Ampferbekämpfung durch Schafbeweidung

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Transkript:

Landinfo 3/6 Dr. Gottfried Briemle und Karin Rück, LVVG Aulendorf Ampferbekämpfung durch Schafbeweidung - Ergebnisse aus einem 5jährigen Freilandversuch Der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) zählt zu den hartnäckigsten Grünland-Unkräutern. Besonders stark breitet sich dieses Unkraut auf ungepflegten Weiden, aber auch auf intensiv bewirtschafteten, dann meist stark begüllten Wirtschaftsgrünland-Flächen aus. Seine Bekämpfung verursacht wegen der besonderen Fähigkeit, Reservestoffe im tiefreichenden Wurzelstock zu speichern, einen hohen Zeit- und Kostenaufwand. Die Art gilt zwar nicht als Giftpflanze, ist aber aufgrund ihrer hohen Vitalität ein lästiger Platzräuber, der wegen seiner Inhaltsstoffe vom Nutzvieh gemieden wird. Der Ampfer ist ein Lichtkeimer. Seine bis zu. Samen pro Individuum sind sehr hartschalig und können daher jahrzehntelang im Boden keimfähig überdauern. Aus seinem Vorrat an Reservestoffen im tiefreichenden Wurzelstock treibt der Ampfer nach Schnittnutzungen immer wieder aus und zwar zumeist schneller als seine Konkurrenten in der Grasnarbe. Der Stumpfblättrige Ampfer vermehrt sich fast ausschließlich generativ (Samen- Unkraut). Er gilt schon dann als bekämpfungswürdig, wenn ein Ertragsanteil von 5 % erreicht ist, was Pflanze pro qm entspricht (ELSÄSSER, ). Es versteht sich von selbst, dass dieses lästige Unkraut auch die Ertragsleistung der Bestände reduziert. Die Bekämpfung muss in erster Linie darauf abzielen, bereits einer beginnenden Verunkrautung zu wehren. Integrierende Bekämpfung setzt an der Erhaltung intakter und dichter Grasnarben an. Unter anderem zählen hierzu: Vermeidung zu hoher Güllegaben, Vermeidung von Fahrspuren und Geilstellen und Übersaat in Bestandeslücken. Am besten ist es, die Pflanzen nie blühen oder gar fruchten zu lassen, gleichzeitig aber konkurrenzstarke Futtergräser zu fördern. Freilich könnte man das lästige Unkraut sowohl mit Totalherbizi- Unter Mitarbeit von Klaus Laux, Eberhard Sigloch und Elke Weidinger den als auch mit selektiven Herbiziden abtöten. Nach neueren Bestimmungen der Agrar- Umweltprogrammen der Bundesländer - wie z. B. des baden- württembergischen MEKA - ist jedoch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Durchführung von chemischen Pflanzenschutz- Maßnahmen stark reglementiert. Da in der ökologischen Landwirtschaft Herbizide zur Ampferbekämpfung ebenfalls nicht in Frage kommen, bleibt als alleinige Möglichkeit das Ausstechen mit speziellen Ampferstechern (ELSÄSSER, ). Abbildung : Lothar NITSCHE (Zierenberg) und Eberhard FRITZ (Böhmenkirch) beobachteten, dass jüngere Blätter des Ampfers von Schafen weit stärker verbissen werden, als ausgewachsene. Durch eine vorgezogene Beweidung ließ sich dieser Platzräuber binnen weniger e aus den Weiden entfernen. In einem 5jährigen Weideversuch mit Schafen wurde diesem Hinweis nun nachgegangen und getestet, Der Stumpfblättrige Ampfer als Samen-Unkraut wird durch die breiten, ausladenden Blätter zum gefürchteten Platzräuber im Wirtschaftsgrünland ob sich diese Problempflanze in einem jüngeren phänologischen Stadium (Blattlänge < 5 cm) schneller verdrängen lässt, als in älterem (5- cm). Hierfür wurde im Frühjahr des es auf einer mit Ampfer verunkrauteten Schafweide der LVVG ein Versuch eingerichtet, bei dem die Auswirkung eines zeitlich vorgezogenen

Landinfo 3/6 Weideauftriebs (Koppel ) mit dem eines üblichen (Koppel ) verglichen werden sollte (siehe Abb. 3). Der Versuchsstandort zeichnet sich durch 66 m Meereshöhe, einer mittleren jährlichen Niederschlagssumme von 85 mm sowie einer mittleren estemperatur von 8,3 C aus. Die Vegetationszeit dauert -7 Tage. Die Wärmestufe nach ELLENBERG (956) ist 5, also mäßig warm. Die Versuchsfläche ist leicht nach Süden geneigt. Der Bodentyp ist eine relativ tief entkalkte, mittelgründige Pseudogley-Parabraunerde. Die Phosphor- und Kaliumwerte befinden sich in der Gehaltsklasse B bzw. C, die Magnesiumwerte in Gehaltsklasse C bzw. D. Die aus dem Pflanzenbestand abgeleiteten ökologischen Wertzahlen nach EL- LENBERG et al. (99) bzw. KLAPP et al. (953) zeigen sich wie folgt: Feuchtezahl (F): 5,4 = frisch; Reaktionszahl (R): 6, = schwach sauer; Nährstoffzahl (N): 6,5 = nährstoffreich; Futterwertzahl (WZ): 5,8 = mittlerer Futterwert. Auf eine mineralische Ergänzungsdüngung wurde aufgrund der Ergebnisse einer Düngeberechnung verzichtet. Die Rahmenbedingungen für den Weideversuch stellten sich wie folgt dar: Nutzungen: 6 pro (bei einer Aufwuchshöhe von 5- cm) Ertragserwartung: dt TM/ha abzüglich Weiderest: 8 dt TM/ha netto Bedarf pro Mutterschaf (MS) + Nachzucht (NZ):,3 kg TM/Tag Besatzzeit bei Hauptnutzung: ½ bis Tage Besatzdichte: 5 Mutterschafe + Nachzucht Abbildung : Abbildung 3: Eine durch Selektion vom Ampfer beherrschte Rinderweide Versuchsanlage auf einem Weidekoppel-Abschnitt der LVVG Aulendorf. Die Dauerquadrate (Auszählungsflächen) waren im besonders ampferreich

Landinfo 3/6 Koppel = Versuchsfläche mit Vorbeweidung Sobald die Ampferpflanzen im Frühjahr eine Wuchshöhe von etwa cm und eine Blattlänge von -5 cm erreicht hatten, wurde hier bis halbe Tage lang also nur ganz kurz vorab beweidet. Damit sollte die Verbiss-Akzeptanz am Ampfer überprüft werden. Die nachfolgende Hauptbeweidung erfolgte dann, wenn der Pflanzenbestand ca. 5 bis cm Höhe erreicht hatte. Anzahl ± Standardabweichung 6 4 8 6 4 3 4 5 Koppel = Kontrollfläche ohne Vorbeweidung Hier entfiel die Vorbeweidung. Eine Nutzung fand lediglich zur normalen Weidereife statt, nämlich dann, wenn der Pflanzenbestand eine Wuchshöhe von etwa 5 bis cm erreicht hatte (= Hauptbeweidung). Weidepflege Am Ende der Weidesaison erfolgte eine Nachmahd. Hierbei wurde der überständige Aufwuchs abgemäht, jedoch nicht von der Fläche entfernt. Damit sollte eine zusätzliche Verbreitung von Ampfersamen verhindert werden. Ergebnisse Abbildung 4: Rückgang der Ampferpflanzen im Laufe von 5 en. Var. = mit Vorbeweidung; Var. = ohne Vorbeweidung Sowohl auf der Kontroll-, als auch auf der Versuchsfläche ist die Zahl der Ampferpflanzen stark zurückgegangen. Das bedeutet, dass die während 5 en plan- und regelmäßig durchgeführte Schafbeweidung generell zu einer Abnahme der Ampferpflanzen geführt hat. Die Abbildung 4 veranschaulicht den noch rascheren Rückgang in der. Dennoch gilt er nach den strengen Regeln der Statistik (mit der Erfordernis von mindestens 95 % Wahrscheinlichkeit) als nicht gesichert. Im wurden auf der Versuchsfläche ( ) pro Dauerquadrat durchschnittlich 54 Pflanzen gezählt, auf der Kontrollfläche ( ) im Schnitt 3. Diese Anzahl ging 5 e später auf 8 Ampferexemplare auf der Versuchs- und 3 auf der Kontrollfläche zurück. Die Abbildung 5 stellt die absolute Abnahme der ausgezählten Individuen (Mittel aus jeweils 5 Wiederholungen) der relativen Abnahme gegenüber. Letztere verdeutlicht sehr schön den Vorbeweidungseffekt der. Dieses Ergebnis ist vor allem angesichts der Tatsache bemerkenswert, dass Schafe bei der Futteraufnahme sehr wählerisch sind, scharf selektieren und tief verbeißen. Daher bleiben oft nur giftige, bedornte oder stark behaarte Pflanzenarten auf der Fläche zurück (siehe z.b. MEIGEN, 869; GERTH, 978; SPATZ, 994; BRIEM- LE, ). Offensichtlich aber wird (auch) beim Ampfer durch häufiges Beweiden die Reservestoffeinlagerung in unterirdischen Speicherorganen so stark behindert, dass die Stauden nur mehr eine geringe Wuchskraft besitzen. Beim potentiellen Verbiss von sonst nur verschmähten Arten kommt es offenbar entscheidend auf das Wuchsstadium bzw. den phänologischen Zustand an (CANTNER, 986). Werden diese Erkenntnisse auf die Praxis übertragen, entscheidet neben einer Reihe physiologischer und morphologischer Einflussgrößen vor allem das Weidemanagement darüber, ob bestimmte Pflanzen verbissen werden oder nicht (NEFF, 996). In unserem Fall genügte wohl schon eine regelmäßige Beweidung nach. Andererseits ist sicherlich BEYER (968) zuzustimmen, wonach Problemarten nur dann angenommen werden, wenn nicht zu viele gut schmeckende Weidegräser und - kräuter zur Verfügung stehen. Dies war mit einem Bestandes- Futterwert von 5,7 welcher lediglich dem Niveau von Glatthaferwiesen und Fuchsschwanzwiesen entspricht, wohl noch nicht erreicht. 3

Landinfo 3/6 absolut 9 8 7 6 5 4 3 relativ % 8 6 4 3 4 5 3 4 5 Abbildung 5: Abnahme der Ampferzahlen absolut (links) und relativ (rechts). = mit Vorbeweidung, = ohne diese. Beim Pflanzenbestand der beiden Koppeln handelt es sich um eine untergrasreiche Weidelgras- Weißkleeweide (Lolio- Cynosuretum), bei der die Gewöhnliche Rispe (Poa trivialis) an die Stelle des im Alpenvorland seltenen Kammgrases (Cynosurus cristatus) tritt. Parallel zur Ampfer-Auszählung wurde auf den Dauerquadraten einmal im eine vollständige Bestandsaufnahme durchgeführt. Profitiert von der Vorbeweidung haben danach insgesamt gesehen die grasartigen Pflanzen und innerhalb dieser Gruppe wiederum die Weiche Trespe (Bromus mollis) und das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne). Einbußen hingegen erlitt die Gewöhnliche Rispe (Poa trivialis). 4 Mit Ausnahme des Gänseblümchens (Bellis perennis) schadete die vorgezogene Beweidung den Krautartigen, allen voran dem Weißklee (Trifolium repens), dem Ampfer (Rumex obtusifolius) und dem Löwenzahn (Taraxacum officinale). Statistisch gesichert im nvergleich konnte sich aber nur die Trespe als einjährige Art ausbreiten, wohl als Folge von Bodenverletzung und Narbenschädigung und damit fehlender Konkurrenz durch andere Bestandesglieder (vergl. HOCHBERG, 985). Die stete Zunahme dieser Grasart auf beiden n ist bemerkenswert, zumal sie auf Rinderweiden als nicht weidefest gilt. Da es sich aber um eine stark behaarte Pflanze mit einem geringen Futterwert (WZ 3) handelt, wurde sie wohl angesichts des übrigen Futterangebots mit allein 3 % Deutschem Weidelgras von den Tieren gemieden. Dennoch zeigt die relativ starke Präsenz der Trespe in der vorbeweideten, dass sich die Grasnarbe unter diesem Weideregime unter erhöhtem Stress befand. Dies ist auch an der rückläufigen Rispe erkennbar, die mit ihrem besseren Futterwert (Wertzahl 7) offenbar gern angenommen wurde, in der Regenerationsfähigkeit mit dem Weidelgras aber nicht mithalten konnte. Die generelle Abnahme des Ampfers und der nicht gesicherte Unterschied zwischen der zeitlich auseinanderliegenden Beweidung lassen vermuten, dass auch andere Gründe für den Rückgang dieser Pflanze verantwortlich sind. Es konnte eine sinkende N-Zahl sowohl zwischen den beiden n als auch zwischen den en festgestellt werden. Signifikant war jedoch nur die Abnahme (von 6,6 im auf 6,4 im 5) zwischen den en. Obwohl statistisch abgesichert, handelt es sich hierbei noch nicht um eine Ausmagerung des Bodens im Sinne der Grünlandökologie. Denn nach wie vor kennzeichnet dieser Trophiezustand Weidelgras-Weißkleeweiden bzw. Vielschnittwiesen, die in ihrer Bestandes-N-Zahl zwischen 6, und 7,4 liegen (vergl. BRIEMLE, 997). Die Zahlen deuten lediglich darauf hin, dass die auf den Koppeln zurückgelassenen Exkremente den Nährstoff-Entzug durch Beweidung nicht ganz ausgleichen konnten. Wie die weitere Analyse ergab, besteht - trotz leichten Nährstoffdefizits - zwischen sinkender N-Zahl und dem Rückgang der ausgezählten Ampferpflanzen kein ursächlicher Zusammenhang. Gleiches gilt im Übrigen für Witterung und Niederschlagsverhalten. Demgegenüber besteht aber eine Korrelation zwischen Zeitfaktor und Ampferzahlen mit einem Bestimmtheitsmaß von immerhin 47 %. Dies lässt eindeutig den Schluss zu, dass allein der Verbiss durch die Schafe die Vitalität dieses Unkrautes so stark reduzierte, dass die Pflanze in Folge fast vollständig von der Fläche verschwand.

Landinfo 3/6 ELLENBERG, H., H. WEBER, R. DÜLL, V. WIRTH, W. WERNER & D. PAULISSEN (99): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. - Scripta Geobotanica 8,.Aufl.: 58 S., Göttingen. ELSÄSSER, M., (): Stumpfblättriger Ampfer. Biologie, Vermeidung, Bekämpfung. - Merkblätter für die umweltgerechte Landbewirtschaftung Nr. ; Hrsg.: Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Baden-Württ. Bild : Zusammenfassung Schafherde auf ampferfreier Koppel (Foto: Dr. Jilg) Im jungen Zustand wird der Stumpfblättrige Ampfer von Schafen stark verbissen, wodurch sich dieser Platzräuber binnen weniger e aus einer Weide entfernen lässt. In einem 5jährigen Weideversuch mit Schafen wurde getestet, ob sich diese Problempflanze in einem jüngeren phänologischen Stadium (Blattlänge < 5 cm) schneller verdrängen lässt, als in älterem (5- cm). Dies ist zwar der Fall, doch statistisch nicht gesichert. Denn auch eine konsequente Beweidung bei einer mittleren Bestandeshöhe von cm genügte, um dieses Unkraut weitgehend aus der Fläche zu entfernen. Dieses Ziel wurde erreicht mit einer Besatzstärke von umgerechnet 43 Schafen/ha bei jährlich durchschnittlich 7 Weidetagen à 8,6 Stunden Weidezeit. Über Bioindikation (Zeigerwerte) war zwar eine leichte Ausmagerung des Bodens festzustellen; diese stand aber nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Verschwinden des Ampfers. Somit ist der Rückgang allein auf den scharfen Schafverbiss zurückzuführen. Zitierte Literatur BEYER, H. (968): Versuche zur Erhaltung von Heideflächen durch Heidschnucken im Naturschutzgebiet "Heiliges Meer". - Natur und Heimat 8.Jg., H.4: 45-49. BRIEMLE, G. (997): Möglichkeiten der Integration extensiv genutzter Wiesen und Weiden in die moderne Landwirtschaft. - Kongressdokumentation "Wiesen und Weiden" Hrsg.: Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn 997: 75-95. BRIEMLE, G. (): Strategien zur Adlerfarn-Bekämpfung. - Landinfo Nr.: -7, Schwäbisch Gmünd. CANTNER, E. (986): "Schwarzgesichter" für die Landschaftspflege. - WWL 46:. ELLENBERG, H. (956): Wuchsklimakarte von Südwestdeutschland M. :, nördlicher und südlicher Teil. - Reise- und Verkehrsverlag Stuttgart. GERTH, H. (978): Wirkungen einiger Landschaftspflegeverfahren auf die Pflanzenbestände und Möglichkeiten der Schafweide auf feuchten Grünlandbrachen. - Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades des Fachbereiches Agrarwissenschaften der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel, S. 5. HOCHBERG, H. (985): Erfahrungen und Ergebnisse zur Schafweide auf Mittelgebirgsgrasland. - Tierzucht 39/7:3-33. KLAPP, E., P. BOEKER, F. KÖNIG & A. STÄHLIN (953): Wertzahlen der Grünlandpflanzen. - Das Grünland /53: 38-4, Schaper-Verlag, Hannover. MEIGEN, F. (896): Die Besiedlung der Reblausherde in der Provinz Sachsen. Botanische bücher,. Band: -57. NEFF, R. (996): Feuchtgrünland und seine Pflege. - Hessische Landwirtschaftliche Lehr- und Forschungsanstalt Grünlandwirtschaft und Landschaftspflege Eichhof, Bad Hersfeld S. -6. SPATZ, G. (994): Die Schafweide als Lebensraum; Betrachtung unter weidewirtschaftlichen Aspekten. - Dt. Schafzucht : 54-543. Hinweis Der vollständige, -seitige Versuchsbericht kann gegen Ersatz der Porto- und Kopierkosten bei der LVVG angefordert werden. 5