Leben Migranten länger?

Ähnliche Dokumente
Leben Migranten wirklich länger?

Fertilität, Morbidität und Mortalität von Migrantinnen und Migranten in Deutschland

Demographische Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Deutschland

Zwischen Aufnahme- und Herkunftsland

Generatives Verhalten und Migration

Der Prozess der Verrentung von ausländischen und einheimischen Bürgern in Deutschland

Zur Entwicklung der Weltbevölkerung

Personen mit Migrationshintergrund in Bayern. Eine Vorausberechnung auf Basis des Mikrozensus

Apl. Prof. Dr. Peter Schimany Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Migration im demographischen Wandel

Migration und Pflegebedürftigkeit

Das demografische Verhalten der ausländischen Bevölkerung in Deutschland Analysen mit Daten des FDZ-RV

Online-Kompetenz für Migrantinnen und Migranten in Deutschland. 1. Statistisches Bundesamt definiert eine neue Bevölkerungsgruppe

Aufstiege in der Arbeitswelt Bilanz, Potenziale und Chancen

Zügig nach Deutschland?

Anforderungen aus der Demographie an die amtliche Statistik Michaela Kreyenfeld und Rembrandt Scholz

Migration und Integration im demographischen Wandel

Demografischer Wandel

Integrationsprofil Düsseldorf. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Duisburg. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Leben Migranten wirklich länger?

Integrationsprofil Mönchengladbach. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Dortmund. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Bielefeld. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Leverkusen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Gelsenkirchen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Oberhausen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Zuwanderung und Integration in den ostdeutschen Ländern Ergebnisse des Mikrozensus

Integrationsprofil Kreis Gütersloh. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Düren. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Münster. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Köln. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Bochum. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Borken. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Herne. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Bottrop. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Städteregion Aachen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Düsseldorf. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Mönchengladbach. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Solingen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Ennepe-Ruhr-Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Rhein-Erft-Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Essen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Unna. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Höxter. Daten zu Zuwanderung und Integration.

Integrationsprofil Märkischer Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Rheinisch-Bergischer-Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Rhein-Sieg-Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Wesel. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Essen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Soest. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Städteregion Aachen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Minden-Lübbecke. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Oberbergischer Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Paderborn. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Gelsenkirchen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Soest. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Recklinghausen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Mülheim an der Ruhr. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil. Herne.

Integrationsprofil. Rhein-Erft-Kreis.

Integrationsprofil. Rhein-Sieg-Kreis.

Integrationsprofil. Kreis Euskirchen.

Integrationsprofil. Kreis Paderborn.

Integrationsprofil. Kreis Gütersloh.

Integrationsprofil. Rheinisch-Bergischer Kreis.

Integrationsprofil. Kreis Minden-Lübbecke.

Integrationsprofil. Kreis Siegen-Wittgenstein.

Integrationsprofil. Märkischer Kreis.

Integrationsprofil. Mülheim an der Ruhr.

Integrationsprofil. Oberbergischer Kreis.

Integrationsprofil Bottrop. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Dortmund. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Ausländerzahlen 1. Ausländerzahlen 2007

Integrationsprofil Kreis Kleve. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Essen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Rhein-Sieg-Kreis. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Leverkusen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Gelsenkirchen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Münster. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Soest. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Minden-Lübbecke. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil. Gelsenkirchen.

Integrationsprofil Kreis Herford. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Integrationsprofil Kreis Recklinghausen. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe

Bevölkerungsgeographie

Freizügigkeitsmonitoring: Migration von EU-Bürgern nach Deutschland

Bevölkerung mit Migrationshintergrund III

Erkenntnisse aus der Forschung

Was muss man aus der Demografie lernen?

Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit

Erkenntnisse aus dem Projekt Integrationsbericht und Integrationskonzept für Regensburg. Prof. Dr. Sonja Haug Matthias Vernim M.A.

Personen mit Migrationshintergrund in der Statistik

Datenreport 2016 ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland. Statement von Dr. Mareike Bünning (WZB)

Integrationsprofil. Düsseldorf.

Integrationsprofil. Bochum.

I. Ausländer in Deutschland, Grunddaten

Ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland Lebenssituationen, Unterstützungsbedarf, Alternspotenziale

Transkript:

Leben Migranten länger? Eine Analyse der Mortalität älterer Migranten in Deutschland Martin Kohls Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg Viele Welten des Alterns? Berlin, DZA/BAMF, 24./25. Juni 2010

Überblick 1. Forschungsinteresse und -fragen 2. Ergebnisse 3. Zusammenfassung

Forschungsinteresse In Deutschland leben: - 6,7 Mio. Ausländer (AZR 31.12.2009) - 15,6 Mio. Personen mit Migrationshintergrund = 19% der Gesamtbevölkerung (MZ 2008) - zunehmende Bedeutung von Migrantenbevölkerung - aufgrund demographischer Alterung in Deutschland - Hinweise auf höhere Lebenserwartung trotz eingeschränkter Gesundheit

Forschungsinteresse -> Explizite Erkenntnisse zum vergangenen und aktuellen demographischen Verhalten von Migranten wesentlich, um zukünftige Lebenserwartung/Verweildauer in Gesundheit sowie soziodemographische Zusammensetzung ableiten zu können. -> besonderes Interesse der Träger der Sozialversicherungen, Wissenschaft und Politik.

Ergebnisse bisheriger Studien - Sterblichkeit bei Ausländern im Säuglings-, Kleinkind- und Teenageralter höher - ab Alter 16 bei Deutschen höhere Sterblichkeit - ab Alter 65 deutlich höhere Mortalität bei Deutschen -> differentielle Mortalitätsanalysen unter Berücksichtigung des Migrationsstatus aufgrund fehlender geeigneter Datenquellen noch nicht umfassend präsentiert

Projekt Mortalität und Morbidität von Migranten in Deutschland -> Analyse der unverzerrten Sterblichkeit nach Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Migrationshintergrund, Aufenthaltsdauer, Aufenthaltsstatus, sozialer Status etc. Unter Verwendung mehrerer Datengrundlagen: - Amtliche Statistik - Ausländerzentralregister (AZR) - Gesetzliche Rentenversicherung (GRV)

Amtliche Statistik -> Notwendigkeit weiterer Datengrundlagen Vorteile: - Zeitreihe seit 1970 - Todesursachenanalyse Nachteile: - Analysen nach Migrantengruppen nicht möglich - in höheren Altersstufen starke Verzerrungen durch unterlassene Abmeldungen bei Fortzug - fehlende Sterbefälle von in Dtl. registrierten Ausländern, die im Ausland verstarben

Ausländerzentralregister (AZR) Vorteile: - aufgrund Bereinigung von 2000-2004 recht valide Datenbasis - Analysen nach Migrantengruppen, Aufenthaltsdauer, Aufenthaltsstatus Nachteile: - fehlende Zeitreihe aufgrund gesetzlicher Löschfristen (5 Jahre) - in jüngeren Altersstufen verzerrt - Verzerrrungen werden mit zeitlichem Abstand zur Bereinigung wieder größer -> Notwendigkeit weiterer Datengrundlagen

Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) Vorteile: - bei 65+ sehr valide aufgrund Rentenauszahlung - Zeitreihen auswertbar ab 1994 - große Anzahl von Co-Variablen - Analysen nach Migrantengruppen, multivariate Analysen Nachteile: - selektive Verzerrungen möglich, weil: - Alter 20-65: Fehlen nicht-rentenversicherungspflichtiger Personen (Hausfrauen, Beamte, Selbständige) - Alter 65+: Fehlen von nie-rentenversicherungspflichtigen Personen

Überblick 1. Forschungsinteresse und -fragen 2. Ergebnisse 3. Zusammenfassung

Lebenserwartung 60-jähriger Männer, Amtliche Statistik, 1990-2007 29 e(60) i 27 Ausländer, amtl. Stat. 25 23 21 19 Deutsche, amtl. Stat. 17 15 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Quelle: Eigene Berechnungen mit Daten des FDZ-RV, SUFRTBN93XVST06 - SUFRTBN06XVST06, SUFRTWF94XVST06 - SUFRTWF07XVST06.

Lebenserwartung 60-jähriger Männer, Amtliche Statistik, GRV, 1990-2007 29 e(60) i 27 25 23 21 19 Ausländer, GRV Deutsche, GRV 17 15 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Quelle: Eigene Berechnungen mit Daten des FDZ-RV, SUFRTBN93XVST06 - SUFRTBN06XVST06, SUFRTWF94XVST06 - SUFRTWF07XVST06.

Lebenserwartung 60-jähriger Männer, GRV, 1990-2007 21 e(60) i 20 Deutsche, GRV 19 Ausländer, GRV 18 17 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Quelle: Eigene Berechnungen mit Daten des FDZ-RV, SUFRTBN93XVST06 - SUFRTBN06XVST06, SUFRTWF94XVST06 - SUFRTWF07XVST06.

Lebenserwartung 60-jähriger Männer, Amtliche Statistik, GRV, 1990-2007 Diskrepanz: - deutlich geringerer Bestand der ausländischen Bevölkerung (weniger Karteileichen, Rentenzahlung, pflichtgemäße Meldung bei Sterbefall) - Sterbefall im Ausland bei Wohnort in Dtl. (definitionsgemäß nicht in der amtlichen Statistik enthalten)

Ausländer, 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90-94 95%-KI-Grenze (Woolf) 1,1 Sterblichkeitsrisiken von Männern aus Ex-Jugoslawien, GRV, 1994-2007 1,8 nd x,i / n d x,dt. 1,7 Ex-Jugos., n d x, dt. = 1 1,6 2003-2007 1,5 1,4 Ex-Jugos., 1,3 1994-1998 1,2 2003-2007 Ausländer, 1,0 0,9 0,8 0,7 1994-1998 Alter Quelle: Eigene Berechnungen mit Daten des FDZ-RV, SUFRTBN93XVST06 - SUFRTBN06XVST06, SUFRTWF94XVST06 - SUFRTWF07XVST06.

Sterblichkeitsrisiken ausländischer Personen, GRV, 2003-2007 1,3 1,2 1,1 1,0 n d x, dt. = 1 Frauen, ausländisch Männer, ausländisch 0,9 0,8 0,7 0,6 Alter 20-24 30-34 40-44 50-54 60-64 70-74 80-84 90-94 Quelle: Eigene Berechnungen mit Daten des FDZ-RV, SUFAKVS04XVSBB bis SUFAKVS07XVSBB und FDZ-RV, SUFRTBN93XVST06 - SUFRTBN06XVST06, SUFRTWF94XVST06 - SUFRTWF07XVST06.

Multivariate Analysen (GRV) - sterblichkeitserhöhender Effekt des Bezugs einer Erwerbsminderungsrente mit damit verbundenem schlechteren Gesundheitszustand bei Migranten etwas stärker als bei Deutschen - Sozial bedingte Sterblichkeit bei Migrantinnen und Migranten geringer (Proxy: Ausbildungsstand)

Zusammenfassung Ältere Migrantinnen und Migranten: - Aus vgl. Analysen mit amtl. Statistik, AZR GRV ergeben sich: - Mortalität erwachsener Ausländer geringer, klassischer Healthy Migrant-Effect - Übersterblichkeit der älteren deutschen Bevölkerung gegenüber der ausländischen Bevölkerung seit 1994 - seit 2002 Übersterblichkeit der ausländischen Bevölkerung - Neubildungen stellen bei ausländischen Personen die Mehrheit aller Sterbefälle (Zunahme von 1980 bis 2008 um ca. 30%) - Eine vermutete höhere Sterblichkeit ausländischer Personen an bestimmten Todesursachen konnte nicht bestätigt werden

Zusammenfassung Mortalität II: - Personen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien bereits seit 1994 ungünstige Sterblichkeitswerte - Ausländische Personen, die lange in Deutschland aufhältig sind bzw. sogar in Dtl. geboren, zeigen überdurchschnittliche Sterblichkeit - Aufenthaltsstatus bedingte Sterblichkeitsunterschiede existieren Multivariate Analysen: - Vorheriger Bezug einer Erwerbsminderungsrente bewirkt deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko - sozial bedingte Sterblichkeitsunterschiede geringer als bei Deutschen

Vielen Dank Weitere Informationen: martin.kohls@bamf.bund.de und www.bamf.de/forschung und www.weltbevoelkerung.org