c. A. B J E R K N E S SEIN LEBEN UND SEINE ARBEIT VON DR. V. B JERKNES PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT OSLO AUS DEM NORWEGISCHEN INS DEUTSCHE OBERTRAGEN VON ELSE WEGENER-KOPPEN MIT 31 ABBILDUNGEN UND EINEM BILDNIS BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1933
ISBN-13: 978-3-fi4.z-93876-4 DOl: 10.I007/978-3-fi4"-94,,']ti-l ALLE RECHTE VORBEHALTEN. Sm'TCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1933
Vorwort. Indem ich diese Biographie meines Vaters abschliebe, mochte ich wohl auf manches besonders aufmerksam machen und fur anderes um Entschuldigung bitten. Es ist schwierig, iiber jemanden zu schreiben, der einem selbst sowohl in verwandtschaftlicher Beziehung als auch in bezug auf seine Lebensarbeit so nahegestanden hat. Es ist auch schwer, die Arbeit eines Wissenschaftlers fur die Allgemeinheit zu schildern. Das pflegt besonders bei einem Mathematiker der Fall zu sein. In diesem Punkt hoffe ich allerdings, dab hier eine Ausnahme vorliegt. Die tragenden Ideen der Lebensarbeit von C. A. BJERKNES sind derart, dab jeder sie ohne Spezialkenntnisse verstehcn kann. Bei der Schilderung eines der Wissenschaft geweihten Lebens und der Voraussetzungen einer wissenschaftlichen Lebensarbeit mfissen einerseits Zfige der allgemeinen Entwicklung der Wissenscbaft herangezogen, andrerseits kulturbistorische und lokalgeschichtliche Bilder gezeichnet werden, die ffir unser Land charakteristisch sind. Vor allen Dingen mub die Entwicklung unserer Universitat wabrend der Zeit beleuchtet werden, in der sie schwer darum kampfte, sich aus kleinen Anfangen emporzuarbeiten. Was man von diesem verschiedenartigen Stoff und von personlichen Zfigen und Erinnerungen zu berficksichtigen hatte, dariiber konnen die Meinungen verschieden sein. Wo ich selbst im Zweifel war, habe ich das ausgewablt, wovon ich annahm, dab er dabei verweilt batte, wenn er selbst seine Erinnerungen geschrieben hatte. Dadurch bildet die Auswahl zugleich einen Beitrag zur personlichen Charakteristik. Ferner wird man sehen, dab das Bucb weniger von errungenen wissenschaftlichen Erfolgen handelt als von der Arbeit, die es kostete, sie zu erringen. Das wirft ein Streiflicht auf die ungeheure Kraftevergeudung, mit der unser Kulturleben arbeitet.
IV Die gesellschaftiichen Zustande in Verbindung mit.den Wechselfallen des Schicksals bedingen unweigerlich eine solche Krafteverschwendung. Es ist die Aufgabe der Kulturpolitik, sie auf ein MindestmaB zu beschranken, und eine Grundbedingung hierfiir ware, dab die bestimmenden Personlichkeiten nicht ganz unbekannt waren mit dem Wesen der wissenschaftlichen Arbeit und den Bedingungen, die zu Sieg oder Niederlage fuhren. Ich hoffe, dab dies Buch dazu beitragt, das Verstandnis hierfiir zu vergrobern und Sympathie fur die zu erwecken, die sich aus innerem Antrieb fur eine Arbeit opfern, die ihnen selbst keine sichtbaren Zinsen tragt, sondern nur Zinseszinsen, die den kommenden Geschlechtern zugute kommen. Oslo, im September 1925. V. BJERKNES. Vorwort zur deutschen Ausgabe. In dieser deutschen Ausgabe der Biographie meines Vaters sind gewisse kleine Anderungen vorgenommen worden. Einzelheiten, die nur norwegische Leser interessieren, sind weggelassen und dafur kleinere Erlauterungen, besonders geschichtlicher Art, hineingeflochten, die auslandischen Lesern willkommen sein diirften. Auch ist an ein paar Stellen die Diskussion wissenschaftlicher Fragen etwas weitergefiihrt worden, ohne jedoch den Charakter der Darstellung zu andern. Das Buch wendet sich deshalb nicht nur an den Fachmann im engeren Sinne, sondern auch an jeden Leser, den es interessiert, dem Arbeitsleben eines hochstrebenden Forschers zu folgen, der mit seltener Ausdauer seinem Ziel entgegenarbeitet - und dazu dies alles gegen einen doppelten Hintergrund gesehen: die bescheidenen Verhaltnisse in einem kleinen, neu sich aufbauenden Lande - und die groben Entwicklungsphasen der Physik im vorigen J ahrhundert. Oslo, im Dezember 1932. V. BJERKNES.
Inhaltsverzeichnis. Seite Die Vorfahren....... 1 Die Jugend........ 10 Auf der Universitat 1844-48 21 EULERS Briefe an eine deutsche Prinzessin 33 In der Bergwerkstadt 1848-54..... 40 Adjunktsstipendiat an der Universitat 1854-55. 67 Mit Auslandsstipendium 1855-57..... 72 Adjunktsstipendiat 1857-61. Provisorischer Lektor 1861 bis 1863. Selje................. 92 Lektor, spater Professor fur angewandte Mathematik 1863-69. Der erste Fortschritt 1868....... JIO Dbergang zur reinen Mathematik 1869......... JI9 Die Zeit von 1870-80. Der entscheidende Durchbruch 1875 126 Die elektrische Ausstellung in Paris 1881........ 150 Die Faraday-Maxwellsche Theorie...... 166 Rotierende Zylinder und ihre Analogie mit elektrischen Str6men.......... 172 Fortgesetzte Wirksamkeit nach 1882 179 Die ABEL-Biographie....... 194 SchluB.............. 206 Anhang: HOLMBOES Brief an BJERKNES tiber das Studium der Mathematik................. 216