ETUI-Seminar His and hers: occupational hazards, health, justice and prevention actors Brüssel, 13. 14. Februar 2017 Maria Elisabeth Berner Stellv. Leiterin der Abteilung C Referatsleiterin C/3 Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz - Referat C/3
WORKSHOP 3 Gender on return to work or/and health problem Maria Elisabeth Berner Leiterin des Referates C/3 Sozialer und medizinischer Arbeitsschutz im Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz des Saarlandes Seite 2
Staatliches Arbeitsschutzrecht der Bundesrepublik Deutschland und der 16 Länder Staat Bund + 16 Bundesländer (DGUV) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherun g Seite 3
Genderaspekte i m Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Rückkehr an den Arbeitsplatz Seite 4 Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz - Referat C/3
Gesetze = neutral, geschlechtergerecht Besondere Schutzbestimmungen für Frauen: zulässig nur aufgrund objektiv biologisch-funktionaler Unterschiede Mutterschutz, stillende Mütter B E I S P I E L R i c h t l i n i e d e s R a t e s 9 2 / 8 5 / E W G Seite 5 Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz - Referat C/3
R Ü C K K E H R : 1. nach längerer Krankheit 2. nach Unfällen im Beruf 3. nach Mutterschutz und Erziehungszeiten 4. nach längerer Familienphase 5. nach temporärer Erwerbsunfähigkeit unterschiedliche Zuständigkeiten und unterschiedliche Leistungen in Deutschland Seite 6
zu 1: Längere oder häufigere Erkrankungen Individualansprüche auf Rehabilitationsmaßnahmen an Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und / oder Deutsche Gesetzliche Rentenversicherung (DRV) oder Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), sofern die Erkrankung auf berufsbezogene Ursachen zurückzuführen ist oder zumindest ungünstig die Erwerbsfähigkeit beeinflusst. Seite 7
Arbeitsunfähigkeitstage (AU) 2015 von Beschäftigten der GKV gesamt: Männer: 12,5 Tage Frauen: 12,1 Tage unter 45 Jahre: Männer: 8,6 Tage Frauen: 8,6 Tage über 45 Jahre: Männer: 16,7 Tage A b e r : Frauen: 16,0 Tage ICD F00 F99 Anteil an AU-Tagen von Frauen: 6,8% Anteil an AU-Tagen von Männern: 4,3% aller Diagnosen für AU Seite 8
Arbeitsunfähigkeitstage Psychische Erkrankungen Ursachen für höheren Frauenanteil bei psychischen Erkrankungen nicht geklärt, nicht untersucht. Mögliche Erklärungen: geschlechtsspezifische Abweichung bei Diagnose (Zuschreibung geschlechtsspezifisch) größere Offenheit von Frauen bei eigenen Problemen im psychosozialen Bereich (Rollenbilder) Seite 9
Betriebliche Wiedereingliederung Verfahren nach 84 Abs. 2 SGB IX Bei Erkrankung von 6 Wochen oder mehreren Kurzerkrankungen innerhalb von 12 Monaten BEM Grundlage: Maßnahmen: Gefährdungsbeurteilung 5 Arbeitsschutzgesetz + Beurteilung/Berücksichtigung individueller Faktoren zeitlich befristet Ausstattung Arbeitsplatz Tätigkeiten Seite 10
Rehabilitationsmaßnahmen bei individuellen gesundheitlichen Problemen nach Kostenträgern DGUV, wenn Ursachen berufsbedingt alles was notwendig ist, um die Fortsetzung der Erwerbstätigkeit zu sichern GKV, wenn Ursachen individuell und konstitutiv Anschlussheilbehandlung, Kur, Stationäre Behandlung z. B. in der Klinik für Psychosomatik, ambulante Psychotherapie u. a. m. Seite 11
Rehabilitationsmaßnahmen zur Vermeidung von Frühverrentungen durch die DRV Zunahme der Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Hintergrund: ältere Belegschaften, längere Lebensarbeitszeiten bis zur Vollrente Zahlen aus dem DRV-Bericht 2015 (Zahlen des Jahres 2014) belegen das. Seite 12
Medizinische Rehabilitation Fakten im Überblick 2014 wurden bei der Rentenversicherung mehr als 1,7 Millionen Anträge auf medizinische Rehabilitation gestellt. Die Rentenversicherung führte 1.014.763 Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch. Seite 13
Medizinische Rehabilitation Fakten im Überblick Ambulante Rehaleistungen: = 14 % aller medizinischen Reha-Leistungen Die Anschlussrehabilitation [AHB] umfasste 2014 mit 337.618 Leistungen gut ein Drittel aller medizinischen Reha-Leistungen. 55.536 Rehabilitanden erhielten 2014 durch die stufenweise Wiedereingliederung Unterstützung bei ihrer Rückkehr in den Beruf. Seite 14
Medizinische Rehabilitation Fakten im Überblick Frauen und Männer in der medizinischen Rehabilitation sind durchschnittlich nahezu gleich alt: Frauen: 52,4 Jahre Männer: 52,0 Jahre Frauen nehmen insgesamt etwas häufiger medizinische Reha- Leistungen in Anspruch als Männer. Im Verlauf von zwei Jahren nach ihrer Rehabilitation sind 85 % der Rehabilitanden erwerbsfähig. Seite 15
Rehabilitation im Licht der Statistik Krankheitsspektrum im Jahr 2014 Erkrankungen von Muskeln, Skelett und Bindegewebe sind die häufigste Reha-Indikationen bei Frauen und Männern. Rang 2 belegt bei Frauen die medizinische Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen (21 %), dicht gefolgt von Rehabilitation bei Neubildungen (20 %) Bei Männern ist der Anteil psychischer Erkrankungen mit 13 % nach wie vor deutlich geringer als bei Frauen. Dennoch liegt die medizinische Rehabilitation bei Neubildungen (15 %) inzwischen an dritter Stelle. Entwöhnungsbehandlungen (Sucht) sind bei Männern viermal so häufig wie bei Frauen. Seite 16
Ambulante medizinische Rehabilitation 2014: Krankheitsspektrum 1 65 % Muskeln/Skelett/Bindegewebe 59 % 15 % Sonstige Diagnosen 15 % 4 % Neurologie 4 % Frauen 5 % 6 % Sucht* Psychische Erkrankungen** 8 % 3 % Männer 2 % Neubildungen*** 2 % 0,1 % Stoffwechsel/Verdauung 0,1 % 3 % Herz/Kreislauf*** 9 % 1 ohne Fälle, bei denen die 1. Diagnose noch nicht erfasst ist * Entwöhnungsbehandlung wird als eigene Maßnahmeart dokumentiert und als einzige der hier genannten Diagnosegruppen nicht über die ICD-Diagnosen definiert ** ohne Sucht *** ohne neurologische Krankheitsbilder Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung Rehabilitation 2014 Seite 17
Berufliche Rehabilitation Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) Im Jahr 2014 nahmen Frauen mit rund 51.000 immer noch deutlich weniger LTA in Anspruch als Männer (gut 91.000). Das Verhältnis von Frauen und Männern ist in der beruflichen Rehabilitation demnach erheblich zu Gunsten der Männer verschoben. Seite 18
Inanspruchnahme und Durchführung der Rehabilitation Rehabilitation bei koronarer Herzkrankheit wird vor allem von Männern beansprucht. Im Jahr 2014 gingen 5 % (N = 46.894) aller medizinischen Reha- Leistungen auf die koronare Herzkrankheit bzw. auf einen Herzinfarkt zurück. Nur knapp 17 % dieser Rehabilitationen wurden von Frauen in Anspruch genommen. Im Laufe der letzten zehn Jahre haben Leistungen zur medizinischen Rehabilitation mit der Indikation koronare Herzkrankheit bzw. Herzinfarkt um knapp 30 % zugenommen. Im selben Zeitraum sind die Neuberentungen bei Erwerbsminderung wegen dieser Indikation um 25 % zurückgegangen. Seite 19
Rentenzugänge und Diagnosen Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Männer 12.512 12.158 10.849 10.326 2012 2013 2014 2015 11.684 11.645 11.009 10.963 Frauen 32.516 32.268 31.301 31.557 2012 2013 2014 2015 41.944 42.477 41.671 42.677 12.234 11.737 11.509 11.417 11.364 10.880 10.555 11.067 2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015 4.819 4.821 4.607 4.729 10.976 10.746 10.497 11.271 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes Psychische und Verhaltensstörungen Krankheiten des Kreislaufsystems Neubildungen 0 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 Quelle: DRV Seite 20
Zugangsalter Renten Durchschnittliches Zugangsalter der Rentenempfänger 2012-2015 Männer 64,0 64,1 64,0 63,9 2012 2013 2014 2015 Frauen 63,9 64,2 64,3 64,1 51,4 51,6 51,7 52,1 2012 2013 2014 2015 50,1 50,4 50,7 51,2 80 70 60 Alter in Jahren 50 40 30 Renten wegen Alters Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Alter in Jahren Quelle: DRV Seite 21
Stufenweise Wiedereingliederung Umsetzung auf einen anderen Arbeitsplatz Verbesserung der technischen Ausstattung am Arbeitsplatz 376 363 480 Übersicht über Angebote zur beruflichen Wiedereingliederung Organisierung eines Arbeitsversuchs 361 Verringerung der Arbeitszeit Anpassung der Arbeitsaufgaben Reduzierung der Arbeitsbelastung Erstellung eines Anforderungsprofils für den Arbeitsplatz Innerbetriebliche berufliche Qualifizierung Erstellung eines Fähigkeitsprofils der/des Beschäftigten 274 260 219 191 165 163 So antworteten Betriebe auf die Frage: Welche Maßnahmen bietet Ihr Betrieb erkrankten Beschäftigten zur Wiedereingliederung an? (Mehrfachnennungen waren möglich) Externe Berufliche Qualifizierung 95 Keine Maßnahmen 72 Sonstige 49 Quelle: Häufigkeit der Nennungen 0 100 200 300 400 500 BMAS, Forschungsbericht F 374, 2008 Seite 22
Häufigste Unterbrechung der Erwerbsarbeit bei Frauen Schwangerschaft U 2 Fehlentwicklung Mutterschutz Beschäftigungsverbot Elternzeit 96 % aller erwerbstätigen Mütter im Jahr 2014, davon 87 % 12 Monate und mehr Beteiligung von Vätern steigt, aber kurze Bezugszeiten von 2 Monaten bei 79 % aller Väter Quelle: www.destatis.de Seite 23
Situation bei Rückkehr kein Anspruch auf Rückkehr an den früheren Arbeitsplatz kein Anspruch auf Gleichwertigkeit nur gleicher Lohn kein durchsetzbarer Anspruch auf Teilzeit Seite 24
Probleme im Mutterschutz in Deutschland Ausgrenzung statt Partizipation Parallelstruktur statt integriertes Schutzsystem Vermischung von Familienunterstützung und Schutzmaßnahmen Fehlende Expertise Folge: indirekte Diskriminierung von Frauen, Umsetzung Gemeinschaftsrecht einfordern! Seite 25
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