: Campus 199, S. 237 3