Offenlegung potentieller Interessenkonflikte

Ähnliche Dokumente
ASCO-Spezial: Neue Leitlinien 2007

Tumor und Thrombose. Referat

Update NOAC 2018: welches, wann, wie lange? PD Dr med E. Bächli Departement Medizinische Disziplinen

Konsequenzen der neuen Leitlinien zur Thromboseprophylaxe und Therapie für die Onkologie/Hämatologie. Florian Langer & Carsten Bokemeyer

Antikoagulation bei Tumorpatienten

Intensivkurs Pneumologie 17. Juni 2016 Bonn Lungenembolie - Praktisches Assessment, Guidelines, Therapien

VENENTHROMBOSE: AKUTBEHANDLUNG UND SEKUNDÄRPROPHYLAXE

Onkologie Wer braucht Thromboseprophylaxe?

tumorassoziierte venöse Thromboembolien

Thromboseprophylaxe mit NMH auf der Intensivstation und Niereninsuffizienz Was muss ich beachten?

Thromboembolische Komplikationen bei hämatologischen und onkologischen Patienten

Internistische Patienten: Risikostratifizierung und Thromboseprophylaxe

Rivaroxaban zur Prophylaxe und Therapie von Thromboembolien: überzeugendes Nutzen-Risiko-Profil

Thromboseprophylaxe bei Thrombozytopenie: Wie geht das? Sirak Petros Interdisziplinäre Internistische Intensivmedizin Zentrum für Hämostaseologie

INRswiss Tag DOAK. Aktueller Stand

Dossierbewertung A14-28 Version 1.0 Apixaban (neues Anwendungsgebiet) Nutzenbewertung gemäß 35a SGB V

Risikostratifizierung und Thromboseprophylaxe mit Dalteparin bei Schwangeren

Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für f. SYNCHRONOUS Trial

DGTI Hämostaseologie und Hämotherapie Management THROMBOPHILIE. B. Kemkes-Matthes ZTH, Interdisziplinärer Schwerpunkt für Hämostaseologie

Ulf Brunnemer. 58. Unfallseminar, 06. Dezember Klinik für Unfallchirurgie Prof. Dr. C. Krettek, FRACS

Womit haben wir es eigentlich zu tun?


Antikoagulantien. Dieser Patient wird behandelt mit. Präparat: Straße und Hausnr.: Wohnort:

Wachstumsfaktoren bei hämatologischen Ek Erkrankungenk Relevanz aktueller Leitlinien

Gerinnungshemmung für die Praxis

Ein einfacher Prognoseindex zur Vorhersage von ZVK- Infektionen bei Patienten mit hämatologischen Malignomen (CIPS-H)

Autoimmunerkrankungen machen generell anfällig für Lungenembolien (OR von 6,3 im ersten Jahr nach Diagnosestellung). Ein besonders hohes

Warfarin versus NMH bei Krebspatienten

Gerinnungsprobleme in der Hausarztpraxis Antikoagulation bei onkologischen Patienten

Thrombose und Krebs - Was tun? Mai 2016

Oraler direkter Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban Fortschritte durch orale, direkte Faktor-Xa-Inhibition mit Rivaroxaban

Antikoagulation und Thrombozytenaggregationshemmung

Ärztliche Behandlung von Krebserkrankten. Univ.-Prof. Dr. Martin Schuler Innere Klinik (Tumorforschung)

Die Bedeutung von Dalteparin für Krebspatienten mit venösen thromboembolischen Ereignissen

Update 2017: Behandlung tumorassoziierter Thromboembolien

Antikoagulation und Niere Was sagen die Guidelines und Studien?

Mit Hilfe: i Thromboseanamnese i Thrombophilen Risikofaktoren

ANDREAS TIEDE ZENTRUM INNERE MEDIZIN KLINIK FÜR HÄMATOLOGIE, HÄMOSTASEOLOGIE, ONKOLOGIE UND STAMMZELLTRANSPLANTATION

Vit-K-Antagonisten, Heparine, Plättchenhemmer rund um die operative Medizin, insbesondere unter dem Aspekt der Dialyseshuntchirurgie

Antikoagulation in besonderen Situationen -Das perioperative Management-

Just in time -Thrombose prophy laxe in der orthopädischen Chirurgie

Studienbeginn als auch bei Patienten mit zu Studienbeginn diagnostizierter Lungenembolie. 1

Dauer der Antikoagulation Hilfen zur Entscheidungsfindung

Indikationen bei NOAKs: nach Vorhofflimmern, venösen Thromboembolien und bei KHK/Atherosklerose

Gerinnungsmanagement und perioperative Verweildauer

Blutgerinnungsmanagement aus der Sicht des Gerinnungsexperten

Thrombosen bei Tumorpatienten

Kontroverse bei borderline resektablem Pankreas-Ca: Pro direkte chirurgische Intervention

Immuntherapien für Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen

internationalen SAiL Studie, in der die Sicherheit und Wirksamkeit des VEGF Antikörpers in der täglichen Routine analysiert werden.

THROMBOPHILIEABKLÄRUNG IM UMBRUCH

Schlaganfall &Thrombosen im Kindesalter: Was der Pädiater wissen sollte

Tumorassoziierte venöse Thromboembolien

Leitliniengerechte Therapie bei metastasiertem kolorektalem Karzinom

Tumorassoziierte venöse Thromboembolien

Therapie metastasierter Hodentumoren

Die Beinvenenthrombose Eine klinische Herausforderung im Praxisalltag

Onkologie im Alter. Alter und Inzidenz von Krebserkrankungen

Venenthrombose. Daniel Staub Angiologie. Dimitrios Tsakiris Hämostasiologie

Thrombose. Nina Dressler

Differentialtherapie der tiefen Venenthrombose

vascular care Niedermolekulare Heparine im Trend Neue Antikoagulanzien neue Probleme?

Zielgerichtete Therapie bei tiefer Venenthrombose und Lungenembolie

Die Lungenembolie im Jahre Leitlinie und praktische Behandlungsrealität

Herausforderungen in der individualisierten Therapie beim mcrc

Langzeitanwendung von niedermolekularen Heparinen

Originalarbeit: James et al., N Engl J Med 2012; 366:

Wirksamkeit und Sicherheit von Thalidomid in der primären Therapie des multiplen Myeloms

Hämostaselogie Update 2016 Frankfurt am Main

Gerinnungsstörungen in der Praxis. Dr. med. E. Bächli

Beschluss vom: 21. Januar 2016 gültig bis: unbefristet In Kraft getreten am: 21. Januar 2016 BAnz AT B4

Individualisierte Therapieentscheidung Aktueller Stand aus klinischer Sicht

Therapie der älteren Patientin

Erster oraler, direkter Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban auch in der Langzeitanwendung wirksam

Inhalt Aktuelle Publikationen...1. Thromboembolieprophylaxe...1 Aktuelles: Arzneimittel...3

Update Antikoagulation

Verlängerte Sekundärprophylaxe venöser Thromboembolien Headlineund spezielle Patientengruppen

Kardio-Onkologie Prof. C. Tschöpe Charite

Kurt A. Jäger Angiologie

# $( Der rote Streifen wandert nach oben.

vascular care Bridging mit NMH bei OAK- Patienten Niedermolekulare Heparine im Trend Thromboseprophylaxe bei internistischen Patienten

Sekundärprophylaxe nach spontaner venöser Thromboembolie Vorgehen nach Guidelines. Sabine Eichinger

Medikamentöse Thromboseprophylaxe Bedeutung der DOAKs

Antikoagulation bei Vorhofflimmern

Bisphosphonate und der RANKL-Antikörper Denosumab

UFH vs. NMH als Antikoagulation von Intensivpatienten: Pro NMH

Rehabilitationsmedizinische Behandlungsansätze: Kognitive Dysfunktion

Spezielle Situationen beim Mammakarzinom

Blutverdünnung mit Rivaroxaban. und anderen direkten oralen Antikoagulantien

Thrombosemanagement mit NMH Wichtiges worauf Sie achten sollten

Tumor und Thrombose. Sabine Ziemer Charíté, CCM Berlin

Vorhofflimmern Alte und Neue Konzepte zur Schlaganfallprävention

Verlängerte Sekundärprophylaxe venöser Thromboembolien Headlineund spezielle Patientengruppen

DGHO 2010 Geriatrische Onkologie

ANDREAS TIEDE ZENTRUM INNERE MEDIZIN KLINIK FÜR HÄMATOLOGIE, HÄMOSTASEOLOGIE, ONKOLOGIE UND STAMMZELLTRANSPLANTATION

Bakterielle Infektionen und Pneumocystis jirovecii Pneumonie - Prophylaxe

Transkript:

Offenlegung potentieller Interessenkonflikte 1. Anstellungsverhältnis oder Führungsposition keine 2. Beratungstätigkeit keine 3. Aktienbesitz keiner 4. Honorare Novartis 5. Finanzierung wissenschaftlicher Untersuchungen keine 6. Gutachtertätigkeit keine 7. Andere finanzielle Beziehungen keine

Konsequenzen der neuen Leitlinien zur Thromboseprophylaxe und Therapie für die Onkologie/Hämatologie Dr. med. Florian Langer Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer II. Medizinische Klinik und Poliklinik Onkologie, Hämatologie und KMT mit der Sektion Pneumologie ausgezeichnet und gefördert durch die Deutsche Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum

Tumor und Thrombose Armand Trousseau 1801-1867 Theodor Billroth 1829-1894

Tumorbiologie, Hämostase und Entzündung Proliferation Migration Invasion Angiogenese Metastasierung Tumor Gerinnung VTE und LAE DIC Fibrino(geno)lyse Trousseau-Syndrom D-Dimer Entzündung VTE LAE DIC CRP Venöse Thromboembolie Lungenarterienembolie Disseminierte intravasale Gerinnung C-reaktives Protein Akutphasereaktion CRP und Fibrinogen Zytokine (TNF-α + IL-1) Makrophagen

TF-abhängige zelluläre Signaltransduktion Angiogenese Primäres Tumorwachstum Metastasierung TF VIIa TF VIIa Xa IIa Fibrin PAR-2 PAR-1/PAR-2 PAR-1/PAR-4 PAR Protease-aktivierbarer Rezeptor Ruf & Müller. Semin Thromb Hemost 2006

Pathogenese der VTE: Virchow-Trias Blutfluss Kompressions- Syndrome Immobilität Tumorassoziierte VTE Blutfaktoren Gefäßwand Akutphasereaktion Intravaskulärer Tissue Factor Endothelschädigung Entzündung Rudolf Virchow 1821-1902 VTE Venöse Thromboembolie

Zelluläre und molekulare Mechanismen Varki. Blood 2007

Molekulare Onkogenese und Blutgerinnung RAS EGFR PML-RARα MET PTEN P53 Mikropartikel TF PAI-1 COX-2 etc. TF Angiogenese Angiogenese (Gefäßumbau) (Gefäßumbau) Koagulopathie Koagulopathie (Trousseau-Syndrom) Metastasierung Metastasierung (Zellüberleben) (Zellüberleben) Tumormasse Hypoxie Entzündung Tumorwachstum Tumorwachstum (Migration, (Migration, Invasion) Invasion) Rak et al. Cancer Res 2006

Tumorlokalisationen mit hohem VTE-Risiko Klinisches Stadium Häufigkeit des Tumors Histologie Zeitpunkt der Diagnose Svendsen et al. J Clin Pathol 1989

Multifaktorielle Ätiopathogenese der VTE Alter >40 Jahre Malignome Positive Anamnese Immobilität Operationen Verletzungen Übergewicht Rauchen Internistische Erkrankungen Östrogene Schwangerschaft Wochenbett Antiphospholipidsyndrom Angeborene Thrombophilie Hämatologische Erkrankungen Chemotherapie Hormontherapie Wachstumsfaktoren Steroide Antiangiogene Therapie Zentrale Venenkatheter Operationen Thalidomid Lenalidomid VEGF-Antikörper

Fallbeispiel 1 VTE-Prophylaxe in der Tumorchirurgie Bei einem 65-jährigen übergewichtigen Patienten mit einem stenosierenden Kolonkarzinom und diffuser hepatischer Metastasierung wird die Indikation zur palliativen Hemikolektomie gestellt. Wie und wie lange sollte eine perioperative VTE-Prophylaxe erfolgen?

Tumorchirurgie und VTE-Risiko Signifikant erhöhtes VTE-Risiko gegenüber vergleichbaren Eingriffen aus anderer Indikation (OR=6,7) - Distale TBVT 40-80% - Proximale TBVT 10-12% - Symptomatische LAE 4-10% - Tödliche LAE 1-5% VTE-Risiko bis 6 Wochen nach OP um das 92-fache erhöht OR TBVT LAE Methoden der Thromboseprophylaxe - Mechanisch: Kompressionsstrümpfe Intermittierende pneumatische Kompression - Pharmakologisch: Unfraktioniertes Heparin (UFH) Niedermolekulares Heparin (NMH) Odds Ratio Tiefe Beinvenenthrombose Lungenarterienembolie

Rolle von NMH in der Tumorchirurgie Niedrig dosiertes UFH (2-3 x 5.000 IE) senkt perioperative VTE-Rate und Mortalität Collins et al. 1988 Kein Unterschied in der Rate von postoperativen tödlichen LAE zwischen Certoparin 3.000 IE Anti-FXa und niedrig dosiertem UFH (27% Krebspatienten) Haas et al. 2005 5.000 IE Anti-FXa Dalteparin für 7-10 Tage postoperativ effektiver als 2.500 IE bei tumorchirurgischen Patienten mit hohem VTE-Risiko (8,5 vs. 14,9%) Bergqvist et al. 1995 NMH <3.400 IE Anti-FXa sicherer als niedrig dosiertes UFH bei vergleichbarer Effektivität; höhere Dosen effektiver, aber weniger sicher Mismetti et al. 2001

Standard- vs. prolongierte NMH-Prophylaxe Metaanalyse von 1104 Patienten mit größeren abdominellen Eingriffen (Tumorchirurgie in 70,6% der Fälle) Bottaro et al. 2008 Häufigkeit (%) 16 14 12 10 8 6 4 2 0 RR=0,44 RR=0,46 7-10 Tage 21-28 Tage RR=0,24 VTE TBVT TBVT proximal Prolongierte Heparinprophylaxe ( 21 Tage) bei Patienten mit besonders hohem VTE-Risiko (ASCO/ESMO/ACCP-Leitlinien)

Fallbeispiel 2 VTE-Prophylaxe in der internistischen Onkologie Stationäre Behandlungsindikation Ein 53-jähriger Patienten mit Pleuramesotheliom und akuter Verschlechterung des Allgemeinzustands wird zur supportiven Therapie stationär aufgenommen. Ist eine medikamentöse VTE-Prophylaxe indiziert?

VTE-Primärprophylaxe bei stationär behandelten internistischen Tumorpatienten Keine Evidenz aus randomisierten Studien verfügbar! Extrapolation aus Studien zur VTE-Primärprophylaxe mit variablem Anteil onkologischer Patienten - MEDENOX (12,4%): RR 0,37 mit 40 mg Enoxaparin - PREVENT (5,1%): RR 0,55 mit 5.000 IE Anti-FXa Dalteparin - ARTEMIS (15,4%): RR 0,47 mit 2,5 mg Fondaparinux - CERTIFY (8,4%): 3.000 IE Anti-FXa Certoparin Empfehlung zur medikamentösen VTE-Prophylaxe bei Tumorpatienten mit stationärer Behandlungsindikation (ASCO/ESMO/ACCP-Leitlinien) RR Relatives Risiko

Fallbeispiel 3 VTE-Prophylaxe in der internistischen Onkologie Ambulante Chemotherapie Bei einer 68-jährigen Patientin mit rezidiviertem Harnblasenkarzinom und großer LK-Metastase im Becken soll eine systemische Chemotherapie mit Cisplatin und Gemcitabin eingeleitet werden. Aufgrund schlechter peripherer Venenverhältnisse ist die Implantation eines Portsystems erforderlich. Bei Erstdiagnose vor vier Jahren hatte die Patientin eine perioperative Lungenarterienembolie erlitten. Ist über die Dauer der Chemotherapie eine medikamentöse VTE- Prophylaxe indiziert?

VKA: Warfarin 1 mg oder INR 1,5-2,0 - Metastasiertes Mammakarzinom (n=311): 1,0 vs. 4,4% Levine et al. 1994 - ZVK (n=255): 4,6 vs. 4,0% Couban et al. 2005 VTE-Primärprophylaxe bei ambulant behandelten Tumorpatienten? - ZVK (n=1590): 6,0 vs. 6,0% (3,0 vs. 7,0%) Young et al. 2009 nur INR-adjustierte Dosis effektiv (Blutungsrisiko erhöht!) NMH: Certoparin 3.000 IE Anti-Xa - Metastasiertes Mammakarzinom (n=353): 4,0 vs. 4,0% TOPIC I - NSCLC Stadium III-IV (n=547): 4,5 vs. 8,3% TOPIC II NSCLC Stadium IV: 3,5 vs. 10,1% (P=0,03) NMH: Dalteparin 5.000 IE Anti-Xa - Malignes Gliom III-IV (n=186): 9,1 vs. 14,9% PRODIGE

Nadroparin zur VTE-Prophylaxe bei ambulant behandelten Tumorpatienten 1150 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Tumorleiden und palliativer Chemotherapie (ECOG PS 2) 2:1 Randomisation NMH (3.800 IE Anti-FXa) vs. Placebo Primärer Endpunkt: venöse oder arterielle Thromboembolie (mittlere Behandlungsdauer: 90 ± 40 Tage) Gesamtergebnis: 2,1 vs. 3,8% (RRR 47%; NNT 54; P=0,033) Bronchialkarzinom (n=279): 4,0 vs. 8,8% (NNT 23) PS RRR NNT Performance status Relative Risikoreduktion Number needed to treat Agnelli et al. Lancet Oncol 2009

Aktualisierte Metaanalyse RCTs mit VTE-Rate als primärem (n=5) oder sekundärem Endpunkt (n=2) 2960 Patienten (NMH-Prophylaxe bei 57%) 3 RCTs mit verschiedenen Tumorentitäten, jeweils 1 RCT bei Patienten mit Brust-, Lungen-, Pankreaskrebs oder Gliom IV VTE-Rate (%) 8 6 4 2 0 RR=0,54 RR=0,54 P=0,01 P=0,01 5,8% 2,8% NMH Kontrollen Blutungen (%) 5 4 3 2 1 0 RR=1,74 RR=1,74 P=0,07 P=0,07 1,8% 1,2% NMH Kontrollen RCT RR Randomisierte klinische Studie Relatives Risiko Kuderer et al. ASH 2009

ASCO/ESMO/ACCP-Leitlinien Keine Empfehlung zur routinemäßigen medikamentösen VTE-Prophylaxe bei ambulant behandelten Tumorpatienten Medikamentöse VTE-Prophylaxe bei hohem individuellen Risiko - positive Eigenanamnese - Beckentumor - Therapie mit Thalidomid oder Lenalidomid Identifikation von Hochrisikopatienten erforderlich!

Individualisiertes Risikomodell Risikofaktoren Punkte Lokalisation Primärtumor Sehr Sehr hohes Risiko Risiko (Magen, Pankreas) 2 Hohes Risiko Risiko (Lunge, Blase, Hoden, Lymphom, gynäkologisch) 1 Thrombozyten 350 350 x 10 10 3 /µl /µl 1 Hämoglobin <10 <10 g/dl g/dl oder oder ESWF 1 Leukozyten 11 11 x 10 10 3 /µl /µl 1 BMI BMI 35 35 kg/m kg/m 2 1 ESWF BMI Risiko- Kategorie (Punkte) Erythropoese-stimulierender Wachstumsfaktor Body mass index Niedriges Risiko (0) Mittleres Risiko (1-2) Hohes Risiko ( 3) Entwicklungskohorte Validierungskohorte 0 2 4 6 8 VTE-Rate (%) Khorana et al. Blood 2008

Fallbeispiel 4 Behandlung der tumorassoziierten VTE Bei einem 72-jährigen Patienten mit ossär metastasiertem Prostatakarzinom wird eine symptomatische tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose diagnostiziert. Wie sollte dieser Patient medikamentös behandelt werden?

Systemische Antikoagulation bei VTE Primärtherapie Sekundärprophylaxe 7-14 Tage 3-12 Monate Rezidiv Blutung

Trousseau-Syndrom: NMH vs. VKA CLOT-Studie: 672 Tumorpatienten mit akuter VTE Initial NMH (Dalteparin) gefolgt von VKA (INR 2-3) oder NMH für insgesamt 6 Monate Primärer Endpunkt: Symptomatische Rezidiv-VTE Sekundäre Endpunkte: Blutung + Überleben Rezidiv-VTE (%) 20 15 10 5 0 17% VKA P=0,002 9% NMH Kein Unterschied bei Blutungen (4% vs. 6%) Kein Unterschied im Überleben (61% vs. 61%) NMH VKA Niedermolekulares Heparin Vitamin K-Antagonist Lee et al. N Engl J Med 2003

Behandlung der tumorassoziierten VTE mit niedermolekularem Heparin Monate 1 2 3 4 5 6 Spontane VTE 100% OAK mit VKA (INR 2-3) CLOT- Studie 100% 75-80% OAK VKA Orale Antikoagulation Vitamin K-Antagonist

ASCO/ESMO/ACCP-Leitlinien NMH bevorzugtes Antikoagulans in Primärtherapie und Sekundärprophylaxe der tumorassoziierten VTE Ggf. Anti-FXa-Monitoring bei eingeschränkter Nierenfunktion (NMH-Akkumulation variabel - z. B. Certoparin vs. Enoxaparin) Therapie für 3-6 Monate oder dauerhaft bei hohem VTE-Risiko NMH-Dosis während der Sekundärprophylaxe unklar Antikoagulation mit VKA (INR 2-3) als Alternative in der Langzeittherapie weiterhin möglich

Fallbeispiel 5 NMH in der Tumortherapie Bei einer 42-jährigen Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom wird eine palliative Chemotherapie eingeleitet. Andere VTE-Risikofaktoren sind nicht bekannt. Sollte die Patienten NMH im Rahmen der Tumortherapie erhalten?

Effekte von NMH auf die Tumorbiologie Immunabwehr - NK-Zellaktivität Proliferation - Endothel- und Epithelzellen - Fibroblasten - Gefäßmuskelzellen Angiogenese - Thrombin + Fibrin - Hemmung von VEGF + bfgf - TF-Expression NMH Adhäsion - Hemmung von P- und L-Selektin Apoptose + Differenzierung Migration + Invasion - Hemmung von Heparinase - Blockierung von ECM-Proteinen

Lebensverlängernder Effekt von NMH? 287 Patientinnen mit gynäkologischen Malignomen Certoparin (3.000 IE Anti-FXa) oder UFH (3 x 5.000 IE) für 7 Tage postoperativ als VTE-Prophylaxe von Tempelhoff et al. Int J Oncol 2000

NMH in der Tumortherapie I (FAMOUS) 385 Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung Dalteparin (5.000 IE Anti-FXa) oder Placebo für 12 Monate Primärer Studienendpunkt: Überleben nach 1 Jahr Kakkar et al. J Clin Oncol 2004

NMH in der Tumortherapie II (MALT) 302 Patienten mit lokal fortgeschrittener oder metastasierter Tumorerkrankung Placebo oder Nadroparin für 2 Wochen in therapeutischer gefolgt von 4 Wochen in halbtherapeutischer Dosierung Klerk et al. J Clin Oncol 2005

(Potentielle) Indikationen von NMH in der Onkologie und Hämatologie Niedermolekulare Niedermolekulare Heparine Heparine Antikoagulation Antikoagulation? Tumortherapie Tumortherapie! Therapie Therapie Prophylaxe Prophylaxe! Chirurgisch Chirurgisch Internistisch Internistisch! Stationär Stationär? Ambulant Ambulant